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Personen > Joachim Funke > TAI Alkohol

Trierer Alkoholismusinventar (TAI)

Wilma Funke, Joachim Funke, Michael Klein und Reinhold Scheller

Göttingen: Hogrefe, 1987


Zusammenfassung

(aus der Handanweisung)

Mit dem "Trierer Alkoholismusinventar" (TAI) liegt ein Fragebogen zur Differentialdiagnostik der Alkoholabhängigkeit vor, dessen Anwendung Informationen liefert, die für die Behandlung von Alkoholikern nutzbar gemacht werden können. Die insgesamt 90 Items des Inventars - davon 13 nur für Patienten mit Partner - lassen sich fünf allgemeinen Skalen und zwei Partnerskalen zuordnen. Gemäß den eingeführten Kurzbezeichnungen beschreiben die sieben Skalen den Bearbeiter des Fragebogens in bezug auf die Dimensionen "Schweregrad", "Soziales Trinken", "Süchtiges Trinken", "Motive", "Schädigung" sowie "Partnerprobleme wegen Trinken" und "Trinken wegen Partnerproblemen".

Die Konstruktion des TAI erfolgte auf klassische Weise. Ein Ausgangspool von knapp 150 Items wurde einer Konstruktionsstichprobe von 804 stationär behandelten Alkoholikern zur Beantwortung vorgelegt. Die Faktorisierung der Ergebnisse führte zur Reduktion des Itempools auf die genannten Dimensionen. Mit Hilfe von Item- und Skalenanalysen erfolgte sodann die Überprüfung der 90 ausgewählten, jeweils vierstufig skalierten Items und der sieben Skalen auf ihre Brauchbarkeit. Für die Normierung des Instruments konnten die Daten von 1275 Patienten aus zwei stationären Behandlungseinrichtungen herangezogen werden. Die Ermittlung zufriedenstellender teststatistischer Kennwerte rechtfertigt die Verwendung des TAI als Instrument zur differentialdiagnostischen Beschreibung alkoholauffälliger Personen.

Zur Validitätsprüfung des TAI wurden verschiedene Wege eingeschlagen. Zum einen konnten plausible Zusammenhänge zwischen sozio- und biographischen Merkmalen der Patienten und bestimmten TAI-Skalen nachgewiesen werden. Zum anderen ließen sich Korrelationen zwischen TAI-Skalen und den Skalen verschiedener Persönlichkeitstests (FPI, MMPI und BIV) im Sinne konvergenter bzw. divergenter Validität interpretieren. Einige auf alkoholspezifische Laborkennwerte bezogene Validitätshinweise waren weniger zufriedenstellend. Hierfür konnten allerdings plausible Erklgrungen ins Feld geführt werden. Günstiger hingegen fielen Ergebnisse aus, die den Zusammenhang zwischen TAI-Skalen und der Göttinger Abhängigkeitsskala (GABS) beleuchten. Erwartungsgemäß korrelierte diese Skala mit der Schädigungsskala des TAI am höchsten. Auch die Tatsache, daß sich Befunde katamnestischer Erhebungen sinnvoll mit dem TAI in Verbindung setzen ließen, stützen die Validität der Skalen ebenso wie Befunde solcher Studien, die nicht von den Autoren des TAI bereitgestellt wurden.

Durchführung und Auswertung des Verfahrens stellen weder Patienten noch Diagnostiker vor besondere Aufgaben. Durch Auswertungsbogen (bzw. Computerprogramm) und Profilblatt ist eine rasche Gewinnung und übersichtliche Darstellung der Testergebnisse gewärhrleistet. Die im abschließenden Kapitel aufgeführten Fallbeispiele machen jedoch deutlich, daß zusätzliche Kontextinformationen die Interpretation ermittelter Skalenwerte erleichtern. Hinweise auf typische Profile dienen dazu, den Diagnostiker mit häufig auftretenden Fällen vertraut zu machen, wobei Klassifikationen dieser Art noch durch empirische Studien abzusichern sind.

Der routinemäßige Einsatz des TAI in der klinischen Praxis und anwendungsorientierten Forschung stellt eine wichtige Voraussetzung für die weitere Verbesserung des Verfahrens dar. Mit einer solchen Optimierung könnte man dem übergeordneten Ziel, die Behandlung alkoholabhängiger Menschen zu verbessern, möglicherweise einen kleinen Schritt näher kommen.


