Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Louvain-la-Neuve, Wintersemester 2017/2018 (Bachelor)

Vorbereitungen / Orga

Zur Vorbereitung und Organisation (nach Erhalt der Erasmus-Zusage) gibt es einige hilfreiche Anmerkungen. Als Erstes ist darauf zu achten, dass die Université catholique de Louvain (UCL) in Louvain la Neuve (LLN; wallonischer Teil, französischsprachig) liegt und nicht in Louvain/Leuven (in Deutschland als Löwen bekannt, flämischer Teil Belgiens). Es ist ratsam, sich vor dem Aufenthalt um ein Zimmer zu bemühen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten (die Website der UCL bietet meist die notwendigen Informationen): Man kann sich für ein Zimmer im Studentenwohnheim (Universitäts-Wohnheime, die Zimmer werden vom „Service de logement“ vergeben) oder auch für ein Zimmer in einer kap (kot-à-projet, eine sogenannte Projekt-Wohngemeinschaft) bewerben. Bei den Universitäts-Wohnheimen ist auf die Bewerbungsfrist zu achten (bei mir war diese Mitte Dezember für das Sommersemester). Zusätzlich kann man auch privat nach einem Zimmer suchen. Insgesamt schien die Universität sowohl vor, wie auch während des Erasmus-Aufenthalts gut organisiert und die Erasmus-Koordinatorin konnte bei Fragen oder Problemen relativ zeitnah weiterhelfen. Man braucht also keine Scheu haben, die Erasmus-Koordinatorin in Belgien per Mail zu kontaktieren.

In LLN gibt es, wenn man vor Ort ist, einige Anlaufstellen und Veranstaltungen für internationale Austausch-Studenten. Eine dieser Anlaufstellen, welche auch schon im Voraus auf Facebook als Gruppe zu finden ist, ist das Erasmus Student Network in Louvain la Neuve. Diese können bei Fragen organisatorischer Art kontaktiert werden. Ebenso gibt es die Möglichkeit, sich für einen „Buddy“ zu bewerben. Dies ist ein belgischer Student, welcher sich bereit erklärt, einem Austausch-Studenten während des Austauschs hilfreich zur Seite zu stehen. Des Weiteren gibt es die „kot Erasmus“, welche bei Fragen/Problemen ebenfalls weiterhelfen kann.

Die Anreise nach LLN ist über Köln/Brüssel mit dem Zug möglich. Wenn man selbst mit dem Auto nach Belgien fahren will, ist zu beachten, dass es in LLN wenige öffentliche Parkplätze (für eine längere Parkdauer) gibt. Die Universitäts-Wohnheime besitzen meist Parkplätze für die studierenden Bewohner, für die man sich eine „Erlaubnisplakette“ im Internet herunterladen und im Auto sichtbar platzieren kann. Diese Parkplätze sind jedoch sehr beliebt.

Vor Ort wird geraten, sich in LLN „einzuschreiben“, d.h. wohnhaft zu melden. Hierzu sollte man sich noch in Deutschland informieren, welche Unterlagen benötigt werden (Zur Information einfach auf der Internetseite von Ottignies-LLN (unter „Services communaux“ > „Démographie“ > „Antenne administrative / Service des Etrangers“) nachschauen; meist wird z.B. ein Passfoto oder Einschreibe-Nachweise der Uni benötigt). Je nachdem, ob man im Sommer- oder Wintersemester nach LLN geht, ist noch zu beachten, dass sich die Semesterzeiten mit denen in Deutschland geringfügig überschneiden können. Die Stadt /das Leben in LLN

LLN liegt, wie bereits erwähnt, im wallonischen Teil Belgiens. Die Stadt wurde gegründet, als sich die Universität in Löwen aufgrund von Sprach-Streitigkeiten (franzöisch – flämisch) aufteilte. LLN selbst ist eher klein und alles Wichtige befindet sich in Laufnähe. Je nachdem wie nahe man am Zentrum wohnt, ist alles in 5-10 Minuten zu Fuß erreichbar. Wohnt man etwas weiter am Rand der Stadt, sind es trotzdem max. 20 Minuten zu Fuß. Diese räumliche Nähe ist häufig von Vorteil. Man ist in kürzester Zeit bei verschiedenen Einkaufläden (man kann zudem an jedem Tag der Woche einkaufen, da der Spar Samstags geschlossen, dafür Sonntags geöffnet hat), ist schnell in der Uni, hat es nicht weit zu Freunden und ist vor allem schnell bei einem Waschsalon. Letzteres ist wichtig, da die Wohnheime keine Waschmaschinen besitzen. Eine Maschinenladung kostet meist ca. 4€ und 10 Minuten im Trockner ca. 1€. Auch wenn es erst mal komisch klingt, lohnt es sich, z.B. genug Unterwäsche einzupacken, damit man nicht jede Woche waschen muss.

Langeweile ist in LLN Fehl am Platz. Häufig gibt es Veranstaltungen oder Stände von Studentischen Initiativen, Städtische Veranstaltungen oder man kann sich mit Freunden in einer Bar treffen. Möchte man mit anderen Studenten z.B. in einem Cercle, welche von Studenten geführt werden oder im Casa feiern, lohnt es sich zudem Kleidung und Schuhe mitzunehmen, welche nicht zu empfindlich sind, da das Bier dort meist aus Plastikbechern getrunken und häufig etwas davon verschüttet wird und z.B. der Boden klebrig ist. Wer gerne Sport macht, kann das große Sportangebot der Universität nutzen und sich für das Semester seine Sportkarte holen. Für Jogger gibt es in LLN einen See und direkt neben der Stadt einen Wald mit Jogging-Strecke.

