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![]() Forschung > Plan-a-Day > Therapie von Planungsstörungen mit Hilfe von Plan-A-Day - Manual Therapie von Planungsstörungen mit Hilfe von Plan-A-Day - ManualEntwicklung eines Programms zur Diagnostik und Therapie von Planungsstörungen
Joachim Funke, Silke Huchler, Susanne Struwe, Jutta Wolf & Thomas Krüger
Psychologisches Institut der Universität BonnundPsychologisches Institut der Universität Heidelberg
1 Vorbemerkung
2 Einführung
3 Training ausgewählter Heuristiken
4 Trainingseinheit "Beachten der Priorität"
5 Trainingseinheit "Minimierung der Wegzeiten"
6 Trainingseinheit "Maximierung der Auftragserledigung"
7 Ausblick
Zusammenfassung Berichtet wird über Konzeption und Durchführung eines systematischen Programms, mit dem Planungsstörungen gezielt diagnostiziert und trainiert werden können. Dieses Programm bezieht sowohl Übungen am PC als auch herkömmliche Papier-und-Bleistift-Übungen mit ein. Summary: Development of a program for diagnosis and training of planning disturbances (will be translated later)
|
Blocknummer | 101 | Aufträge einzeln | |||||
A Nr. | 1 | 2 | 3 | ||||
Anzahl A | 3 | A abhängig von A Nr. | 0 | 0 | 0 | ||
Anzahl A abhängig | 0 | ||||||
A Dauer (min) | 60 | 30 | 45 | ||||
Anzahl A fix | 3 | ||||||
Anzahl A variabel | 0 | frühestmöglicher Anfang | 13:30 | 11:00 | 10:00 | ||
spätestmögliches Ende | 14:30 | 11:30 | 15:00 | ||||
Anzahl nicht erledigbarer A | 0 | Pufferzeit (min.) | 0 | 0 | 270 | ||
Anzahl Autovorteil | 0 | ||||||
Anzahl Überschneidungen | 2 | frühestmöglicher Anfang | |||||
spätestmögliches Ende | |||||||
Wegzeiten (J/N) | J | Pufferzeit (min.) | |||||
Prioritäten (J/N) | N | ||||||
Startort | Z | Priorität | |||||
Erledigungsort | A | V | K | ||||
optimaler Rangplatz | 3 | 1 | 2 |
Tab. 1: Formale Struktur des Auftragsblocks 101
In einer schematischen Darstellung werden für jeden Auftragsblock folgende Daten veranschaulicht:
* die Wegzeiten der einzelnen Aufträge,
* die Auftragsdauer,
* die Erledigungszeiträume von zeitlich variablen Aufträgen,
* die Anzahl zeitlicher Überschneidungen einzelner Aufträge und
* die Anzahl unlösbarer Aufträge (auch als Zwang zur Unvollständigkeit bezeichnet).
Die genauen zeitlichen Daten finden dabei jedoch keine Berücksichtigung.
Schematische Darstellung für den Auftragsblock 101:
Abb. : Schematische Darstellung des Auftragsblocks 101:
Mit * wird dabei jeweils der Startort innerhalb eines Auftragsblockes
bzw. eines Tagesplanes gekennzeichnet. Bei Auftragsblock 101 ist
das Z*, was dem Ausgangsort "Zu Hause" entspricht.
Für jeden Auftragsblock erfolgt eine Problemanalyse, die abgesehen von der Benennung der einzelnen Aufträge mit unterschiedlichen Erledigungsorten und der zeitlichen Anordnung der einzelnen Aufträge, für jede Parallelversion identisch ist. In der Problemanalyse wird die Problemstellung bzw. die Steigerung an Komplexität zu den beiden vorhergehenden parallelen Auftragsblöcken erläutert.
Problemanalyse für den Auftragsblock 101:
Alle drei Aufträge sind nur dann erfüllbar, wenn der variable Auftrag K, ideal zwischen die beiden fixen Aufträge, V und A, gelegt wird.
Die Aufgabenblöcke wurden entsprechend dem "subjektiven" Grad der Schwierigkeitseinschätzung in eine aufsteigende Reihenfolge gebracht. Eine empirische Erhebung zur Schwierigkeit steht zur Zeit noch aus.
Die folgenden Auftragsblöcke sind nach ansteigender Auftragsanzahl gegliedert, da mit steigender Anzahl der Aufträge die Aufgabenbearbeitung zunehmend komplexer und damit voraussichtlich auch schwerer wird.
Den höchsten Stellenwert bei der Konstruktion einer mutmaßlichen Schwierigkeitshierarchie hat die zeitliche Stabilität. Diese wird für jede Auftragsanzahl schrittweise aufgelöst, d.h. es liegen anfangs fixe, später variable Aufträge vor.
Der Zwang zur Unvollständigkeit ist ein weiterer übergeordneter Faktor. Sobald die zeitliche Struktur weitgehend aufgelöst ist, wird der Zwang zur Unvollständigkeit eingeführt. In der fortlaufenden Schwierigkeitshierarchie wird dann versucht, auf jeder neuen Stufe zeitlicher Auflösung anschließend den Zwang zur Unvollständigkeit einzuführen.
Über die gesamte Schwierigkeitshierarchie sollte je Auftragsanzahl die Häufigkeit der Überschneidungen von Aufträgen schrittweise erhöht werden. Bei dem Faktor der Anzahl von Überschneidungen handelt es sich jedoch um einen, der zeitlichen Stabilität und dem Zwang zur Unvollständigkeit, untergeordneten Faktor. Die Steigerung der Anzahl von Überschneidungen erfolgt deshalb oft nicht kontinuierlich, sondern ist von der Konstellation der anderen Faktoren abhängig.
