Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Fribourg, Wintersemester 2012/2013 (Master)

Erfahrungen an der Gastuniversität

Insgesamt waren meine Erfahrungen an der Uni Fribourg sehr positiv. Es gibt mehrere Standorte, die über die Stadt verteilt sind: Das Gebäude Pérolles (Wirtschaftswissenschaften, Naturwissenschaften), Miséricorde (Geisteswissenschaften, Jura) und Regina Mundi (Pädagogik und Psychologie) sind die Hauptstandorte. Die Räume und Hörsäle sind gut ausgestattet, insbesondere im Gebäude Pérolles II, welches erst vor einigen Jahren erbaut wurde. Hier gibt es auch eine sehr schöne Bibliothek, die einen tollen Ausblick auf die umliegenden Berge bietet. Außerdem gibt es an jedem Standort die Möglichkeit, Sport zu treiben (Sporthallen, Fitnessräume), sowie eine Mensa und Cafeteria.

Die Belegung der Kurse war mit ziemlich viel Aufwand verbunden, da sich an meinem ursprünglichen Learning Agreement noch einige Änderungen ergeben haben. Ich konnte jedoch alle gewünschten Kurse belegen. Das Kursangebot in meinem Fachbereich Psychologie war vielfältig und umfasste deutsche, französische und englische Kurse. Das Niveau der Kurse entspricht dem der Uni Heidelberg. Als Leistungsnachweis muss entweder ein Referat gehalten, eine Klausur oder eine Hausarbeit geschrieben werden. Die Klausuren finden alle in der letzten Woche vor den Ferien, also im Dezember und im Mai statt. Das Notensystem umfasst ebenfalls 6 Abstufungen (6 = sehr gut), allerdings braucht man mindestens eine 4 (also eine deutsche 3, bzw. 60 % korrekte Antworten) um zu bestehen.

Es herrscht generell eine angenehme Atmosphäre in den Lehrveranstaltungen und der Kontakt zu den Dozenten ist gut. Die Kurse wurden teilweise als Seminare mit Referaten der Studierenden, teilweise als Vorlesungen gehalten. Auffällig war, dass die französischsprachigen Kursleiter eher letztere Variante wählten, während die deutschsprachigen erstere bevorzugten. Insgesamt waren die deutschen Kurse also interaktiver und meistens auch interessanter.

Erfahrungen außerhalb des Studiums

Ich habe mich gegen ein Zimmer in den Studentenwohnheimen, in dem die meisten Erasmus- Studenten untergebracht waren (Beauregard und Bellevue) entschieden, da ich lieber mit Schweizern zusammenwohnen wollte, um somit sowohl die Sprache als auch das Land besser kennen zu lernen. Nach längerer Suche habe ich dann auch ein Zimmer in einer 3er-WG mit 2 französischsprachigen Schweizerinnen gefunden, das mir sehr gut gefallen hat.

Das Preisniveau ist in der Schweiz erheblich höher als in Deutschland. Das betrifft sowohl die Mieten als auch die Lebenshaltungskosten. Dafür sind aber auch die Gehälter entsprechend höher. Es gibt in Fribourg neben den Schweizer Supermärkten Migros und Coop allerdings auch Discounter wie Lidl oder Aldi.

In meiner Freizeit habe ich während meines Aufenthaltes viel Sport getrieben. Das Angebot des Unisports ist sehr vielfältig und bietet auch viele Bergsportarten wie Klettern, Ski- und Snowboardkurse, Skitouren, Schneeschuhwanderungen und Langlauf an. Wer gern in den Bergen ist, ist in Fribourg gut aufgehoben: Die Fribourger Voralpen sind mit dem Bus gut zu erreichen und bieten kleine Skigebiete sowie zahlreiche Wanderwege, die sowohl im Sommer als auch im Winter mit Schneeschuhen begangen werden können. Weiterhin habe ich die Wochenenden und die Semesterferien für Ausflüge innerhalb der Schweiz genutzt. Das Zugnetz ist sehr gut, jedes noch so kleine Dorf ist mit dem Zug oder Bus erreichbar und die Züge fahren so gut wie immer pünktlich.

Das Fribourger Nachtleben hingegen ist weniger vielfältig, es gibt nur wenige Diskotheken und ein paar Bars. In Fribourg gehen die Studenten vor allem unter der Woche aus, da die meisten Schweizer Studenten das Wochenende bei ihren Eltern verbringen.

Empfehlungen für andere Studierende

Wer den Aufenthalt zum Französisch lernen nutzen will, dem empfehle ich eine WG mit französischsprachigen Mitbewohnern zu suchen und möglichst viele französische Kurse zu besuchen. Wenn man Schweizerdeutsch vertiefen möchte, kann man das im Sprachkurs "Schweizerdeutsch verstehen". Hierzu kann man sich über das Sprachenzentrum der Uni Fribourg anmelden.

Außerdem halte ich es für besser, ein ganzes Jahr in Fribourg zu verbringen. Ein Semester ist sehr kurz und ich selbst habe allein diese Zeit gebraucht um mich richtig einzuleben. Wer gern Ski fährt, sollte die Semesterferien, also Januar und Februar in Fribourg bleiben. Da ich ein Jahr in der Schweiz war, habe ich mir ein Halbtax-Abo der SBB gekauft (= Bahncard 50). Das lohnt sich sehr für Reisen innerhalb der Schweiz und auch für Zugfahrten nach Deutschland. Wer will kann gegen einen Aufpreis das "Gleis 7" dazu buchen, dann kann man ab 19 Uhr gratis in allen Zügen fahren.