Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Salamanca, Sommersemester 2015 (Bachelor)

Vor der Abreise

Um sich den Erasmus Aufenthalt zu ermöglichen, muss vorher einiges an Papierkram erledigt werden. Schaut euch die Guías Académicas an, um das Learning Agreement auszufüllen,. (http://www.usal.es/webusal/node/43026 Información General). Dort stehen alle Veranstaltungen, die Credits drin und alles was man sonst noch so über die Fächer wissen muss drin. Das tatsächliche Learning Agreement wird erst vor Ort ausgefüllt und kann auch noch mal abgeändert werden.

Sprachtest

Vor der Abfahrt muss man neuerdings außerdem online einen Erasmus PLUS Sprachtest machen. Dort werden die Kenntnisse auf verschiedenen Gebieten (Grammatik, Wortschatz, Hörverstehen, etc.) geprüft und am Schluss ein Sprachniveau ermittelt. Im Anschluss bekommt man Zugang zu einer Online-Lern-Plattform, wo man kostenlos mit vielen Übungen, Erklärungen, etc. Spanisch lernen kann. Am Ende des Semesters muss man erneut einen Test machen und kann sehen ob und wie man sich verbessert hat. Die Ergebnisse haben keinen Einfluss auf das Stipendium.

Handy

Ich habe mir in Salamanca eine Prepaid Karte bei orange gekauft. Man zahlt dafür 8,95€ im Monat für 1GB freie Daten und Freiminuten. Happy Movil ist wohl auch sehr beliebt, da zahlt man glaube ich 9,99€ und die Anrufe ins Ausland sind sehr günstig. Handyläden, in denen man SIM-Karten kaufen kann, gibt es einige in Salamanca.

Geld

Mit der normalen Girokontokarte kann man zwar überall ohne Gebühren bezahlen, jedoch kostet das Abheben etwas. Ich habe ein Sparkonto bei der Postbank und kann mit dieser Karte kostenlos im Ausland Geld abheben. Auch eine Kreditkarte erleichtert das Ganze und ermöglicht zudem das Leihen von Mietautos etc.

Wohnungssuche

Es ist nicht schwer, in Salamanca eine Wohnung zu finden. Ich hatte zudem das Glück, dass ich ein Zimmer in einer WG direkt von einer Freundin übernommen habe, die vor mir dort gewohnt hat. Es gibt mehr Wohnungen und leere Zimmer als Studenten und Einwohner in Salamanca. Man muss nur ein bisschen suchen (über Aushänge oder Internetseiten), dann findet man etwas Günstiges (ab 180€). Wenn man sich über Erasmus-Facebook-Seiten etc. Wohnungen vermitteln lässt, spart man vielleicht ein wenig Anstrengung beim Suchen, aber es ist im Allgemeinen auch wesentlich teurer.

Man sollte darauf achten, ob die Wohnung eine Heizung hat. Im Winter wird es sehr kalt, und selbst mit Heizung kann es streckenweise kalt werden.

Studium

An der psychologischen Fakultät in Salamanca ist es nur möglich, im Bachelor zu studieren. Mir hat das nichts ausgemacht, und ich habe auch sehr interessante Fächer gefunden, die es so nicht in Heidelberg gibt. Auch die Stundenpläne sind anders gestaltet. In der ersten Uniwoche hat man andere Termine als während des Semesters. Häufig hat man jedes Fach drei bis viermal die Woche. Dies dient zum Vorstellen des Faches, der Anforderungen usw. Da könnt ihr euch ruhig mehrere Veranstaltungen anschauen, um am Schluss zu entscheiden, welche euch am Besten gefallen haben, und die dann auswählen. Ab der zweiten Woche gibt es einen normalen Stundenplan. Die Kurse sind immer in einen Theorieblock von 45min und ein oder zwei (je nachdem ob der Kurs 3 oder 6 Credits gibt) Praxis Einheiten eingeteilt, wo man Übungen macht, diskutiert etc. Oft sind die Theorieteile mit allen Studenten zusammen, und die praktischen Einheiten sind in kleine Gruppen eingeteilt. So kann es sein, dass man die Blöcke an verschiedenen Tagen oder zu verschiedenen Urzeiten hat. Wenn es eine Terminüberschneidung gibt, kann man jedoch auch mit den Profs reden und die Gruppen tauschen (normal werden sie nach dem Nachnamen sortiert und so eingeteilt).

