Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Limerick, Sommersemester 2015 (Master)

Mein Auslandssemester im Sommersemester 2020 konnte ich leider nicht wie geplant zu Ende führen, da alle internationalen Studierenden von der University of Limerick (UL) im März dazu aufgefordert wurden aufgrund der Corona-Pandemie in ihre Heimatländer zurückzukehren. Somit konnte ich von geplanten 4 Monaten nur 2 Monate in Irland verbringen (19.01.2020-19.03.2020). In den folgenden Unterpunkten werde ich deswegen sowohl auf das Studieren vor Ort als auch das digitale Studieren eingehen.

Bewerbung und Vorbereitung

Eine Bewerbung für das Erasmusprogramm, vor allem im Sommersemester, sollte frühzeitig angegangen werden, da die Bewerbungsfrist z.B. für das SoSe 2020 im Dezember 2018 war. Bereits Ende Januar 2019 erhielt ich die Zusage von der Universität Heidelberg. Bis Ende April 2019 erfolgt dann die Online-Erasmus- Bewerbung in der Datenbank des Dezernats für Internationale Beziehungen. Auch hier erhielt ich bereits im Mai 2019 das Erasmus-Bestätigungsschreiben sowie im Juli 2019 das Grant Agreement. Darüber hinaus veranstaltete das Dezernat Internationale Beziehungen eine Informationsveranstaltungen für alle Studierenden. Die zuständigen Personen des Outgoing-Büros des Dezernats sowie Frau Lorenz konnte ich jederzeit bei Fragen kontaktieren. Bis zum Start des Auslandssemesters absolviert man zudem einen Englisch-Test und hat die Möglichkeit einen Online-Sprachkurs zu belegen. Im Oktober 2019 habe ich dann zum ersten Mal Rückmeldung der University of Limerick erhalten, in der meine Nominierung mitgeteilt und der weitere Prozess erläutert wurde. Kurz darauf wurde die Nominierung nach kurzer Online-Registrierung meinerseits bestätigt und ich erhielt die Student-ID. Mithilfe dieser ID konnte ich mich dann für die Studentenwohnheime anmelden und ein Zimmer mieten (je früher man die ID erhält, desto besser). Sowohl von der Universität Heidelberg als auch der University of Limerick erhält man stets Erinnerung für bevorstehende Deadlines usw.. Neben der frühzeitigen Organisation einer WG oder eines Wohnheimzimmers empfiehlt es sich außerdem eine Kredit- oder EC-Karte mitzunehmen, mit der keine Gebühren beim Bargeldabheben im Ausland anfallen, da wider Erwarten noch recht viel Cash bezahlt werden muss (vor allem der Pub auf dem Campus). Außerdem kann es ratsam sein, der Bank mitzuteilen, dass man sich im Ausland befindet, damit die Karte nicht gesperrt wird beim mehrmaligen Geld abheben in Irland.

Wohnen

Während der zwei Monate in Irland habe ich in einem Wohnheim auf dem Campus gelebt. Die Wohnheime von UL befinden sich über den ganzen Campus verteilt in kleinen Villages (2 Villages sind Off-Campus). Preislich unterscheiden sich diese recht stark, haben alle allerdings ein eher hohes Niveau verglichen mit Deutschland (ca. 2.000-3.200 Euro für 4 Monate). Ich selbst habe im Dromroe-Village, in einer 6er WG mit zwei Irinnen, zwei US-Amerikanerinnen und einer Niederländerin gelebt (im Wohnheimportal gibt es die Möglichkeit anzugeben mit Iren zusammen zu leben sowie nur mit Frauen oder in einer LGBTQ Wohnung). Jedes Zimmer war hier mit einem 1,40m Bett und einem eigenen Badezimmer ausgestattet. Küche und Wohnzimmer waren großzügig gestaltet und es gab einen Fernseher zur gemeinschaftlichen Nutzung. Außerdem ist das Dromroe-Village am zentralsten gelegen (ca. 5 Minuten Fußweg zu den Uni-Gebäuden) und die Pizzeria (Apache) sowie eine Village Hall (hier finden Tanzkurse, Yoga etc. statt), befinden sich im Village. Jedes Village hat außerdem eine Rezeption mit großzügigen Öffnungszeiten, Hausmeisterservice sowie einen Waschsalon. Der Campus befindet sich recht außerhalb von Limerick (ca. 30 Minuten mit dem Bus), sodass es sich lohnt auf dem Campus zu wohnen. Von den Internationals wohnten außerdem fast alle auf dem Campus.

