Resümee
Was
ist zu den vorgestellten Theorien kritisch anzumerken? Vieles wurde
schon erwähnt; fassen wir also noch einmal zusammen:
- Emotionen
kann nur bei Syndromdefinition eine biologische Funktion zugesprochen
werden (vgl. Kap.1.2).
Warum dann nicht gleich vom klassischen "Instinkt" gesprochen
wird, ist fraglich.
- Die
Annahme der Basis-Emotionen (Plutchik) ist empirisch nicht zu begründen
(vgl. Kap.1.3).
- Das
Finden von Hypothesen dafür, was alles einmal biologisch funktional
gewesen sein mag, ist einfach eine Sache der Kreativität. Das
Testen dieser Hypothesen kann meist nur äußerst indirekt
erfolgen. Dies hat zur Folge, daß meist sozialisationstheoretische
Alternativerklärungen nicht ausgeschlossen werden können.
- Der
Mensch unterscheidet sich vom Tier grundlegend dadurch, daß
er Sprache besitzt. Seine Handlungen sind daher zum überwiegenden
Teil symbolisch, nur noch selten instrumentell: Die archaische Handlung
"Todschlag des Rivalen aus Eifersucht" ist die Ausnahme,
nicht die Regel. Demzufolge dürften die allermeisten der doch
so spezifischen "EP-Mechanismen" keine Rolle mehr für
unser alltägliches Verhalten spielen: Die resultierenden Verhaltensweisen
sind entweder in unserer Kultur nicht mehr akzeptiert oder angesichts
der Komplexität unserer Beziehungen nicht mehr funktional.
- Mittlerweile
ist bekannt, wie veränderungsfähig (flexibel) unser Gehirn
auf Erfahrung und Lernen reagieren kann. Daher ist zu erwarten,
daß angeborene Reaktionsmuster sich flexibel an die konkreten
kulturellen Anforderungen anpassen. Somit erscheint die Annahme
von starren, interkulturell beobachtbaren "EP-Mechanismen"
wenig plausibel - zumindest bei Erwachsenen.
Nun
aber genug der Kritik. Denn nicht zu leugnen ist selbstverständlich
die Faszination, die von diesen Ansätzen ausgeht. Die evolutionäre
Erklärungsebene ist wohl die robusteste der Psychologie. Hier
verbinden sich Natur- und Sozialwissenschaft in sicherlich einzigartiger
Weise.
Das Programm ist da. Allein: Die Ergebnisse fehlen. Wir sind weiterhin
gespannt.
Literaturhinweise:
- Meyer, Schützwohl und Reisenzein
(1997), S.145-154; 177-197
- Buss (1999) --> für
Interessierte
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