Erfahrungsbericht zum Auslandssemester
Kopenhagen 4EU+, Sommersemester 2024 (Master)
Die Stadt, Kultur und Freizeit
Kopenhagen oder auch København ist eine tolle Stadt und definitiv ein Erasmus-Semester (oder sonst einen Besuch) wert – insbesondere im Sommer! Die Anreise mit dem Zug hat zwar 12h gedauert, war aber mit nur einem Umstieg über Hamburg unkompliziert, weswegen ich das auf jeden Fall weiterempfehlen würde. Die Stadt an sich wird definitiv ihrem Ruf gerecht, sehr schön und lebenswert zu sein. Besonders überzeugt haben mich die Architektur, die kulturellen Angebote und die Möglichkeit, einfach überall in der Stadt ins Wasser springen zu können.
Einige empfehlenswerte Orte sind der street food market „Reffen“ (im Sommer geöffnet, nicht billig aber wirklich tolles Essen), die Freistadt Christiania, „Islands Brygge“, „Amager Strand“ (besonders das „Kastrup Søbad“ für einen cold plunge im Winter oder eine Abkühlung im Sommer), die „kongelige bibliotek“ (die königliche Bibliothek oder auch der black diamond), der Park/Garten“Frederiksberg Have“ oder auch der „Valbyparken“, der Schlossturm der Christiansborg (kostenlos) und das kleine Fischerdorf Dragør (etwas außerhalb im Süden). Für einen Tagestrip mit Auto oder Zug lohnt es sich außerdem, die Klippen am Meer names „Møns Klint“ zu besuchen oder über die „Øresund“ Brücke kurz nach Malmö in Schweden zu fahren.
Wenn man innerhalb der Stadt Kaffee oder ein Feierabendbier trinken möchte, ohne dafür je 6€ aufwärts auszugeben, lohnt sich ein Besuch im „Studenterhuset“ (mitten in der Stadt, mit vielen Events und Angeboten!), „Minas Kaffebar“, „Barkowski“, „Léanowski“ - oder in den Cafés der Uni selbst. In letzteren finden unter dem Semester außerdem immer die „Friday bars“ statt (!!), bei denen viele Studis immer freitags auf dem Campus Party machen und es sehr günstige Getränke gibt. Empfehlen kann ich auch das „Folkehuset Absalon“, eine ehemalige Kirche, in der man jeden Abend sehr gemeinschaftlich frisch gekochtes Abendessen mit locals genießen kann (mit vorheriger Anmeldung) oder den gesamten Tag über kulturelle Programmpunkte (z.B. Tischtennisturniere, Yoga-Kurse oder Flohmärkte) mitnehmen kann. Tolle Pizza gibt es im „Fabro“, coole Jazz Auftritte im „La Fontaine“ und bei schlechtem Wetter kann man sich super in das große Spielecafé „Bastard Café“ setzen! Wer sich für Museen interessiert wird viele Möglichkeiten finden, ich kann nur raten, sich die websites davor mal anzuschauen, da es oft gewisse Angebote gibt (jeder erste Mittwoch im Monat freier Eintritt in die „Glyptotek u.ä.). Für Kunstinteressierte kann ich nur ans Herz legen, einen Ausflug ins Louisiana Museum für Moderne Kunst zu machen. Bekannt ist Dänemark natürlich auch für leckere Gebäcke, u.a. kann ich die „lille bakery“ und die „hart bageri“ empfehlen, aber es gibt unzählige Orte! Für ein regelmäßiges Mittagessen lohnt es sich, die Mensen im Südcampus zu nutzen, die zwischen 13:40 und 14Uhr 50% Rabatt auf die Auswahl des leckeren Buffets geben.
Gut nutzen kann und sollte man auch die Nähe zu den Schweden, Norwegen und oder Finnland – ohne darüber jetzt einen gesamten Bericht schreiben zu wollen lohnt es, z.B. die paar Wochen nach den Abgaben an der Uni zu nutzen, und Ausflüge oder Urlaub im Norden zu machen. Sehr gelohnt haben sich zum Beispiel ein Trip nach Stockholm und auf die Schären-Inseln daneben, wie auch ein Wanderurlaub in verschiedenen Teilen Norwegens!
Als letzten Punkt will ich aber auch noch festhalten, dass man sich bewusst sein sollte, dass es selbst im Sommersemester (also Februar bis Juni) die ersten 3 (bis 4) Monate noch ziemlich kalt, windig, grau und regnerisch sein kann. Obwohl ich damit gerechnet hatte, hat mich das Wetter anfangs doch etwas überrascht, obwohl es natürlich eine gute Gelegenheit ist, um herauszufinden, was die DänInnen mit hygge meinen. Um mit der Umstellung klarzukommen, fand ich es superwichtig, mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen. Leider hatte ich in der Zeit eher wenig Kontakt mit DänInnen selbst, da die Seminare auch vor allem von internationalen Studierenden belegt wurden. Eine tolle Möglichkeit war aber, das große ESN Netzwerk - das ich vor allem zum Anfang des Auslandsaufenthaltes empfehlen kann, um Leute und die Stadt gemeinsam kennenzulernen.