Alle weiteren oben angeführten Faktoren, die zeitliche Reihenfolge der Zeiträume, in denen variable Aufträge erledigt werden können und abhängige Aufträge, werden auf Basis der bereits genannten übergeordneten Faktoren eingeführt. Das zur Heuristik "Maximierung der Auftragserldigung" vorliegende Trainingsmaterial gliedert sich in Auftragsblöcke mit drei, vier oder fünf Aufträgen. Alle drei Typen werden nachfolgend kurz in ihren jeweiligen Schwierigkeitsabstufungen dargestellt.
Auftragsblöcke zu drei Aufträgen liegen in folgenden
Schwierigkeitsabstufungen (aufsteigende Schwierigkeit) vor:
A Zu Beginn besteht eine relativ stabile zeitliche Ausgangssituation: es liegen zwei fixe Aufträge, ein variabler Auftrag und zwei Überschneidungen vor; Auftragsblöcke 101 und 102.
B Die zeitliche Stabilität wird schrittweise aufgelöst: es liegen ein fixer Auftrag, zwei variable Aufträge und eine Überschneidung vor; Auftragsblöcke 103 und 104.
C Bei gleicher zeitlicher Konstellation wie in B wird die Anzahl der Überschneidungen auf zwei erhöht; Auftragsblöcke 105 und 106.
D Die Anzahl der Überschneidungen wird auf drei weiter erhöht; Auftragsblöcke 107 und 108.
E Es erfolgt eine weitere zeitliche Destabilisierung: es liegen null fixe Aufträge, drei variable Aufträge und zwei Überschneidungen vor; Auftragsblöcke 109 und 110.
F Zusätzlich wird die durch die Reihenfolge der Zeiträume vorgegebene implizite Bearbeitungsreihenfolge, in denen variable Aufträge erledigt werden können, umgekehrt; Auftragsblöcke 111 und 112.
G Die Anzahl der Überschneidungen wird auf drei erhöht; Auftragsblöcke 113 und 114.
H Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit wird eingeführt, ein Auftrag ist im zeitlich forgegebenen Rahmen nicht lösbar. Die zeitliche Destabilisierung wird nochmals zurückgenommen, um die Einführung dieser neuen Schwierigkeit verständlich zu machen. Es liegen drei fixe Aufträge und zwei Überschneidungen vor; Auftragsblöcke 115 und 116.
I Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit wird beibehalten. Die zeitliche Stabilität wird wieder schrittweise aufgelöst: es liegen zwei fixe und ein variabler Auftrag vor. Die Anzahl der Überschneidungen wird auf drei erhöht; Auftragsblöcke 117 und 118.
J Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit und die Anzahl der Überschneidungen werden beibehalten, die zeitliche Stabilität weiter aufgelöst: es liegen ein fixer und zwei variable Aufträge vor; Auftragsblöcke 119 und 120.
K Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit und die Anzahl der Überschneidungen werden beibehalten. Die zeitliche Stabilität wird weitgehend aufgelöst: es liegen null fixe und drei variable Aufträge vor; Auftragsblöcke 121 und 122.
Auftragsblöcke zu vier Aufträgen liegen in folgenden Schwierigkeitsabstufungen (steigende Schwierigkeit) vor:
A Zu Beginn liegt eine hohe zeitliche Stabilität vor: vier fixe Aufträge und drei Überschneidungen. Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit wird sofort eingeführt. Das Problem besteht darin, zwischen einem langen erledigbaren Auftrag oder drei kurzen erledigbaren Aufträgen sinnvoll abzuwägen; Auftragsblöcke 123 und 124.
B Es liegt mit nur zwei Überschneidungen das gleiche Problem vor, allerdings ist die Abwägung nicht mehr so eindeutig und beträgt nunmehr zwei Aufträge zu drei Aufträgen, statt ein Auftrag zu drei Aufträgen; Auftragsblöcke 125 und 126.
C Der Zwang zur Unvollständigkeit wird vorübergehend zurückgenommen, die zeitliche Stabilität statt dessen weiter aufgelöst. Es liegen drei fixe, ein variabler Auftrag und drei Überschneidungen vor; Auftagsblöcke 127 und 128.
D Die zeitliche Stabilität wird schrittweise aufgelöst: es liegen zwei fixe, zwei variable Aufträge und drei Überschneidungen vor; Auftragsblöcke 129 und 130.
E Zur bestehenden zeitlich vorgegebenen Struktur wird erneut der einfache Zwang zur Unvollständigkeit eingeführt, die Anzahl der Überschneidungen wird auf vier erhöht; Auftragsblöcke 131 und 132.
F Der Zwang zur Unvollständigkeit wird wieder zurückgenommen, die zeitliche Struktur weiter aufgelöst: es liegen ein fixer, drei variable Aufträge und vier Überschneidungen vor; Auftragsblöcke 133 und 134.
G Zur bestehenden zeitlich vorgegebenen Struktur wird wieder der einfache Zwang zur Unvollständigkeit eingeführt. Die Anzahl der Überschneidungen steigt auf sechs. Die Reihenfolge der Zeiträume, in denen die variablen Aufträge erledigt werden können, stimmt nicht mit der idealen Bearbeitungsreihenfolge der Aufträge überein; Auftragsblöcke 135 und 136.
H Der Zwang zur Unvollständigkeit wird wieder zurückgenommen, die zeitliche Struktur statt dessen weiter aufgelöst: es liegen vier variable Aufträge vor. Die Anzahl der Überschneidungen beträgt weiterhin sechs; Auftragsblöcke 137 und 138.
I Zur bestehenden zeitlich vorgegebenen Struktur wird nochmals der einfache Zwang zur Unvollständigkeit eingeführt. Die Anzahl der Überschneidungen bleibt gleich; Auftragsblöcke 139 und 140.
Auftragsblöcke zu fünf Aufträgen liegen in folgenden Schwierigkeitsabstufungen (steigende Schwierigkeit) vor:
A Zu Beginn liegt eine hohe zeitliche Stabilität vor: der Auftragsblock besteht aus fünf fixen Aufträgen und vier Überschneidungen. Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit wird eingeführt. Es muß abgewogen werden, ob ein langer oder vier kurze Aufträge bearbeitet werden; Auftragsblöcke 141 und 142.
