Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Limerick, Sommersemester 2014 (Bachelor)

Bewerbung

Die Bewerbung für die University of Limerick (UL) unterscheidet sich nicht von der für andere europäische Universitäten. Benötigt werden sowohl ein aktuelles Transcript of Records, ein Motivationsschreiben, ein Lebenslauf sowie ein Gutachten eines/einer selbst gewählten Dozenten/Dozentin. Außerdem muss ein Learning Agreement verfasst werden, in dem vorab die Kurse für das Auslandssemester gewählt werden. Da sich das Kursangebot erfahrungsgemäß noch einige Male ändert, sollte man sich hier noch nicht zu sehr versteifen. Empfehlenswert ist es, im Vorhinein die Anrechnung von mehr als der nötigen Anzahl von 5 Kursen mit der entsprechenden Person des Instituts abzuklären, um auf der sicheren Seite zu sein, falls einige Kurse bei Ankunft doch noch wegfallen oder sich zeitlich überschneiden. Es empfiehlt sich, das Erasmus-­‐Semester in Limerick im Wintersemester zu machen. Ich persönlich habe es im Sommersemester gemacht (da mich die angebotenen Kurse mehr angesprochen haben) und kann sagen, dass es mit erheblichen Aufwand verbunden ist. Das Sommersemester in Limerick beginnt Ende Januar, zu dieser Zeit ist das Semester in Heidelberg allerdings noch nicht beendet. Ich konnte daher im vorangehenden Wintersemester kaum Kurse belegen bzw. musste mich um viele Sonderregelungen bemühen und die Klausuren bereits ein Semester früher schreiben. Da sich die Semesterzeiten für das Wintersemester im Gegensatz dazu nicht überschneiden, würde ich dies empfehlen. Das Wetter unterscheidet sich wohl nicht maßgeblich, es regnet immer viel.

Anreise

Ich bin mit Lufthansa von Frankfurt nach Dublin geflogen. Das war relativ günstig, aber auch relativ zeitaufwändig. Man kann mit einer Reisezeit von 10 Stunden rechnen. Von Dublin muss man noch einen Bus nehmen, der ungefähr 3 Stunden braucht. Hierfür bietet sich die private Busfirma „Dublincoach“ an, die Fahrt kostet 13€ (wenn man im ersten Bus um einen Studentenrabatt fragt). Das einmalige Umsteigen stellt keine Probleme dar, da die Busse aufeinander abgestimmt sind und es so kaum zu Wartezeiten kommt. Ansonsten bieten auch Bus Eireann und JJ Kavanagh dieselbe Strecke an, sie fahren aber länger und sind meistens etwas teurer. Es ist nicht nötig, die Fahrt vorher online zu buchen, es gibt eigentlich immer einen Platz. Die Möglichkeit der Online-­‐Buchung gibt es allerdings auch, wenn man auf Nummer sicher gehen will. Alternativ kann man auch zum Shannon Airport fliegen, der sich nahe an Limerick befindet. Von dort kostet die Busfahrt nach Limerick allerdings auch fast 10€ und es gibt keine Direktflüge von Frankfurt (Main) aus.

Irland

Irland ist ein wirklich schönes Land, das ich bis zu meinem Erasmussemester noch nicht gekannt habe. In Irland gibt es ein paar schöne Städte, so haben mir zum Beispiel Dublin (nach mehrfachem Besuch) und Galway sehr gut gefallen. Auch Cork, die zweitgrößte Stadt Irlands, ist recht hübsch. Allerdings gibt es in Irland viel mehr als nette Städte. Besonders die Natur überzeugt in Irland. Es gibt zahlreiche Nationalparks, besonders eine Fahrradtour im Killarney Nationalpark kann ich wärmstens empfehlen. Die Insel bietet auch viele Küstenstraßen und Klippen zur Besichtigung. Die bekannten „Cliffs of Moher“ sind nicht besonders weit von Limerick entfernt. Es gibt unterschiedliche Busunternehmen, die relativ preiswerte, meistens recht unterhaltsame Busreisen zu den verschiedenen Touristenattraktionen anbieten. Ich habe meine Bustouren meistens mit „Paddywagon“ unternommen, die ich nur empfehlen kann. Allerdings wird es mit der Zeit auch anstrengend, da die Busfahrer auf jeder Tour sehr gerne Entertainer sind. Irland ist auch ein kleines Paradies für SurferInnen. Besonders Lahinch bietet sich auch für Anfänger an und es ist überhaupt nicht so teuer, wie man sich vielleicht vorstellt (Ausrüstung für 2-­‐4h für 15€!). Meiner Meinung nach lohnt sich auch ein Ausflug nach Belfast, eine wirklich interessante Stadt, in der man leicht auch etwas über den nordirischen Konflikt erfahren kann. Von da aus sollte man unbedingt eine Tour zum einzigartigen Giant’s Causeway unternehmen.

