Aarhus SS 2016

xNo longer available: Aarhus, Sommersemester 2016

Bewerbung und Vorbereitungen

Für mich stellten sich diese Schritte im Nachhinein als recht unkompliziert heraus- man bekam sowohl von Heidelberg als auch von Aarhus genügend Anweisungen zur Bewerbung und allgemein Hilfe, um sich gut vorzubereiten. Besonders die Zimmersuche in Aarhus war einfacher als erwartet, da die Aarhus Universitet bei der Onlinebewerbung von Deutschland aus jedem Austauschschüler ein - und nur ein - Zimmerangebot macht. Es empfiehlt sich, dieses anzunehmen, da man es besonders als Fremder schwer hat, in Aarhus noch ein Zimmer in angemessener Lage und auch Preisklasse zu finden. Allerdings sollte man sich gut überlegen, ob man beim Zimmerangebot billig oder Universitätsnähe angibt, denn billige Zimmer liegen oft weit außerhalb: So gibt es z.B. ein Wohnheim, das 8 km vom Unicampus entfernt ist. Man kann wählen zwischen Einzelzimmer, WG-Zimmer im Wohnheim oder auch verschiedenen shared-facility houses. Ich habe mich für ein (kleines) Zimmer in einer 2er-WG in einem Studentenwohnheim entschieden, das zehn Minuten vom Campus entfernt war, und dafür ca. 430 und zweieinhalb Monatsmieten als Kaution bezahlt.

Anreise

Ich bin mit dem Zug nach Aarhus gefahren, um meine zwei Koffer problemlos mitnehmen zu können. Hierbei lohnt sich eine Sparpreis-Suche auf der Website der Deutschen Bahn, um recht kostengünstig (ca- 50-70 Euro) nach Aarhus zu kommen. Die Fahrt dauert ungefähr 10 Stunden. Man kann natürlich auch nach Aarhus fliegen. So hat Aarhus selbst einen kleinen Flughafen, der jedoch nur von wenigen Airlines angeflogen wird. Alternativ kann man auch nach Kopenhagen fliegen, braucht dann aber 3-4 Stunden, um von Kopenhagen nach Aarhus zu kommen. Wenn man in Aarhus angekommen ist, ist es auch gut zu wissen, dass man zwar Bustickets in den Fahrkartenautomaten in den Bussen kaufen kann, man aber nur mit Münzgeld bezahlen kann. Hier gibt es auch die praktische Busfahrplan-App „Rejseplanen“, bei der man allerdings die geschriebenen Namen der einzelnen Haltestellen genau wissen muss, um ans Ziel zu kommen.

„Die“ Dänen

Die dänischen Leute, die ich kennengelernt habe, waren alle sehr nett, aber auch sehr zurückhaltend. Uns wurde in der Einführungsveranstaltung gesagt, wir sollten „pushy“ sein und die Dänen forsch in Gespräche verwickeln, wenn wir hier Freundschaften schließen wollten. Allerdings werden „die“ Dänen bei einem gemütlichen Bier abends auch viel geselliger, was das Freundschaftschließen einfacher macht. Außerdem bekommt man auch einen dänischen „Mentor-Buddy“ aus der eigenen Fachrichtung zugeteilt, der einen im Idealfall sogar vom Bahnhof abholen und einem zeigen kann, wie man die ersten Tage im fremden Land überlebt. Normalerweise nimmt der Buddy Kontakt mit einem auf, noch bevor man nach Aarhus kommt.

Die Universität

Der Campus liegt relativ nahe bei der Stadtmitte an einem Berghang und ist sehr geräumig. Außerdem gibt es eine Handy-App namens „AU FIND“, mit deren Hilfe man alle Gebäude und Räume auf dem Campus Aarhus finden kann, was sehr praktisch ist. Das International Center (IC) liegt am unteren Ende des Campus und ist eine der ersten Anlaufstellen für neuankommende Studenten, weil man hier normalerweise seine Zimmerschlüssel bekommt. Außerdem erhält man hier Informationen zu den Einführungsveranstaltungen, die jede Fachrichtung für die Austauschstudenten anbietet. Hier ergibt sich auch eine der ersten Gelegenheiten, andere ausländische Studenten kennenzulernen. Bei dieser Einführungswoche ist vor allem der Nachmittag zur Registrierung in Dänemark wichtig. Jeder Einwohner in Dänemark hat nämlich eine persönliche Nummer, CPR-Nummer, die praktisch lebensnotwendig ist, weil man sie für alle amtlichen Dinge braucht: um ein dänisches Konto zu eröffnen, um zum Arzt zu gehen, um irgendwelche Behördengänge zu erledigen und sogar um ein dauerhaftes Bibliothekskonto zu eröffnen (aber keine Sorge, man kann auch ein vorübergehendes Bibliothekskonto mit einer „Ersatz-CPR-Nummer“ aufmachen, wenn man zu Beginn dringend in der Bibliothek kopieren möchte oder so.) Das IC hilft hier den ausländischen Studenten, alle Dokumente richtig einzureichen, was sehr von Vorteil ist, weil man ansonsten an drei verschiedenen Stellen Dokumente nachreichen muss.

