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Projektplanung - Kriterienanalyse |
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Eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung neuer Verfahren oder die Verbesserung bestehender Verfahren ist die Analyse der relevanten Anforderung in den einzelnen Berufsgruppen und Hierarchiestufen. Einerseits geht es hierbei um die Aufdeckung von Anforderungskonstrukten (z.B. soziale Kompetenz), andererseits um die konkrete Schilderung von Situationen, in denen eine Pflegekraft besondere Kompetenzen zeigt und sich damit vom Durchschnitt der Kollegen und Kolleginnen abhebt. Eine Methode, die zur Aufdeckung verhaltensnaher Kompetenzen prädestiniert ist, ist die Critical-Incident-Technique von Flanagan (1954). Hiermit können konkrete Vorfälle aufgedeckt werden, in denen sich die "Spreu vom Weizen" trennt. Diese Situationen können später in entsprechende situatonale Fragen umgesetzt werden, etwa im Stil vom: "Stellen Sie sich vor, Ihr Stationsarzt verlangt von Ihnen die Behandlung eines Dekubitus mit Eisen und Fönen. Wie reagieren Sie?". Die Art der Antwort hängt beispielsweise von der Fachkenntnis der Pflegeperson, vom Arzt-Pflegekraft-Verhältnis und vom Rückhalt durch die Stationsleitung ab. Damit wird klar, dass es nicht eine mustergültige Antwort geben kann, vielmehr muss das Antwortverhalten der Bewerberinnen/der Bewerber in Laufe eines Dialoges transparent gemacht und beurteilt werden.
Sicherlich werden sich die notwendigen Anforderungen je nach Hierarchiestufe und Arbeitsgebiet unterscheiden. Diese Unterschiede müssen aufgedeckt werden und eventuell in besondere Auswahlverfahren umgesetzt werden.
Für die bevorstehende Novellierung der Pflegeausbildung ist in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung, ob es zwischen der Kinderkrankenpflege und der Krankenpflege Unterschiede in den Anforderungen (z.B. in Schlüsselqualifikationen) gibt. Gäbe es Unterschiede, so wäre dies nicht ein Plädoyer für eine weiterhin getrennte Ausbildung, vielmehr könnten hiermit Annäherungshindernisse vorhergesagt werden.
Im Rahmen der Kriterienentwicklung sind auch die Bewertungsmaßstäbe einer guten Personalauswahl zu klären. In Abhängigkeit vom Fachbereich und der Position gibt es nicht nur unterschiedliche Anforderungen, sondern auch unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe für eine "gute Personalauswahl". Für Stationsleitungen könnte beispielsweise neben der Mitarbeiterzufriedenheit, die Fluktuationsquote, die Akzeptanz durch die Pflegedienstleitung oder die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten bedeutsam sein. In anderen Hierarchiestufen und anderen Einsatzbereichen ergeben sich unter Umständen ganz andere Bewertungskriterien für eine verbesserte Personalauswahl.
Bisher wurden knapp 60 Interviews mit examinierten Pflegekraften und Auszubildenden hinsichtlich der kritischen Ereignisse und Anforderungen durchgeführt. Weiterhin werden Ärztinnen/Ärzte und Patientinnen/Patienten (in der Kinderkrankenpflege auch deren Eltern) befragt. Etwa 250 Auszubildende wurde mittels offener Fragbögen zu den Anforderungskriterien befragt.