B Die zeitliche Stabilität und die Anzahl der Überschneidungen werden beibehalten. Der doppelte Zwang zur Unvollständigkeit wird eingeführt. Nun muß entschieden werden, ob drei oder zwei Aufträge bearbeitet werden. Die Schwierigkeit, die richtigen Aufträge auszuwählen, steigt an; Auftragsblöcke 143 und 144.
C Die zeitliche Stabilität soll schrittweise aufgelöst werden: es liegen vier fixe, ein variabler Auftrag und vier Überschneidungen vor. Der Zwang zur Unvollständigkeit wird vorerst zurückgenommen; Auftragsblöcke 145 und 146.
D Die zeitliche Stabilität wird beibehalten, der einfache Zwang zur Unvollständigkeit wieder eingeführt. Die Anzahl der Überschneidungen steigt auf fünf; Auftragsblöcke 147 und 148.
E Es erfolgt eine weitere Auflösung der zeitlichen Stabilität: nun liegen drei fixe und zwei variable Aufträge vor. Der einfache Zwang zur Unvollständigkeit wird beibehalten, der Aufgabenbearbeiter muß entscheiden, ob er vier oder drei Aufträge erledigen möchte, und die entsprechende Wahl treffen. Die Anzahl der Überschneidungen steigt auf acht; Auftragsblöcke 149 und 150.
F Die bestehende zeitliche Struktur wird beibehalten, die Anzahl der Überschneidungen sinkt auf sechs. Hinzu kommt der doppelte Zwang zur Unvollständigkeit. Es können wahlweise drei oder zwei Aufträge bearbeitet werden. Damit eine eindeutige Lösungsmöglichkeit gegeben ist, wird ein abhängiger Auftrag eingeführt. Es besteht eine inhaltliche Abhängigkeit von zwei Aufträgen, d.h. die Bearbeitung des zweiten (abhängigen) Auftrages setzt die Erledigung des anderen Auftrages voraus; Auftragsblöcke 151 und 152.
G Die zeitliche Struktur wird weiter aufgelöst: es liegen zwei fixe und drei variable Aufträge vor, die Anzahl der Überschneidungen bleibt gleich. Die Reihenfolge der Zeiträume, in denen die variablen Aufträge zu bearbeiten sind, entspricht nicht der idealen Bearbeitungsreihenfolge der Aufträge. Der doppelte Zwang zur Unvollständigkeit wurde auf einen einfachen Zwang zur Unvollständigkeit reduziert; Auftragsblöcke 153 und 154.
H Bei gleicher zeitlicher Ordnung wird der doppelte Zwang zur Unvollständigkeit erneut eingeführt. Die Anzahl der Überschneidungen steigt auf sieben; Auftragsblöcke 155 und 156.
I Es erfolgt eine weitere zeitliche Destabilisierung: es liegen ein fixer, vier variable Aufträge und sechs Überschneidungen vor. Der doppelte Zwang zur Unvollständigkeit wird auf einen einfachen Zwang zur Unvollständigkeit reduziert; Auftragsblöcke 157 und 158.
J Die zeitliche Struktur wird weitgehend
aufgelöst, es liegen fünf variable Aufträge vor.
Ferner wird der doppelte Zwang zur Unvollständigkeit wieder
eingeführt, zugleich steigt die Anzahl der Überschneidungen
auf zehn; Auftragsblöcke 159 und 160.
Die Heuristik "Minimierung der Wegzeiten" zielt im wesentlichen darauf ab, die räumliche Orientierung bzw. die richtige Einschätzung von Entfernungen mit Patienten zu trainieren. Ein weiteres Ziel dieser Trainingseinheit ist die Verbesserung des vorausschauenden Denkens (Antizipation). Entscheidend für die Auftragsbearbeitung ist in dieser Trainingsphase die angegebene Wegzeit zu den einzelnen Erledigungsorten und/oder deren räumliche Anordnung auf dem Bildschirm. Das einzige Auswahlkriterium soll in dieser Trainingseinheit die jeweils kürzeste Wegstrecke bzw. die kürzest mögliche Bearbeitungszeit eines Auftragsblocks (kurze Wegstrecken = kurze Bearbeitungszeit) sein.
Zur Isolierung der Heuristik "Wegzeitminimierung" wurden
zwei verschiedene Grundstrukturen, einschrittige und zweischrittige
Auftragsmuster, konstruiert. Erhöht man sukzessive die Anzahl
der zu erledigenden Aufträge, so ist eine sinnvolle Bearbeitung
der Heuristik "Wegzeitminimierung" aufgrund der räumlichen
Anordnung der Orte auf dem Bildschirm nicht mehr möglich.
Aus diesem Grund bestehen alle in Schritten konstruierten Auftragsblöcke
aus maximal drei Aufträgen. Die Variation dieser Entscheidungsprobleme
wurde u. a. mit Hilfe des sog. "Autovorteils" gelöst.
Diese Option bietet die Möglichkeit, passend zur Heuristik,
die zu bewältigenden Entfernungen in einem Drittel der sonst
benötigten Wegzeit zurückzulegen. Ebenso optional ist
die Angabe der Wegzeit in Minuten, die zur Erreichung der möglichen
Erledigungsorte benötigt wird. Eine weitere Variation ergibt
sich durch die Vorgabe der Anzahl der räumlichen Bezugspunkte,
nach denen sich die Testperson richten kann. Die hier genannten
Variationen beeinflussen auch die Schwierigkeit der unterschiedlichen
Auftragsblöcke, in Kapitel 5.3 wird darauf noch näher
eingegangen. Die Dauer der einzelnen Aufträge ist für
die Heuristik irrelevant und wird deshalb in keinem der Auftragsblöcke
angegeben. Ebenso verhält es sich mit konkreten Zeitpunkten,
zu denen die Aufträge erledigt werden sollen; die Testperson
hat zur Erledigung aller Aufträge eines Blocks den ganzen
im Programm vorgesehenen Tag (10.00 - 18.00) Zeit. Um die verschiedenen
Schwierigkeits- bzw. Komplexitätsgrade der hier ausgewählten
Entscheidungsprobleme zu verdeutlichen, werden sie im folgenden
(mit entsprechenden Beispielen im Text) graphisch dargestellt.