Für einige Fächer muss man jede Woche Hausaufgaben machen. In meinem Fall waren sie jedoch meist sehr leicht und schnell zu erledigen. Was Prüfungsleistungen angeht, kommt es sehr auf das Fach an. Ich musste eine Hausarbeit schreiben (eine Feldstudie durchführen); in anderen Fächern nur eine Klausur schreiben; in einem Fach musste ich einen Mix aus Hausarbeit, Präsentation, Fragebogen und Buch-Zusammenfassung machen, dadurch konnte man sich die Klausur ersparen. Um herauszufinden, was im Kurs gefordert ist, könnt ihr in den Guías Académicas schauen. (http://www.usal.es/webusal/node/43026 unter Planificación docente)

Die Klausuren am Schluss sind auch sehr unterschiedlich. Bei mir gab es einige Multiple Choice Klausuren, oder „desarrollo“, das heißt offene Fragen, oder auch einen Mix aus beiden Methoden.

Sprache

Eine neue Sprache zu lernen funktioniert ja bekanntlich immer am Schnellsten und Besten, wenn man sie in dem jeweiligen Land lernt, wo sie gesprochen wird. Da würde ich zustimmen. Allerdings hatte ich wieder vergessen, wie anstrengend es am Anfang ist, ständig eine fremde Sprache zu hören, immer wieder Dinge nicht zu verstehen, über jeden Satz nachdenken zu müssen, sich nicht richtig ausdrücken zu können… das war des Öfteren sehr frustrierend, aber es ist unausweichlich. Ich habe für mich festgestellt, dass es sehr wichtig ist, gerade in diesen Momenten „dran zu bleiben“. Denn wenn man es immer weiter versucht, viel Spanisch spricht und hört, dann wird man bald feststellen, dass es immer und immer besser und leichter wird - bis man dann irgendwann nicht mehr nachdenken muss, bevor man etwas sagt und fast alles verstehen kann. Um an diesen Punkt zu kommen, hat mir am meisten geholfen, viel selber zu sprechen und zuzuhören.

Ich habe auch den Erasmus-Sprachkurs von der USAL gemacht. Der dauert drei Wochen (pro Tag 2h) und kostet um die 150€. Für mich war das eine super Entscheidung und hat mir wirklich sehr geholfen. Wir haben die wichtigsten grammatischen Themen wiederholt aber auch viele Dinge gelernt, die man mit Büchern nicht lernen kann. Von typischen spanischen Ausdrücken und Redewendungen und Erzählungen über spanische Kultur und Traditionen bis zu Tipps für Tapas Bars war alles dabei. Unsere Professorin war unglaublich nett und witzig, hat uns alle Fragen beantwortet und ist individuell auf jede/n eingegangen, was wichtig war, da die Sprachlevels im Kurs sehr unterschiedlich waren.

Um spanische Leute kennen zu lernen und mit ihnen zu reden war die Uni für mich nicht unbedingt die leichteste Anlaufstelle. Bis auf einige Ausnahmen hatten dort alle schon ihre festen Grüppchen und Freunde und waren nicht so sehr an Auslandsstudenten interessiert. Was mir sehr geholfen hat, coole Leute und vor allem SpanierInnen kennen zu lernen, war eine „Tandem-Gruppe Deutsch-Spanisch“. Die haben sich jede Woche einmal getroffen, und es kamen Spanier, die gerne Deutsch lernen und sich für die Kultur interessieren, sowie Deutsche und Österreicher, die gerne Spanisch sprechen wollen. Dort habe ich viele gute Freundschaften knüpfen können, und nebenher war es interessant und lustig sich über kulturelle und sprachliche Unterschiede zu unterhalten. Falls ihr Interesse habt, hier ist die Facebook Seite (https://www.facebook.com/groups/225845144281486/).

Generell ist Salamanca super, um Spanisch zu lernen, weil sie hier „Hochspanisch“ sprechen.

Salamanca als Stadt / Freizeit

Salamanca ist eine total schöne, kleine Stadt mit einer tollen Altstadt, einem Fluss und (gefühlt) mehr Bars und Cafés als Einwohner. Es gibt unheimlich viele Studenten, auch viele Auslandsstudenten, wodurch die Stadt sehr lebendig ist. Man trifft ständig neue Leute aus aller Welt und findet durch etwaige Erasmus Treffen und Partys auch schnell Anschluss.

