Erfahrungsbericht Erasmus an der Universität Limerick im Sommersemester 2024
Limerick, Sommersemester 2024 (Bachelor)
Vorbereitung und Ankunft
Die Bewerbung über das Institut ist sehr leicht und man wird bei Fragen jederzeit gut unterstützt. Nach der Bestätigung von der Seite der Uni Heidelberg wartet man einige Wochen auf die Bestätigung der Uni Limerick, da dort die Erasmus Koordination etwas später im Jahr stattfindet. Beide Universitäten informieren regelmäßig über alle notwendigen Schritte, sodass man eigentlich keine wichtigen Deadlines verpassen kann. In den letzten 8-Wochen vor Beginn des Erasmus erhält man Countdown E-Mails von der Uni Limerick mit allen wichtigen Informationen, Fun Facts über die irische Kultur und vieles weitere. Auch hier gibt es viele Ansprechpartner, sodass keine Fragen offen bleiben.
Auch die Informationen zur Anreise sind in diesen Mails enthalten. Ich bin am Tag vor Beginn der Einführungswoche für internationale Studierende (Achtung, teilweise bereits Pflichtveranstaltungen!) angekommen, geflogen bin ich von Baden-Airpark über London Stansted nach Shannon. Von Shannon wird man mit einem kostenlosen Shuttle der Uni abgeholt und nach einer kurzen Fahrt (ca. 30-45 Minuten) werden alle direkt im eigenen Student Village abgesetzt (sofern man dort untergebracht ist). Nach der Ankunft bekommt man in einem sehr effizienten Check-In die wichtigsten Infos und die Zimmer Karte (alle Zimmer sind einzeln abschließbar) und kann dann direkt einziehen, bevor es am nächsten Tag mit Einführungsveranstaltungen losgeht. Die Einführungswoche war sehr toll gestaltet, mit allen wichtigen Informationen aber auch mit vielen Events über die irische Kultur, zum Entertainment und um die anderen internationalen Studierenden kennenzulernen und auch den Campus etwas besser zu verstehen. Beispielsweise gab es eine irische Tanzaufführung, einen Kinoabend, Speed-Friending, eine Campus-Rallye, einen Kennenlernabend mit einer Einführung in irischen Tanz im Pub „Stables“ auf dem Campus, die erste der wöchentlichen „international nights“ (eine Art Party Abend, die auch in Stables stattfindet), Ausflüge mit Shuttle Bussen um alles was nicht in den Koffer gepasst hat einzukaufen und vieles mehr. Es war auf jeden Fall für alle etwas dabei!
Wohnungssuche und Unterkunft
Es kamen bei uns alle Studierenden auf dem Campus unter. Alternativen hierzu sind primär Gastfamilien oder auf eigene Faust eine WG suchen, dabei braucht man aber leider doch teilweise schon eher länger bis zum Campus, wodurch man nicht so „mittendrin“ ist. Die Busse allgemein in Irland sind eher unzuverlässig, da muss man grundsätzlich auch immer mehr Zeit mit einplanen. Immerhin bekommt man eine „Leap Card“, die man für den Nahverkehr auflädt und mit der eine Busfahrt zur Stadt/zum Campus etwa 60-90 Cent kostet.
Kommt man auf dem Campus unter gibt es mehrere „Student Villages“, diese sind wie tatsächliche kleine Dörfer auf dem Campus verteilt und alle sehr empfehlenswert! „Troy Village“ liegt etwas außerhalb, da muss man bis zu den Hauptgebäuden schon mal 20- 30 Minuten laufen, mit dem Fahrrad geht das aber. Ich selbst war in Dromroe Village, was sehr zentral liegt und sogar eine eigene Pizzeria (Fast Food) hat. Dieses Village hat definitiv insgesamt die beste Lage, je nach persönlichen Bedürfnissen (Bspw. Sport) können aber auch andere Villages eine individuell bessere Lage haben. Die Villages sind jeweils in WGs eingeteilt, meistens ist man in einer 6er WG. In manchen Villages wohnt man in seinem eigenen Reihenhaus, in anderen hat man eine Wohnung, dafür hat in den Wohnungen jeder ein en-suite Bad. Es haben also alle Villages ihre Vor- und Nachteile, je nachdem wonach man individuell sucht. Jede WG hat einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche, Ess- und Wohnbereich und einem Fernseher. Meistens sind die WGs international sehr gemischt, man ist aber selten mit irischen Personen in einer WG.