Studium

Da ich vor meiner Ankunft in Dänemark kein Dänisch konnte, habe ich nur englische Seminare gewählt. Dies war eine vertrackte Angelegenheit, weil das Vorlesungsverzeichnis nicht immer ganz durchschaubar und verständlich war. Ich wählte also drei Kurse aus, nur um gesagt zu bekommen, dass sie nicht mehr angeboten werden. Allerdings bekam ich dann drei „Ersatzangebote“, die mich auch sehr interessiert haben. Die Seminare an sich fand ich toll. Die Dozenten waren sehr motiviert und es gab ein hohes Maß an Interaktion und Diskussion. Hierbei wurden pro Woche und Seminar zwei bis drei Artikel als Lektüre gegeben, die in der nächsten Stunde kritisch diskutiert wurden. Die Seminare dauerten pro Sitzung ca. drei Stunden, wobei es natürlich auch Pausen gab. Außerdem musste man noch Referate halten und als Prüfungsleistung ca. 9-seitiges Essays über frei gewählte und mit den Dozenten abgesprochene Themen verfassen. Schade war nur, dass in den englischsprachigen Seminaren fast keine dänischen Studenten waren, was auch daran gelegen haben könnte, dass alle ausländischen Studenten diese Seminare belegen mussten, weil von uns zu Beginn keiner Dänisch konnte, und daher kein Platz für die Einheimischen war. In Dänemark haben alle Leute das Recht, kostenlos Dänisch zu lernen. Hierzu bietet die Sprachschule „leardansk“ (deutsch: „Lern Dänisch“) verschiedene Intensivkurse an, die zweimal pro Woche ca. zwei Stunden dauern. Neben dem Sprachkurs muss man Hausaufgaben online erledigen, um den Kurs zu bestehen. Insgesamt bedeutet dies natürlich einen gewissen Aufwand, aber es lohnt sich, wenn man die Sprache richtig lernen will! Außerdem bietet sich auch hier eine Gelegenheit, andere Austauschstudenten kennenzulernen und dänische Studenten an der Uni mit ersten Dänischkenntnissen zu beeindrucken. Wer schon einmal im Vorhinein in die dänische Sprache hineinschnuppern will, der schaut sich die Serie „Rita“ auf Netflix an- in Original-Dänisch mit deutschem Untertitel.

Land und Lifestyle

Dänemark ist ein schönes Land und Aarhus liegt direkt am Meer, was besonders im Sommer wunderbar ist. So kann man gemütliche Strandlagerfeuer machen, wenn das Wetter mitspielt. Allerdings ist es in Aarhus das ganze Jahr über deutlich kälter und vor allem regnerischer als in Heidelberg. Deswegen empfiehlt sich im Winter ein dicker, wasserfester Mantel und im Frühling/Sommer/Herbst zumindest eine windfeste Regenjacke für alle Fälle.

Obwohl Aarhus mit ca. 320 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt ist, ist das nach deutschem Maßstab doch relativ klein. Es gibt hier also kein Großstadtflair. Trotzdem gibt es verschiedene Angebote wie das Aros, das Wahrzeichen Aarhus‘ mit dem Regenbogengang auf dem Dach, oder die Stadtbücherei mit Bürgerzentrum, das DOKK1, welche außerdem einen Gong hat, der immer dann vom Krankenhaus aus betätigt wird, wenn ein neues Kind in Aarhus geboren wird. Das Nachtleben dagegen beschränkt sich hauptsächlich auf eine Straßenzeile am Stadtkanal entlang. Dennoch gibt es freitags in fast allen Fakultäten ab 15-16 Uhr die „Fredagsbar“- eine Party in den Aufenthaltsräumen der Fachbereiche. Hierbei ist besonders die „Bar“ der Mediziner für ihre Ausschweifungen berühmt-berüchtigt. Anfang Juni gibt es außerdem ein Großereignis auf dem Aarhuser Campus: das Kapsjeljadsen. Das ist ein lustiges Bootrennen, bei dem die Teams der verschiedenen Fakultäten über den See rudern, jeweils ein Bier leertrinken, zwanzigmal im Kreis herumrennen und dann zurückrudern. Der Campus ist an diesem Tag voller Leute aller Altersklassen, die sich das Bootrennen anschauen und gemütlich mit ihren Freunden und Familien zusammensitzen. Aarhus ist eine Fahrradstadt. Deshalb kann ich nur empfehlen, sich so bald wie möglich ein Fahrrad zu besorgen. Es gibt beispielsweise Fahrradauktionen bei der Polizei, man kann in den verschiedenen Facebookgruppen für Aarhus nach Fahrrädern suchen oder sich ein gebrauchtes Fahrrad beim Händler (allerdings überteuert!) kaufen. Außerdem ist in Dänemark bzw. Aarhus alles mindestens ein bis zwei Euro teurer als in Deutschland; Luxusartikel wie Süßigkeiten oder Alkohol sogar um ein Vielfaches. Selbst ein Cappucchino kostet in der Stadt gerne einmal 4 Euro. Dies gilt es zu beachten, wenn man in Aarhus leben möchte. Natürlich gibt es auch das „Studentenhaus“ mit eigenem Kaffee und Kneipe, das erträgliche Preise hat, und das Netto mit wöchentlich verschiedenen Angebotsaktionen. Trotzdem muss man in Dänemark mit deutlichen Mehrkosten rechnen.

Fazit

Insgesamt habe ich mein Auslandssemester in Aarhus sehr genossen und habe viele neue tolle Erfahrungen gesammelt, sowohl in den Seminaren als auch in der Freizeit. Deswegen würde ich mich jederzeit wieder für ein Semester dort entscheiden.