Erfahrungsbericht

Limerick, Wintersemester 2024/2025 (Bachelor)

Erfahrungsbericht Limerick Wintersemester 24/25 Anreise & Unterkommen Für ein Auslandssemester sollte man sich am besten frühzeitig um die Bewerbung kümmern. Während die meisten Bewerbungsunterlagen auch kurzfristig organisiert sind, kann z.B. ein Gutachten länger dauern. Am besten überlegt man sich schon im Voraus, welche Dozierenden man etwas besser kennt, die einem ein Gutachten ausstellen können. Auch bei der Erstellung des Learning Agreements können immer wieder Fragen aufkommen, jedoch kann man sich wie auch sonst wenn man mit etwas nicht weiterkommt jederzeit an Frau Lorenz wenden, die einem schnell und gerne weiterhilft. Auch wenn der Bewerbungsprozess und die Vorbereitung auf das Auslandssemester erst einmal insgesamt nicht so viel erscheinen mögen (wobei das individuell sehr unterschiedlich sein kann, je nachdem ob man z.B. während der Zeit untervermietet), würde ich dennoch empfehlen, eine Checkliste mit allen Erledigungen zu führen. Die vielen kleinen Aufgaben können sich sonst schnell aufsummieren und man kann leicht den Überblick verlieren. Von Seiten der University of Limerick (UL) wird man jedoch ebenfalls gut durch das Bewerbungs- und Anmeldungsverfahren geleitet und auch hier steht jederzeit ein Ansprechpartner bereit. Wenn man dann offiziell genommen wurde, bekommt man in den letzten Wochen einen wirklich nützlichen und interessanten E-Mail Countdown mit verschiedensten Infos von Organisatorischem über Einkaufsmöglichkeiten vor Ort bis hin zu irischer Kultur. Hier kann man sich auch bereits für Events in der Orientierungswoche anmelden, was ich empfehlen kann, da bei einigen die Plätze begrenzt sind. Ich habe mich damals einfach mal für alles angemeldet. Ich bin von Frankfurt direkt nach Dublin geflogen und habe von dort aus den Bus zur UL genommen. Dies kann ich auch weiterempfehlen. Es gibt zwar noch den Shannon Airport, der deutlich näher an Limerick liegt, die Flüge dorthin sind jedoch meistens teurer und mit einem Layover verbunden. Mein Flug kam am späten Abend an, es war für mich jedoch kein Problem, zur UL zu kommen, da die Busse die ganze Nacht fahren. Dadurch hatte ich auch kein klassisches Check-In in meinem Student Village, sondern wurde von der Security in mein Zimmer gelassen, was jedoch auch funktioniert hat. Falls man so etwas plant, sollte man das jedoch vorher einmal mit der Village-Verwaltung abklären. Als Busverbindung zwischen Flughafen und UL empfiehlt sich Dublin Coach, damit dauert die Reise ohne Verspätung ca. 2:30h und man muss einmal umsteigen, was jedoch immer noch die beste Möglichkeit ist. Am besten schaut man vorher, wo am Flughafen der Bus hält. In der UL angekommen, startet das Programm zunächst mit der Orientierungswoche für internationale Studierende. Diese findet eine Woche vor den eigentlichen Veranstaltungen statt, es empfiehlt sich jedoch trotzdem, sie von Beginn an mitzumachen, da man viele nützliche Infos erhält und es teilweise bereits Pflichtveranstaltungen geben kann. Neben Infoveranstaltungen gibt es in der Orientierungswoche jede Menge Veranstaltungen zu irischer Kultur, Essen, Sport, einen Ausflug nach Limerick zum Einkaufen sowie jede Menge Gelegenheiten, Leute kennenzulernen und Fragen zu klären. Mich hat die Orientierungswoche etwas an die Erstiwoche in Heidelberg erinnert: Alle waren in der gleichen Situation und deshalb super offen, neue Leute kennenzulernen. Was dabei jedoch auch zu erwähnen ist, ist dass man kaum mit irischen Studierenden in Kontakt kommt. Das beginnt damit, dass irische und internationale Studierende in der Aufteilung der Apartments in den Student Villages klar getrennt werden. Dann verbringt man auch die gesamte Orientierungswoche nur mit internationalen Studierenden. Da ich mit denen deshalb überwiegend Kontakt hatte und wir wie gesagt alle im selben Boot waren, habe ich mich ausschließlich mit anderen