Alle Villages haben außerdem Rezeptionen an denen man Post abholt, Fragen stellen kann und auch kostenlos Kaffee, Tee und heiße Schokolade bekommt. Zudem haben alle eigene Waschsalons, ein Waschgang oder Trockengang kostet jedoch je nach Village 3-4 Euro. Auch „Village-Gemeinschaftsräume“ hat es immer, in diesen kann man Lernen, manchmal hat es auch Spiele wie Tischkicker etc. Alle Villages haben eher hohe Wohnkosten, dies ist leider ein allgemeines Problem in Irland, da dort großer Wohnungsmangel besteht. Man bewirbt sich für diese Villages online, über das Verfahren wird man rechtzeitig informiert.
Meiner Meinung nach lohnt es sich definitiv auf dem Campus zu wohnen, da man dort die meiste Zeit verbringt. Das Campus-Feeling ist dort definitiv vorhanden und man kommt zu Fuß eigentlich auch überall recht entspannt hin, je nach Village läuft man zu den Hauptgebäuden zwischen 5 und 20 Minuten, man kann aber auch Fahrräder für 30 Euro für das gesamte Semester mieten.
Studium
Man bekommt vor dem Aufenthalt eine Sammlung von allen Kursen, die von internationalen Studierenden belegt werden können, dies ändert sich in der Regel auch nicht mehr relevant. Während der Einführungswoche hat man dann Zeit die genauen Zeiten jeder Veranstaltung anzuschauen und legt selbst seinen Stundenplan fest. In der Regel kommt man in jeden Kurs rein. Die Kurse die man wählt muss man dann dort mit der Fachstudienberatung und in Heidelberg nochmals absprechen, je nach dem was man sich anrechnen will. Man wählt ganze Module, diese bestehen in der Psychologie meistens aus einer Vorlesung und einem Tutorium, manchmal kann es auch zwei oder keine Tutorien geben. In anderen Fächern kommen teilweise noch mehr Veranstaltungen dazu, wie „labs“, da sollte man auf die Workload achten wenn man fachfremde Kurse belegt. Grundsätzlich darf man dort aber alles belegen, solange 50% der ECTS im eigenen/entsendenden Fach belegt werden. Dies ist eine gute Möglichkeit auch in andere Interessensbereiche reinzuschnuppern. Alle Kurse werden auf Englisch gehalten, B2 Englisch sollte absolut ausreichen (außer natürlich Sprachen). Nachdem man die Module ausgesucht hat, darf man diese in den ersten zwei Wochen besuchen und ggf. nochmals Änderungen vornehmen, bevor man die Module final wählt und das Learning Agreement ändert. Da man die Zeiten und somit die Überschneidungen der Kurse im Vorhinein nicht kennt, wird man meistens das Learning Agreement vor Ort ändern müssen, das ist aber alles digital und geht sehr schnell. Man bekommt für die meisten Module 6 ECTS, man belegt also insgesamt etwa 3-5 Module.
Ich habe „Approaches to Social Identity“, „Social Psychology 2” und „Irish Language” belegt. Die Module waren alle sehr spannend und haben nochmal andere Blickwinkel auf die Sozialpsychologie betrachtet, als wir das in Heidelberg tun. Die Prüfungsleistungen (pro Modul meistens zwei, oft ein Essay mit Abgabe Deadline direkt vor der Klausurenphase und eine Klausur im letzten Monat) sind im Vergleich zu deutschen Prüfungsleistungen eher leicht machbar und inhaltlich oft sehr spannend (beispielsweise sollte ich für Soz. Psych. 2 eine „Fake-News“ Social Media Kampagne entwickeln und ihre Auswirkungen auf soziale Identitäten diskutieren). Irisch als Sprache fand ich auch sehr gut zu belegen, da doch die meisten Irischen Studierenden das ein oder andere Wort aus der irischen Sprache auch ins Alltags-Englisch übernommen haben und auch die Beschilderung in Irland immer auf Irisch ist (teilweise gibt es aber schon Englische Übersetzungen). Generell sind die Iren sehr stolz auf ihre Kultur und freuen sich sehr, wenn man selbst versucht dieser/der Sprache näher zu kommen.