Die Uni

An der Universität von LLN gibt es insgesamt 20% internationale Studenten (keine Austauschstudenten!) und jedes Jahr ca. 1000 Austauschstudenten (u. A. Erasmus, aber auch Studierende aus Asien, Kanada, etc.). Einige Austauschstudenten studieren in LLN ausschließlich auf Englisch (z.B. Business) und können kaum bis kein Französisch. Die Veranstaltungen im Fachbereich Psychologie werden jedoch fast ausschließlich auf Französisch gehalten (evtl. gibt es vereinzelt einen Kurs auf englisch, dies ist aber eher sehr ungewöhnlich). Für das Studieren an für sich, ist Französisch also unerlässlich. Die Universität rät hierbei ein Sprachniveau von B1, welches ich persönlich auch empfehlen kann, da das Studieren je nach Veranstaltung sehr literaturlastig sein kann und auch für Referate oder schriftliche Arbeiten/Klausuren eine gute Sprachbasis unerlässlich ist. Die Veranstaltungen dauern in der Regel 2 Stunden mit einer vom Dozenten flexibel gesetzten Pause von 5 bis 10 Minuten. Ich konnte zu Beginn ein Sprachniveau von B1 nachweisen und hatte das Gefühl, den Vorlesungen nach ein paar Wochen gut folgen zu können. Zusätzlich zu Französisch ist englische Sprachkenntnis von Vorteil, da wie oben beschrieben einige Austauschstudenten kein Französisch sprechen können. Als kleiner Tipp: Für alle, die ihre Sprache ohne offiziellen Sprachkurs an der Universität verbessern wollen, lohnt es sich, ein Sprachtandem zu suchen. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht: Man bekommt „Sprachnachhilfe“, kann mit jemandem auf Deutsch sprechen, bekommt „Insider Tipps“, lernt mehr über Land & Leute, etc.

Die Veranstaltungsauswahl der Universität in LLN fand ich persönlich sehr interessant, da die Veranstaltungen teilweise andere Schwerpunkte oder Einteilungen eines Faches besitzen (z.B. gibt es hier 3 Kurse zu Entwicklungspsychologie – allgemein, im Kontext von Kultur und aus psychopathologischer Sichtweise). Zudem kann ich es empfehlen, auch Kurse mit Gruppenarbeiten zu wählen, da dies einerseits die Arbeit erleichtern kann, man aber auch leichter Kontakt zu anderen Studierenden knüpft und seine Sprache im Kontakt zu Muttersprachlern üben/verbessern kann.

Zu den Prüfungen ist anzumerken, dass es in Belgien den „Blocus“ gibt. Dies ist eine 2- wöchige Lernphase vor der Klausurenphase, in der keine Veranstaltungen mehr stattfinden. Die Klausurenphase selbst erstreckt sich dann über ca. 3 bis 4 Wochen.

Belgien

Belgien ist ein nicht zu großes Land und eignet sich hervorragend zum Reisen! Für junge Erwachsene bis einschließlich 25 Jahren gibt es günstige Bahntickets, mit denen man durch ganz Belgien fahren kann (z.B. Go Pass für 6,20 eine Fahrt oder ein Go Pass 10, bei dem man für 10 Fahrten – egal von wo nach wo – 52€ bezahlt). Zudem gibt es auch Wochenend- Tickets. Auch ganz praktisch: die Automaten lassen sich meist auch auf Deutsch einstellen, da Deutsch noch eine der offiziellen Sprachen in Belgien ist, auch wenn es nur ein paar Dörfer sind, in denen tatsächlich noch deutsch gesprochen wird. Mit diesen Bedingungen lohnt es sich, Tages- oder Wochenendausflüge zu machen und die meisten Städte sind von LLN aus in 2 – 3 Stunden erreichbar (Brüssel ist sogar nur 1 Stunde mit dem Zug entfernt). Möchte man Belgien erkunden gehören Waffeln, Fritten, Bier und Schokolade natürlich dazu – diese sind auch in jeder Stadt zu finden. Aber Achtung für Biertrinker – das belgische Bier hat meistens 8% (!) oder sogar mehr und ist somit stärker als das deutsche Bier. Wichtig finde ich noch zu wissen, dass man in Belgien generell Vieles mit Karte bezahlen kann, manche Läden, Bars und Restaurants jedoch keine Mastercard annehmen. Ein bisschen Bargeld sollte man deshalb immer bei sich tragen.

Fazit

Ich habe in Belgien 1 Semester studiert (was ab und an auch anstrengend war) und einiges gesehen und viele neue Leute kennengelernt. Da Belgien nicht zu weit von Deutschland entfernt ist, habe ich auch einige Male Besuch von Familie und Freunden aus Deutschland bekommen, was ich persönlich als großen Vorteil ansehe. Ich habe die Zeit im Ausland als sehr bereichernd empfunden, da man mit ganz anderen/neuen Situationen und Problemen konfrontiert wird. Es ist eine super Gelegenheit, neue Leute und Kulturen kennenzulernen und über seinen Schatten zu springen. Ich kann Belgien und v. a. die Universität in LLN für ein Erasmus-Semester auf jeden Fall weiterempfehlen. Gerade durch die Größe, die Hilfsbereitschaft und die Feierfreude ist LLN eine besondere und spezielle Studentenstadt.