Aarhus WS 2017/18 (MSc)

xNo longer available: Aarhus, Wintersemester 2017/2018 (Master)

  1. Vorbereitung und Ankunft

Die Vorbereitung für meinen Aufenthalt in Dänemark lief im Allgemeinen recht unkompliziert ab. Sowohl die Planung, als auch die Organisation vor der Abreise wurde durch die Fachkoordinatorin und das Akademische Auslandsamt wesentlich vereinfacht und man wusste immer genau, wann man welchen Schritt auszuführen hatte. Auch die Kommunikation zur Universität in Dänemark lief von Deutschland einfach und unkompliziert ab. Man erhielt die wichtigsten Informationen vorab und konnte sich um vieles auch schon vor der Anreise kümmern. Da Dänemark zur EU gehört, braucht man sich auch nicht vorher um ein Visum zu kümmern; eine Aufenthaltserlaubnis bekommt man vor Ort. Auch diese Termine wurden alle in den Einführungstagen von der Uni Aarhus koordiniert und man musste sich im Grunde nur darum kümmern, alle Unterlagen zum richtigen Zeitpunkt mitzubringen. Ich bin mit dem Auto angereist, es geht aber auch super mit der Bahn.

  1. Unterkunft (Kosten, Unterbringung allgemein, etc.)

Ich hatte das Glück und habe ein Zimmer in einem shared facility house über die Universität bekommen. In dem Haus, das wirklich sehr nah an der Uni gelegen ist (Straßenname: Aldersrovej), habe ich mit 12 anderen Mitbewohnern gewohnt. Neun Erasmus-/ Austauschstudenten haben in den oberen zwei Etagen gewohnt und ich hatte ein Zimmer im Kellerteil des Hauses, wo wir zu viert gewohnt haben. Die Nähe zur Uni war wirklich toll und auch zur Stadt sind es mit dem Fahrrad nur 10 Minuten gewesen. Rauf circa 15-20 Minuten, je nachdem, wie fit man ist und mit dem Fahrrad wieder hoch geradelt kommt. Das Zusammenleben war toll, wir waren eine super WG, die aus den unterschiedlichsten Nationalitäten zusammengemischt war: Neuseeland, Australien, Spanien, Holland, England und Deutschland. Das war ziemlich spannend und es war immer was los! Dennoch würde ich, wenn ich noch einmal gehen würde, den zusätzlichen „Stress“ auf mich nehmen und nach einer WG mit Dänen suchen. Freunde, die leider kein Zimmer von der Uni erhalten haben, haben tolle dänische WGs gefunden und konnten so viel schneller Kontakt zu Einheimischen herstellen. Außerdem sind die Zimmer der Universität meiner Meinung nach überteuert (monatl. 460€ für ca. 12m2 in einem Keller, wo es geschimmelt hat). Beschwerden über den Schimmel wurden zwar von Seiten der Uni sehr ernst genommen, aber den Schimmel zu überstreichen führt über kurz oder lang nicht zu einer Verbesserung der Wohnqualität. Ich kann jedoch nur von unserem Haus reden, andere Unterkünfte der Universität (Zimmer auf dem Campus) habe ich nie gesehen. Tolle Viertel zum Wohnen sind auf jeden Fall alle Viertel, die innerhalb oder in der Nähe der O1 (Ringstraße) liegen (sprich in der Innenstadt, in Universitätsnähe, im tollen Viertel Tröjborg, Aarhus Ö, Abyhöj, etc.)

