Arbeitseinheit Klinische Psychologie und Psychotherapie

Über uns

Unsere Arbeitseinheit beschäftigt sich mit den grundlegenden Mechanismen der (flexiblen) Emotionsregulation und der Frage, wie sich diese auf das Wohlbefinden auswirken. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entwickeln wir Interventionen zum Training der Emotionsregulationsfähigkeiten

Fig1. Unsere Forschungsidee

Fig1.: Unsere Forschungsidee

Flexible Emotionsregulation – was ist das?

Die Art und Weise, wie Menschen in verschiedenen Situationen Emotionen regulieren und wie erfolgreich sie dabei sind, wird durch ein Zusammenspiel unterschiedlicher Personen- und Situationsfaktoren beeinflusst. Denn Menschen unterscheiden sich darin, welche Emotionen sie wie häufig und wie intensiv wahrnehmen, welche Eigenschaften oder Fähigkeiten sie (erlernt) haben, um mit ihren Emotionen umzugehen (z.B. Neurotizismus, kognitive Kontrolle), welche Überzeugungen sie über Emotionen haben (z.B. Sind Emotionen hilfreich oder nicht?) und wie gut sie Emotionen bei anderen wahrnehmen und beeinflussen können (Empathie, Mentalisierung). Diese Personenfaktoren führen dazu, dass Menschen unterschiedliche emotionale Zustände erleben und unterschiedlich mit diesen umgehen.

Neben Personenfaktoren können auch situative Faktoren emotionale Zustände und deren Regulation erheblich beeinflussen. Dazu gehört zum Beispiel die Anwesenheit anderer, die Art der Emotion, die man empfindet, oder die Kontrollierbarkeit und Intensität einer emotionalen Situation. Es ist wichtig, flexibel auf solche unterschiedlichen Situationen reagieren zu können, um angemessen mit den jeweiligen emotionalenerausforderungen umzugehen. So stellt der berufliche Kontext beispielsweise andere Anforderungen und Möglichkeiten an die Emotionsregulation als das private Umfeld.

Flexible Emotionsregulation bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, ihren Umgang mit Emotionen an die Anforderungen verschiedener Situationen anzupassen, anstatt starre und ungeeignete Reaktionen beizubehalten. Eine flexible Emotionsregulation ist eng mit dem Wohlbefinden verbunden. Menschen, die in der Lage sind, ihre Emotionen flexibel zu regulieren, neigen dazu, weniger Stress zu erleben und ein höheres Maß an Lebenszufriedenheit zu empfinden. Darüber hinaus kann eine flexible Emotionsregulation dazu beitragen, psychische Gesundheitsprobleme wie Angststörungen und Depressionen zu verhindern oder zu verringern.

Flexible Emotionsregulation – wie kann man das trainieren?

Basierend auf unserer Forschung soll dieses Grundlagenwissen in das Training flexibler Emotionsregulation einfließen. Dabei entwickeln und untersuchen wir verschiedene Ansätze.

  1. Ecological Momentary Intervention: Bei sogenannten EMIs handelt es sich um App-/Computer-basierte Interventionen zum eigenständigen Erlernen und Training flexibler Emotionsregulation. Dies soll das Wissen zur flexiblen Anwendung von Emotionsregulationsstrategien zugänglicher machen und kann auch zur Überbrückung von Wartezeiten parallel zur Therapie und Nachsorge eingesetzt werden.
  2. Gruppentherapie: Hier werden die Grundlagen flexibler Emotionsregulation (diverse Emotionsregulationsstrategien) und die Bedeutung interpersoneller Aspekte/Kontexte berücksichtigt und vermittelt. Das Gruppentraining wird in Kleingruppen (max. 10 Patient:innen) von zwei geschulten Therapeut:innen über 10 Doppelsitzungen durchgeführt.
  3. Einzeltherapie: Basierend auf den existierenden Interventionen und Trainings werden Therapeut:innen Materialien zum flexiblen Einsatz von Emotionsregulationsstrategien zur Verfügung gestellt. Hierbei wird verstärkt auf die Anwendung dieser Strategien unter Berücksichtigung der individuellen Situations- und Personenbedingungen geachtet

Wie untersuchen wir flexible Emotionsregulation?

Fig2.: Unsere Forschungsdesigns

Emotionsregulation messen wir in unseren Studien meist durch die Kombination klassischer Fragebogenmaße mit App-basierten Erhebungen im Alltag. Dazu haben wir verschiedene Fragebogenmaße und unsere Ecological-Momentary-Assessment-Apps entwickelt.

EmoTrack

Bei der EmoTrack-App handelt es sich um eine webbasierte App mit der man den alltäglichen Affekt, den Einsatz von Emotionsregulationsstrategien sowie Kontextfaktoren erheben kann. Teilnehmende an unseren Studien nutzen die App meist für eine Woche fünfmal täglich. Dies erlaubt uns flexible Emotionsregulation im Alltag zu messen. In mehreren Analysen konnten wir zeigen, dass unsere EmoTrack-App eine überzeugende Validität und Retest-Reliabilität aufweist. Als Adaption der EmoTrack-App erfassen wir mit der eatMotion-App zusätzlich noch das alltägliche Essverhalten und das Auftreten von Essstörungssymptomen.

Die Items und alle Materialien zur EmoTrack-App finden sich hier: Zu den Items

Heidelberger Fragebogen zur Erfassung von Emotionsregulationsstrategien (HFERST):

Der „Heidelberger Fragebogen zur Erfassung von Emotionsregulationsstrategien“ (kurz: H-FERST) erfasst acht spezifische Emotionsregulationsstrategien: Neubewertung, Akzeptanz, Problemlösen, soziale Unterstützung, Grübeln, Unterdrückung des emotionalen Ausdrucks, Unterdrückung des emotionalen Erlebens und Vermeidung. Der Fragebogen erfasst mit 28 Items die habituelle Anwendung jeder Strategie bezogen auf die letzten 4 Wochen mit einer 5-stufigen Skala (1 = trifft gar nicht zu, 5 = trifft zu). Die Reliabilitäten der Skalen für die spezifischen Emotionsregulationsstrategien können als gut betrachtet werden.

Der Fragebogen kann hier heruntergeladen werden: Zum Fragebogen

Interpersonal Emotion Regulation Questionnaire (IERQ):

Der IERQ ist ein Fragebogen mit dem Emotionsregulation in zwischenmenschlichen Kontexten auf den vier Dimensionen Steigerung positiven Affekts („Enhancing Positive Affect“), Perspektive übernehmen („Perspective Taking“), Beruhigen und Trösten („Soothing“), und Andere als Modell („Social Modeling“) erfasst wird. Insgesamt kann der deutsche IERQ als reliables und valides Instrument zur Erfassung interpersoneller Emotionsregulation angesehen werden.

Der Fragebogen kann hier heruntergeladen werden: Zum Fragebogen