Motivation im Studium
(Kontakt: Zoe Sander; Birgit Spinath)
Motivation ist ein wichtiger Prädiktor von Erfolg im Studium. In Studien zeigte sich allerdings, dass sich die Lern- und Leistungsmotivation im Verlauf des Studiums und auch im Verlauf eines Semesters ungünstig entwickelt. Mithilfe längsschnittlicher Untersuchungen sollen die kurz- und langfristige Entwicklung der Motivation von Studierenden sowie interindividuelle Unterschiede in dieser Entwicklung besser verstanden werden. Darauf aufbauend sollen auch mögliche Erklärungen für diese ungünstigen Entwicklungen untersucht werden. Motivationale Verluste zeigen sich zudem häufig in sinkendem akademischem Engagement und dem vorzeitigen Abbruch von Lehrveranstaltungen. Auch diese Phänomene sollen näher beleuchtet werden, um mögliche Risikogruppen von Studierenden zu identifizieren und wirksame Interventionen zu entwickeln.
Kognitive und motivationale Bedingungen des Schulerfolgs
(Kontakt: Birgit Spinath; Lorena Fleischmann)
Eine zentrale Frage der Pädagogischen Psychologie betrifft das Zusammenwirken verschiedener Faktoren bei der Erklärung von Lernerfolgen oder -misserfolgen. Z. B. haben wir bislang kein ausreichendes Verständnis für das Zusammenspiel kognitiver (z. B. Intelligenz) und motivationaler Faktoren. Auch wissen wir zu wenig darüber, welchen Quellen interindividuelle Differenzen in Lern- und Leistungsvoraussetzungen entspringen, und inwiefern uns diese Quellen Informationen über die Beeinflussbarkeit dieser Faktoren geben. Mehrere Teilprojekte der Arbeitseinheit verfolgen diese und ähnliche Fragestellungen.
Verbesserung von Hochschullehre, Lehrgestaltung und Lehrevaluation
(Kontakt: Birgit Spinath; Zoe Sander)
Die Pädagogische Psychologie beschäftigt sich mit der Optimierung von Lehr-Lern-Prozessen. Dies beinhaltet auch die Verbesserung der Lehre an Hochschulen. Zum Beispiel wird in der Vorlesung "Einführung in die Pädagogische Psychologie" aktiv Forschendes Lehren praktiziert (vgl. Spinath & Seifried, 2012; Spinath, Seifried & Eckert, 2016): Für eine Evaluation und Weiterentwicklung dieser Veranstaltung wurden und werden semesterbegleitend unterschiedliche Daten erhoben (z.B. (Vor-)Kenntnisse, motivationale Voraussetzungen und Entwicklung der Studierenden). Dadurch soll die Veranstaltung kontinuierlich verbessert werden und gleichzeitig sollen auch generalisierbare Erkenntnisse über Lehr-Lernprozesse gewonnen werden. Daher beschäftigen wir uns auch mit der generellen Frage, welche Faktoren gelungene Lehr-Lernkonzepte auszeichnen und wie gute Lehrgestaltung in unterschiedlichen Kontexten aussieht. Eng mit der Lehrgestaltung ist auch die Evaluation von Lehre verbunden. Insbesondere untersuchen wir diesbezüglich die Frage, welche Kriterien sich am besten eignen, um Lehr- und Lernerfolg und damit auch die Qualität von Lehre zu messen (Spinath & Seifried, 2018).
Minimal Interventions
(Kontakt: Heike Dietrich; Birgit Spinath)
Die Motivation von Schülerinnen und Schülern, aktiv und zuverlässig am Schulunterricht teilzunehmen und sich mit schulischen Inhalten auseinanderzusetzen, ist von ganz unterschiedlichen Einflüssen abhängig. Dazu zählen wesentlich auch Annahmen über (un-)veränderliche persönliche Eigenschaften, Überzeugungen hinsichtlich des Nutzens, den die Lerninhalte haben, sowie Vorstellungen davon, was für eine zukünftige Person man einmal sein will. Negative Selbstbilder können dabei zu dauerhaften und schwerwiegenden Beeinträchtigungen der schulischen Leistungen führen. Mit sogenannten Minimal Interventions (auch Brief Interventions oder Wise Interventions genannt) bietet die Psychologie neue Ansätze, die darauf abzielen, verschiedenen negativen psychologischen Prozessen bei Schülerinnen und Schülern entgegenzuwirken. Mit vergleichsweise geringem Aufwand soll der Lern- und Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern dauerhaft verbessert werden. Verschiedene Ansätze wurden in den USA bis zur Praxisreife entwickelt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien deuten auf ihre Wirksamkeit hin. Ziel des Vorhabens ist daher die Erprobung und Etablierung von Minimal Interventions in Deutschland. Zunächst geht es um die Frage, welche der bisher erprobten Ansätze sich besonders gut für den Einsatz in Schulen in Deutschland eignen. Auf dieser Grundlage soll ein standardisiertes Programmformat entwickelt werden, das sich einfach und kostengünstig in einer größeren Anzahl von Schulen realisieren lässt. Darüber hinaus soll erprobt werden, ob über bisherige Interventionsmethoden hinaus auch mediale Techniken, die besonders zielgruppengerecht sein sollten, effektiv eingesetzt werden können.