internationalen Studierenden angefreundet. Wer plant, auch irische Studierende kennenzulernen, muss selber aktiv werden. Wer außerdem plant, seine Englischkenntnisse durch den Aufenthalt zu verbessern, sollte darauf achten, nicht ausschließlich Freundschaften mit Deutschen schließen, die dort nämlich die größte internationale Gruppe ausmachen. Wenn man jedoch auch viel mit anderen Internationals macht, klappt das sehr gut. Mein Englisch wurde dort z.B. mehr von den Amerikanerinnen, die ich dort kennengelernt habe, geprägt als von dem irischen Hiberno Englisch. Wenn es dann doch einmal darum geht Englisch in Irland zu verstehen, ist das in der Regel kein Problem. Gerade in den Vorlesungen sprechen die meisten Dozierenden sehr deutlich. Bei Interaktionen mit Locals kann es dann doch mal vorkommen, dass man ein bis zwei mal nachfragen muss, das hat jedoch nie eine Hürde dargestellt, da die Iren fast immer sehr offen und verständnisvoll sind. Geht es um Wohnmöglichkeiten, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten: Entweder man lebt in einem der Student Villages, die überall auf dem Campus verteilt sind, oder man sucht sich außerhalb des Campus etwas. Gerade im Wintersemester ist der ein oder andere vielleicht sogar zu Zweiterem gezwungen, da es nur begrenzte Plätze in den Villages gibt und insbesondere dann nicht genügend Platz für alle internationalen Studierenden zur Verfügung steht. Ich hatte das Glück, einen Platz in einem der Villages zu ergattern. Der Bewerbungsprozess hierfür ist auch ziemlich selbsterklärend. Ich würde bei den persönlichen Angaben möglichst wenige Anforderungen an die Wohnkonstellation stellen, um die Chancen zu erhöhen, genommen zu werden. Bekommt man keinen Platz in den Villages, muss man sich auf eigene Faust etwas suchen, wobei man jedoch von Seiten der UL auch betreut wird. Da sich der UL-Campus außerhalb von Limerick in einem Vorort namens Castletroy befindet, sind dort die Wohnmöglichkeiten begrenzt. Findet man etwas in Limerick Zentrum, muss man ca. 20 bis 30 Minuten mit dem Bus oder Fahrrad zum Campus pendeln. Das ist auch der Grund, warum ich die Student Villages empfehlen würde. Preislich sind beide Optionen sehr teuer, da die Wohnungskrise in Irland noch gravierender ist als in Deutschland. Die hohen Wohn- und Lebenshaltungskosten in Irland muss man sich bewusst machen, bevor man kommt. Off-Campus hätte man auf der anderen Seite wahrscheinlich die Möglichkeit, mehr irische Studierende z.B. in einer WG kennenzulernen. Ich persönlich habe in Kilmurry Village gelebt. Dort lebt man mit fünf anderen Studierenden zusammen in einem kleinen Reihenhäuschen. Ich persönlich habe mit zwei anderen Deutschen, zwei Franzosen und einem Schweden zusammengelebt. Es kann passieren, dass man in einem Single-Gender Apartment landet, obwohl man angegeben hat, dass es einem egal ist, das hat wohl organisatorische Gründe. Das Village erinnert tatsächlich etwas an ein englisches Dorf und ist mit Dorfplatz und Fußwegen liebevoll gestaltet. Ich hatte in meinem Zimmer ein Queensize Bett, einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank und ein Waschbecken. Pro Apartment hatten wir zwei Bäder. Diese ganzen Details können sich von Village zu Village proportional zum Preis unterscheiden. Ich habe auch von Villages mit eigenem Balkon und en Suite Bad gehört, wie z.B. Thomond. In jedem Village gibt es eine Rezeption, an die man sich bei Alltagsproblemen und Reparaturarbeiten wenden kann. Als Waschmöglichkeit gibt es in jedem Village auch eine Laundrette. Die Preise habe ich mit 3,50€ pro Waschgang (mit Trockner 7€) jedoch als teuer empfunden, leider ist es die einzige Möglichkeit, die man hat. Von Kilmurry Village ist man zu Fuß sehr schnell an den meisten wichtigen Gebäuden auf dem Campus, außerdem sind diverse Sporteinrichtungen wie das Gym, das Hallenbad, die Rennstrecke