Eine Übersicht über die in Schritten konstruierten Auftragsmuster
zur Heuristik "Wegzeitminimierung" bietet Tabelle 5.1.
Tab. 5.1: Darstellung der Auftragsmuster zur Heuristik "Wegzeitminimierung"
Aufträge | 2 | 3 | |
Schritte | |||
1. | 1/2 | 1/3 | |
2. | - | 1/2 | |
3. | - |
Die Tabelle 5.1 ist folgendermaßen zu lesen: Bestehen z. B. in einem Block drei Aufträge, so muß die Testperson im ersten Schritt den räumlich nächstgelegenen Auftrag aus den drei möglichen auswählen. Im zweiten Schritt soll wiederum der nächstgelegene Auftrag aus den beiden noch verbleibenden Aufträgen ausgewählt werden. Der dritte, bei optimaler Lösung des Auftragsblocks am weitesten entfernt liegende Auftrag soll aufgrund der bestehenden Heuristik von der Testperson nicht bearbeitet werden. Aus dieser Grundstruktur ergibt sich, daß unabhängig von der Auftragsanzahl immer ein Auftrag, nämlich der, der die meiste Wegzeit benötigt, außer acht gelassen werden soll. Um dieses Prinzip für die Testperson zu verdeutlichen, beginnen alle Aufträge, z.T. in leichten Abwandlungen, mit der Formulierung "Sie können heute ... (z. B.: im Café ein leckeres Stück Sahnetorte essen)."
In Tabelle 5.2 sind ausgehend von den möglichen Startorten die für die Konstruktion der Aufträge entscheidenden Wegzeiten zu allen anderen Orten in Minuten angegeben.
Tab. 5.2: Entfernungen der Erledigungsorte in Minuten vom jeweiligen Startort aus
(1) P | (2) C | (3) K | (4) S | (5) V | (6) B | (7) W | (8) Z | (9) A | |||||||||
C | 10 | P | 10 | S | 14 | K | 14 | C | 19 | A | 12 | V | 21 | W | 24 | B | 12 |
S | 26 | V | 19 | A | 25 | W | 24 | W | 21 | K | 36 | S | 24 | V | 45 | K | 25 |
V | 29 | S | 28 | P | 30 | V | 26 | S | 26 | S | 50 | Z | 24 | S | 47 | S | 39 |
K | 30 | W | 30 | C | 32 | P | 26 | P | 29 | P | 66 | C | 30 | C | 54 | P | 55 |
W | 40 | K | 32 | B | 36 | C | 28 | K | 40 | C | 68 | K | 38 | K | 61 | C | 57 |
A | 55 | Z | 54 | W | 38 | A | 39 | Z | 45 | W | 74 | P | 40 | P | 64 | W | 62 |
Z | 64 | A | 57 | V | 40 | Z | 47 | A | 64 | V | 76 | A | 62 | A | 86 | V | 64 |
B | 66 | B | 68 | Z | 61 | B | 50 | B | 76 | Z | 97 | B | 74 | B | 97 | Z | 86 |
Legende: P=Post, C=Café, K=Kulturzentrum, S=Supermarkt, V=Versicherung, B=Bank, W=Werkstatt, Z=Zuhause, A=Arzt.
Die folgenden Faktoren beeinflussen die Schwierigkeit der Auftragsblöcke auf unterschiedliche Weise und beruhen auf theoretischen Überlegungen. Wie sich diese Einflüsse genau auswirken und ob zu den genannten Faktoren noch andere, hier nicht bedachte, hinzukommen, wird erst durch die praktische Anwendung dieser Trainingseinheit zu klären sein. Die hier gemachte Aufzählung ist deshalb auch nicht hierarchisch zu verstehen.
Die Anzahl der Entscheidungen, die von der Testperson zur Lösung eines Auftragsblocks getroffen werden müssen ist abhängig von der Anzahl der Aufträge. Mit wachsender Auftragszahl werden die Blöcke zwar komplexer, dennoch steht die Testperson bei jedem Lösungsschritt vor einer Wahlentscheidung zwischen zwei Aufträgen und damit vor der Frage, welcher dieser Aufträge gemäß der Heuristik näher an ihrem jeweiligen Standort liegt. U.U. erweisen sich Auftragsblöcke mit drei Aufträgen als schwieriger als Blöcke mit nur zwei Aufträgen, da die Bearbeitungszeit dort umfangreicher ist und demnach auch mehr Konzentration erfordert.
Die angegebene Wegzeit, die zur Erreichung der Einzelaufträge benötigt wird, erlaubt der Testperson eine präzise Beurteilung der Entfernung zum jeweiligen Erledigungsort. Werden die Wegzeiten nicht eingeblendet, ist die Testperson gezwungen, sich auf ihr räumliches Orientierungsvermögen bezüglich der Entfernungen der Erledigungsorte zu verlassen, welches sich, je nach Eindeutigkeit der Entfernungen, erheblich auf die Schwierigkeit der auszuführenden Aufträge auswirken kann.
Die Entfernungen der Erledigungsorte auf dem Bildschirm sind aufgrund des vorhandenen Wegenetzes ohne Angabe der Wegzeit nicht immer eindeutig zu erkennen. Schwierig ist eine korrekte Entfernungsschätzung nach dem Muster "naher Ort vs. ferner Ort" insbesondere dann, wenn der Unterschied der Wegzeit zwischen zwei Orten weniger als 10 Minuten beträgt und / oder die Wegverbindungen "kurvenreich" sind.