Motivationsentwicklung im Grundschulalter und darüber hinaus
(Kontakt: Birgit Spinath)
Verschiedene motivationale Voraussetzungen für Lern- und Leistungsverhalten, wie etwa intrinsische Motivation, Lernfreude, verändern sich im Laufe der Schulzeit bei den meisten Schülern*innen ungünstig. Das Projekt MeGa untersucht mögliche Ursachen für diesen Motivationsrückgang. Zu diesem Zweck wurden mehrere Längsschnittstudien zur Motivationsentwicklung durchgeführt, die unter anderem Variablen wie Fähigkeitsselbstwahrnehmungen, Implizite Theorien über Intelligenz und Begabung, Gewissenhaftigkeit und weiteres mehr berücksichtigen.
Talententwicklung in Schule und Studium
(Kontakt: Lorena Fleischmann)
In der Begabungsforschung herrscht mittlerweile weitgehend Konsens darüber, dass hohe allgemeine bzw. spezifische kognitive Fähigkeiten allein nicht ausreichen, um (akademische) Höchstleistungen zu erklären. Auch auch nicht-kognitive Faktoren sind für eine erfolgreiche Talententwicklung von großer Bedeutung (vgl. Gagné, 1985; Heller, 2005; Heller et al., 1994; Renzulli, 1978). Bisher ist allerdings wenig darüber bekannt, wie sich kognitive und nicht-kognitive Faktoren in der Talententwicklung gegenseitig beeinflussen und welche nicht-kognitiven Faktoren in welcher Entwicklungsphase besonders wichtig sind. Aktuelle Begabungsmodelle wie das Megamodell der Talententwicklung (Subotnik et al., 2011) oder das Integrative Talententwicklungsmodell von Preckel et al. (2020) liefern hierzu konkrete Hinweise. In frühen Entwicklungsphasen werden insbesondere Persönlichkeitsfaktoren wie Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Interessen oder ein positives Fähigkeitsselbstkonzept als zentrale Prädiktoren für eine erfolgreiche Talententwicklung angesehen, während in fortgeschrittenen Phasen vermehrt (psycho-)soziale Kompetenzen in den Vordergrund rücken. Um das Zusammenspiel von kognitiven und nicht-kognitiven Faktoren bei der Talententwicklung genauer zu untersuchen, bearbeiten wir verschiedene Fragestellungen.
Frühstudium
(Kontakt: Lorena Fleischmann)
Das Frühstudium ist eine Maßnahme der Begabtenförderung, die es motivierten und leistungsstarken Schüler*innen der (gymnasialen) Oberstufe ermöglicht, neben dem Schulunterricht reguläre Veranstaltungen an einer Hochschule zu besuchen, Prüfungen abzulegen und Scheine zu erwerben, die ggf. später auf ein Regelstudium angerechnet werden können (Deutsche Telekom Stiftung, 2011). Deutschlandweit gibt es aktuell über 60 Hochschulen, die ein Frühstudium anbieten (Deutsche Telekom Stiftung, 2018), darunter auch die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (für Informationen zum Früh- bzw. Schülerstudium an der Universität Heidelberg siehe https://www.uni-heidelberg.de/de/studium/studienangebot/schuelerstudium).
Die meisten Studien, die sich bisher mit dem Frühstudium beschäftigt haben, haben entweder dessen hochschulinterne Organisation, Charakteristika der Teilnehmer*innen (z.B. Geschlecht, Alter und belegte Studienfächer) oder notwendige (kognitive) Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme untersucht (Deutsche Telekom Stiftung, 2011, 2013, 2018; Solzbacher, 2006–2007, 2011; Stumpf, 2011; Stumpf et al., 2011; Stumpf & Schneider, 2013). Bisher unbeachtet geblieben ist dagegen die Rolle motivationaler Faktoren für den Frühstudienerfolg sowie das soziale und emotionale Erleben der Frühstudierenden. In unterschiedlichen Projekten gehen wir diesen Fragen nach.