Campus und Freizeit
Der Campus der Uni wird international als eine der besten Campus-Experiences angesehen und das kann ich absolut unterschreiben. Der Campus ist sehr grün und wunderschön. Die gesamt Uni befindet sich auf dem Campus, der neben „Castletroy“ (eine kleine, ruhige Stadt in der primär Studierende wohnen) und in der Nähe der Stadt Limerick liegt. Einkaufen kann man primär in Castletroy, es gibt einen Aldi, einen Lidl und einen „Supervalu“ die jeweils (je nach Village) etwa 20-30 Minuten zu Fuß entfernt sind, aber auch mit den Bussen erreichbar sind. Zudem gibt es ein paar weitere Läden im Stadtzentrum von Castletroy, wie auch ein Kino und ein Pub. Insgesamt sind die Preise in Irland doch etwas teurer als in Deutschland, vor allem bei Lebensmitteln und Alkohol.
Der Campus ist so kompakt, dass man nie sehr lange Laufwege hat, mit den meisten wichtigen Gebäuden in der Mitte, aber gleichzeitig hat es sehr viele Möglichkeiten auf dem Campus im Grünen spazieren zu gehen, beispielsweise entlang des Flusses Shannon, der sich durch den Campus zieht. Auch die Villages sind sehr hübsch gestaltet und man kann sich definitiv wohl fühlen. Es gibt auch einige Grünflächen auf denen im wärmeren Wetter gelernt, gespielt und entspannt wird.
Auf dem Campus gibt es zahlreiche Freizeitangebote für jeden Geschmack. Auf der Webseite der UL Wolves findet man eine Zusammenfassung aller Clubs und Societies, denen man jeweils für eine einmalige Gebühr (meistens 5-10 Euro) beitreten kann. Die Clubs sind alle auf professionellem Niveau gestaltet und man hat die Möglichkeit beispielsweise Segeln zu lernen, an der höchsten Kletterhalle Irlands zu klettern, Spieleabende zu genießen oder doch wöchentlich durch Irland wandern zu gehen. Es lohnt sich auf jeden Fall bei der Messe vorbeizugehen, in der in der 2. oder 3. Woche alle Clubs sich vorstellen und auch mal die Webseite durchzuschauen. Besonders zum Vernetzen eignen sich die Clubs, man kann dort sowohl irische Studierende, als auch internationale Studierende gut kennenlernen. Einige Clubs bieten auch Ausflüge (teilweise für einen Aufpreis) an, das geht von eintägigen Ausflügen für beispielsweise Windsurftrainings (am UL Sommercampus an einem See in der Nähe), über Wochenendausflüge zum Surfen bis hin zu einwöchigen Ausflügen nach Brasilien zum Brasilian Jiu Jitsu Training. Auch die „Intervarsitites“ sind sehr beliebte Ausflüge. Dabei handelt es sich um Treffen, bei denen die meisten irischen Universitäten Teams entstanden, die dann in einer bestimmten Sportart gegeneinander antreten. Dabei gibt es auch immer Motto Abende und teilweise sogar Bälle zum Abschluss der mehrtätigen Events. Diese Events gibt es in fast jeder Sportart, da kann man dann in den einzelnen Clubs nachfragen wann sie jeweils stattfinden. Sie sind perfekt um sich über die Uni Limerick hinaus in ganz Irland zu vernetzen.
