Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Fribourg, Sommersemester 2008 (Bachelor)

Zeitraum

In Fribourg wurde vor einigen Jahren auf Frühlings- und Herbstsemester umgestellt. Mein Aufenthalt begann am 4. Februar mit einem zweiwöchigen Intensivsprachkurs Französisch (4.-15.2.2008). Der Vorlesungszeitraum erstreckte sich vom 18.2.2008 bis 31.5.2008 (mit einer vorlesungsfreien Woche um Ostern), die Prüfungen lagen größtenteils in der letzten Vorlesungswoche. Ich blieb bis Ende Juni in Fribourg. Durch den frühen Semesterbeginn und den vorgeschalteten Sprachkurs verpasste ich die letzte Vorlesungswoche des vorangegangenen Wintersemesters in Heidelberg. Dies war zwar nicht ideal, dennoch würde ich jeder / jedem raten, den speziell für Mobilitätsstudenten (ERASMUS o. Ä.) angebotenen Sprachkurs in Fribourg in Anspruch zu nehmen.

Studium und Organisatorisches

Das Semester in Fribourg begann wie bereits erwähnt mit einem zweiwöchigen Französischkurs. Die Anmeldung sowie ein Einstufungstest wurden im Voraus per Mail verschickt. Die Teilnahme war freiwillig und kostete 180 Schweizer Franken (gut 100 Euro). Zum Herbstsemester wird ebenfalls ein Intensivkurs angeboten, dieser ist jedoch dreiwöchig und dementsprechend teurer (250 CHF). Durch den Sprachkurs lernt man schnell den Großteil der anderen ERASMUS-Studenten kennen. Vor allem aber erhielten wir wichtige Informationen und Unterstützung bei organisatorischen Dingen. Die Vertreter der wichtigsten Anlaufstellen (insbesondere der Dienststelle für internationale Beziehungen) stellten sich uns vor. Neben dem eigentlichen Sprachkurs (der teilweise recht chaotisch ablief) sind die verschiedenen Informationsveranstaltungen (u. a. Vortrag zum Unisport) und das soziale Rahmenprogramm (Schneeschuhwandern, Brauereibesichtigung, Fondueabend, Kino, usw.) hervorzuheben. Des weiteren wurde uns erklärt, wie wir am besten ein Bankkonto eröffneten, um das Mobilitätsstipendium, das jedem ERASMUS-Studenten zusteht, zu erhalten. In diesem Semester betrug die Auszahlung 1250 CHF (entspricht 250 CHF/Monat über 5 Monate).

Direkt im Anschluss an den Sprachkurs begann am 18.2. die Vorlesungszeit. Das psychologische Institut ist gemeinsam mit den Erziehungswissenschaften im Gebäude Regina Mundi untergebracht und gehört zur Philosophischen Fakultät (Lettres). Leider gibt es innerhalb der Psychologie keinen direkten Ansprechpartner für ERASMUS-Studenten, so dass es etwas umständlich war, eine Person zu finden, die sich dazu befugt fühlte, die Änderung meines Learning Agreement zu unterschreiben. (Es gibt zahlreiche Studienberater, diese sind jedoch im Masterprogramm nur für einen bestimmten Studienbereich zuständig.)

Die Anmeldung zu den Kursen erfolgte vor Beginn der Vorlesungen online im sogenannten GESTENS-System (erreichbar über http://gestens.unifr.ch/; alle zur Anmeldung nötigen Unterlagen sowie den Studienausweis erhält man während des Intensiv-Sprachkurses). Dort finden sich auch mehr oder weniger detaillierte Kursbeschreibungen sowie Angaben zu Anforderungen und ECTS-Punkten. Da ich auf Diplom studiere konnte ich mit dem ECTS-Punktesystem zunächst nicht viel anfangen. Es stellte sich heraus, dass es neben eher „klassischen“ Seminaren (mit Referaten und Hausarbeiten) sogenannte „Kurse“ gibt, die generell eher Vorlesungscharakter besitzen und bei welchen am Ende eine Klausur als Leistungsnachweis zu schreiben ist. Die Klausuren, die ich mitgeschrieben habe, bestanden aus einer Mischung von Multiple-Choice und offenen Fragen.

Im Rahmen des in Fribourg angebotenen dreisprachigen Masters konnte ich Veranstaltungen auf Deutsch, Französisch sowie Englisch belegen, was mir eine Vertiefung sowohl meiner fachlichen als auch meiner sprachlichen Kenntnisse ermöglichte. Ergänzend besuchte ich einen weiteren wöchentlichen Französisch-Sprachkurs am CERLE (Zentrum für Fremdsprachen). Dort war neben der Online-Anmeldung eine separate Anmeldung vor Ort erforderlich. Hat man am Intensivkurs zu Beginn teilgenommen, entfällt ein erneuter Einstufungstest für weitere Französischkurse. Das CERLE bietet ein breites Angebot an Kursen, so dass man gezielt auswählen kann, ob man Grammatik / Aussprache / mündliche Fertigkeiten / Verfassen von Dokumenten etc. verbessern möchte. Man zahlt lediglich einmalig 10 Franken pro Semester für Kopien.