Während meiner Zeit in Irland wurden neue Regelungen für die Wohnheimsituation eingeführt. So wurde geplant, einen Großteil der Einzelzimmer in verschiedenen Wohnheimen (u.a. Dromroe, Thommond, Cappavilla) in Zweierzimmer umzubauen, sodass mehr Studierende in eine Wohnung passen. Dies stieß auf großen Protest bei den Studierenden, da Einzelzimmer nun nur noch Studierenden im Master oder im 4. Bachelorjahr, die bereits 3 Jahre im Wohnheim gelebt haben, vorbehalten werden sollen.

Anreise

Ich bin am Sonntagabend, einen Tag vor Beginn der Orientierungswoche angereist. Laut Wohnheimservice ist nur eine Anreise am Sonntag möglich. Allerdings haben zwei meiner Mitbewohnerinnen nach einer Ausnahme gefragt und waren bereits 2-3 Tage vorher dort. Von Deutschland aus fliegen die meisten Airlines nur nach Dublin, nicht nach Shannon (liegt näher an Limerick). Je nachdem wann man in Dublin ankommt, kommen verschiedene Busgesellschaften für die Weiterfahrt nach Limerick in Frage. Da ich recht spät gelandet bin, fuhr nur noch der Dublin Coach, welcher auch ebenfalls der günstigste ist, man aber umsteigen muss. Die Fahrt dauert 2,5-3 Stunden. Aufgrund meiner späten Anreise konnte ich einen Service der Wohnheime in Anspruch nehmen. Studierende die bis 22:15 ankamen konnten sich an der Bushaltestelle des Campus registrieren und wurden dann zu ihrem Wohnheim gefahren. Dies war sehr wertvoll im Dunkeln, an einem fremden Ort mit viel Gepäck. Falls eine späte Anreise geplant ist würde ich auf jeden Fall das jeweilige Wohnheim kontaktieren und nach solchen Optionen fragen. Tagsüber gibt es außerdem zahlreiche Hilfsangebote von UL sowohl in Dublin als auch Shannon.

Studieren

Das Auslandssemester in Limerick begann auch im Sommersemester mit einer Orientierungswoche, in der zahlreiche Events zum Kennenlernen stattfanden (z.B. Afternoon Tea, Partys im Stables-Pub, Campus-Tour, Tour zum Famers Market). Die Programme waren pro International-Gruppe etwas unterschiedlich (Erasmus, Study Abroad etc.), es gab aber einige Überschneidungspunkte. In dieser Woche wurde noch einmal alles genau erläutert und es gab viele Hilfsangebote für einen guten Semesterstart. Ich hatte in meinem Learning Agreement vor dem Semester 5 Kurse belegt (à 6 ECTS), aber während der ersten Wochen einen Kurs abgewählt sowie einen ersetzt. Da Internationals in Limerick sich erst in der dritten Woche final auf Module festlegen müssen, ist es möglich sich einige Kurse anzuschauen und dementsprechend noch zu wechseln etc.. Wichtig zu beachten ist, dass wenn man über den Studiengang Psychologie nach Limerick gekommen ist, die dort zuständigen Personen es gerne sehen, dass man auch größtenteils (mind. 3) Psychologie-Kurse belegt. Psychologie-Fächer unterliegen außerdem besonderen Restriktionen, sodass auch nur Psychologie-Internationals diese belegen können. Ich selbst habe letztendlich zwei Psychologie-Module (Political Psychology, Introduction to Psychology applied to Nursing and Midwifery), Traditional Irish Music & Dance 2 (inklusive Instrumenten-Tutorial) und ein Soziologie-Modul (The Sociology of Crime Deviance and Social Control) belegt. Wichtig ist, in der ersten Lehr-Veranstaltung anwesend zu sein, da dort wichtige Informationen bekannt gegeben werden sowie Deadlines einzuhalten, da u.a. sonst Geldstrafen drohen. Außerdem werden viele Vorlesungen von Tutorials/Labs begleitet in denen man mit Anwesenheit bereits 10% der Note erreichen kann.