  1. Studium an der Gasthochschule

Das Studium in Aarhus hat mir (unerwartet doch recht) viel Spaß gemacht. Leider konnten wir als Masterstudenten nicht auswählen, welche Kurse wir gerne belegt hätten, weil im Master lediglich zwei auf Englisch angeboten wurden: Mental Time Travel und Life Stories and Well-Being. Die Kurse waren noch dazu recht ähnlich (gleiche Dozentin, gleicher Leistungsnachweis, ähnliche Inhalte). Im Grunde ging es bei beiden um das autobiografische/ episodische Gedächtnis. Dennoch stellte sich heraus, dass die Atmosphäre im Unterricht sehr angenehm war, es wurde viel diskutiert, viel interaktiv gearbeitet und auch der freundschaftliche Umgang mit den Dozenten war erfrischend. Die Dozentin legte sehr viel Wert darauf, dass auch andere Gastdozenten den Unterricht leiteten. Das führt zu einer schönen Abwechslung und war außerdem spannend, weil es sich meistens um Doktoranden oder Post-Docs handelte, die in dem jeweiligen Thema „wirklich drin“ waren und viel mehr Interesse erwecken konnten. Außerdem hatte ich einmal in der Woche einen kostenlosen (man muss eine Kaution hinterlegen, die man aber wiederbekommt) Dänischkurs von Laerdansk. Diese Kurse sind nicht verpflichtend, also kann jeder selbst entscheiden, ob man gerne die Sprache etwas besser lernen möchte oder sich das für die paar Monate schenkt. Ich finde es wichtig, zumindest einige Wörter der fremden Sprache sprechen zu können. Das ist aber in Dänemark absolut nicht notwendig, da ALLE (wirklich alle) Englisch gut bis perfekt beherrschen (außerdem versteht man geschriebenes Dänisch als Deutsche/r ganz gut, als App sind Duolingo und Memorize empfehlenswert). Die Unterrichtseinheiten in Dänemark umfassen zwar 3 Stunden, diese sind aber aufgeteilt in 45 Minuten Unterricht und jeweils 15 Minuten Pause dazwischen. Sehr angenehm! Auch, wenn wir 15 ECTS pro Kurs bekommen haben und die Kurse entsprechend etwas aufwendiger als in Heidelberg sind, sind die 15 ECTS dennoch nicht mit dem Arbeitsaufwand gleichzusetzen, den man in Heidelberg für 15 ECTS aufbringen muss (Leistungsnachweis: Referat, aktive Teilnahme (max. 2-3 Mal fehlen und immer die Artikel für die jeweilige Woche lesen, weil darüber diskutiert wird), Posterpräsentation, 10-seitiges Essay). Man hat also ausreichend Zeit, um die Gegend zu erkunden, Ausflüge zu machen und die Kultur kennen zu lernen. Der Hauptcampus der Uni ist wunderschön (es gibt noch 2 oder 3 weitere, die aber auch mit dem Fahrrad zu erreichen sind). Mit viel Grün zwischendrin erstreckt sich der Unicampus vom oberen Hügel bis fast hinunter in die Innenstadt. Es gibt ein Café am unteren Ende und ein Café/Bar, die jeden Abend bis ca. 2 Uhr geöffnet ist (dienstags sind Eramusparties und am Wochenende hat die Bar bis 3 Uhr auf) am oberen Ende im Studenterhuis (die organisieren auch ganz coole Ausflüge). Außerdem versorgt einen das International Center mit allen notwendigen und noch vielen weiteren Informationen. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt.