oder die Kletterhalle direkt nebenan. Diese sind übrigens alle im Mietpreis jedes Villages enthalten, nur hier hat man es besonders nah. Insgesamt kann ich Kilmurry Village auf jeden Fall weiterempfehlen, mir hat die Wohnsituation auf dem Campus während meines Aufenthalts sehr gefallen. Dieses Konzept ist ja grundverschieden zu Heidelberg, wo es ein solches Campus-Konzept fast gar nicht gibt. Studium In der Orientierungswoche bekommt man auch ausführlich erklärt, wie man sich für Kurse anmeldet und was man dabei beachten muss. Auch alle wichtigen Websites (z.B. Brightspace, eine Lernplattform ähnlich zu Moodle) werden dort eingeführt. Falls man doch noch Fragen hat, kann man sich persönlich an die Erasmus- und StudyAbroad Koordinator:innen wenden, entweder per Mail oder direkt im Gespräch. Dafür gibt es auch nochmal extra organisierte Fragestunden. Generell stellen sich die Organisator:innen in der Orientierungswoche alle sehr persönlich und nahbar vor und bemühen sich, alle Hürden, sich an sie zu wenden, abzubauen. Es kann auch gut sein, dass man tatsächlich noch etwas mit jemandem klären muss, z.B. auch wenn man sein Learning Agreement noch einmal ändern möchte, in diesem Fall sind das dann die spezifischen Erasmus Koordinator:innen für das Fach Psychologie. Der vorläufige Kurskatalog, auf dem man sein erstes Learning Agreement basiert, unterscheidet sich oft noch von dem tatsächlichen Kursangebot, das man dann vor Ort hat, deswegen mussten fast alle ihr Learning Agreement nochmal anpassen und bestätigen lassen. Das Department of Psychology bietet auch viele Kurse an, die sehr ähnlich zu denen in Heidelberg sind, sodass man auch ein paar Module dort erledigen kann, wenn das der Plan ist. Wenn man schon die meisten Veranstaltungen im Bachelor abgeschlossen hat – das ging auch mir so – findet man auch einige Dinge, die es bei uns nicht gibt. Dabei kann es allerdings auch wieder so laufen, dass man die Veranstaltung vorher im Katalog sieht, sie dann aber hinterher in dem Semester nicht angeboten wird. Wenn es mit interessanten neuen Psychologie-Veranstaltungen knapp werden sollte, ist es auch eine gute Option, sich in anderen Fächern (z.B. Soziologie, Geschichte, etc.) umzuschauen. Generell haben Vorlesungen und Seminare an der UL meistens 6 ECTS-Punkte, ich fand sie dennoch vergleichbar mit den Veranstaltungen in Heidelberg mit 4 ECTS. Je nachdem, was für Anforderungen man mitbringt und wie man sein Auslandssemester gestalten will, kann man sich so von der Arbeitslast in zwischen 3 und 5 Veranstaltungen einschreiben. Prüfungsleistungen sind tendenziell diverser als in Heidelberg. Klausuren sind seltener, oft schreibt man gerade in den weiterführenden Veranstaltungen Hausarbeiten oder andere Projekte. Die Leistungsnachweise können auch über das Semester verteilt und nicht alle am Ende platziert sein, was die Arbeit mehr verteilt und die Prüfungsphase entlasten kann. Die Prüfungsphase selbst ist durch eine Reading Week ohne Veranstaltungen von der Vorlesungszeit getrennt, sodass man mehr Zeit zum Lernen hat. Die Schwierigkeit würde ich als entweder Heidelberg-ähnlich oder meistens geringer beschreiben, weswegen ich es auch empfehlen würde, fortgeschrittenere Veranstaltungen zu besuchen, wenn man möglichst neue Inhalte möchte. Alltag Auch außerhalb von Veranstaltungen kann man seine Zeit gut auf dem Campus verbringen. Dieser ist ziemlich offen gestaltet, mit vielen Grünflächen die zum Erkunden und Verweilen einladen. Sogar ein Fluss zieht sich durch den Campus, mit dem River Shannon sogar der längste Fluss Irlands. Die Uni-Gebäude liegen auf beiden Seiten des Flusses, sodass man manchmal sogar morgens schon einen idyllischen Weg zu einer Veranstaltung hat. Sämtliche Uni-Gebäude und Villages sind über Fußwege miteinander verbunden, sodass die Hauptfortbewegung auf dem Campus Laufen ist. Das ist auch gar kein Problem, insbesondere wenn man in einem der näheren Villages wohnt. Wenn man jedoch mit dem Fahrrad auf dem Campus unterwegs