7.3 Perzeptuelle Organisation

Gestaltprinzipien

“Das Ganze ist mehr als die Summe ihrer Teile” - das ist der bekannte Slogan der Gestaltpsychologen Max Wertheimer, Kurt Koffka und Wolfgang Köhler, die in den 20er und 30er Jahren den Prozess der Formwahrnehmung untersucht haben. Sie kamen zu den Schluss, dass Formwahrnehmung ein konstruktiver Prozess ist und dass die Elemente nicht unabhängig sind vom Muster, in das sie eingebettet sind. Sie formulierten Prinzipien, die das visuelle Feld in einer bestimmten Weise organisieren: die Prinzipien der Nähe, der Ähnlichkeit, der guten Fortsetzung, der Geschlossenheit.

Die folgende Abbildung veranschaulicht die einzelnen Prinzipien. Abbildung A ist nach dem Prinzip der Nähe strukturiert, wohingegen die Element der Bilder B und C
B, C Prinzip der Ähnlichkeit angeordnet sind. Bild D ist ein Beispiel für das Prinzip der Fortsetzung, die Bilder E und F demonstrieren das Prinzip der Geschlossenheit.
Das Prinzip der Nähe führt in den Abbildungen G und H zu Abstandstäuschungen an den Pfeilmarkierungen.

Das Prinzip der Prägnanz

Das oberste Prinzip ist jedoch das der Prägnanz! Dieses Prinzip führt dazu, dass das visuelle Feld in "gute" Gestalten untergliedert wird. "Gut" sind dabei solche Gestalten, die einfach sind und bestimmte Regelmäßigkeiten und Symmetrien aufweisen. Betrachte Dir die folgende Abbildung - sie kann Dir einen Hinweis darauf geben, was mit "guten" Gestalten gemeint ist.

Texturabgrenzung

Unter Texturabgrenzung versteht man die Form- und Figurbildung aufgrund von Veränderungen der Textur als Alternative zu Veränderungen von Intensität oder Wellenlänge.
Julesz (1981) definiert lokale Elemente in Form sog. “Textone”, d.h. Flecken bestimmter Farbe, Länge, Breite oder Orientierung, Linien-Enden (Terminatoren) oder Linien-Kreuzungen (Intersektionen).


 

Allgemeine & Theoretische Psychologie
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