Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Madrid, Wintersemester 2018/2019 (Bachelor)

Madrid ist eine sehr gut geeignete Stadt für ein Erasmus Semester. Das Zentrum ist nicht zu groß, sodass man eigentlich alle Strecken in 15 min zu Fuß laufen kann, es gibt viele Parks und Orte, an denen man das sonnige Wetter genießen kann und die Stadt an sich ist sehr sehr schön! Ich hatte 5 geniale Monate und ihr werdet sie definitiv auch haben.

Ich denke, am wichtigsten ist es hier, ein paar praktische Tipps zu geben. Dass Leute, die sich hier Erfahrungsberichte durchlesen, Lust auf ein Auslandssemester haben, ist ja Grundvoraussetzung!

Zum öffentlichen Transport:

für 20€ im Monat bekommt ihr eine Karte für das öffentliche Verkehrsnetz, das aber nicht nur Madrid, sondern auch die komplette Umgebung abdeckt. Diese 20€ Karte heißt abono joven und ihr bekommt sie nur in einem Büro der Metro Madrid. Am besten, ihr checkt schon vor der Abreise nach Spanien diese Seite und meldet euch für einen Termin an (zum Beispiel in der zentralen Station Sol), da ihr sonst Anfang September vielleicht ein paar Tage oder auch Wochen warten müsst, bevor es wieder freie Termine gibt, weil da alle Studenten kommen und sich die Karte kaufen wollen. Mit dieser Karte kommt ihr dann auch zur Universidad Autonoma, die im Norden von Madrid etwas außerhalb liegt. Von Sol dauert die Fahrt ca. 20 Minuten.

Zur Wohnungssuche:

Ich habe mein WG Zimmer über die Facebook-Seite „Deutsche in Madrid“ gefunden, schaut auf alle Fälle auch auf solchen Seiten und nicht nur über die Standardwebsites wie Idealista. Generell sind Zimmer ziemlich teuer, im Zentrum warm mit Internet (und meistens Putzhilfe) um die 500€. Macht euch trotzdem keine Sorgen, spätestens Mitte September hatten alle meine Freunde eine Wohnung im Zentrum, in der man sich wohl fühlen konnte.

Zur Erasmus Card:

Das Erasmus Team (ESN) organisiert eine Menge Abende, Ausflüge, Reisen etc. und es lohnt sich auf alle Fälle, für ein paar Euro die ESN Card zu kaufen. Damit kommt ihr billiger in Clubs oder auf Rooftop Bars und bekommt u.A. bei Ryanair Vergünstigungen. Ich war mit ESN zu Beginn des Semesters auf „Kennenlernfahrt“ mit 80 anderen ausländischen Studenten, um nur ein Angebot zu nennen.

Zum Klima:

Falls ihr im Wintersemester nach Madrid geht, dann lasst euch nicht täuschen und bringt auch warme Kleidung mit! Ab Mitte Oktober wird es in den Nächten kühler und im Winter lohnen sich Mantel, Mütze und Schal. Vor allem nachts und in der früh ist es kalt, die Sonne wärmt tagsüber aber dann trotzdem. In Madrid scheint fast immer die Sonne und auch deshalb spielt sich das Leben draußen ab, in den Cafes und auf der Straße. Das macht Madrid und Spanien aus, dass niemand zuhause sitzt, sondern alle immer draußen sind.

Zu den Unikursen und zum Spanischkurs:

Das fachliche Niveau in den Psychologiekursen ist niedriger, als wir es aus Heidelberg gewohnt sind, der Arbeitsaufwand ist jedoch nicht unbedingt weniger. Es gibt sehr viele Gruppenarbeiten, Hausarbeiten, Diskussionen etc. und normalerweise findet jedes Fach 2x pro Woche für 1-2 Stunden statt. Auch gibt es oft Anwesenheitspflicht. Ich war meistens von 13 bis 20 Uhr in der Uni. Da die Campusuni eigentlich ein riesiger Park mit allen Fakultäten ist, könnt ihr euch in freien Stunden mit euren Freunden aus den anderen Studiengängen treffen und draußen einen Kaffee trinken oder im Gras liegen. Ihr könnt an Kursen belegen, was ihr wollt – am spannendsten sind meistens Kurse der „optativas“. Generell müsst ihr mehr selbst dahinter her sein, damit ihr alle notwendigen Dokumente habt und euch selbst kümmern, dass ihr einen Platz in eurem gewünschten Kurs bekommt. Dabei gilt das Motte who comes first serves first, also schaut zur angegebenen Zeit auch wirklich ins Online Portal, um euch anzumelden. Nach den Klausuren solltet ihr ebenfalls die Noten überprüfen und schauen, ob auch alle Gruppenarbeiten usw. angerechnet wurden! Neben meinen 4 Psychologiekursen habe ich einen Sprachkurs gemacht, der wirklich hilfreich und kurzweilig war. Das würde ich auf jeden Fall allen empfehlen!

Zur Stadt:

Sucht euch am besten ein Zimmer im Zentrum, dann könnt ihr überall immer zu Fuß hinkommen. Unter der Woche fährt die Metro nämlich auch nicht ewig. Ich habe in der Nähe von Tirso de Molina in La Latina gewohnt, aber auch alles um Sol und Malasana sind sehr schöne Viertel. Ansonsten kann ich die Parks empfehlen: Templo de Debod mit dem schönsten Sonnenuntergang Madrids, Parque de Retiro und Casa de Campo (eine riesige Grün- / Waldfläche mit See, Tennisplätzen, Seilbahn etc.). Zum Sportmachen und Laufen ist die Strecke am Fluss entlang gut geeignet. Noch einer meiner Lieblingsorte in Madrid ist die Azotea del circulo de bellas artes, eine Rooftop Bar an der Gran Via. Die meisten Museen sind dank Studentenausweis oder Metrokarte kostenlos – das Thyssenmuseum und das Pradomuseum sind meine Favoriten. Ein Geheimtipp ist die Bar cuevas del sesamo, sieht sehr unscheinbar aus, aber hat sehr guten Sangria und sogar einen Klavierspieler! Generell ist Madrid nicht teuer, was essen, trinken und feiern angeht. Einen Kaffee bekommt ihr für 1,20€ und für 10€ kommt ihr in jeden Club (meistens ist da ein Getränk schon dabei). Madrid wimmelt vor Bars, Restaurants und Clubs, da ist sicher für jeden was dabei.

Auch ein Semester reicht auf alle Fälle aus, um Madrid und Spanien ein bisschen kennenzulernen und einen Eindruck von einem anderen Unisystem zu bekommen. Das ist eine schöne Abwechslung und danach kommt man mit frischer Energie zurück nach Heidelberg.