sein will, gestaltet sich das oft schwierig. Auf den meisten Fußwegen gibt es Treppen und oft (z.B. auf der Brücke) sind auch keine Fahrräder erlaubt, sodass einem nur die Autostraße bleibt. Ich kann es dennoch empfehlen, sich wenn man die Gelegenheit dazu hat ein Fahrrad für die Zeit zu besorgen. Die Uni verleiht auch über „CycUL“ eine begrenzte Anzahl an Fahrrädern zu einem guten Preis, diese sind jedoch begehrt, deshalb lohnt sich schnell sein. Ein Fahrrad kann z.B. zum Einkaufen immer wieder ganz nützlich sein, oder auch wenn man mal die unmittelbare Umgebung des Campus erkundigen will. Wenn in der Gruppe alle ein Fahrrad haben, kann man sogar mal in die Stadt fahren. Ein Fahrrad ist jedoch bei weitem kein Muss, die meisten anderen sind dort auch ohne Fahrrad ohne Probleme zurechtgekommen. Mit einem Fahrrad offenbart man sich dann auch direkt als internationaler Studierender, da diese von irischen Studierenden so gut wie nicht genutzt werden. Das gehört dort noch fast gar nicht zur Kultur, deshalb ist auch Fahrradinfrastruktur fast überall Fehlanzeige, sodass man sich auch außerhalb des Campus irgendwie durchkämpfen muss. Ähnlich sieht das ebenfalls mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus: Diese sind in Irland meist auf das absolute Minimum begrenzt. So kann man immerhin mit dem Bus ins Stadtzentrum von Limerick gelangen und von dort weiter in andere größere Städte. Doch selbst auf dieser Strecke muss man oft mit Verspätungen oder Ausfällen rechnen. Ich würde trotzdem jedem empfehlen, sich gleich von Anfang an eine Student Leap Card zu besorgen. Mit dieser kann man fast alle öffentlichen Verkehrsmittel in Irland vergünstigt (oft bis zum halben Preis) nutzen. Damit kostet dann ein Trip in die Stadt weniger als 1€. Für die Leap Card muss man sich einfach nur online registrieren, dann kann man sie sich per Post an die Rezeption im Village schicken lassen. Und so funktioniert es insgesamt auch gut, kleinere und größere Reisen durch das Land zu unternehmen. Darauf komme ich auch nochmal bei den Ausflugsmöglichkeiten zurück. Dennoch war ich – auch wenn das kurios klingt – als ich wieder in Deutschland war dankbar, wieder die Deutsche Bahn nutzen zu können. Einer dieser Orte, an den man im Alltag regelmäßig muss, ist der Einkaufsladen. Je nachdem, wo man auf dem Campus wohnt, sind da ein Aldi oder ein Lidl im angrenzenden Industriegebiet die schnellste Option. Die Preise dort habe ich auch wider Erwartens als ziemlich günstig wahrgenommen: Der Lidl war vergleichbar mit einem Lidl in Deutschland, wenn nicht manchmal vielleicht sogar günstiger. Gerade hier kann einem bei größeren Einkäufen ein Fahrrad oder anderer fahrbarer Untersatz sehr beim Schleppen helfen. Für speziellere Produkte kann man dann zu SuperValu, der jedoch teurer ist. Direkt auf dem Campus gibt es außerdem noch einen kleinen Spar, der gerade für spontane Bedürfnisse ein echter Lebensretter sein kann, jedoch auch zu seinem Preis. Für alles andere ist das Stadtzentrum die beste Anlaufstelle, dort können die vielen kleinen unabhängigen Läden auch schön zum Bummeln einladen. Auf dem Campus gibt es außerdem eine riesige Bibliothek, die man zum Lernen, für Gruppenarbeiten oder einfach nur zum Kaffee trinken besuchen kann. Neben einigen innovativen Technologien und Lern- und Raumkonzepten, die man erkunden kann, gibt es hier auf mehreren Stockwerken viel Platz zum Verweilen. Trotzdem kann dort gerade in der Klausurenphase schnell mal alles voll sein, sodass man für einen Platz manchmal früh dran sein muss. Nicht weit davon entfernt befindet sich in der Mitte des Campus der Courtyard, ein großer Innenhof, auf dem neben dem Spar viele weitere Angebote zu finden sind. Dazu zählt z.B. UL Student Life, in deren Räumlichkeiten man entspannt mal ein paar Runden Pool miteinander spielen kann, und die auch oft Busreisen durch das Land organisieren. In dem Innenhof finden auch immer wieder Märkte