Neben den zahlreichen Sportgebäuden, dem Fitnessstudio (das ist kostenlos dabei wenn man auf dem Campus wohnt) und professionellen Sportfeldern hat es auch einige andere Angebote auf dem Campus. Beispielsweise hat es einige Cafés und Restaurants, unter anderem auch Starbucks und Costa Coffee, aber auch zwei Sportcafés. Zudem hat es Neben der Kantine drei Pubs in denen man Mittagessen kann und in zwei davon kann man sich Abends mit Freunden auf ein Guinness treffen oder die Mottoabende (wie Darts Monday, Techno Tuesday und International Friday) und auch manchmal Live Musik genießen. Die Bibliothek ist sehr gut ausgestattet, mit einigen Gruppenräumen und vielen Einzelplätzen und sogar mit „Schlaf-Pods“ oder „Lern-Rädern“, wie auch mit einem eigenen Café. Sie ist sehr modern und das Ausleihsystem funktioniert sehr schnell und unkompliziert. Man kann sich dort auch kostenlos Laptops ausleihen. Auch sonst hat es einige Stellen auf dem Campus, an denen man sich drinnen und draußen zum Lernen hinsetzen kann. Im Foundation Building (zentral auf dem Campus) findet sich zudem eine dauerhafte Kunstaustellung und ein Theatersaal, in dem auch ab und an Events stattfinden. Neben dem Hauptgebäude liegt der „Student Courtyard“, in dem es zahlreiche Angebote für Studierende gibt, wie beispielsweise kostenlose Beratung, einen Bücher- und Schreibwaren laden, einen Merch-laden, die Pubs, einen kleinen (aber teuren) Supermarkt, ein Info-Desk an dem man auch Post abgeben kann und einen Raum zum entspannen, mit vielen Billiard Tischen, Sofas und Mikrowellen, der sich für Mittagspausen gut eignet. Zudem hat es dort jeden Dienstag einen kleinen Wochenmarkt mit Kaffee, ab und zu Second Hand Läden oder Schmuck, Bagels, indischen Reisgerichten und einem plant-based Laden.
Die Uni organisiert einige Events, vor allem für internationale Studierendende. In den ersten zwei Monaten hat es wöchentliche Samstags oder Sonntagsausflüge, mit denen man die bekanntesten Stellen Irlands erkunden kann. Zudem gibt es Events auf dem Campus, wie ein Holi Festival, ein internationales Brot-Tasting und vieles mehr. Die zwei besonders nennenswerten Events sind Charity Week und Raceday. Bei beiden ist der gesamte Campus involviert und diese sind vor allem den Studierenden vor Ort sehr wichtig. Während der Charity Week ist der gesamte Student Courtyard involviert, dort hat es diverse Events, Läden und sogar Rodeo. Zudem gibt es den ganzen Tag über Live DJs oder Live Musik und abends werden Konzerte mit bekannten irischen DJs und Bands organisiert. Die Einnahmen dieser Woche werden dann an wohltätige Zwecke gespendet. Da lohnt es sich abends auch sehr in die Stadt zu gehen wenn man feiern möchte, man muss aber berücksichtigen, dass sehr viele Studierende dasselbe tun, daher ist es schwerer Taxis und Busse zu bekommen. Der Raceday verläuft ähnlich, an dem Tag ist ein Pferderennen, zu dem man rechtzeitig Tickets kaufen muss. Da wird sich dann sehr schick angezogen und von dort geht man direkt weiter in die Stadt für den restlichen Abend. Auch hier muss man sich aber rechtzeitig darum kümmern ein Busticket zu buchen.
Limerick und Irland allgemein
Die Stadt Limerick selbst ist etwa 20 Minuten mit dem Bus entfernt, sie aber nicht die schönste Stadt in Irland. Trotzdem gibt es schöne Ecken und bei der Suche nach Cafés oder Pubs kann man immer was schönes finden. Auf jeden Fall einen Besuch wert ist Cork, diese Stadt ist sehr schön und hat auch etwas mehr zu bieten. Galway ist etwas näher und ist auch sehr schön. Beide Städte kann man mit den Bussen von „expressway“ oder „citylink“ leicht erreichen und man kann jeweils durch die leapcard Vergünstigungen erhalten. Für St. Patricks Day lohnt es sich auf jeden Fall in eine der größeren Städte zu gehen, aber auch in Limerick kann man sich da mit guter Stimmung in ein Pub setzen. Insgesamt lohnt es sich in Irland sehr, einfach mal in die Natur oder in Nationalparks zu gehen, diese sind immer wunderschön und einen Besuch wert. An die schönsten Stellen kommt man mit dem Auto, das Mieten ist jedoch eher etwas teurer, je nachdem wie alt man ist. An die meisten Orte kommt man aber auch mit den Bussen relativ gut und oft hat es auch Sightseeing Bustouren (ganztägig) oder Hop-On Hop-Off Busse, die sich sehr lohnen.
Fazit
Mein Aufenthalt an der Uni Limerick war eine wunderschöne und einzigartige Erfahrung und ich habe sehr tolle Menschen aus aller Welt kennengelernt mit denen ich den Kontakt auch weiter halte. Ich kann sowohl Irland als auch die Uni Limerick auf jeden Fall sehr weiterempfehlen!