Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Madrid, Sommersemester 2018 (Bachelor)

Ich habe mein Sommersemester 2018 in Madrid verbracht- es war ein erfahrungs- und regenreiches, aufregendes und augenöffnendes halbes Jahr, das ich jederzeit gerne wiederholen würde.

Wohnungssuche

Nach einem Zimmer in einer WG habe ich bereist ca. zwei Monate vor meinem Aufenthalt in Madrid gesucht, insbesondere auf den Webseiten idealista.com und easypiso.com. Außerdem gibt es einige Facebook-Seiten, in die Wohnungs- und WG-Anzeigen gestellt werden. Manchmal findet man auch WG-Anzeigen von deutschen Erasmus-Studenten, die Madrid nun wieder verlassen, im deutschen wg-gesucht.de. Für mich war es entspannter, von Deutschland aus nach einer WG zu suchen, allerdings gehen viele Erasmusstudenten auch erst vor Ort auf Wohnungssuche und schlafen währenddessen z.B. die erste Woche in einem Hostel: Die Mietverträge in Spanien sind oft so konzipiert, dass kurzfristiges Einziehen gut möglich ist. Ich war bei der Wohnungssuche überrascht, dass die Mietpreise in Madrid recht hoch sind. Für mein kleines WG-Zimmer in mittelmäßig zentraler Lage (Plaza de Castilla, ca. 15 Minuten nördlich des Zentrums via Metro) habe ich 400 Euro warm bezahlt und denke, das ist ein repräsentativer Preis. Aber bestimmt ist es auch möglich, das ein oder andere Schnäppchen zu finden- und außerdem hilft beim Bezahlen der Miete ja auch der Erasmus-Grant.

Unialltag

Die Universidad Autónoma de Madrid liegt im Norden der Stadt und kann mit den Cercanías (einer Art S-Bahn) in 20 Minuten aus der Stadtmitte erreicht werden. Es ist eine Campus-Universität, das heißt außer der Uni findet man hier nicht viel; dafür gibt es aber das Uni-Sportzentrum, mehrere Cafeterias, einen Copyshop und massenhaft Rasen, auf dem sich nachmittags viele Studenten treffen. Mein Unialltag war recht entspannt. Ich habe drei Kurse in Psychologie (auf Spanisch) belegt und den von der Uni angebotenen Sprachkurs besucht. Jeden Unikurs hatte ich zwei Mal die Woche. Je nach Vorlesung oder Seminar mussten wir ein paar Mal pro Semester einige kleine Essays schreiben und abgeben, eine Projektarbeit verfassen und/oder einen Vortrag halten. Somit ergab sich die Gesamtnote für eine Veranstaltung meist aus mehreren kleinen Noten. Ich würde sagen, dass dies einer der Hauptunterschiede im Gegensatz zum Unialltag hier in Heidelberg war: Während man in Deutschland während des Semesters oft nicht allzu viel zu tun hat und dafür gegen Ende des Semesters viel lernen muss, war an der Autónoma der Aufwand gleichmäßiger auf das ganze Semester verteilt. Den von der Uni angebotenen Spanisch-Sprachkurs kann ich sehr empfehlen. Zwei Mal pro Woche saßen wir je eineinhalb Stunden in einer Gruppe aus ca. 15 internationalen Studierenden beisammen und haben Grammatik wiederholt, Alltagsphrasen und -vokabular gelernt und auch viel Nützliches über die spanische Kultur und deren Eigenheiten erfahren. Der Sprachkurs hat meine bisherigen Sprachkenntnisse gefestigt und mir die Sicherheit gegeben, mein Spanisch auch unter Spaniern, in der Uni, beim Einkaufen etc. anzuwenden.

Alltag in Madrid

Madrid habe ich als eine sehr lebenswerte und in Relation zur Größe als recht entspannte Stadt erlebt. Besonders gerne habe ich meine Zeit in Malasaña, einem hippen und studentischen Stadtviertel mit vielen Cafés und Streetart, im Retiro, dem riesigen Stadtpark, oder in Lavapiés, dem bunten, internationalen Viertel verbracht. Preise im Supermarkt, in Cafés etc. sind meiner Meinung nach vergleichbar mit den Preisen in Heidelberg. Außerdem gibt es viele berühmte und interessante Museen, die immer oder an bestimmten Tagen für Studenten kostenlos sind. Leider ist Madrid absolut keine Fahrradstadt, dafür ist das Metro-System absolut super. Menschen unter 26 Jahren kostet es nur 20 Euro monatlich, um alle öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt zu benutzen. Diese Abo-Karte (Tarjeta Transporte Público) muss man zu Beginn des Abos in einem der vielen Büros des öffentlichen Nahverkehrs der Stadt beantragen und kann sie danach jeden Montag selbstständig am Automat erneuern. Mit der Monatskarte kann man auch gut via Cercanía oder Bus in umliegende Ortschaften fahren (z.B. nach Toledo, einer sehr pittoresken und kulturell sowie historisch interessanten Stadt oder nach Cercedilla, einem Dorf im Norden von Madrid, falls man mal Lust auf wandern hat).

Sonstige (Ausflugs-)Tipps

Ich kann definitiv empfehlen, während der Zeit in Madrid auch noch weitere Teile Spaniens zu bestaunen. In meinem Erasmus-Semester habe ich Ausflüge nach Toledo, Segovia, Salamanca und Granada gemacht sowie in einige Dörfer und Städtchen rund um Madrid besucht. Spanien ist ein vielfältiges und wunderschönes Land und ich hätte gerne noch viel mehr gesehen. Am Ende des Semesters habe ich außerdem mit ein paar Freunden eine Reise nach Marokko gemacht: Auch das kann ich sehr empfehlen: Uns hat erstaunt, dass man schon nach eineinhalb Stunden Flug in eine so andere Welt eintauchen kann.

Fazit

Meiner Meinung nach ist es am allerwichtigsten, während des Auslandssemesters offen zu sein und so viel wie möglich von der Kultur und den Attraktionen des Landes, den Unterschieden im neuen Alltag, der Internationalität des Umfeldes, der Sprache und natürlich der Menschen aufzunehmen. Erasmus ist eine tolle Möglichkeit, selbstbewusster im Umgang mit Neuem zu werden, deine Sprachkenntnisse aufzupolieren und ein fremdes Land nochmal ganz anders als im Urlaub kennenzulernen. Mir hat Madrid als Stadt für mein Auslandssemester sehr gut gefallen: die Erfahrung, in einer lebendigen Hauptstadt mit einem riesigen Angebot an Cafés, Bars und Museen zu leben, war sehr bereichernd und ich würde dies jedem empfehlen.