mit Ständen mit allem möglichen statt. Auch Merch von der Uni bekommt man dort. Zu guter Letzt befindet sich dort auch das Stables, der Go-To-Ort wenn abends ausgehen oder einfach mal nur bei einem Guinness zusammensitzen will. Gestaltet wie ein Irish Pub, kann man hier drinnen und draußen sitzen, tanzen oder ebenfalls Pool spielen. Dort finden auch einige Orientierungsveranstaltungen statt, sodass – wer möchte – sich dort von Anfang an einleben kann. Und dann gibt es zur Freizeitgestaltung noch die Clubs und Societies. Diese sind studentisch organisierte Gruppen, die sich meistens einem speziellen Thema oder Hobby widmen. An der UL gibt es von denen unzählige zu den verschiedensten, teils ausgefallenen Tätigkeiten, denen man auch während seines Auslandssemesters beitreten kann. Um sich in diesem Dschungel an Möglichkeiten besser orientieren zu können, findet am Anfang des Semesters eine große Infoveranstaltung statt, an der fast alle Clubs und Societies einen Stand haben und man ins Gespräch kommen kann. Hier geht es auch wieder ganz nach Vorliebe: Manche möchten bestimmt mehreren Clubs beitreten und sich die ganze Zeit mit Events busy halten, für mich war es genug, der Wander-Society beizutreten, auch da ich schon privat fast täglich etwas mit den anderen Internationals unternommen habe. Clubs und Societies sind da aber sicherlich eine gute Gelegenheit, auch mal mit irischen Studierenden in Kontakt zu kommen. Die Wander-Society unternimmt jedes Wochenende Wanderungen verschiedener Schwierigkeit in unterschiedlichen Teilen Irlands. Da diesem Club jedoch fast alle Internationals beigetreten sind, weil man dadurch sehr schön das Land und seine schönsten Landschaften kennenlernen kann, war die Nachfrage für jeden Ausflug so hoch, dass meine Freunde und ich nie reingekommen sind. So blieb uns nur die Möglichkeit, eine Wanderung selbst zu organisieren, was uns zu den Ausflugsmöglichkeiten bringt. Außerhalb der Uni Wenn man Ausflüge machen will um das Land zu entdecken, hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man nimmt an fest organisierten Bustouren teil, oder man organisiert einen Ausflug auf eigene Faust. Solche Bustouren werden neben UL Student Life auch von Hynan Travel angeboten, ein Unternehmen, das bereits in der Orientierungswoche mit der Uni für die Ausflüge kooperiert. Dort kann man dann über das ganze Semester über die Uni studentische Preise für Bustouren in jede Ecke des Landes bekommen. Meiner Meinung nach hängt die Entscheidung, ob man eine geführte oder eigene Tour macht, etwas vom jeweiligen Ziel ab: ob man eine Stadt besichtigen will oder sich die Natur und Landschaften anschauen möchte. Insgesamt kann ich Irland auch mehr für seine Landschaften empfehlen als für seine Städte. Die endlosen hügeligen grünen Felder, schroffen Küsten und traumhaften Strände sind auf jeden Fall einige Besuche in verschiedene Ecken des Landes wert. Die Städte hingegen sind einfach als Zentrum der irischen Kultur interessant. Wegen der Armut, die in den letzten Jahrhunderten bis vor kurzem in Irland geherrscht hat, darf man jedoch keine Metropolen mit Prachtbauten erwarten. Dennoch kann ich Ausflüge in die größten Städte auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Reise zwischen Limerick und den anderen Bevölkerungszentren ist auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Neben Bussen kann ich hier auch die wenigen, tatsächlich existierenden irischen Züge empfehlen. Diese sind meistens gerade mit der Leap Card um einiges günstiger, genau so schnell und – weil sich kaum jemand auf der irischen Schiene aufhält – im Gegensatz zu den Bussen fast immer pünktlich. Dazu kann man den Bus zum Hauptbahnhof in Limerick und per Zug z.B. Galway, Cork oder Dublin erreichen. Auch in die Städte gibt es Bustouren, doch hat man dort auf eigene Faust mehr Freiheiten zur Tagesgestaltung. Möchte man aber etwas außerhalb z.B. eine Wanderung machen oder die