Die vorhandenen räumlichen Bezugspunkte, die der Testperson bei der Wahlentscheidung für einen Auftrag zu Verfügung stehen, können ebenfalls die Schwierigkeit beeinflussen. Die Trainingseinheit stellt zwei Versionen zur Verfügung: Zum einen Auftragsblöcke mit einem Bezugspunkt, nämlich dem Startort (bzw. bei einer Auftragsanzahl von drei dem jeweiligen Standort), von dem aus eine Wahlentscheidung zwischen zwei Orten gemäß der Heuristik getroffen werden muß. Zum anderen gibt es Autragsblöcke mit zwei Bezugspunkten, dem Start- und dem Zielort, welche bei der Entscheidung für einen Erledigungsort beide mit einbezogen werden müssen.
Hat die Testperson in einem Auftragsblock die Möglichkeit, das Auto einmalig zu benutzen, so muß sie dessen Einsatz vorausschauend einplanen, d. h. sie muß vor der Ausführung der Aufträge abschätzen, welche die voraussichtlich längste zu bewältigende Wegstrecke sein wird, da dort der Autovorteil gemäß der Heuristik sinnvoll einzusetzen ist.
Da es sich bei den folgenden Abbildungen um schematische Darstellungen des jeweiligen Problems handelt, gibt die folgende Tabelle eine Auflistung der dort verwendeten Symbole.
Tab. 5.3: Erläuterungen der in den Abbildungen 5.1 -5.6 verwendeten Symbole
Der erste Auftragsblock besteht aus jeweils zwei Aufträgen, von denen einer nach dem Kriterium der kürzeren Wegstrecke, wie aus Abbildung 5.1 ersichtlich, auszuwählen und zu bearbeiten ist. Der räumliche Ausgangs- und Bezugspunkt ist, wie in allen weiteren Auftragsblöcken dieser Art, ein (variabler) Startort. Die Zeit, die zur Erreichung der beiden Erledigungsorte benötigt wird, ist in Minuten unter den Erledigungsorten auf dem Bildschirm angegeben. Damit kann eine präzisere Beurteilung der räumlichen Nähe erfolgen. Der Startort in Abbildung 5.1 der Ort V, von dem aus der nähergelegene Ort C (Wegzeit = 19 Minuten) anzusteuern ist. Der alternativ anzusteuernde Ort K ist vom Startort weiter entfernt (Wegzeit = 40 Minuten) und sollte deshalb von der Testperson nicht gewählt werden.Dieser Auftragsblock dient in erster Linie als Übung und zum Verständnis der zu beachtenden Heuristik.
Abb. 5.1: Veranschaulichung eines Problems vom Typ "W1A". Die Zahlen an den Pfeilen bedeuten Wegzeiten, die Buchstaben sind entsprechend der Legende von Tab. 5.2 zu interpretieren. Der * markiert den Startort, graue Blöcke stellen mögliche Erledigungsorte dar.
In dieser Variante des ersten Typs wird die Wegzeit, die im vorangegangenen Auftragstyp der Testperson als Zusatzinformation zur Verfügung steht, nicht mehr dargeboten. Der räumliche Ausgangs- und Bezugspunkt ist in Abbildung 5.2 der Ort Z, von dem aus der nähergelegene Ort W anzusteuern ist. Der alternativ anzusteuernde Ort B ist, wenn man auf die Wegverbindung schaut, vom Startort deutlich weiter entfernt und sollte deshalb von der Testperson außer acht gelassen werden.
Abb. 5.2: Veranschaulichung eines Problems vom Typ "W1B" zur "Wegzeitminimierung". Die Buchstaben sind entsprechend der Legende von Tab. 5.2 zu interpretieren. Der * markiert den Startort, graue Blöcke stellen mögliche Erledigungsorte dar.
Durch die Nennung von Start- und Zielort hat die Testperson hier statt einem (variablen) räumlichen/örtlichen Bezugspunkt, nämlich dem jeweiligen Standort, zwei feste Bezugspunkte, zu denen sie die Entfernung der in den Aufträgen genannten Erledigungsorte in Beziehung setzen muß. In diesem Auftragsblock soll die Testperson wiederum denjenigen von zwei möglichen Aufträgen erledigen, der am nächsten zwischen dem jeweils angegebenen Start- und Zielort liegt. Die Wegzeit ist, wie schon in Typ "W1A" als Zusatzinformation angegeben, jedoch gibt es hier die Möglichkeit, sie bei Bedarf auszublenden. Wie aus dem Beispiel in Abbildung 5.3 ersichtlich ist, trifft die Testperson die optimale Entscheidung, wenn sie den Auftrag am Ort S (Wegzeit K->S = 14, S->W = 24) und nicht den am weiter entfernten Ort V (Wegzeit K->V = 40, V->W = 21) ausführt.
Abb. 5.3: Veranschaulichung eines Problems vom Typ "W1C": Wegzeitminimierung mit einer Wahlentscheidung (hier: S oder V). Die Zahlen an den Pfeilen bedeuten Wegzeiten, die Buchstaben sind entsprechend der Legende von Tab. 5.2 zu interpretieren. Der * markiert den Startort, ** den Zielort, graue Blöcke stellen mögliche Erledigungsorte dar.
Im Auftragsblock des Typs W1D ist die einmalige Benutzung des "Autovorteils" vorgesehen. In diesem Fall muß die Testperson sich, wie oben beschrieben für einen von zwei möglichen Aufträgen entscheiden. Für die längere der beiden Wegstrecken in Abbildung 5.3 (K->S, S->W) sollte dann das Auto benutzt werden. Dies verlangt von der Testperson zusätzlich eine vorausschauende Abschätzung der Entfernungen zwischen den Orten K->S und S->W. Im Beispiel ist die längere (Auto)Strecke die zwischen den Orten S->W.