Download einer russischen Übersetzung des TAI: click here


Literatur zum TAI (chronologisch)

  • Funke, J., Funke, W., Klein, M., & Scheller, R. (1998). Überprüfung der faktoriellen Struktur und der teststatistischen Eigenschaften des "Trierer Alkoholismusinventars" (TAI). Sucht, 44, 34-41.

  • Funke, W. (1987). Hat der typologische Ansatz im Alkoholismusbereich eine Zukunft? Ernährungs-Umschau, 34, 303-307.

  • Funke, J. & Funke, W. (1985). Erste Hinweise auf die differentialdiagnostische Brauchbarkeit des "Trierer Alkoholismusinventars". Suchtgefahren, 31, 57-64.

  • Scheller, R., Keller, W., Funke, J. & Klein, M. (1984). Trierer Alkoholismusinventar (TAI) - Ein Verfahren zur Differentialdiagnostik des Alkoholismus. Suchtgefahren, 30, 12-14.

Ausgewählte Studien anderer Arbeitsgruppen, die den TAI verwendet haben (chronologisch)

  • Hoffmann, M., Weithmann, G. & Rothenbacher, H. (1997). Bildung von therapierelevanten Teilgruppen bei Alkoholabhängigen in stationärer Entzugsbehandlung mit dem Trierer Alkoholismusinventar. Sucht, 43, 104-112.

  • Schneider, B. (1996). Partnerschaft und Alkoholabhängigkeit. Eine Studie zu individuellen Bewältigungsstrategien und partnerschaftlichen Koorientierungsprozessen im Kontext einer Entwöhnungsbehandlung. Bad Tönissteiner Blätter, Band 8 (Heft 1/2), 1-226.

  • Schwoon, D.R. & Schröter, M. (1996). Differentialdiagnostik der Alkoholabhängigkeit - der Hamburger-Alkoholismus-Katalog (HAK). Diagnostica, 42, 67-93.

  • Weithmann, G., Hoffmann, M. & Rothenbacher, H. (1996). Einmal- und Mehrfachaufnahmen in Entzugsbehandlung: Ein Vergleich. Sucht, 42, 30-38.

  • Dufeu, P., Kuhn, S. & Schmidt, L.G. (1995). Prüfung der Gütekriterien einer deutschen Version des "Tridimensional Personality Questionnaire (TPQ)" von Cloninger bei Alkoholabhängigen. Sucht, 41, 395-407.

  • Murken, S. (1994). Religiosität, Kontrollüberzeugung und seelische Gesundheit bei Anonymen Alkoholikern. Frankfurt: Lang.

  • Schmidt, L.G., Dufeu, P., Kuhn, S. & Rommelspacher, H. (1994). Relapse prevention in alcoholics with an anticraving drug treatment: First results of the Berlin Study. Pharmacopsychiatry, 27 (Suppl.), 21-23.

  • Henkel, D. (1992). Arbeitslosigkeit und Alkoholismus. Epidemiologische, ätiologische und diagnostische Zusammenhänge. Weinheim: Deutscher Studien Verlag.

  • Schulz, W., Dörmann, K. & Schneider, W. (1992). Empirische Überprüfung der Jellinek-Typologie. Sucht, 38, 27-38.

  • Fäh, M., Sieber, M. & Uchtenhagen, A. (1991). Der Glaube ans Widerstehen-Können. Eine prospektive Längsschnittstudie zur Vorhersage von Abstinenz bei stationär behandelten Alkoholikern. Sucht, 37, 26-36.

  • Henkel, D. (1987). Arbeitslosigkeit und Alkoholismus. Drogalkohol, 11, 79-105.

  • Jacobi, C., Brand-Jacobi, J. & Marquardt, F. (1987). Die "Göttinger Abhängigkeitsskala (GABS)": Ein Verfahren zur differentiellen Erfassung der Schwere der Alkoholabhängigkeit. Suchtgefahren, 33, 23-36.

  • Henkel, D. (1985). Arbeitslosigkeit als Risikofaktor für Alkoholgefährdung und Hindernis für Rehabilitationsprozesse. In T. Kieselbach & A. Wacker (Eds.), Individuelle und gesellschaftliche Kosten der Massenarbeitslosigkeit. Psychologische Theorie und Praxis (pp. 66-83). Weinheim: Beltz.

  • Henkel, D. (1985). Arbeitslosigkeit und Alkoholismus: Erste Ergebnisse empirischer Forschung. In Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (Ed.), Süchtiges Verhalten. Grenzen und Grauzonen im Alltag (pp. 221-237). Hamm: Hoheneck.


zum parallel konstruierten Trierer Inventar für Medikamentenabhängige (TIM)

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