Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Limerick, Wintersemester 2016/2017 (Bachelor)

Für mich stand schon seit einem Urlaub in Irland vor vielen Jahren fest, dass mein Auslandssemester in diesem wunderschönen Land stattfinden soll. Jedoch war ich etwas enttäuscht als ich feststellte, dass unser Institut nur einen Erasmusplatz für Limerick anbietet, denn meine Recherchen ergaben, dass es nicht nur eine der kriminellsten Städte in Irland, sondern auch der im Vergleich zu den anderen Städten unattraktivste Fleck in Irland ist. Dennoch entschied ich, mich darauf zu bewerben und bin im Nahhinein sehr glücklich, dass ich es getan habe. Es war eine der besten Entscheidungen, die ich bisher getroffen habe.

Vor der Abreise

Vor der Abreise gibt es eigentlich kaum etwas zu organisieren, außer natürlich die Flüge zu buchen. Ich selbst bin von Memmingen aus geflogen, von wo man schon Flüge ab 10 € von Ryanair bekommt. Es bietet sich an direkt nach Shannon zu fliegen, da dies nur etwa 40 Fahrminuten von Limerick entfernt liegt. Außerdem gibt es an einigen Tagen einen von der Universität Limerick organisierten Shuttlebus, der einen direkt zur Uni bringt. Die andere Möglichkeit ist nach Dublin zu fliegen, was ich auch getan habe, da ich dort noch eine Nacht verbracht habe. Von dort aus muss man aber noch mindestens zwei ein halb Stunden Busfahrt bis Limerick auf sich nehmen. Am besten nimmt man den Dublincoach, da er sowohl recht günstig (10€ von Dublin City und 15€ vom Flughafen) als auch am schnellsten ist und in regelmäßigen Abständen fährt. Außerdem hält er direkt an der Uni, die ja etwas außerhalb der Stadt liegt.

Ansonsten sollte man sich möglichst direkt nachdem man eine Zusage bekommen hat, nach einer Unterkunft umschauen. Hier wird man jedoch nicht allein gelassen, sondern kriegt in regelmäßigen Abständen E-Mails von dem Auslandsbüro der University of Limerick mit allen nötigen Informationen und Fristen. Es gibt sowohl die Möglichkeit einer privaten Unterkunft (Vorteil: oft preisgünstiger; Nachteil: oft lange Wege zur Universität und niedrige Standards) oder einer on-campus accomodation der Universität. Für letzteres muss man sich online registrieren und den vollständigen Betrag auf einmal bezahlen. Ich entschied mich für eine on-campus accomodation, da es mit weniger Organisationsaufwand verbunden war. Hier hat man die Auswahl zwischen verschiedenen Villages, die in ihrer Lage und ihrem Preis variieren. Informationen dazu und auch Bilder findet man auf der Homepage der Universität. Man sollte beachten, dass diese Unterkünfte recht teuer sind (ab 1950€ pro Semester).

Generell lässt sich sagen, dass man super vom Auslands Büro in Irland betreut wird. Schon Monate vor dem eigentlichen Beginn kriegt man in sehr regelmäßigen Abständen E-Mails mit allen Infos und Angeboten von der Universität, sodass man sich nie alleingelassen fühlt. Fragen werden außerdem sofort beantwortet. Eines dieser Angebote ist das Buddy Programm, das ich jedem nur empfehlen kann. Hier kriegt man einen irischen Studenten zugeteilt, der sich sowohl vor der Abreise als auch während des Aufenthaltes um einen kümmert. Vom Buddy Programm werden außerdem viele kostenlose Veranstaltungen organisiert wie beispielsweise Kinoabende oder Pizzaparties.

Zusätzlich findet vor dem offiziellen Semesterstart eine Einführungswoche statt. In dieser Woche kriegt man beispielsweise eine Campustour und Informationen dazu, wie das universitäre System in Limerick funktioniert. Auch Vorträge zur irischen Kultur und Sprache werden angeboten. Es werden sogar kostenlose Busse zu einem Einkaufszentrum organisiert, damit man sich Dinge wie Bettwäsche und ähnliches besorgen kann und das nicht von zuhause mitbringen muss. Ein genaues Programm der Einführungswoche kriegt man auch per E-Mail zugeschickt und findet es auch online. Die Universität

Wie schon bereits erwähnt, liegt die Universität etwas außerhalb der Stadt. Das hat Vor-und Nachteile. Zum einen hat man auf dem Campus alles, was man braucht: Supermarkt, book shop, Post, ganz viele Cafes (sogar Starbucks) und Essensgelegenheiten. Ein Highlight ist der wöchentlich stattfindende Farmersmarket, auf dem es richtig leckeres Essen zu fairen Preisen gibt. Sogar mehrere Pubs befinden sich mitten auf dem Unigelände. Jeden Abend gibt es unterschiedliche Veranstaltungen und Specials (z.B. Live-Bands, Erasmusparties, Pubquizs etc.) und die Getränkepreise sind für Irlandverhältnisse günstig.