Inhaltlich waren die Kurse sehr interessant, hier hat mir vor allem das Soziologie Modul gefallen. Ich kann außerdem nur empfehlen ein Modul über die irische Kultur zu belegen (Irish Music & Dance, Irish History o.ä.). Es gibt eine Onlineplattform (Sulis) auf der alle Dokumente hochgeladen und Announcements verkündet werden. Im Gegensatz zum deutschen System, gab es eher mehrere kleinere Prüfungsleistungen. Vorgesehen waren u.a. finale Modulabschlussklausuren, Mid-Term Exams, Essays, Referate, Instrumentenvorspiel etc.. Aufgrund des Corona-„Abbruchs“ hat sich das etwas verändert und es wurde mehr auf Essays gesetzt. Die Dozenten sind sehr nett, hilfsbereit und der Umgang ist sehr locker (alle werden mit Vornamen angesprochen). Das Studieren auf Englisch war keine große Herausforderung. 75% meiner Dozenten waren außerdem keine Iren, sondern aus Kanada, Rumänien usw.. Aktive Mitarbeit ist sehr erwünscht.

Auch das digitale Lernen von Deutschland aus lief recht reibungslos, wobei in den verschiedenen Modulen auch verschiedene Tools eingesetzt wurden, was teilweise etwas verwirrend wurde. Die meisten Online-Vorlesungen wurden jedoch aufgezeichnet, sodass man sie im Nachhinein anschauen konnte (z.B. für Internationals mit Zeitverschiebung).

Campus

Der UL-Campus ist ziemlich groß und liegt schön gelegen am Fluss Shannon, jedoch relativ weit vom Stadtzentrum entfernt. Es gibt mehrere Restaurants, Cafés (z.B. Starbucks), Pubs (z.B. Stables), einen kleinen Spar-Supermarkt, Bank-Automaten, einen Buchladen, einen Unishop usw.. Es gibt außerdem eine recht moderne Bibliothek, in der ebenfalls ein Café ist. Eigentlich ist es recht einfach sich auf dem Campus zurecht zu finden. Lediglich das Main Building hat komplizierte Raumbeschriftungen, weswegen es ratsam ist für den Weg dorthin etwas mehr Zeit einzuplanen. Es gibt eine Concert Hall, in welcher regelmäßig Konzerte und Events stattfinden (z.B. eine Irish Dance/Music Show in der Einführungswoche für alle Internationals) und mehrere Sportgelände (mehrere Hurling- und Fußball-Felder) sowie die UL Sports Arena in der ein großes Schwimmbecken, ein Fitnessstudio, mehrere Fitnessräume, eine Sprint-Strecke und eine Mehrfachturnhalle sind und in die man kostenlosen Zutritt hat wenn man auf dem Campus wohnt. Unter der Woche ist es sehr lebhaft auf dem Campus, am Wochenende fahren die meisten Iren allerdings nach Hause. Zum Einkaufen bieten sich ein Lidl und ein Aldi an. Beide liegen zu Fuß 20-30 Minuten entfernt. UL Student Life bieten jedoch jeden Montagabend einen Bus zum Lidl und zurück an.

