Erfahrungsbericht: Erasmus in Mailand

Mailand 4EU+, Wintersemester 2022/2023 (Bachelor)

Anreise

Für die Anreise nach Mailand bieten sich, je nach Budget und verfügbarer Zeit, eine Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten an. In Mailand und der unmittelbaren Umgebung befinden sich 3 Flughäfen (Linate, Malpensa und Bergamo), über die Mailand aus Städten aus ganz Deutschland erreichbar ist. Ansonsten kann man auch mit dem Fernbus (beispielsweise Flixbus) oder dem Zug anreisen. Für Reisen mit nachhaltigen Transportmitteln kann außerdem eine kleine zusätzliche Pauschale beantragt werden.

Unterkunft

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten bezüglich der Unterkunft; man kann entweder in einem der Wohnheime unterkommen oder sich privat auf die Suche nach einer WG machen. Ich habe nicht in einem Wohnheim gewohnt, da mich die strengen Besuchsregelungen sowie die vielen Doppelzimmer abgeschreckt haben. Jedoch habe ich auch Positives gehört bzw. mitbekommen, denn in den Wohnheimen lernt man schnell andere, sowohl internationale als auch einheimische Studierende kennen und es scheint ein großes Gemeinschaftsgefühl zu herrschen. Abgesehen davon, dass man dadurch schnell Anschluss findet, ist dies beispielsweise auch praktisch, wenn man nachts ausgeht und sich dann gemeinsam auf den Nachhauseweg machen kann.

Ich habe mich stattdessen auf die Suche nach einer WG gemacht und kann jeder/jedem nur empfehlen, anders als ich, früher als nur 2 Monate vor Beginn des Erasmus-Semesters mit der WG-Suche anzufangen und viel Geduld mitzubringen. Gesucht habe ich auf ganz unterschiedliche Arten, die höchste Resonanz habe ich jedoch in diversen Facebook-Gruppen und auf der Webseite Subito erhalten. Man sollte aber auf jeden Fall aufpassen, nicht an Betrüger/-innen zu geraten und bereit sein, entweder beim Preis oder der Lage Abstriche zu machen. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass viele der Wohnverträge eine Mindestdauer von einem Jahr haben und man deswegen nach Kontaktaufnahme oft direkt abgelehnt wird, wenn man nur ein Semester bleibt. Es lohnt sich also, etwas Zeit im Vorhinein einzuplanen, jedoch gab es auch einige Studierende, die erst vor Ort eine Wohnung gefunden haben und letztendlich sind alle Personen, die ich getroffen habe, irgendwo untergekommen.

Universität & Kurse

Zunächst einmal ist es wichtig zu beachten, dass es an der Università degli Studi di Milano keine (englischsprachigen) Psychologie-Kurse gibt. Ich habe mich deshalb für Kurse aus dem Bereich der Soziologie/Data Science entschieden. Die (vorläufige) Kurswahl ist auch dafür verantwortlich, welcher Fakultät man schließlich in Mailand zugeordnet wird. Bei der Registrierung an der Universität ist Eigeninitiative von Vorteil, der Erasmus-Koordinator der Universität hilft bei Fragen (z.B. zum zuständigen teaching co-ordinator) meiner Erfahrung nach schnell weiter. Die Vorlesungszeit im Wintersemester begann bei den meisten Kursen Mitte September und hörte bereits mit den Weihnachtsferien auf. Die erste Welle der Klausurtermine fällt ebenfalls bereits vor die Weihnachtsferien. Jedoch kann man auch auf die weiteren Klausurtermine im Januar bzw. Februar ausweichen, wenn man die Klausuren lieber etwas entzerren möchte. Ich habe ausschließlich Masterkurse gewählt und meiner Erfahrung nach haben dies auch viele andere Erasmus-Studierende, die sich noch im Bachelor befanden. Den Kurs „Digital Society“ mit einem Umfang von 9 ETCS, der von zwei jungen motivierten Dozenten geleitet wurde, kann ich empfehlen, da er interessant und auch ohne Vorkenntnisse im Bereich der Soziologie gut machbar war. Der Kurs „Society, Law and Development“ (9 ETCS) war ebenfalls größtenteils interessant, jedoch etwas anspruchsvoller und streckenweise leider nicht so gut organisiert (zu Kursbeginn stand beispielsweise noch nicht fest, wer die zweite Hälfte des Kurses halten wird). Meinen dritten Kurs „Coding for Data Science and Data Management”, welcher einen Umfang von 12 ETCS hatte, würde ich nur Personen mit entsprechenden Vorkenntnissen oder hoher Motivation bzw. Bereitschaft, sich in die Materie einzuarbeiten, empfehlen.

ESN ist eine Organisation von italienischen Studierenden, die in der Willkommenswoche und auch während des Semesters viele unterschiedliche Events für Erasmus-Studierende organisiert, bei denen man gut andere internationale Studierende kennenlernen kann. Gerade am Anfang des Semesters sind die Events sehr nachgefragt, weshalb man bei der Anmeldung für diese oft schnell sein sollte. Ansonsten verabreden sich über die von ESN organisierte Erasmus-WhatsApp-Gruppe auch immer wieder Personen zu unterschiedlichen Aktivitäten in der Stadt, bei denen man ebenfalls gut Kontakte knüpfen kann.

Sprache

Aufgrund des doch recht großen englischsprachigen Kursangebots ist es zumindest an der Universität nicht nötig, Italienisch sprechen zu können und einige Freund/-innen und Erasmusstudierende sind das gesamte Jahr komplett ohne Italienisch ausgekommen. Jedoch denke ich, dass man auf jeden Fall mehr aus der Erfahrung machen kann, wenn man sich zumindest ein wenig auf Italienisch verständigen kann. Im Alltag wird man ziemlich sicher auch Personen treffen, die kein Englisch können und man kommt außerdem leichter in Kontakt mit den Leuten vor Ort, wenn man in der Landessprache kommunizieren kann. Die Universität bietet einen Sprachkurs für internationale Studierende auf unterschiedlichen Niveaus an. Von anderen habe ich aber gehört, dass dieser nicht so hilfreich sei, weswegen es sich lohnt, bereits vor Beginn des Erasmus-Aufenthalts mit dem Sprache-Lernen, z.B. durch einen Kurs am ZSL, anzufangen.

Leben in Mailand

Mailand ist eine unglaublich vielseitige und lebendige Stadt, die wirklich einiges zu bieten hat. Mailand wird seinem Image als Modestadt auf jeden Fall gerecht, doch finden sich dort neben vielen Shopping-Möglichkeiten jeglichen Budgets auch moderne Hochhausviertel, historische Gebäude, kleine Gässchen und das Kanal- und Ausgehviertel (Navigli). Da ich das erste Mal in so einer großen Stadt gelebt habe und Mailand doch eine ganz andere Nummer als Heidelberg ist, musste ich mich in den ersten Wochen zunächst an die Größe der Stadt, den Trubel und an die Menschen- und Touristenmengen gewöhnen. Nach dieser Phase des Ankommens habe ich das große Angebot an Museen, Konzerten, Gastronomie und Kultur jedoch sehr zu schätzen gelernt. Neben den typisch italienischen Leckerbissen Pizza, Pasta und Co. gibt es in Mailand auch ein großes Angebot an Restaurants mit Speisen aus aller Welt. In Tagestrips nach Bergamo, Como und Lecco habe ich außerdem die Umgebung erkundet und auch einige kleinere Wanderungen unternommen.