Die abgelegene Lage hat außerdem den Vorteil, dass der Campus viel Grün zu bieten hat, sodass er sich hervorragend zu Spaziergängen oder zum Joggen entlang des Shannon Rivers eignet.

Der Nachteil ist natürlich, dass man nicht so schnell in der Stadt ist. Mit dem Bus braucht man meistens eine halbe Stunde oder länger, da er auch noch einen Umweg fährt. Ich bin jedoch auch oft in die Stadt gelaufen (ca. 40min Fußweg). Abends bietet es sich auch an ein Taxi zu nehmen, wenn man mehrere Personen ist (ca. 12€).

Ein weiteres Highlight der Universität sind die unzähligen Clubs und Societies. Es gibt alle erdenklichen Sportarten. Das ist eine tolle Gelegenheit, um irische Studenten kennenzulernen, die man sonst als Erasmusstudent nicht so schnell kriegt. Besonders die Outdoor-Sportclubs sind zu empfehlen, da man dort im Laufe des Semesters Wochenendtrips unternimmt, die dazu noch sehr günstig sind. Ich war beispielsweise im Outdoor Persuit Club, der jeden Sonntag hiking und Kletterausfahrten anbietet. Viele meiner Freunde waren außerdem im Surfclub. Dieser fährt mehrmals im Semester übers Wochenende an Irlands schönste Strände.

Die Clubs und Societies stellen sich in der ersten Woche in der Arena vor, dort kann man sich auch direkt registrieren (5€ Gebühr).

Studieren

In der ersten Uniwoche hat man die Gelegenheit sich in alle Veranstaltungen, die einen interessieren, unverbindlich reinzusetzen. Erst ein paar Wochen nach Vorlesungsbeginn muss man sich durch das Auslandsbüro verbindlich anmelden lassen. Ich entschied mich dazu nur Psychologiekurse zu belegen. Die meisten meiner Veranstaltungen hatte ich zwar schon in Deutschland gehabt, trotzdem unterschieden sich die Vorlesungen vom Schwerpunkt von den Veranstaltungen in Heidelberg (z.B. klinische Psychologie), sodass es sich auch lohnen kann, einen Kurs quasi doppelt zu machen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass das Format in Limerick viel kreativer und freier ist als bei uns in Deutschland. Das liegt natürlich auch zum Teil an der geringeren Teilnehmerzahl. Die Prüfungsleistungen bestanden zum Beispiel im Erstellen eines Podcasts oder dem Designen einer politischen Kampagne.

Ich belegte außerdem eine Mastervorlesung, was nach Absprache mit der Dozentin kein Problem war und auch das Niveau war machbar. Die meisten Dozenten sind überaus freundlich und hilfsbereit. Gerade den internationalen Studenten wird großes Entgegengekommen gezeigt, sodass man beispielsweise nach Absprache ein Wörterbuch zur Prüfung mitbringen darf.

Wohnen und Leben

Ich lebte in Plassey Village, dem kostengünstigsten Dorf auf dem Campus. Ich hatte sieben Mitbewohner- sechs davon waren Erasmusstudenten. Leider ist es keine Ausnahme, dass die irischen Studenten nicht mit Erasmusstudenten gemixt werden. Trotzdem hatte ich eine super WG, in der wir fast jeden Abend zusammen gegessen und andere Dinge unternommen haben. Schnell lernt man auch die Nachbarn kennen und trifft sich dann regelmäßig in einem der Häuser für kleine Hausparties.

Über Irland wird oft gesagt wie teuer es sei und in vielerlei Hinsicht (Alkohol, Miete) stimmt dies auch, wenn man jedoch weiß, wo man essen kann, kann man da auch super sparen. Ein Aldi und Lidl befinden sich in der Nähe vom Campus. Dort waren die Lebensmittel zum Teil sogar günstiger als in Deutschland.

Ein anderes Vorurteil über die Iren ist jedoch vollkommen wahr: nämlich, dass sie ein offenherziges, hilfsbereites und freundliches Volk sind. Man braucht nie Angst zu haben, jemanden um Hilfe zu bieten und wird oft von Fremden angesprochen, die sich dafür interessieren, wo man herkommt.

Ich kann nur jedem ans Herz legen, viel in Irland zu reisen und dieses wunderschöne und vielseitige Land zu entdecken. Vor allem das County Donegal, ganz im Norden von Irland, bietet atemberaubende Strände und Landschaften. Die Infrastruktur in Irland ist zwar nicht so gut wie wir es aus Deutschland gewohnt sind, aber die langen Fahrzeiten lohnen sich!

Limerick

Auch wenn die Stadt nicht die schönste in Irland ist, so hat sich doch einiges zu bieten. Es gibt unzählige Pubs mit hervorragenden Musikern, ein großes kulturelles Angebot und viele tolle Restaurants und Cafes. Es empfiehlt sich, einfach mal loszuziehen und die Stadt zu entdecken.

Fazit

Wie man vielleicht schon merkt, kann ich über mein Auslandssemester nur schwärmen. Das Land, die Universität und die Menschen sorgen dafür, dass man sich ab dem ersten Tag wie zuhause fühlt und gar nicht mehr nach Hause möchte.