Erfahrungsbericht Erasmus WiSe 2023/24 in Kopenhagen

Kopenhagen 4EU+, Wintersemester 2023/2024 (Bachelor)

Studium an der KU

Die Kurse der Psychologie finden primär am City Campus im Zentrum der Stadt statt. Ich selbst habe die Kurse „Dating, Mating, and Close Relationships“ (7,5 ETCS), “Social Psychology” (15 ETCS) und “Culture and Psychology” (7,5 ETCS) belegt. Insbesondere der erste Kurs ist eine absolute Empfehlung, da die junge Dozentin wirklich sehr engagiert ist und sehr studierendenorientiert arbeitet. Der Social Psychology Kurs ist auch gut „anrechenbar“, da er wie in Heidelberg aus Übung und Vorlesung besteht. Den Pre-Semester-Kurs würde ich definitiv empfehlen, obwohl ich hier selbst nicht dabei sein konnte. Dort erhält man neben geschichtlichen und sprachlichen Grundlagen die Möglichkeit vor Semesterstart die Stadt kennenzulernen und erste Kontakte zu knüpfen. Alternativ habe ich von vielen Kommiliton/innen gehört, dass der Danish Culture Course während des Semesters sehr empfehlenswert ist. Die Kurse haben von September bis Dezember stattgefunden und meine Prüfungen waren alle im Januar. Grundsätzlich hatte ich das Gefühl, dass man in Kopenhagen semesterbegleitend sehr viel mehr Literatur liest als in Deutschland. Die Notengebung finde ich allgemein fair gestaltet, aber aufgrund der Umrechnung ergeben sich manchmal unglückliche „Lücken“ zwischen den Noten.

Wohnen

Die Wohnungssuche in Kopenhagen hat sich ehrlicherweise etwas schwierig gestaltet. Schlussendlich habe ich einen Platz in einer 4er WG im Signalhuset durch die Housing Foundation bekommen. Die WGs sind relativ groß und mit 2 Bändern sowie einer Küche ausgestattet, aber Signal liegt ein wenig entfernter vom Zentrum. Mit der Metrostation fast vor dem Haus oder dem Fahrrad ist man dennoch relativ schnell beim Campus. Die Housing Foundation ist ein unabhängiges Unternehmen und arbeitet mit der KU zusammen. Das Bewerbungsverfahren ist eigentlich zufällig gestaltet, aber bei der „first come, first served“ Methode gab es in meinem Bewerbungsjahr echt viele technische Probleme, die das Verfahren leider weniger fair gemacht haben. Dennoch würde ich das Wohnheim Mariendalsvej empfehlen, in dem viele meiner Freund/innen gelebt haben. Man muss bei der Housing Foundation eine relativ hohe Kaution zahlen, demensprechend lohnt sich gründliches Putzen am Ende, sodass man die Kaution auch wiederbekommt. Das Wohnen ist aber selbst im Wohnheim meist nicht so günstig, deswegen würde ich auch die Wohnungssuche per Facebook Marketplace z.B. in den Stadtteilen Amager oder Nørrebro empfehlen. Hier sollte man aber definitiv wegen Scams aufpassen.

Leben in Kopenhagen

Zuerst das Wichtigste: In Kopenhagen gehört ein Fahrrad absolut zum Alltag dazu. Ich habe mir meines bei Swapfiets gemietet und zusätzlich für kalte bzw. sehr nasse Tage eine Metro-Karte (Rejsekort) geholt. Man findet aber auch über Facebook Marketplace oder „DBA“ ein gutes gebrauchtes Fahrrad. Fahrradfahrer und Autos sind quasi gleichberechtigt, sodass man echt schnell von Ort zu Ort gelangt. Meine absolute Lieblingsaktivität war es am Wochenende über einen der vielen Flohmärkte in Kopenhagen zu stöbern und danach mit Freund/innen einen Kaffee in einem der süßen Cafés der Stadt zu trinken und eine Zimtschnecke zu essen. Insgesamt lässt sich zum Leben in Kopenhagen sagen, dass es eine Stadt mit einer sehr hohen Lebensqualität ist, die aber auch leider sehr teuer ist. Ich denke, dass man hierbei aber einigermaßen gut zurechtkommt, solange man sich einen gewissen Puffer für diese Zeit eingebaut hat. Das Lebensgefühl der Kopenhagener ist von Gelassenheit und Gemütlichkeit geprägt, was für mich den besonderen Charme der Stadt ausgemacht hat. Bei den verschiedenen Museen in Kopenhagen gibt es auch Tage, an denen der Eintritt kostenlos ist. Die jährliche Culture Night in Kopenhagen ist auch ohne Frage einen Besuch wert. Im Spätsommer habe ich mich die meiste Zeit mit meinen Freund/innen bei einem der Kanäle zum Schwimmen getroffen oder habe die schönen Sonnenuntergänge auf der Halbinsel Refshaleøen im Hafengebiet Kopenhagens beobachtet. Im Herbst und Winter regnet es auch viel und ist oft sehr windig, aber über Schnee durften wir uns auch einige Male freuen. Außerdem ist es gerade dann sehr hyggelig, in einem der Cafés ein warmes Getränk zu genießen. Ich hatte das Glück, wirklich schnell Anschluss zu finden, da es viele Erasmusstudierende in Kopenhagen gibt. Man kann auch über ESN bei Trips nach Norwegen oder Finnland mitmachen, wobei es meiner Erfahrung nach echt schön war, eigene Trips mit neuen Freund/innen aus Kopenhagen zu planen und umzusetzen.

Meine Empfehlungen

  • Lousiana Museum of Modern Art in Helsingør
  • Ausflüge nach Schweden (insb. Malmö & Lund sind sehr gut mit dem Zug erreichbar)
  • Fahrradtour nach Dragør (ein kleines Fischerdorf in Dänemark)
  • Reisen nach Norwegen (Lofoten!), Schweden und Finnland
  • Mit dem Fahrrad oder der Metro zum Amager Strand (Meer)
  • Schwimmen bei Islands Brygge, Kalvebod Bølge oder La Banchina

Fazit

Ich würde ein Erasmus - insbesondere in Kopenhagen - immer weiterempfehlen. Nach meinem Empfinden hat es tatsächlich weniger geregnet als ich dachte (dennoch sind eine gute Regenhose und Regenjacke mehr als sinnvoll). Der kulturelle Austausch, das Studieren im Ausland und die wundervollen Menschen, die man dort kennenlernt, entschädigen den anfänglichen bürokratischen Aufwand um ein Vielfaches. Jederzeit wieder!