Fortbewegung
Total praktisch war es, alles mit dem Fahrrad machen zu können. Zwar ist die Stadt deutlich größer als Heidelberg - aber wie man so oft hört, stimmt es, dass es neben nahezu jeder Straße großzügige Fahrradwege gibt, die es wirklich angenehm machen, die ganze Stadt mit dem Rad zu erkunden. Die meisten Leute haben für 150€ aufwärts für ein Semester ein swapfiet gemietet – was leicht ist und einem den Ärger mit Reparaturen spart, da das übernommen wird. Für Besuch ist es auch möglich, über die „Donkey Republic“ Räder (ähnlich wie nextbikes) zu mieten, was aber pro Nutzung ein paar Eure kostet. Meine Lösung war es, über „dba“ (a.k.a. das dänische ebay) ein gebrauchtes Rad zu kaufen, was super geklappt hat und mich am Ende fast nichts gekostet hat, da ich es ein paar Tage vor meiner Abreise wieder verkauft habe.
Wer zu weit außerhalb wohnt oder keine Lust hat, im dänischen Regen Rad zu fahren, kann aber natürlich auch das gut ausgebaute Metro- und Busnetz nutzen. Da die Einzeltickets auf Dauer nicht ganz günstig sind (ca. 3€ pro Fahrt, je nachdem wie viele Zonen man durchquert), lohnt es sich, einen „Rejsekort“ zu kaufen - also eine Karte, auf die man Geld laden kann. Damit checkt man pro Fahrt einfach nur ein und aus, und kriegt außerhalb der rush hour eine Vergünstigung. Schwarzfahren kann man in Kopenhagen kaum empfehlen, da meiner Erfahrung nach viel kontrolliert wird und die Kosten auch recht hoch sind.
Wohnen
Kopenhagen ist eine tolle Stadt, aber man sollte sich bewusst sein, dass es recht teuer ist, dort zu leben und zu wohnen. Gleichzeitig kann man ein Semester dort gut finanziell stemmen, wenn man weiß, wie und wo man sparen kann (Einkaufen bei Rema, Netto und Lidl ist z.B. voll in Ordnung). Ein zentraler Bestandteil ist es dabei, sich um eine Wohnung zu kümmern. Bei mir und den meisten die ich kannte hat es funktioniert, sich wie empfohlen über die „housing foundation“ ein Zimmer oder eine Wohnung zu sichern. Darauf sollte man sich ein bisschen vorbereiten, indem man sich die verschiedenen Standorte/Preise etc. schonmal anschaut. Am Tag der Verlosung der Plätze geht es darum, schnell zu sein und den Link, den man per Mail bekommt, möglichst direkt anzuklicken, da die Wohnungsplätze dann phasenweise vergeben werden und man am Anfang noch die beste Auswahl hat. Man sollte sich darauf einstellen, dass die Zimmer bei Monatsmieten von etwa 700€ anfangen und in zentral gelegenen Wohnheimen auch gut mal über 1000€ kosten können. Alternativ kann man natürlich auch über facebook o.ä. schauen, muss dabei aber etwas Glück haben und sollte aufpassen, keinen Scams zum Opfer zu fallen. Besonders achten sollte man generell auch darauf, beim Auszug alles in gutem Zustand zu hinterlassen. Am besten sollte man direkt beim Einzug jegliche Mängel melden, und bei Ein- und Auszug selbst Bilder von allem machen, da es scheinbar immer wieder vorkommt, dass Kautionen (ganz oder zum Teil) einbehalten werden.
Studium
Was die Kurse anging, gab es leider nur begrenzte Auswahl an Psychologie-Kursen auf Englisch und einige Kurse, die ich gerne belegt hätte, wurden doch nicht angeboten. Im Endeffekt habe ich drei Seminare gewählt, die je einen Arbeitsaufwand von je 7.5ECTS hatten und deren Sitzungen immer 3h lang waren (erste 15min jeder Stunde waren immer Pause, daher ging das besser als es klingt). „Social and Environmental Psychology“ fand ich einerseits inhaltlich sehr interessant und cool, da der Dozent sehr kompetent und nett war und es primär darum ging, die Themen und Literatur des Kurses gemeinsam kritisch zu beleuchten. Gleichzeitig war es ein sehr hoher Zeitaufwand, da wir jede Woche 40-70 Seiten an Literatur lesen sollten, die dann im Seminar diskutiert wurde. „The Feeling of Being – Study of Human Consciousness“ war in vielen Teilen spannend, allerdings war es insgesamt recht theoretisch und wurde relativ abstrakt, daher fand ich es nicht immer leicht zu folgen. „Culture and Psychology“ hat mir sehr gut gefallen, da die englischen Kurse meist mit einigen Internationals durchmischt waren, die Seminareinheiten oft auch interaktiver waren und man so viele kulturelle Perspektiven über das Fach Psychologie kennenlernen konnte. In allen Seminaren war als Leistungsnachweis am Ende eine größere Hausarbeit gefordert, die Bewertungen habe ich als sehr fair empfunden.
Die allgemeine Atmosphäre an der Uni und in den Kursen war super angenehm, respektvoll und auf Augenhöhe. Aus zeitlichen Gründen konnte ich leider nicht am Pre-Semester Kurs teilnehmen, von dem ich aber viel Gutes gehört habe (um Menschen sowie die dänische Kultur und Sprache kennenzulernen). Gut gefallen haben mir auch der Campus und die verschiedenen Bibliotheken (z.B. am South Campus), zu denen ich allein wegen ihrer Architektur immer gerne gegangen bin.
Fazit
Kurz gesagt lohnt sich ein ERASMUS Semester in Kopenhagen sehr, vorbereitet sein sollte man v.a. auf die hohen Preise (vor allem im Bereich Wohnen aber bzgl. Lebenserhaltungskosten) und das Wetter, aber ansonsten kann man eine wunderschöne Stadt genießen, die kulturell sehr viel zu bieten hat und verständlicherweise als Vorbild für viele Städte weltweit gilt.