In diesem Auftragsblock wird die Testperson mit drei Aufträgen konfrontiert, von denen jeweils zwei nach dem Kriterium der kürzeren Wegstrecke auszuwählen sind. Bei optimaler Lösung dieses Problems befinden sich die Auftragsorte auf einer linearen Wegstrecke nach dem Muster A->B B->C, wobei ein möglicher Auftrag (D) aufgrund seiner Entfernung nicht bearbeitet werden soll. Ein Entscheidungsproblem ergibt sich für die Testperson dadurch, daß im ersten Schritt der nächstliegende Auftrag aus den drei möglichen und im zweiten Schritt wiederum der nächstliegende Auftrag aus den zwei verbleibenden Aufträgen ausgewählt werden soll. Der erste Aufgabentyp in dieser Klasse enthält als Zusatzinformation, wie Typ W1A, die explizite Angabe der Wegzeiten.
Abb. 5.4: Veranschaulichung eines Problems vom Typ "W2A". Die Zahlen an den Pfeilen bedeuten Wegzeiten, die Buchstaben sind entsprechend der Legende von Tab. 5.2 zu interpretieren. Der * markiert den Startort, graue Blöcke stellen mögliche Erledigungsorte dar.
In Abbildung 5.4 sind ausgehend vom Startort P Aufträge an den Orten B, C und V zu erledigen. Die optimale Bearbeitungsreihenfolge ergibt sich jeweils aus den angegebenen Wegzeiten, die von der Testperson vor der Wegstreckenentscheidung antizipiert und verglichen werden müssen. Im abgebildeten Beispiel wäre dies im ersten Schritt der Vergleich der Entfernungen der Orte C, V, B vom Startort P aus und im zweiten Schritt (bei korrekter Entscheidung in Schritt 1) der Vergleich der Entfernungen vom Ort C aus zu den Orten V und B. Da die auf dem Bildschirm angegebenen Entfernungen immer auf den jeweiligen Standort bezogen sind, ist für den Ort B, der bei jeder möglichen Wegstreckenentscheidung am weitesten entfernt liegt, keine Wegzeitangabe in Minuten dargestellt.
Dieser Typ unterscheidet sich vom voranstehenden durch die hier nicht eingeblendeten Wegzeiten. Auch dies soll wieder an einem Beispiel demonstriert werden. Abbildung 5.5 verdeutlicht dieses Problem. Ausgehend vom Startort Z sind Aufträge an den Orten A, V und W zu erledigen. Die optimale Bearbeitungsreihenfolge ergibt sich jeweils aus den sichtbaren Streckenlängen, die von der Testperson vor der Wegstreckenentscheidung verglichen werden müssen. Im abgebildeten Beispiel wäre dies im ersten Schritt der Vergleich der Entfernungen der Orte A, V, W vom Startort Z aus und im zweiten Schritt (bei korrekter Entscheidung in Schritt 1) der Vergleich der Entfernungen von Ort W aus zu den Orten V und A.
Abb. 5.5: Veranschaulichung eines Problems vom Typ "W2B". Der * markiert den Startort, graue Blöcke stellen mögliche Erledigungsorte dar.
Wird zusätzlich zu dem oben beschriebenen Entscheidungsproblem die Möglichkeit gegeben, das Auto einmalig zu benutzen, so sollte dies, wiederum bei ausschließlicher Beachtung der Wegzeitminimierung, auf der längeren der beiden Teilstrecken geschehen. Auch hier wird zur Verdeutlichung der Entfernungen die Wegzeit zu den Erledigungsorten angegeben. Im Beispiel (Abb. 5.6) sollte das Auto für die erste zu bewältigende Strecke Z->W eingesetzt werden.
Abb. 5.6: Veranschaulichung eines Problems vom Typ
"W2C". Der * markiert den Startort, graue Blöcke
stellen mögliche Erledigungsorte dar.
Heuristiken sind Regeln, die bei Entscheidungen unter Unsicherheit als Entscheidungshilfen herangezogen werden (siehe 2.3).
Wenn bei Entscheidungen unter Unsicherheit die Heuristik "Beachten der Priorität" als Entscheidungshilfe herangezogen wird, hat dies zur Folge, daß konkurrierende Entscheidungsmöglichkeiten gemäß ihrer jeweiligen Priorität in eine Rangreihe gebracht werden und nachfolgend diejenige Entscheidungsmöglichkeit ausgewählt wird, die in der Rangreihe den ersten Platz einnimmt. Diese Entscheidungsmöglichkeit weist eine höhere Priorität auf als die übrigen Entscheidungsmöglichkeiten der Menge.
Zu der Heuristik "Beachten der Priorität" wurden Aufgabentypen konstruiert, bei denen in einer Menge möglicher Aufträge genau ein Auftrag enthalten ist, der eine höhere Priorität aufweist als alle übrigen Aufträge. Aus Gründen der Standardisierung und Vergleichbarkeit wurde die unterschiedliche Wichtigkeit der Aufträge induziert, die Priorität jedes einzelnen Auftrags ist eindeutig definiert (siehe 6.2).
Die optimale Lösung einer Aufgabe besteht folglich darin, aus einer Menge möglicher Aufträge genau den Auftrag auszuwählen, der im Vergleich zu den übrigen Aufträgen dieser Menge die höchste Priorität aufweist.
Die zu der Heuristik "Beachten der Priorität" konstruierten
Aufgabentypen unterscheiden sich in ihrer Komplexität durch
das Vorhandensein einer spezifischen Anzahl der nachfolgend genannten
Komponenten.
Ein Auftragsblock kann zwei bis neun Aufträge umfassen. Die Komplexität von Aufgabenblöcken eines Aufgabentypus¥ steigt mit der Anzahl an Aufträgen.
