9.6 Theorien der Aufmerksamkeit

Die Theorien der Aufmerksamkeit gliedern sich in zwei Familien: Die Flaschenhals-Theorien und die Theorien über begrenzte Ressourcen.

Flaschenhals- bzw. Filter-Theorien

Die Flaschenhals oder Filtertheorien gehen davon aus, dass das Informations-Verarbeitungs-System durch seine Struktur gegrenzt ist.

  1. Frühe Selektion (Broadbent, 1958): Die Modelle der frühen Selektion gehen davon aus, dass die Entscheidung über "relevant" und "irrelevant" bereits vor einer Bedeutungsanalyse fällt, d.h. direkt nach der Wahrnehmung am Sinnesorgan.

  2. Späte Selektion (Norman, 1968): Die Modelle der späten Selektion gehen hingegen davon aus, dass alle Infos vorverarbeitet werden. So kann man es hören, wenn der eigene Name am Nachbartisch fällt.

Theorien über begrenzte Ressouren

Bei Vergleichen zwischen fokussierter vs. verteilter Aufmerksamkeit fand man heraus, dass es schwierig ist, die Aufmerksamkeit auf mehrere Aufgaben zu verteilen oder nach mehreren Zielreizen gleichzeitig zu suchen.

Die Modelle der begrenzten Ressourcen gehen davon aus, dass die Aufmerksamkeit begrenzt ist durch die freien mentalen Ressourcen. Bei erhöhten Anforderungen kommt es deshalb zu einer Leistungsverschlechterung.

  1. “single pool” (Kahneman, 1973): Die "single pool"-Modelle gehen davon aus, dass es nur einen einzigen "Pool" von Aufmerksamkeit gibt. Wenn dieser "Pool" erschöpft ist, dann war's das.

  2. “multiple Ressourcen” (Navon & Gopher, 1979): manchmal ist es auber auch möglich, die Aufmerksamkeit gut zwischen zwei Aufgaben aufzuteilen (z.B. gleichzeitig vom Blatt singen und jemanden beschatten). z.T. modalitätsspezifisch, z.T. zur Prozesskontrolle; Störungen treten nur auf, wenn gemeinsame Ressourcen angesprochen sind.

Abbildungen A und B: "single pool"
A: Bei einer einzelnen Aufgabe steht gesamte Kapazität zur Verfügung.
B: Die Aufmerksamkeit muss auf zwei Aufgaben verteilt werden. Es bleiben weniger Ressourcen für die einzelnen Aufgaben. Die Aufgaben können daher weniger effizient erledigt werden.

Abbildung C: getrennte Ressourcen für die verschiedenen Modalitäten.


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