Die Iren sind mir immer sehr freundlich und hilfsbereit vorgekommen, auch wenn man sich nicht immer sicher sein kann, ob man sie richtig verstanden hat. Das irische Englisch kann schwer zu verstehen sein, am Campus sprechen die meisten Menschen allerdings sehr gut verständliches Englisch. Leider ist es auch in Limerick so, wie bei den meisten Erasmus-­‐Aufenthalten: Es ist relativ schwer, Iren kennenzulernen. Ich würde auf jeden Fall die Teilnahme am „Buddy-­‐Programm“ empfehlen.

Universität

UL ist eine Campusuniversität, weshalb sich das meiste Leben auf dem Campus abspielt. In der Stadt (ca. 30 Minuten vom Campus entfernt) war ich relativ selten, da sie in meinen Augen nicht besonders viel hergibt. Auf dem Campus gibt es viele verschiedene Pubs, Restaurants oder Kaffeehäuser. Es gibt einen kleinen Spar, der allerdings relativ teuer ist. Ca. 35 Gehminuten entfernt gibt es einen Lidl oder in die andere Richtung einen Tesco. Auch ein Kino ist ungefähr in dieser Entfernung zu finden.

Wohnen

Die Universität bietet fünf Wohnhaus -­ „Villages“ an, die sich auf dem Campus befinden. Ich habe im Kilmurry, dem zweitbilligsten Wohnheim gewohnt. Hier wohnt man mit fünf anderen Personen in einer Wohnung, teilt sich zwei Bäder und eine Wohnküche. Meistens ist die Belegung der Wohnung international. Auch wenn das immer auf die individuellen Personen ankommt, kann ich aus eigener Erfahrung und der meiner FreundInnen sagen, dass die irischen Studenten nicht besonders ordentlich sind. Darauf sollte man sich gegebenenfalls einstellen. Die Wohnungen sind ganz ordentlich ausgestattet, wenn man sehr gerne kocht, sollte man sich allerdings vielleicht ein gut funktionierendes Messer selbst zulegen. Es gibt die Möglichkeit, nahe an den Wohnheimen zu waschen, allerdings kostet hier eine Wäscheladung 6€. Wenn man ein wenig billiger wohnen möchte, gibt es auch „Off Campus Accommodations“. Diese haben mich anfangs abgeschreckt, da aber viele FreundInnen von mir dort gewohnt haben, kann ich sagen, dass sie auch in Ordnung sind. Der Standard ist gleich dem in Kilmurry, die Entfernung zur Uni ist allerdings größer, dafür spart man sich aber auch Geld. Es gibt auch teurere Wohnheime auf dem Campus, in denen man dann zum Beispiel ein eigenes Badezimmer hat. Darüber findet man aber auch viele Informationen auf der Homepage und man bekommt auch Informations-­‐ Emails diesbezüglich.

Studium

Es werden sehr viele Kurse angeboten, die Auflage der Universität ist, dass man 3 Fächer aus dem eigenen Studienfach wählen muss, die zwei weiteren kann man aus einem anderen Fach wählen (Sportkurse werden gewöhnlich nicht für nicht-­‐ Sportstudenten angeboten, wenn man es dennoch möchte, muss man sich selbst mit den DozentInnen in Verbindung setzen). Allerdings geschieht es oft, wie bereits erwähnt, dass sich das Angebot noch ändert oder sich Kurse überschneiden. Hier gilt es also, flexibel zu bleiben. In Limerick ist es in den ersten zwei Wochen so, dass man in jeden Kurs gehen kann, um ihn sich anzusehen. Nach zwei Wochen muss man sich dann entscheiden, welche Kurse man verpflichtend wählt. Allgemein kann ich sagen, dass der Zeitaufwand für die jeweiligen Kurse relativ hoch einzuschätzen ist, wenn man es ernst nimmt. Meistens gibt es eine Abschlussklausur und während des Semesters ein bis zwei Essay-­‐Abgaben in Psychologie.

