Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

Nantes, Sommersemester 2020 (Master)

Vor der Mobilität

Die Universität Nantes hat im Verhältnis zu anderen Gastuniversitäten recht viele Dokumente verlangt. Man brauchte beispielsweise ein auf Französisch verfasstes Motivationsschreiben, einen französischen Lebenslauf und ein Transcript der letzten zwei Semester. Schlussendlich hat man auch die Zusage erst im Dezember bekommen, obwohl das Sommersemester bereits Mitte Januar beginnt. Die Zusage für einen Platz im Studierendenwohnheim kam ebenfalls erst kurz vor Weihnachten, sodass man so schnell vermutlich nur schwer ein anderes Zimmer hätte organisieren können.

Während der Mobilität

Vor Ort lief es an der Universität zunächst etwas chaotisch ab, die allgemeine Erasmusberatung war jedoch sehr hilfreich und unterstützend, insbesondere dabei, das Wohngeld CAF zu organisieren. Eine richtige Willkommenswoche oder Ähnliches, um andere (Erasmus-)Studierende kennenzulernen, gibt es im Sommersemester nicht, jedoch organisiert das Erasmus Student Network (ESN) über das Semester mehrere Events, sodass man schnell Anschluss findet. Hierbei sind insbesondere die vom ESN organisierten Wochenendausflüge, wie z.B. nach Bordeaux zu empfehlen. Es werden auch Abendveranstaltungen, wie Schlittschuhlaufen (direkt neben der Uni ist eine Eishalle) und Partys angeboten. Auch der Unisport ist empfehlenswert. Man kann sich insgesamt für drei Sportarten für wenig Geld anmelden (z.B. Segeln). Das Psychologiestudium ist in Nantes so aufgebaut, dass es einen generellen Bachelorstudiengang und vier Masterstudiengänge gibt: ein wirtschaftlicher, ein neuro- kognitiver, ein entwicklungspsychologisch bzw. pädagogisch geprägter und ein klinischer. Diese sind fast komplett getrennt voneinander und eher wie Schulklassen (ca. 25 Personen pro Masterschwerpunkt). Die Dozenten benutzen zwar Powerpoint-Präsentationen, laden diese jedoch danach nicht hoch, sodass die Studierenden auf ihren Laptops alles mitschreiben. Das ist als Erasmus- Student/in zumindest am Anfang kaum machbar, jedoch sind die anderen sehr hilfsbereit und haben direkt ihre Notizen angeboten. Insgesamt waren die Kurse sehr praxisnah und interaktiv (es gab beispielsweise Schauspielpatient/innen).

Die Stadt Nantes ist für einen Aufenthalt sehr zu empfehlen. Mit ihren ca. 300.000 Einwohnern ist sie ähnlich groß wie Mannheim. Außerdem ist die Stadt sehr grün und man kann gut an dem Fluss Loire laufen gehen. Für den Transport innerhalb der Stadt gibt es ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz, jedoch bietet es sich an, ein Leihfahrrad von Vélocampus zu besorgen. Außerdem gibt es einen Flughafen außerhalb von Nantes, der jedoch nicht von den hier umliegenden Flughäfen, wie Frankfurt, angeflogen wird, sodass ich eher eine Anreise mit dem Zug empfehlen würde. Die Wohnheime sind in der Regel in einer guten Verfassung und üblicherweise hat man ein ca. 9m2 großes Einzelzimmer, in dem das Bad, sowie ein kleiner Kühlschrank enthalten sind. Die Gemeinschaftsküchen sind soweit in Ordnung, es gibt dort jedoch keine Ausstattung und keinen Mülleimer, sodass man alles, was man braucht aus seinem Zimmer mitbringen und danach dahin mit zurücknehmen muss. Es gibt in Nantes einen kleinen Studierenden-Shop mit gebrauchten Küchenartikeln, wie Töpfen, bei dem man kostengünstig an alles Notwendige kommt.

Nach der Mobilität

Aufgrund von der Corona-Krise wurde Mitte März die Universität geschlossen, sodass ich kurz vor der Grenzschließung abgereist bin. Ich wäre gerne länger dortgeblieben, da ich eine sehr schöne Zeit hatte und viele nette Menschen kennengelernt habe. Die Kurse wurden nicht online weitergeführt, jedoch mussten Hausarbeiten abgegeben und Prüfungen auf Distanz geschrieben werden. Grundsätzlich kann ich jedem trotz der sehr aufwendigen Organisation einen Aufenthalt in Nantes empfehlen. Zeitlich ist es in der Regel praktischer, im Wintersemester zu gehen (September bis Januar), da das besser zu den Semesterzeiten in Heidelberg passt oder einfach ein Jahr vor Ort zu verbringen.