Küsten erkunden, sieht es mit ÖPNV direkt sehr schnell sehr schlecht aus, weshalb ich hier die Bustouren empfehle. Besonders gefallen haben mir davon die Aran Islands, der Ring of Kerry oder das Connemara, und auch zu den Cliffs of Moher, der Touristenattraktion schlechthin, gibt es solche Touren. Man kann sich jedoch auch außerhalb der großen Namen von seinem Gefühl leiten lassen und echte Perlen entdecken – und vielleicht kommt man dann sogar irgendwie dorthin. So haben wir z.B. den Moylussa, einen Berg in der Nähe von Limerick entdeckt, von dem man eine atemberaubende Aussicht hatte. Da Irland schon vor Jahrhunderten eine höhere Bevölkerung hatte als heute, findet man im ganzen Land überall Ruinen von alten Burgen, Anwesen und Steinkreisen, die man erkunden kann, teilweise einfach zufällig auf Feldern. Sogar im direkten Umkreis des UL Campus kann man sich auf die Suche danach begeben. Das Wetter hat übrigens meiner Meinung nach einen zu schlechten Ruf. Dieser rührt wohl von den großen Regenmengen, die in der Tat auch ziemlich gleichmäßig verteilt sind und sich fast jeden Tag bemerkbar machen. Doch nur weil es fast jeden Tag regnet, heißt das nicht, dass nicht auch fast jeden Tag die Sonne scheint, was tatsächlich während meines Aufenthalts oft der Fall war. Ich würde das Wetter in Irland eher einfach als wechselhaft beschreiben, so als hätte man das ganze Jahr über April. Dauerregen hat man dagegen gefühlsmäßig auch nicht mehr als in Deutschland. Die Einheimischen beschreiben das irische Wetter daher gerne mit „Four seasons in one day.“, ein Spruch, den man schon nach der Orientierungswoche mindestens zehn Mal gehört haben wird. Und dann gibt es noch die irische Kultur: Das erste, was einem dabei wohl in den Kopf kommt, ist die Pubkultur, die man in Irland auch noch fast überall authentisch erleben kann (außer vielleicht in der Temple Bar). Es gibt in jeder Stadt und fast auf jedem Dorf Pubs, mit etwas Glück erwischt man sogar Livemusik. An der UL gibt es auch Gelegenheit, einige irische Musik- und Tanzaufführungen zu besuchen und sich sogar selbst einmal in Irish Dance zu versuchen. Abgesehen davon gibt es auch ein paar Unterschiede in der alltäglichen Interaktion, die ich als größtenteils positiv wahrgenommen habe. Neben der Hilfsbereitschaft ist das auch einfach die Bereitschaft, spontan in Interaktionen zu gehen. So ist es z.B. in Irland nicht selten, dass sich aus einem simplen Augenkontakt auf der Straße ein Gespräch entwickelt. Wenn man dafür bereit und offen ist, kann das eine echte Bereicherung für den Alltag sein. Auch ansonsten nehmen die Iren vieles nicht so ernst, das merkt man am Humor und z.B. auch am Umgang mit Terminen, was ich (außer manchmal beim ÖPNV) im Gegensatz zu Deutschland als sehr angenehm empfand. Fazit Insgesamt kann ich ein Auslandssemester in Limerick auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Uni wirkte so, als hätte sie bereits eine längere Tradition mit internationalen Studierenden, hat sich auf die Berücksichtigung und Betreuung von Internationals fast schon spezialisiert. Und so machen Austauschstudierende einen beträchtlichen Anteil der dortigen Uni aus, man fühlt sich also nie fehl am Platz. Nur der faktischen Trennung von Internationals und irischen Studierenden muss man sich bewusst sein. Fachlich findet bestimmt auch jeder etwas neues, solange man offen ist, auch in andere Bereiche reinzuschauen. Irland ist ein wunderschönes Land mit interessanten Menschen, mit denen ich im Nachhinein gerne mehr gemacht hätte. Man sollte nur bedenken, dass es nicht das günstigste Land für einen Auslandsaufenthalt ist und man neben der Unterstützung durch Erasmus auch viele eigene Kosten tragen muss. In der Zeit habe ich viele Freundschaften geschlossen, von denen hoffentlich einige zumindest Zeit und Weltmeere überdauern. Wäre ich noch einmal in der gleichen Situation, würde Irland definitiv wieder in meinen Favoriten landen.