9.3
Filterung
Sicher
kennst Du das berühmt Cocktail-Party-Phänomen: Trotz einer
Vielzahl von Stimmen kannst Du einem einzelnen Gespräch folgen
und die anderen Gespräche drumherum ausblenden. Obwohl Du den
anderen Unterhaltungen nicht folgst, hörst Du es, wenn in der
Nachbargruppe Dein Name fällt.
Dichotisches
Hören
Cherry
(1953) hat ein Experiment mit der Beschattungstechnik zum dichotischen
Hören durchgeführt. Dabei werden über Kopfhörer
zwei verschiedene Signale eingespielt. Cherry wies seine Versuchspersonen
an, dass sie einen Kanal beachten sollen, den anderen sollten sie
ignorieren. Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen vom zurückgewiesenen
Kanal wenig erinnern konnten.
Wenn
man allerdings die Versuchspersonen unterbricht und aufsagen lässt,
was auf dem unbeschatteten Kanal dargeboten wurde, erinnern sie
die letzten 5-7 Wörter, Zahlen. Das bedeutet, dass die Informationen
für kurze Zeit zur Verfügung stehen, aber ohne Aufmerksamkeit
nicht in das längeranhaltende Gedächtnis kommen.
Visuelles
Filtern
Ein
anderes Beispiel ist das visuelle Filtern
nach Neisser & Becklin (1975). Sie spielten Versuchspersonen
Videobänder vor, bei denen zwei Videobilder übereinandergelegt
wurden (ein Baseballspiel und ein Handspiel).

Die
Aufgabe der Probanden war es, bestimmte Ballabgaben bzw. bestimmte
Handstellungen zu melden. Es zeigte sich, dass bei simultaner Präsentation
die Fehlerzahl nur geringfügig anstieg. Dafür wurden aber
die Ereignisse auf dem nicht-beachteten Kanal vergessen oder übersehen.
Geteilte
Aufmerksamkeit
Von
geteilter Aufmerksamkeit (divided attention)
spricht man dann, wenn zwei Kanäle gleichzeitig beachtet werden
sollen. In der Regel verschlechtert sich die Leistung dramatisch!
Ausnahmen
(von der Regel) sind Bedingungen, bei denen verschiedene
Modalitäten beteiligt sind (z.B. Hören und Lesen) oder
Situationen die extensiv geübt wurden (z.B. Autofahren und
Reden).
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