Betreuung

Die Universität Limerick bietet in Woche 0 (also der ersten Woche vor dem Semesterstart) immer donnerstags und freitags die „Orientationdays“ an. Diese sind verpflichtend, aber auch relativ informativ. Hier erfährt man, an wen man sich in welchen Fällen wenden kann/muss und alle weiteren nützlichen Informationen. Außerdem hat man hier die Möglichkeit, direkt einmal die ersten Erasmus-­‐Studierenden kennenzulernen und man bekommt eine Campusführung. Wenn man am Buddy-­‐ Programme teilnimmt, wird einem ein/e irische Student/in zugeteilt, mit dem/der man sich treffen kann, wenn man darauf Lust hat.

Freizeit

UL bietet sehr viele unterschiedliche Societies und Clubs, denen man für 5€ beitreten kann. Diese umfassen verschiedenste kulturelle, musikalische oder sportliche Clubs und Societies, die sich aber in der ersten Woche auch noch vorstellen. Ich kann die Teilnahme im Outdoor Pursuit Club (OPC) empfehlen, da man hier die Möglichkeit bekommt, mit relativ vielen Iren die Natur zu erkunden, es werden Wanderausflüge, Cavingtrips und Klettertouren angeboten. Die „International Society“ organisiert jeden Freitag eine „TGIF“ Party auf dem Campus. Hier trifft man jede Woche die meisten Erasmus-­‐ oder Study abroad-­‐Studierenden. Außerdem organisieren sie viele Ausflüge, an denen man relativ billig teilnehmen kann. Ob diese Art des Reisens immer den eigenen Vorstellungen entspricht, muss man selbst herausfinden.

Sprache

Es gibt die Möglichkeit, einen Kurs „English as a foreign language“ zu belegen. Dieser wird durch einen Test während der Orientationdays in drei Stufen unterteilt. Ich habe den Kurs nicht belegt, habe aber gehört, dass er sehr verschult ist. Dennoch kann er bestimmt zur Verbesserung der Sprachfähigkeiten beitragen. Ein weiteres System, um die Sprache zu intensivieren, ist das der Language-­‐Partner. Dies ist ähnlich wie das Buddy-­‐Programme, auch hier wird einem ein/e Ire/Irin zugeteilt, mit der man sich trifft und abwechselnd auf Deutsch und Englisch spricht. Hierfür gibt es in den ersten Wochen ein Treffen, bei dem man sich gleich eine oder mehrere Language-­‐Partner suchen kann.

Finanzielles

Wie allgemein bekannt, sind die Lebenserhaltungskosten in Irland relativ hoch. Ich habe um einiges mehr ausgegeben, als ich es in Deutschland tue. Man kann mit um die 1000€ (inkl. Wohnen) pro Monat rechnen, hierbei sind diverse Ausflüge noch nicht eingerechnet. Um ein wenig Geld bei Lebensmitteln zu sparen, bietet es sich an, bei Aldi oder Lidl einkaufen zu gehen, auch wenn der Weg dahin etwas weiter ist.

Fazit

Ich habe mein Erasmus-Semester in Irland sehr genossen. Zwischen den etwas anstrengenderen Wochen, in denen die Essay-­Abgaben abstanden, gab es genügend Zeit, um die wunderschöne Landschaft in allen Teilen des Landes zu erkunden. Es war sehr spannend zu sehen, wie das Studium in einem anderen Land abläuft, worauf die Schwerpunkt gesetzt werden und auch, wie man mit der Sprache zurecht kommt. In diesem Semester habe ich viele Menschen aus allen Teilen der Welt kennengelernt. Dies motiviert mich auch zu weiteren Reisen. Auch wenn es sicher überall Unwägbarkeiten gibt, kann ich jedem nur empfehlen, ein Auslandssemester während des Studiums zu machen.