Die Preise für Essen und Getränke sind unglaublich günstig - so günstig, wie ich sie sonst nirgends in Spanien gesehen habe. Ein kleines Bier (caña) und eine Tapa bekommt man ab 1,80€-2,00€; Menüs mit drei Gängen inklusive Getränk, Nachtisch und Brot ab 9-10€. Das einzige, was teurer ist als in Deutschland (und das gilt wohl für Spanien grundsätzlich) sind Hygieneartikel.

Das Nachtleben in Salamanca ist wohl unübertrefflich. Wenn man möchte, könnte man jede Nacht feiern gehen, und das bis in die Morgenstunden.

Fahrradfahren in Salamanca ist ein bisschen knifflig. Ich hatte ein Rad, weil ich etwas außerhalb gewohnt habe und die psychologische Fakultät sehr außerhalb liegt. Daher bin ich fast überall hin mit dem Rad gefahren, aber es gibt nur wenige Fahrradwege und auf den Straßen ist es durch die rasanten Autofahrer auch nicht so sicher. Demnach bleiben nur die Fußgängerwege, wodurch je nach Uhrzeit das Fahren etwas mühsam ist. Um Salamanca herum kann man jedoch viele schöne Fahrradtouren machen, und bei der USAL gibt es günstige Räder auszuleihen.

Die USAL bietet außerdem verschiedene Sportkurse und Exkursionen an, an denen man teilnehmen kann. Ich habe in diesem Semester aus Neugier einen Bogenschießkurs belegt, das war interessant und hat Spaß gemacht. Einmal bin ich auch mit Freunden bei einer organisierten Wanderung in den montañas zamoranas mitgefahren (Berge mit schönem Blick auf den Grenzfluss nach Portugal). Hier der Link: http://campus.usal.es/~deportes/

Auch in Salamanca gibt es verschiedene Veranstalter wie z.B. ESN, die Partys, Ausflüge und Reisen für Auslandsstudierende anbieten. Das sind auch immer spaßige Angelegenheiten und eine gute Möglichkeit, Leute kennen zu lernen. Um die Infos zu bekommen, sucht einfach die Erasmus-Facebook-Seite von Salamanca und eurem Jahrgang.

Reisen

In Spanien zu reisen geht gut und günstig. Es gibt ein großes Netz an Buslinien, die regelmäßig fahren und preiswert sind. Auch die Zugverbindungen sind gut. Eine weitere Alternative zur Fortbewegung ist ein Auto zu mieten, was in Salamanca wirklich unglaublich günstig ist. Wir haben einmal für 2 Tage ein Auto für nur 34€ gemietet. Wenn man dann noch zu fünft fährt, ist es fast kostenlos ;).

Um Salamanca herum kann man sich viele Dinge anschauen: Madrid (2h entfernt), Ávila (1h, ein kleines Städchen mit noch voll erhaltener Stadtmauer), Segovia (2h, dort gibt es Paläste, eine Burg und ein riesiges Aquädukt), Rodrigo (1h, besonders für seinen Karneval mit Stieren bekannt), Sierra Francia und Alberca (1h, ein Gebirge zum Wandern mit vielen kleinen, süßen Dörfchen), León (2h, schöne Stadt und Tapas gratis!). In einer Stunde ist man auch an der portugiesischen Grenze mit dem Grenzfluss Duero, wo es auch verschiedene Naturparks zum Wandern und Natur genießen gibt. In Porto ist man in 3,5h und es lohnt sich! Super schöne Stadt!

Wenn man dann noch Zeit hat, kann man sich auch noch weitere Eckchen anschauen. Ich fand es wirklich überall schön, wo ich war! Portugal und die Küste, aber auch der Norden von Spanien sind unglaublich schön, grün, mit Bergen und dem Meer.

Fazit

Mein Auslandssemester war eine super Erfahrung und ich kann es jedem nur sehr empfehlen, es auch zu machen! Salamanca ist genial, um viele neue Leute kennen zu lernen, Spanisch zu lernen, interessante Unikurse zu belegen und das spanische Unisystem mal kennen zu lernen, sowie einfach in den Tag zu leben und das Leben bei einer caña con limón zu genießen. Ich habe in diesem Semester nicht nur viele neue Leute und eine andere Kultur kennen gelernt, sondern auch wieder viel über mich und meine eigene Kultur gelernt. Alles in allem bin ich unglaublich dankbar, diese Chance bekommen zu haben!