II. Phase: Erstes Ordinariat - Psychologie als "Ein-Mann-Unternehmen"
J. Rudert wird im SS 1952 im Personal- und Vorlesungsverzeichnis der Universität
erstmals als ordentlicher Professor für Psychologie genannt. Das Psychologische
Institut hat nun einen eigenen Lehrstuhl, dem zwei Assistenten (L. Pongratz und R. Kirchhoff) zugeordnet sind. Wie Willy Hellpach
als Direktor vertritt Johannes Rudert bis
zu seiner Emeritierung nach dem SS 1962 die Psychologie für die Dauer eines
Jahrzehnts an der Universität Heidelberg. In der Interimsphase bis zur
Wiederbesetzung seines Lehrstuhls vertritt er im WS 1962/1963 und im SS 1963 seine
ehemalige Stelle. (Als Emeritus erscheint er im Personal- und
Veranstaltungsverzeichnis der Universität Heidelberg erstmals im SS 1963).
In der Rückschau erscheint das Ordinariat J. Ruderts aus Sicht der zu Beginn der
III., der Differenzierungsphase geschaffenen AE >Entwicklungspsychologie und
Pädagogische Psychologie< bereits als Antizipation von deren inhaltlicher Konzeption.
In dem zunächst geschaffenen zweiten Lehrstuhl werden Entwicklungspsychologie
und Pädagogische Psychologie vom Beginn der siebziger Jahren bis zum Ende des
Jahrtausends in einer Arbeitseinheit verknüpft. Als hätte er diese Struktur
bereits im Auge bietet J. Rudert jedes Semester immer wieder
entwicklungspsychologische und in mehreren Semestern auch Veranstaltungen zur
Pädagogischen Psychologie (SS 1955; SS 1958; WS63/64) an. Dies gilt auch für seine
Mitarbeiter.
Hiermit knüpft er an die Inhalte der gemeinsam mit seiner Frau Ruth Rudert
ausgeübten
praktischen Tätigkeiten an. Damit trägt er nicht zuletzt den Interessen und
Aktivitäten seiner Frau Rechnung, die sich in seinen ersten Heidelberger Jahren
(teilweise unentgeltlich) in das Haus einbringt (u.a. durch die Vertretung einer
wissenschaftlichen Assistentenstelle [vgl. Müller 2000, S. 47]). So arbeiten
Ruderts gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen auch praktisch-therapeutisch-Aktivitäten, die auf ihre Leipziger Zeit zurückgehen. Möglicherweise
wird das Interesse an pädagogisch-psychologischen, praxisbezogenen Themen und Fragen
- Fam. Rudert wohnt lange in der Keplerstr. 55, also in unmittelbarer Nähe zur
späteren Pädagogischen Hochschule Heidelberg - durch diese Nähe inspiriert und
aufrechterhalten. Die Vergabe von Lehraufträgen in Ruderts Zeit legt dies nahe.
Folgerichtig und als weitere Vorwegnahme kommender Strukturen
(Erziehungsberatungsstelle) erscheint auch das
Erziehungsberatungsangebot seines Assistenten L. Pongratz (SS 1957).
- im xx wird eine Erziehungsberatungsstelle geschaffen, die ab xx der
Abteilung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie zugeordnet wird.