Ein zu bearbeitender Auftragsblock umfaßt einschrittige Auftragsmuster
oder mehrschrittige Auftragsmuster. Die Komplexität eines
Auftragsblocks steigt mit der Anzahl an Schritten, die in diesem
Block enthalten sind.
Die einschrittigen Auftragsmuster sind dadurch gekennzeichnet, daß in der Menge von 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 oder 9 Aufträgen genau ein Auftrag enthalten ist, der die höchste Priorität aufweist, alle anderen Aufträge weisen eine niedrigere Priorität auf bzw. sind mit keiner Prioritätsangabe versehen.
Die optimale Lösung bei einschrittigen Auftragsmustern besteht darin, aus einer Menge möglicher Aufträge genau den Auftrag auszuwählen, der mit der höchsten Priorität versehen ist.
Zur Konstruktion von einschrittigen Auftragsmustern kann auf die
zeitliche Dimension noch verzichtet werden. In welchem zeitlichen
Bezugssystem sich die Aufträge befinden, muß nicht notwendigerweise
definiert werden. Wenn allerdings eine zeitliche Dimensionierung
vorgenommen werden soll, ist es notwendig, alle Aufträge
zeitlich parallel zu konstruieren, da andernfalls das Konzept
der einschrittigen Auftragsmuster verlassen würde.
Beispiel: einschrittiges Auftragsmuster ohne zeitliche Dimensionierung
Sie müssen zur Bank
WICHTIG
Sie müssen zur Versicherung.
WICHTIG
Sie müssen zur Werkstatt.
SEHR WICHTIG
optimale Lösung: Entscheidung für "Werkstatt"
Beispiel: einschrittiges Auftragsmuster mit zeitlicher Dimensionierung
Sie müssen um 15.00 Uhr zur Bank.
WICHTIG
Sie müssen um 15.00 Uhr zum Kulturzentrum.
optimale Lösung: Entscheidung für "Werkstatt"
Durch die Beispiele soll deutlich werden, daß eine zeitliche Dimensionierung
einschrittiger Auftragsmuster einzig dazu dient, die Komplexität
der Auftragsbeschreibungen zu erhöhen. Sie hat für die
Aufgabenlösung hingegen keinen Informationswert und ist aus
diesem Grunde verzichtbar.
Die Konstruktion mehrschrittiger Auftragsmuster ist nur unter der Bedingung möglich, daß ein zeitliches Bezugssystem für die Menge der Aufträge definiert wird.
Während bei einschrittigen Auftragsmustern eine zeitliche Dimensionierung möglich, aber nicht zwingend ist, ist diese Dimensionierung bei mehrschrittigen Auftragsmustern zwingend, die Konstruktion eines mehrschrittigen Auftragsmusters bei Fehlen der zeitlichen Dimension nicht möglich.
Mehrschrittige Auftragsmuster sind dadurch gekennzeichnet, daß
sich die Menge aller Aufträge in Schritte einteilen läßt,
die sich zeitlich nicht überschneiden, und
in Untermengen, in denen ausschließlich Aufträge enthalten
sind, die sich zeitlich überschneiden.
Untermenge 1 Untermenge 2
Untermenge 3
Zeit
Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3
Abbildung 6.x : Veranschaulichung der Konzepte "Schritt"
und "Untermenge"
Legende: Untermenge
Schritt
Zeitstrahl
Auftrag
In den Untermengen 1, 2 und 3 sind jeweils zwei sich zeitlich
überschneidende Aufträge enthalten. Die Schritte 1,
2 und 3 überschneiden sich hingegen zeitlich nicht.
Beispiel: mehrschrittiges Auftragsmuster
Sie müssen um 10.00 Uhr zur Bank.
WICHTIG
Sie müssen um 12.00 Uhr zum Supermarkt.
SEHR WICHTIG
optimale Lösung:
Abbildung 6.x : Veranschaulichung der Entscheidungssequenz
Die Aufgabentypen weisen zwei unterschiedliche Formen der Prioritätsangabe
auf, die aber nie vermischt bei einem Aufgabentypus vorfindbar
sind.
Beispiele: "Dieser Termin ist wichtig.", "Sie
haben einen sehr wichtigen Termin.", "Diese Verabredung
ist Ihnen wichtig." usw.
Die Komplexität einer Aufgabe ist höher, wenn die Prioritätsangaben
in den Formulierungen des Auftragsinhalts enthalten sind.
Die Aufgabentypen unterscheiden sich dadurch, daß einige Typen keine Nennung der Auftragsinhalte enthalten, also keine Information darüber, was an einem Ort erledigt werden soll. Andere wiederum enthalten eine Nennung der Auftragsinhalte. Diese zwei Formen "Nennung des Auftragsinhalts" und "keine Nennung des Auftragsinhalts" kommen nicht vermischt bei einem Aufgabentypus vor.
Die Komplexität von Aufgaben erhöht sich, wenn Nennungen
des Auftragsinhalts im Auftragsblock enthalten sind.
Bei maximal neun Aufträgen eines Auftragsblocks sind die
in Tabelle 6.1 dargestellten Auftragsmuster vorstellbar:
Tabelle 6.1 zeigt in der ersten Zeile einschrittige Auftragsmuster, in den folgenden Zeilen sind mehrschrittige Auftragsmuster dargestellt.
Schritte | ||||||||
| 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 |
2-2 | 3-2 | 3-3 4-2 | 4-3 5-2 | 5-3 6-2 | 5-4 6-3 7-2 | |||
2-2-2 | 3-2-2 | 3-3-2 4-2-2 |
3-3-3 5-2-2 4-3-2 | |||||
2-2-2-2 | 3-2-2-2 |
Beispiel: Bei acht Aufträgen und vier Schritten ergibt sich
das Auftragsmuster 2-2-2-2. Dieses Auftragsmuster enthält
vier Schritte, die sich zeitlich nicht überschneiden und
vier Untermengen, die jeweils zwei sich zeitlich überschneidende
Aufträge enthalten.
