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Erstsemester WS 2003 Begrüßung

Liebe Erstsemester: Willkommen in HD!

schön, dass Sie da sind! Als Geschäftsführender Direktor des PI heiße ich Sie auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Instituts herzlich willkommen!

Sie wollen mit einem Psychologie-Studium beginnen in einer Zeit, in der die Wirtschaftslage nicht rosig ist und inzwischen auch Akademiker nicht mehr von den Widrigkeiten des Arbeitsmarktes verschont bleiben. Aber glauben Sie mir: Ausbildung ist das wichtigste, was eine Volkswirtschaft tun kann - und hier hinkt die Bundesrepublik mit ihrem Anteil akademisch Gebildeter weit hinter anderen Staaten hinterher. Sie helfen mit, diese Quote in 4-5 Jahren zu erhöhen!

Warum gerade Psychologie? Müssen wir Ihnen nicht abraten angesichts eines Psychotherapeuten-Gesetzes, das von Ihnen nach dem Diplom erst einmal eine dreijährige Weiterbildung fordert, ehe Sie nach der Zulassung eigenverantwortlich Therapie machen dürfen? Müssen wir Ihnen nicht abraten angesichts der wirtschaftlichen Flaute, in der Psychologinnen und Psychologen mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie heute weniger bei der Personalauswahl mitwirken als vielmehr bei der möglichst problemlosen Kündigung? Müssen wir Ihnen nicht abraten angesichts der Misere an unseren Schulen, die keinesfalls zu einer Stellenausweitung für Pädagogische Psychologen geführt hat, sondern auch hier nur den Rotstift schwingt?

Warum ich Ihnen dennoch zu Ihrer Studienfachwahl gratuliere: Sie haben sich für ein Fach entschieden, das viele verschiedene Gesichter aufweist: nicht nur Therapie oder Personalauswahl, sondern eine breite Palette verschiedenster Anwendungsfelder steht Ihnen mit einem Diplom in Psychologie offen, von der Rechtspsychologie über die Verkehrspsychologie, die Neuropsychologie, die Werbepsychologie, die Medienpsychologie bis hin zur Gesundheitspsychologie - und diese Aufzählung ist längst nicht vollständig!

Sie haben sich für das Diplomstudienfach Psychologie entschieden, obwohl Sie sicher gesehen haben, dass kürzere Studiengänge mit psychologischen Inhalten an Fachhochschulen angeboten werden, wie z.B. Wirtschaftspsychologie. Aber Sie werden sehen, dass auch an dieser Stelle Ihre Entscheidung nach meinem Dafürhalten die richtige war! Warum? Gerade die eben erwähnte Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten setzt ein solides Grundlagen- und Methodenwissen voraus, das bewusst breit angelegt ist und Sie vom Schmalspur-FH-Psychologen unterscheidet.

Dass unsere Gesellschaft und unser Planet, auf dem wir leben, mehr Psychologie braucht, ist angesichts der vielen ungelösten Probleme und Konflikte unübersehbar. Ich denke dabei nicht nur an individuelles Konfliktmanagement, sondern an Problemlösen in internationalen Beziehungen. Aus meiner eigenen Forschung zum Umgang mit komplexen Problemen kenne ich viele Fehler, die Menschen (und natürlich auch Politiker!) in solchen schwierigen Situationen machen können und immer wieder machen. Als ein Beispiel unter vielen will ich die Unfähigkeit zum Beachten langfristiger Konsequenzen unseres Tun hervorheben. Der Irak-Krieg zeigt uns das eindrücklich: Die Vorstellung, dass eine kurze kriegerische Intervention das Terror-Regime Saddam Husseins ablöst und damit Frieden hergestellt werden könnte, erweist sich als grobe Fehleinschätzung. Die Nutzung der Atomenergie ist ein anderes Beispiel, wo wir die langfristigen Folgen - wohin mit dem strahlenden Atommüll ? - den nächsten Generationen aufbürden. Psychologen können helfen, solche Denkfehler aufzuzeigen und dafür zu sorgen, dass sie nicht ständig zu Handlungsfehlern werden. Psychologen können helfen, auf einen faireren, friedlicheren Umgang der Menschen miteinander hinzuwirken. Das trifft nicht nur auf die politische Szene zu, sondern betrifft uns alle hier und jetzt. Wie heisst es doch: Think globally, act locally! Frei übersetzt. bei globalen Problemen ins nächste Lokal gehen. Im Ernst: Die ersten Schritte fangen immer bei uns selbst an.

Zum Schluß noch etwas ganz anderes: Für viele von Ihnen dürfte ein neuer Lebensabschnitt beginnen, Psychologen sprechen von einem "Life-event". Eigenverantwortung für den Tagesablauf, das Sich-Kümmern um Wohnung und Lebensunterhalt, mit vielen neuen Leuten Kontakte herstellen - eine typische Umbruch-Situation mit viel Ungewissheit und Sorgen über die Zukunft.

Aber keine Sorge: Sie sind in Heidelberg gelandet, und das ist gut so! Wir sind ein überschaubares Institut, in dem kein anonymer Massenbetrieb läuft, sondern persönliche Gespräche jederzeit möglich sind. Als Vorsitzender der Alumni Psychologici, unseres Ehemaligenvereins, ist es mir ein Anliegen, schon während Ihres Studiums einen guten Kontakt herzustellen, der dann die Grundlage für eine längerfristige Beziehung *nach* Ihrem Studium legt. Mein Blick in die Zukunft - und hier will ich den eben genannten Fehler mangelnder Voraussicht vermeiden -, mein Blick in die Zukunft sieht in Ihnen bereits die Alumni, die Erleuchteten, die eines Tages dieses Haus wieder verlassen und hoffentlich viel von uns gelernt haben.

Bevor es jedoch richtig losgeht, muss ich am Schluß noch mit einer unangenehmen Nachricht kommen: Durch ein Versehen der ZVS sind insgesamt 101 anstatt 86 Studierende nach Heidelberg zugeteilt worden, also 15 Studierende oberhalb unserer Kapazität. Im Einvernehmen mit der ZVS und der Zulassungsstelle wurde beschlossen, das Los entscheiden zu lassen, welche 15 Studierenden an die Universität Landau geschickt werden, die noch freie Plätze hat. Von diesen 15 Studierenden müssen wir uns leider gleich verabschieden, die Namen werden gleich bekannt gegeben! Ich bedauere, dass es zu diesem Fehler gekommen ist und bitte um Ihr Verständnis dafür, dass jetzt 15 von Ihnen gleich wieder gehen müssen.

Den restlichen Erstis, die hier verbleiben dürfen, wünsche ich einen guten Start und hoffe, dass Sie bereits in dieser ersten EKS-Woche beginnen, sich am Institut und in Heidelberg wohlzufühlen.

Joachim Funke


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