Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Fribourg, Wintersemester 2004/2005 (Bachelor)

Im Wintersemester 2004/05 absolvierte ich nach Abschluss meines Vordiploms im Fach Psychologie ein Auslandssemester an der Universität Fribourg. Als einzige bilinguale Universität der Schweiz bietet sie sowohl Veranstaltungen auf deutsch als auch französisch an, was mir zur parallelen Vertiefung meiner Fach- sowie Sprachkenntnisse optimal erschien.

Die Vorlesungszeit dauerte vom 18. Oktober bis zum 4. Februar; am 27. September begann ein dreiwöchiger Intensivsprachkurs, den ich aber leider wegen noch abzulegender Vordiplomsprüfungen nicht besuchen konnte.

Für den Zeitraum meines Aufenthaltes schloss ich einen Mietvertrag mit der Cité St-Justin ab, einem Wohnheim für etwa 300 Studierende, das über unterschiedlich komfortable Gebäude (z.T. ohne Möglichkeit einer Küchennutzung) sowie eine Kantine verfügt. Ich erhielt ein Zimmer im modernsten Gebäude, dessen Komfort (eigenes Badezimmer und Kühlschrank sowie Küche auf dem Stockwerk) etwas höhere Mietpreise verlangt (610 CHF, inklusive täglichem Frühstück sowie wöchentlicher Zimmerreinigung und zweiwöchentlichem Bettwäschewechsel). Das Wohnheim ist sehr günstig und zentral gelegen, direkt gegenüber des Universitätsverwaltungsgebäudes und der juristischen sowie einiger anderer Fakultäten. Die Adressen dieses Wohnheims (Cité St-Justin, Rue de Rome 3, 1700 Fribourg) und anderer Unterkünfte wurden mir durch die Dienststelle für internationale Beziehungen der Universität Fribourg per e-Mail übermittelt.

Am Psychologischen Departement – etwas außerhalb gelegen, im Stadtteil Perolles – besuchte ich zahlreiche Kurse in den Fächern Klinische, Pädagogische (angeboten am Erziehungswissenschaftlichen Departement) sowie Arbeits- und Organisationspsychologie. Ich erwarb insgesamt sechs Leistungsnachweise in Form von Referaten mit schriftlicher Ausarbeitung bzw. schriftlichen Hausarbeiten und nahm an den verbleibenden Kursen aktiv teil. Darüber hinaus besuchte ich drei Französisch-Sprachkurse am Centre d’Enseignement et de Recherches en Langues Etrangères der Universität (CERLE), die ich jeweils mit einer schriftlichen Prüfung abschloss. Die Zusammenstellung meines Stundenplans gestaltete ich selbst, indem ich mich zunächst an dem auf der Universitätshomepage bereitgestellten Vorlesungsverzeichnis orientierte und die ersten beiden Wochen dazu nutzte, in so viele Kurse wie möglich „reinzuschnuppern“.

Ratsam ist es, das Angebot des Intensivsprachkurses zum Ende der vorlesungsfreien Zeit zu nutzen. Über die reine Vermittlung von Sprachkenntnissen hinaus bietet das zugehörige Rahmenprogramm auch organisatorische Unterstützung und Beratung sowie die Möglichkeit zum Knüpfen internationaler Kontakte.

Zudem sollte bedacht werden, dass die Lebenshaltungskosten in der Schweiz trotz des gegenüber der „normalen“ ERASMUS-Förderung etwas höheren Stipendienbetrags (dieser wird von der Schweizer Eidgenossenschaft getragen) selbst für deutsche Verhältnisse enorm hoch erscheinen. Dies macht sich insbesondere bei Lebensmitteln bemerkbar.

Lohnenswert erschien mir die Nutzung der Freizeitangebote des „ERASMUS Student Network“ (ESN), einer von ehemaligen ERASMUS-Studierenden getragenen Organisation, die in regelmäßigen Abständen Aktivitäten anbietet, welche sowohl die kulturelle Vielfalt des Landes näher bringen als auch ermöglichen, Kontakte und Freundschaften in der internationalen Gemeinschaft der ERASMUS-Studierenden aufzubauen und zu vertiefen. Ein monatlich per e-Mail versandter Newsletter informiert stets über das jeweilig geplante Angebot.

Mein Aufenthalt in der Schweiz war in jeder Hinsicht – fachlich, sprachlich, sozial und kulturell – eine außerordentlich bereichernde Erfahrung, von der ich sicherlich auch während meines weiteren Studienverlaufs in hohem Maße profitieren werde. Ich würde mich freuen, wenn andere Studierende die Chance nutzen, einen solchen Aufenthalt zu absolvieren und mit ähnlich positiven Erinnerungen an ihren Studienort zurückkehren.