6.2
Monokulare Tiefenkriterien
Obgleich
die Tatsache, dass wir zwei Augen haben, ein wichtiger Faktor für
das räumliche Sehen ist, gibt es auch schon beim monokularen
Sehen viele Hinweise darüber, wie die wahrgenommenen Objekte
relativ zueinander im Raum angeordnet sind. Monokulare Tiefenkriterien
können auch aus Bildern und Illustrationen erfasst werden.
Verdeckung
und Überlappung
Ein
Indiz für räumliche Tiefe ist die Verdeckung und Überlappung.
Verdecktes wird als weiter hinten wahrgenommen. Die fehlenden Teile
ergänzt unser Gehin implizit.

Schatten
Auch
Schatten können Aufschluss über die räumliche Beschaffenheit
von Gegenständen vermitteln. Sie Dir die folgenden Bilder an
und versuche zu beschreiben, was Du siehst und wie es auf Dich wirkt.
 
Vertraute
Größe
Von
vielen Gegenständen wissen wir, wie groß sie normalerweise
sind.
Menschen sind meistens zwischen 1,5 und 2,0
m. Wenn Sie auf unserer Netzhaut sehr klein sind, dann wissen wir,
dass sie sich sehr weit weg befinden.

Wir
wissen auch, wie groß die Gegenstände relativ zueinander
sind. Wenn ein Tennisball auf unserer Netzhaut beinahe genauso groß
erscheint wie ein Hund, dann können wir schlussfolgern, dass
der Tennisball näher und der Hund weiter weg ist.

Relative
Helligkeit und perspektivische Unschärfe
Wie
auf der folgenden Abbildung eindrücklich zu sehen ist, sind
weiter von uns entfernte Punkte in der Regel weniger kontrastreich,
heller und unschärfer als nahe Punkte.
Das liegt daran, dass sich zwischen uns und den entfernten Objekten
Partikel (Staub, Wassertröpfchen, Verschmutzungen) in der Luft
befinden.
Die
atmosphärische Perspektive ist auch auf bestimmte Orte geeicht.
In den Bergen z.B., wo die Luft reiner ist als in einer Großstadt,
verschätzt man sich gerne einmal mit der Distanz.

Texturdichte-Gradient
Die
Textur einer Oberfläche kann ein Anhaltspunkt für deren
räumliche Lage sein. Abbildung A zeigt die Änderung einer
Textur an einer Kante, Abbildung B zeigt die Änderung einer
Textur an einer Stufe.

Relative
Höhe / Lage zum Horizont
Der
Balken B erscheint größer als der Balken A, denn Balken
B ist näher am Horizont und damit weiter von uns entfernt,
erscheint aber genauso groß auf unserer Netzhaut. Ebenso ist
der Vogel C vermutlich weiter weg als der Vogel D.

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