Am psychologischen Institut habe ich in erster Linie Veranstaltungen aus dem klinischen / therapeutischen und aus dem A- und O-Bereich besucht. Besonders profitiert habe ich von zwei Kursen zur klinischen Beziehungspsychologie und Paartherapie. Da der Dozent (J.-G. Bodenmann) nach Zürich wechselt, werden diese Kurse allerdings in Zukunft in Fribourg wohl nicht mehr angeboten werden. Die Dozenten, die ich kennenlernen durfte, waren durchweg sehr freundlich und aufgeschlossen. Durch die Zweisprachigkeit sind auch die „Welschen“ (so werden die französischsprachigen Schweizer von ihren deutschsprachigen Eidgenossen genannt) auf deutsche Muttersprachler eingestellt, teilweise kann man sogar die Klausuren auf deutsch schreiben (ob das so gut fürs Französisch lernen ist, sei mal dahingestellt). Für meine Zeit in Fribourg konnte ich mir mein Studienprogramm selbst zusammenstellen, was dann im Learning Agreement (Vereinbarung zwischen Gast- und Heimatuniversität) festgehalten wurde.

Wohnsituation

Die Apartis (ehemals REST) für studentisches Wohnen bietet ERASMUS-Studenten Zimmer in verschiedenen Wohnheim-WGs an. Dort wohnt man zumeist mit zwei bis fünf anderen ERASMUS-Studenten zusammen; die Standards sind unterschiedlich je nach Wohnheim. Die Anmeldungsunterlagen bekommt man rechtzeitig per Mail zugesandt. Empfehlenswert ist das Wohnheim Beauregard, da es sehr zentral liegt (direkt hinter dem Bahnhof) und preislich in Ordnung ist (ca. 400 CHF). Ich selbst habe mir eine WG mit „echten Schweizern“ über eine Internet-Wohnungsbörse gesucht. Trotz des nicht überschäumenden Angebots für möblierte Zimmer zur Zwischenmiete, fand ich recht schnell ein günstiges Zimmer in perfekter Lage zur Uni. In Anbetracht der hohen Heidelberger Mietpreise erschienen mir die Mieten in Fribourg nicht besonders teuer.

Tipps

Es lohnt sich, die Angebote der AGEF (allgemeine Studierendenschaft der Uni Fribourg) unter die Lupe zu nehmen (siehe www.unifr.ch/agef). Auf dieser Seite findet sich auch eine gute Wohnungsbörse, sowie eine Liste mit Geschäften, die Ermäßigungen für Studenten anbieten. Darüber hinaus kann man im AGEF-Büro für 32 CHF eine Tageskarte für die Bahn erwerben, die schweizweit gilt. Da die Anzahl dieser wirklich sehr günstigen Karten begrenzt ist, sollte man sich jedoch rechtzeitig darum kümmern (gerade wenn es um ein Wochenende geht). Eine Übersicht über die noch verfügbaren Karten für die kommenden Monate gibt es auf der AGEF-Homepage. Wer die restliche Schweiz auch kennenlernen will, dem kann ich nur raten, dies mit dem Zug zu tun (es gibt wirklich tolle Strecken!). Ich habe mir gleich zu Beginn den Demi-Tarif (entspricht unserer BahnCard 50, 150 CHF) und zusätzlich das Voie7 (Gleis7)-Ticket (99 CHF) gekauft. Damit kann man ein Jahr für den halben Preis und täglich ab 19 Uhr umsonst fahren. Für mich hat sich das definitiv gelohnt! Als regionale Ausflugsziele / Tagestrips kann ich Bern, Lausanne, Neuchâtel und Schwarzsee empfehlen.

Das Erasmus Student Network (ESN) Fribourg organisiert regelmäßig Ausflüge und Abende für ERASMUS-Studenten; wer will, kann sich einen „Buddy“ zuteilen lassen, also einen Studenten aus Fribourg, der/die bei irgend welchen Fragen zur Seite steht.

Fazit

Mein Auslandsaufenthalt im Rahmen von ERASMUS in Fribourg hat mich um viele Erfahrungen reicher gemacht und ich bin froh, mich zu diesem Schritt entschlossen zu haben. Die Stadt Fribourg ist zwar klein, und gerade am Wochenende ziemlich leer (die meisten Studenten fahren nach Hause), hat allerdings dennoch einiges zu bieten, insbesondere kulturell und landschaftlich. Das Lehrangebot am Institut für Psychologie ist nicht besonders groß, jedoch konnte ich für mich doch einige interessante Veranstaltungen finden. Als ERASMUS-Student kann man zudem auch Kurse anderer Studiengänge besuchen, wie z. B. der Heilpädagogik, was zur gleichen Fakultät gehört. Was meine Französischkenntnisse angeht, so ist mir zumindest ein Auffrischen ganz gut gelungen.