Erfahrungsbericht: Erasmus Semester in Kopenhagen

Kopenhagen 4EU+, Wintersemester 2022/2023 (Bachelor)

Bevor ich meinem Erfahrungsbericht beginne, möchte ich betonen, dass mein Erasmus-Semester in Kopenhagen eine unglaublich bereichernde Erfahrung für mich war. Ich hatte das Glück, großartige Menschen aus verschiedenen Ländern kennenzulernen und durch das Studium an einer anderen Universität viele neue Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben, die mir in meiner akademischen Laufbahn sicherlich von Nutzen sein werden.

Selbst wenn du dein Erasmus-Semester nicht in Kopenhagen absolvieren möchtest, kann ich nur empfehlen generell ein Auslandssemester einzuplanen – du wirst es definitiv nicht bereuen!

Vorbereitung

Vor meiner Bewerbung für das Erasmus-Semester habe ich die Kursauswahl und Zugangsanforderungen mehrerer Partneruniversitäten verglichen. Letztendlich hat mich die University of Copenhagen (KU) aufgrund ihrer interessanten und außergewöhnlichen Kurse überzeugt. Der Bewerbungsprozess war sehr übersichtlich auf der Website der KU erklärt und die Kommunikation mit dem Erasmus-Büro vor Ort verlief reibungslos.

Das Wintersemester in Dänemark beginnt im September und endet im Januar, wobei die meisten Vorlesungen und Seminare vor Weihnachten enden und die Prüfungszeit somit im Januar stattfindet. Obwohl von Psychologiestudierenden an der KU kein Sprachzertifikat gefordert wird, empfehle ich dennoch, sich rechtzeitig für den Dänisch-Sprachkurs der KU einzuschreiben, der zu Semesterbeginn startet, um einige Basics zu erlernen.

Nachdem ich meine Unterlagen bei meiner Fachkoordinatorin und dem Erasmus-Büro in Heidelberg eingereicht hatte, erhielt ich schnell eine vorläufige Zusage von der Universität Heidelberg und einige Wochen später auch von der KU. Mit der Zusage der KU folgten auch gleich Anweisungen, wie man sich einen Emailzugang an der Uni einrichtet und wie die Kurswahl online abläuft.

Während der Vorbereitungszeit für mein Erasmus-Semester war auch die Frage der Finanzierung ein wichtiger Aspekt für mich. Kopenhagen ist eine Stadt mit einem sehr hohen Lebensstandard, nicht umsonst werden die Dänen immer wieder zur glücklichsten Bevölkerungsgruppe gewählt - aber Kopenhagen gehört auch zu den teuersten Städten weltweit.

Dank der Unterstützung durch das Erasmus-Programm sind einige aber nicht alle Kosten gedeckt, deshalb möchte ich betonen, dass es für benachteiligte Studierende eine zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit gibt (Social Top Up). Außerdem können berechtigte Studierende auch BAföG für das Auslandssemester beantragen, indem sie sich an das Amt für Ausbildungsförderung in Schleswig-Holstein wenden.

Wohnungssuche

Die Wohnungssuche in Kopenhagen war für mich zu Beginn eine Herausforderung. Ich hatte gehofft, in eine WG zu ziehen und hatte mich auf mehreren Plattformen angemeldet, jedoch ohne Erfolg. Da Kopenhagen zum Semesterstart von vielen Studierenden überschwemmt wird, die nach Wohnungen oder WG-Zimmern suchen, war es schwierig, etwas Passendes zu finden. Schließlich entschied ich mich, ein Zimmer in einem Studierendenwohnheim zu mieten. Die Housing-Foundation ist ein unabhängiges Unternehmen, das gemeinsam mit der KU Wohnheimplätze an Studierende vermietet. Die Auswahl ist groß, aber es ist wichtig, sich frühzeitig um einen Platz zu bewerben. Ich habe im Signal Huset gewohnt und kann es nur empfehlen. Die Wohnungen sind sehr hell durch die großen Fensterfronten und die Zimmer sind möbliert. Jede Wohnung hat einen großen Koch- und Essbereich sowie zwei Bäder, die man sich mit drei Mitbewohnern/innen teilt. Das Party Committee organisiert regelmäßig Film- oder Spieleabende und Partys im Aufenthaltsraum, was eine gute Möglichkeit ist, um neue Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.