Freizeitangebote

Besonders präsent auf dem Campus sind die zahlreichen Clubs und Societys. Diese werden von Studierenden organisiert (ähnlich wie Vereine), sind jedoch ein sehr starker Teil des generellen Uni-Lebens und werden sehr von UL unterstützt. Pro Club/Society zahlt man ca. 5-10€ Grundgebühr. Ich selbst war in der International Society (sehr empfehlenswert, da somit kostenloser Eintritt zur International Night Freitagabend sowie Möglichkeit an verschiedenen Events und Touren wie St. Patricks Day Trip usw. teilzunehmen), dem Badminton Club (nicht nur für Fortgeschrittene; inklusive Pub-Besuch nach dem Training) und der Dance Society (hier zahlt man pro Kurs noch einmal 20€ extra; ich habe Irish Dance gemacht, es gibt aber auch Hip Hop u.ä.). Sehr beliebt sind außerdem noch Outdoor Pursuits (Wanderungen in Irland) oder der Surf Club. Die Internetseite der UL Wolves (hier sind alle Clubs und Societys organisiert) ist diesbezüglich sehr informativ. Wenn man sich in den Clubs und Societys außerdem noch mehr (ehrenamtlich) engagieren möchte ist dies auch als International möglich. Am Anfang des Semesters gibt es außerdem eine Messe, auf der sich alle vorstellen. Neben den Societys organisiert außerdem noch das UL Student Life Center (Student Union) Trips durch Irland (z.B. zu den Cliffs of Moher) zu studentenfreundlichen Preisen. Im Stables oder Scholars Pub ist zudem jeden Abend eine Veranstaltung, auch wenn unter der Woche gegen 23 Uhr zugemacht wird (International Night Freitagbend gegen 1-2 Uhr). Während des Semesters findet außerdem die Charity-Week (Woche 6/7) statt. Hier werden Spenden gesammelt, es gibt Food Markets und jeden Abend große Veranstaltungen im Festival-Stil. Es lohnt sich hierfür frühzeitig Tickets zu erwerben, da diese sehr früh ausverkauft sind.

In Limerick selbst gibt es auch zahlreiche Pubs und Clubs (empfehlenswerter Pub: Locke Bar mit Live-Musik und Tanz; beliebter Club: Icon). Für die Rückfahrt bietet es sich an die Free Now Taxi App (Uber Pendant in Irland) herunterzuladen, da keine Busse mehr fahren. Samstags vormittags findet in Limerick außerdem noch der Farmers Market statt, welcher sehr beliebt ist. Viele Internationals nutzen die Wochenenden außerdem zum Reisen nach Dublin, Belfast, Galway, Aran Islands, Ring of Kerry usw. (informiert euch hierfür auch über die Angebote der International Society und Student Life Center).

Leben in Irland

Das Leben in Irland ist sehr angenehm. Die Menschen dort sind alle super hilfsbereit und freundlich. Iren haben eine sehr offene Mentalität und kommen schnell ins Gespräch. Aufgrund des Corona-„Abbruchs“ hatte ich leider nicht die Möglichkeit viele Städte und Gegenden von Irland zu sehen. Das was ich gesehen habe war allerdings sehr schön. Dublin, Galway, Cliffs of Moher und Ring of Kerry sind Orte, die ich definitiv empfehle. Sowohl Musik und Tanz als auch Sport nehmen einen großen Stellenwert in Irland ein. Die damit einhergehende Pub-Kultur ist meiner Meinung nach sehr besonders und gefällt fast jedem. Generell unterscheidet sich das Leben nicht stark von Deutschland. Eingekauft wird bei Lidl oder Aldi und die Standards sich auch recht ähnlich. Allerdings ist das Leben in Irland teurer und das Wetter definitiv wechselhafter und regnerischer. Wenn man jedoch darauf vorbereitet ist und regenfeste Jacken, Schuhe und einen Regenschirm eingepackt hat, stellt Regen kein Hindernis mehr dar. Die irisch-gälische Sprache und die einzigartige Kultur und Historie des Landes macht Irland zu etwas Besonderem und nimmt einen in seinen Bann.

Fazit

Ich kann ein Auslandssemester in Limerick nur empfehlen. Obwohl meine Zeit dort kurz war, habe ich viele tolle Erfahrungen sammeln und Freundschaften auf der ganzen Welt knüpfen können. Ich persönlich halte es für wichtig, seinen eigenen Horizont zu erweitern und wenn möglich in einem anderen Land gelebt sowie Menschen aus anderen Ländern kennen gelernt zu haben, um sich die Werte, Standards, Einstellungen, Verhaltensmuster usw. des eigenen Landes bewusst zu machen und seine interkulturelle Kompetenz zu fördern. Ich hoffe demnächst „Verpasstes“ in Irland nachholen zu können und noch einmal dorthin zu fliegen, da ich sicher bin, dass Irland noch einiges mehr zu bieten hat.