Die hier vorfindbaren zwei Typen werden Typ P1A und Typ P1B genannt. Ihre Eigenschaften werden nachfolgend beschrieben.
6.3.1.1 Typ P1A
Äußere Form:
Problemanalyse: Aus einer Menge von Aufträgen soll
derjenige Auftrag ausgewählt werden, der die höchste
Priorität aufweist.
Beispiel:
Konfigurationen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12,
13, 14, 15, 16
6.3.1.2 Typ P1B
Äußere Form:
Problemanalyse: Aus einer Menge von Aufträgen soll
derjenige Auftrag ausgewählt werden, der die höchste
Priorität aufweist. Im Unterschied zu Typ P1A muß allerdings
zwischen mehreren Informationen diskriminiert werden, von denen
einige für die Problemlösung wichtig, andere hingegen
zu vernachlässigen sind.
Beispiel:
Konfigurationen: 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26,
27, 28, 29, 30, 31, 32
Die hier vorfindbaren drei Typen werden Typ PnC, Typ PnD und Typ PnE genannt, wobei n für die Anzahl der zu treffenden Entscheidungen (bzw. für die Anzahl der Schritte im Auftragsblock) steht. Ihre Eigenschaften werden nachfolgend beschrieben.
6.3.2.1 Typ PnC
Äußere Form:
Problemanalyse: Durch die Einführung der zeitlichen
Dimension muß in jeder Untermenge derjenige Auftrag identifiziert
werden, der die höchste Priorität aufweist. Aus zwei,
drei oder vier Untermengen soll jeweils derjenige Auftrag ausgewählt
werden, der im Vergleich zu den übrigen Aufträgen der
Untermenge die höchste Priorität aufweist.
Beispiel:
Konfigurationen: 33, 34, 35, 36, 37, 38
6.3.2.2 Typ PnD
Äußere Form:
Problemanalyse: Durch die Einführung der zeitlichen
Dimension muß in jeder Untermenge derjenige Auftrag identifiziert
werden, der die höchste Priorität aufweist. Aus zwei,
drei oder vier Untermengen soll jeweils derjenige Auftrag ausgewählt
werden, der im Vergleich zu den übrigen Aufträgen der
Untermenge die höchste Priorität aufweist. Im Unterschied
zu Typ PnC muß allerdings zwischen mehreren Informationen diskriminiert
werden, von denen einige für die Problemlösung wichtig,
andere hingegen zu vernachlässigen sind.
Beispiel:
Konfigurationen: 39, 40, 41, 42, 43, 44
6.3.2.3 Typ PnE
Äußere Form:
Problemanalyse: Durch die Einführung der zeitlichen
Dimension muß in jeder Untermenge derjenige Auftrag identifiziert
werden, der die höchste Priorität aufweist. Aus zwei,
drei oder vier Untermengen soll jeweils derjenige Auftrag ausgewählt
werden, der im Vergleich zu den übrigen Aufträgen der
Untermenge die höchste Priorität aufweist.
Beispiel:
Konfigurationen: 45, 46, 47, 48, 49, 50
Tabelle 6.2: Auftragstypen im Vergleich
Anzahl der Aufträge | Anzahl der Schritte | Prioritätsangabe | Nennung des Auftragsinhalts | zeitliche Dimensionierung | |
Typ P1A | 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 | 1 | |||
Typ P1B | 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 | 1 | |||
Typ PnC | 4, 5, 6, 7, 8, 9 | 2, 3, 4 | |||
Typ PnD | 4, 5, 6, 7, 8, 9 | 2, 3, 4 | |||
Typ PnE | 4, 5, 6, 7, 8, 9 | 2, 3, 4 |
Die hier vorgestellte Konzeption eines systematischen Programms zur Diagnostik und zum Training von Planungskompetenz bedarf natürlich einer empirischen Überprüfung. Diese Überprüfung kann nur gelingen, wenn Daten aus Praxiseinrichtungen in genügend großer Zahl erhoben werden können.
Sollten sich Praxiseinrichtungen finden, die zur Erprobung unseres Programms bereit sind, wäre unsere Arbeit auf fruchtbarenm Boden gefallen. Wir hoffen, daß in der möglichst engen Kooperation zwischen Programmentwicklung und praktischer Erprobung weitere Verbesserungen an dieser Konzeption möglich werden.
Funke, J. & Krüger, T. (1995). Plan-a-Day: Konzeption eines modifizierbaren Instruments zur Führungskräfte-Auswahl sowie erste empirische Befunde. In J. Funke & A. Fritz (Eds.), Neue Konzepte und Instrumente zur Planungsdiagnostik (pp. 97-120). Bonn: Deutscher Psychologen Verlag.
Kohler, J.A., Krüger, T. & Funke, J. (1996). Diagnostik und Therapie von Planungsstörungen mit Hilfe von Plan-A-Day. Manuskript zum Poster, präsentiert auf der 11. Jahrestagung der GNP in Bad Wildungen vom 3.-6.10. 1996.
Kohler, J.A., Poser, U. & Schönle, W. (1995). Die Verwendung von Plan-a-Day für die neuropsychologische Diagnostik und Therapie. In J. Funke & A. Fritz (Eds.), Neue Konzepte und Instrumente zur Planungsdiagnostik (pp. 167-181). Bonn: Deutscher Psychologen Verlag.
Die Arbeiten an diesem Programm sind stark motiviert worden durch Anregungen, die praktisch tätige Neuropsychologen an uns herangetragen haben. Neben Dr. Joachim Kohler (Fachklinik Bad Aibling) ist hier auch Dipl.-Psych. Dr. Hans-Peter Steingass (Haus Remscheid) zu nennen. Durch differenziertes Feedback haben beide Personen dazu beigetragen, unsere Konzeption zu verbessern. Dafür sagen wir herzlichen Dank!
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Zuletzt bearbeitet am 30.08.2007 von JF. |