Studium an der KU

Zu Beginn des Semesters veranstaltet das Department of Psychology Einführungstage, die ich jedem nur empfehlen kann. Hier erhält man viele nützliche Informationen zu den Kursen und Abläufen des Studiums vor Ort.

Außerdem bietet sich die Gelegenheit, andere Studierende kennenzulernen und sich gemeinsam auf dem Campus zurechtzufinden. Obwohl die KU nur eine begrenzte Anzahl von Kursen anbietet, die auf englisch unterrichtet werden, sind diese umso spannender.

Während meines Aufenthalts an der KU habe ich eine Vorlesung (15 ECTS) und zwei Seminare (jeweils 7,5 ECTS) belegt. Obwohl ich dadurch einen größeren Workload hatte als andere internationale Studierende, bereue ich meine Wahl keineswegs. Insbesondere die Seminare Natur & Psychology und Mindfulness haben mir neue Perspektiven der Psychotherapie aufgezeigt und waren äußerst lehrreich. Meine Prüfungsleistungen bestanden hauptsächlich aus Hausarbeiten, die am Ende des Semesters online eingereicht werden mussten. Zusätzlich wurden in den Seminaren zu ausgewählten Themen auch Vorträge in Kleingruppen vorbereitet und gehalten. Obwohl die Benotung auf den ersten Blick etwas strenger als in Deutschland erscheint, wurden zu Beginn des Semesters in allen Vorlesungen und Seminaren klare Erwartungen an die Studierenden kommuniziert, daher empfand ich die Bewertung als sehr fair.

Leben in Kopenhagen

Das Leben in Kopenhagen spielt sich auf zwei Rädern ab – ein Fahrrad ist einfach Pflicht. Ich habe mir ein Rad bei Swapfiets gemietet, aber es gibt auch günstige Fahrräder, die online verkauft werden oder man hat Glück und jemand aus dem Wohnheim will sein/ihr Fahrrad gerade loswerden. Für die kälteren Monate habe ich mur zusätzlich noch eine Metro-Karte (Rejsekort) gekauft. Diese kann an fast jedem Bahnhof gekauft und mit Guthaben aufgeladen werden.

Kopenhagen ist eine sehr belebte Stadt mit einer Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten. Die Stadt bietet eine lebendige Kulturszene mit zahlreichen Museen, Theatern und Konzerten. Viele Museen und Galerien bieten an festen Tagen unter der Woche freien Eintritt für Studierende an. Besonders die Kombination aus Großstadt und Meer hat es mir angetan. Es gibt zudem aber auch viele Parks und Grünflächen, die zum Entspannen und Spazierengehen einladen.

In der Innenstadt (Norreport) gibt es viele Bars, Cafés und Restaurants, die zum Verweilen einladen. Das Studenterhuset ist eine gute Anlaufstelle, um tagsüber einen günstigen Kaffee zu trinken und an Hausarbeiten zu arbeiten oder abends ein kaltes Getränk im gemütlichen Innenhof zu genießen.

Eine tolle Möglichkeit, das Studentenleben in Kopenhagen zu genießen, sind die Friday-Bars, die von Studierenden organisiert werden und jeden Freitag auf allen Campi der KU stattfinden. Bei gutem Wetter lohnt es sich auch, den Street Food-Market Reffen zu besuchen, wo man an verschiedenen Ständen leckeres Essen aus vielen verschiedenen Ländern probieren kann.

Obwohl Kopenhagen bereits viele Attraktionen bietet, lohnt es sich immer, einen Zug nach Helsingor, zum Louisiana Museum of Modern Art oder sogar nach Schweden zu nehmen.

Meine Lieblingsorte:

  • Studenterhuset – für günstige Getränke und Studierendenrabatte
  • Bastard Café – Brettspiele ausleihen und gemeinsame Spieleabende genießen
  • Reffen – leckeres Essen im Hafen Kopenhagens
  • Botansk Have – Botanischer Garten mit freiem Eintritt direkt gegenüber vom City Campus
  • Frederiksberg – eines der schönsten Viertel Kopenhagens
  • Creative Space – für alle die kreativ werden wollen

Alles in allem kann ich ein Erasmus-Semester in Kopenhagen nur empfehlen!