  1. Alltag und Freizeit

Aarhus ist eine Studentenstadt durch und durch! Obwohl es die Einwohnerzahl von Mannheim hat (300.000), herrscht eine gemütliche Atmosphäre wie in Heidelberg. Es gibt eine Vielzahl an Cafés, Bars, Clubs, Konzerthallen, Kunstaustellungen, Museen, usw. Ich hatte das Glück, dass Aarhus in 2017 europäische Kulturhauptstadt war. Es war immer was los. Von Willkommenskonzerten für die Studierenden, über kostenlose bis sehr preiswerte Veranstaltungen im Musikhuset, günstige Angebote für Studierende vom Aros (tolles Museum, unbedingt reingehen!), Festivals, Ausstellungen, Märkte, und vieles mehr. Meine Buddy, die ich am Anfang des Semesters (noch vor meiner Anreise) zugeteilt bekommen habe, meinte, dass das völlig normal sei und auch unabhängig vom Kulturhauptstadtjahr ein riesiges Angebot an kulturellen Angeboten und Feierlichkeiten angeboten wird. Das Angebot an Clubs ist auch nicht zu verachten . Ein Reiseführer lohnt sich nicht unbedingt, weil es überall Flyer und Broschüren mit Angeboten gibt. Und wenn man ganz ehrlich ist, ist Aarhus auch nicht so groß, dass man den Überblick verlieren könnte, welches Museum man noch nicht besucht hatO Die Strände in Aarhus sind wundervoll! Ich kann nur jedem raten, sich beide Strände (im Norden und im Süden) vor allem zu Anfang des Wintersemesters anzusehen. Dann kann man sich sogar noch im Bikini an den Strand legen. Aber auch zur Winterzeit ist es sehr schön, zwar windig und kühl in Aarhus, aber die Sonne kämpft sich immer wieder durch. Falls man Pech hat kommt man allerdings in einen Schauer, der zwar nur 10-15 Minuten dauert, aber ausreicht, um einen bis auf die Haut nass zu machen. Also immer den Regenschirm bereithalten. Im Allgemeinen hatte ich aber das Gefühl, dass es im Winter trockener in Aarhus als in Deutschland ist. Die Dänen sind unglaublich nett und hilfsbereit. Man kann die Dänen ohne Angst auf der Straße ansprechen und seine Fragen los werden („Wo ist xy? Was ist das? Wo gibt es xy?“) und sie antworten mit der allergrößten Hilfsbereitschaft. Allerdings dauert es ein bisschen, bis sie auftauen und einen wirklich „an sich ranlassen“ und eine Freundschaft aufbauen. Vom „hygge“ habe auch ein bisschen mitbekommen, das hätte sich aber mit dänischen Bekanntschaften sicher noch häufiger finden lassen. Insgesamt kommt einem Dänemark (als Deutsche) gar nicht fremd vor und ich konnte mich sehr schnell und sehr gut einleben. Mit dem Flixbus kommt man in Dänemark überall hin. Ich war in Odense und Kopenhagen, sowie in Malmö und Stockholm. Nach Stockholm dauert es etwas, aber wenn man im Bus schlafen kann, ist das gar kein Problem. Auch nach Norwegen kommt man recht einfach mit der Fähre oder dem Flugzeug. Unbedingt anschauen sollte man sich Skagen, der nördlichste Punkt von Dänemark, wo Nord- und Ostsee im wahrsten Sinne aufeinanderprallen. Ein tolles Naturspektakel! Dafür haben wir uns über gomore.com (dänisches Blablacar) ein Auto gemietet (man kann dort nicht nur Mitfahrgelegenheiten sondern auch das ganze Auto buchen). Das gleiche haben wir gemacht, um an die (scheinbar im Sommer von deutschen Touris überlagerte) Westküste zu kommen. Der Preis für das Auto ist im Vergleich zum sonstigen Leben in Dänemark recht günstig. Für einen Kaffee zahlt man nämlich gut und gerne mal 28 DKK (ca. 4€). Auch beim Einkauf sollte man ein bisschen auf das Budget achten. Im Allgemeinen kommt man aber ganz gut hin. Unbedingt sollte man sich ein Fahrrad leihen. In Dänemark gibt es nichts Besseres als Fahrradfahren! Auch wenn es in Aarhus etwas erschwert wird, wenn man auf dem Hügel wohnt, aber so bleibt man wenigstens Fit  Ich habe mir bei einem Studenten/jungen Mann namens Hassan ein Fahrrad geliehen für 150€ für 4,5 Monate (plus Kaution; Telefonnummer: 0045 60888563, keine Garantie). Das war das günstigste, was ich finden konnte. Keine Ahnung, wie legal er das da betreibt, aber Hassan ist super nett und steht zu seinem Wort, dass er das geliehene Fahrrad kostenlos repariert/ austauscht und ist super einfach per SMS zu erreichen. Die Fahrräder sind natürlich nicht die allerbesten, aber sie tun ihren Dienst für die paar Monate. Apropos SMS, seit Juni 2016 gibt es ja den EU Daten-Roaming Vertrag, also keine Sorge wegen einer neuen Simkarte 

  1. Fazit

Ich kann Aarhus als Aufenthalt nur empfehlen! Nicht unbedingt wegen der Uni, sondern wegen der Kultur, dem Leben und den Menschen dort und vor allem wegen der Erfahrungen, die man in Aarhus sammelt. In einer anderen Kultur zu leben ist sehr spannend und erweitert den Horizont. Es führt dazu, Dinge zu hinterfragen und manche Sachen in neuem Licht zu betrachten. Aarhus fordert einen nicht zu sehr heraus (ich habe den Vergleich zu einem Auslandssemester in Istanbul) und lädt trotzdem zu immer neuen, aufregenden Erfahrungen ein. Die skandinavische Kultur ist der deutschen doch noch recht ähnlich und für alle, die ein kleines (statt ein großes) Abenteuer suchen, genau richtig. Für alle, die mehr Aufregung wollen oder noch einmal eine ganz andere, als die deutsche Kultur kennen lernen wollen, empfehle ich, sich vielleicht noch einmal umzuschauen, welche Kulturen ihn oder sie besonders interessieren. Aber alles in allem ist die skandinavische Gelassenheit etwas, was mich sehr beeindruckt hat und Dänemark im Allgemeinen und Aarhus im Speziellen eine Gegend, in die es mich mit Sicherheit noch öfter verschlagen wird. Auch, weil sich Aarhus gerade so unglaublich verändert, aufwacht und zu einer tollen, aufregenden, modernen Stadt entwickelt (immerhin die zweitgrößte in Dänemark). Für mich war das Auslandssemester eine durchweg gelungene Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann.