Erfahrungsbericht Universität Padova

Padua, Summer semester 2023 (Master)

Unterkunft

Die Suche nach einer WG gestaltete sich in Padua leider etwas schwieriger als gedacht. Ich war in allen möglichen großen Facebookgruppen zum Thema „housing“, „flat“ etc. angemeldet. Aus den Erfahrungen anderer Erasmusstudierender kann ich nur empfehlen einen eigenen kleinen Text über sich zu schreiben und zu posten. Eine Freundin von mir wurde darüber von einer WG zu einem Kennenlerngespräch eingeladen und hat das Zimmer dann auch bekommen. Ansonsten gibt es noch Agenturen: DoveVivo, BedStudent, HousingAnywhere. Hier sei aber gesagt, dass die Preise vermutlich höher sind und zusätzlich noch Vermittlungskosten etc. anfallen. Sehr viele Erasmusstudierende haben in einer solchen WG gewohnt, ich selbst eingeschlossen.

Generell ein paar Tipps/Hinweise, gerade im Hinblick auf Facebookanzeigen:

  • Früh dran sein lohnt sich auf jeden Fall. Dann hat man weniger Konkurrenz. Am besten sollte man sich schon am Ende des vorherigen Semesters auf Wohnungssuche begeben, wenn andere Erasmusstudierende ausziehen. - Direkt anschreiben, wenn eine Anzeige online geht.
  • Vorsicht vor Fake-Angeboten.
  • Erasmusstudierende sind weniger beliebt. Die meisten meiner Freundinnen haben in Erasmus-WGs gelebt. Sehr gute Italienischkenntnisse* sind aber auf jeden Fall von Vorteil, um eine WG zu finden.
  • Zu den WGs in Italien: Es ist sehr typisch, dass immer zwei Personen in einem Zimmer schlafen (die Miete sollte hierbei aber eigentlich pro Person nicht höher sein also 250€-300€ ansonsten werdet ihr vermutlich über den Tisch gezogen und zahlt bei Untermiete die Miete für die zweite Person im Zimmer auch noch mit. Leider keine Seltenheit.). Wenn du ein Einzelzimmer willst, dann immer darauf achten, dass „stanza/camera singola“ in der Ausschreibung steht. Generell spielt WG-Leben für Italiener*innen nicht die größte Rolle. Das ist eventuell gut im Voraus zu wissen, aber trifft natürlich nicht auf jede WG zu.
  • Grundsätzlich war es auch noch einmal schwieriger für meine männlichen Freunde eine WG zu finden. Oft steht schon in der Ausschreibung, dass nur Frauen erwünscht sind.
  • Ein Wohnheimplatz wurde mir nicht angeboten, worüber ich im Nachhinein aufgrund der negativen Erfahrungen (fehlende Hygiene, Diebstahl, kein Besuch erlaubt) anderer Studierender auch ganz froh bin.

Da in den Facebookgruppen die Suchgebote die WG Anzeigen jeden Tag mehr überstiegen haben, habe ich mich dann dazu entschlossen, ein Zimmer über BedStudent zu mieten. Auch hier waren Zimmer ca. 1 Monat vor Semesterstart schon fast alle vergeben oder erst einige Wochen nach Semesterstart wieder verfügbar. Aufgrund der Aussichtlosigkeit bei der Wohnungssuche würde ich im Nachhinein mein Zimmer direkt dort buchen und mir das ewige Bangen ersparen. Auch hier ein paar Tipps: Selbst wenn vorerst keine Zimmer mehr verfügbar sind, einfach nochmal nachfragen und hartnäckig bleiben (auf deren Website wird die Verfügbarkeit nicht geupdatet, also trotzdem anschreiben). Wie ich später herausgefunden habe, bekommt man mit der ESN-Card sogar einen Discount auf die erste Miete.

Das war die Nummer unserer Kontaktperson Max bei BedStudent:** +39 39175 44291**. Wir hatten eine wunderschöne 5er-WG im Zentrum von Padua mit eigener Terrasse, großem Wohnzimmer und 3 Badezimmern.

  • Pro: tolle Lage, gute Ausstattung, modern, renoviert, angenehmer Kontakt bei Problemen
  • Contra: Gamble bei den Mitbewohnern; teuer gerade im ersten Monat (Miete + Kaution [bekommt man mit Abzug von 50€ für die Endsäuberung zurück] + Comission Fee [Miete plus ca. 150€, die man nicht zurück bekommt]

Generell zählt wohl das Zentrum, sowie Portello zu den besten Lagen in Padua. Aber mit dem Fahrrad ist man auch von anderen Orten aus schnell überall.

Anreise

Da ich mein Zimmer in Heidelberg für den Zeitraum meines Auslandsemesters untervermietet hatte, bin ich von meinen Eltern, d.h. von Regensburg aus, mit dem Auto nach Italien gefahren. Die Zugverbindung ist aber auch unproblematisch und von München aus beispielsweise sogar direkt. Auch mit dem Flugzeug kann man anreisen: Venezia Marco Polo Airport und Treviso Airport. Von dort aus gibt es jeweils auch eine gute und günstige Busverbindung, um nach Padova zu kommen. Da ich mein Zimmer für volle 6 Monate gemietet hatte, bin ich etwas vor Semesterstart (Anfang Februar) angereist und nach den Prüfungen noch etwas länger in Padova geblieben (wie viele meiner Freund*innen auch).

Medizinische Versorgung

Leider habe ich mir sechs Wochen nach meiner Ankunft in Padova den Fuß gebrochen. Deshalb dachte ich mir, dass ich auch ein paar Dinge über meine Erfahrung mit der medizinischen Versorgung in Italien erzähle.

Nachdem ich den Unfall hatte, bin ich in die Notaufnahme der Uniklinik gefahren. Dort haben weder Assistentinnen, noch die Ärztinnen englisch gesprochen. Bei der Aufnahme war das okay, da habe ich mich noch mit Google Translate über Wasser gehalten, aber gerade bei Diagnosestellung war es einfach nur schrecklich keine Informationen zu erhalten. Im Wartezimmer hat eine andere Patientin meine Verzweiflung wohl mitbekommen und für mich gedolmetscht. Nur so wusste ich, was genau mich in den nächsten Wochen erwarten würde. Grundsätzlich ist ziemlich viel schief gelaufen: 10-stündiger Aufenthalt zwischen Warte- und Arztzimmern, 2 mal geröntgt (da die erste Aufnahme falsch war), dann wurde mir ein Gips verpasst (was in Deutschland gar keine gängige Praxis mehr ist), darüber hinaus wurde ich ohne Krücken entlassen mit dem Hinweis ich solle meinen Fuß aber nicht belasten (ohne meine Mitbewohner und ein paar Freunde, die ich zu dem Zeitpunkt schon hatte, wäre ich absolut aufgeschmissen gewesen).

Auch zur ambulanten Versorgung in Italien sei gesagt, dass diese nicht den Standards in Deutschland entsprechen: Ein/e Hausarzt/-ärztin kann hier weder Blut abnehmen noch einen Ultraschall machen. Er/ sie ist lediglich zur Weitervermittlung an eine/n Facharzt/-ärztin oder für die Verschreibung von Medikamenten befugt. Mit gebrochenem Fuß ist man einfach deutlich weniger mobil, weshalb all diese Fahrtwege mit dem Taxi sehr teuer geworden sind.

Für eine Zweitmeinung bin ich dann zurück nach Deutschland gefahren. Hier wurde ein MRT gemacht und der Gips entfernt. Danach habe ich einen VacoPed Schuh erhalten und musste die Krücken nicht mehr nutzen. Nach ein wenig Physiotherapie bin ich dann zurück nach Italien gefahren.

Stadt & Leben

Neben dem Studium ist auch der freizeitliche Aspekt und das Kennenlernen der Kultur wichtig, um sich an einem Ort wohlzufühlen. Hier kann ich schon mal vorwegnehmen: Padua selbst bietet unglaublich viele Möglichkeiten und darüber hinaus eignet es sich super als Ausgangspunkt für Reisen durch ganz Italien.

Gleich zu Beginn meines Auslandssemesters habe ich mir ein Fahrrad gekauft. Hierzu kann man unter Anderem auf Facebook nach gebrauchten Fahrrädern anderer Erasmusstudierender schauen. Ich selbst habe mein gebrauchtes Fahrrad mit Korb schlussendlich im Fahrradladen „Pit Bike“ nahe Portello für 50 € gekauft (hier kann man danach jederzeit zum Aufpumpen der Reifen und bei kleineren Mängeln kostenlos vorbeikommen). Das Fahrrad war zwar verrostet, hat mir für meine Zeit in Padua allerdings gute Dienste geleistet. Hier vielleicht ein paar Tipps: Am besten das Fahrrad vor Semesterstart kaufen und am besten zu Beginn des neuen Semesters über Facebook oder den Fahrradladen wieder verkaufen. Ein günstiges Schloss bekommt man in einem Haushaltswarenladen neben dem Pam in Portello.

Ich habe direkt zu Beginn meines Auslandssemesters einen Vertrag im McFit Palestra abgeschlossen. War damit ganz zufrieden. Ich glaube, dass die Mindestlaufzeit 6 Monate sind und man den Vertrag 1 Monat vor Ablauf kündigen muss.

ESN – Das European Student Network, hat unglaublich viele Events veranstaltet, um die Studierenden untereinander und Studienübergreifend zu connecten. Da ich zu Beginn meines Erasmus leider an Corona erkrankt war, habe ich die ersten Treffen leider verpasst, konnte aber dennoch guten Anschluss finden. Es gab Barabende, ein Welcome Dinner, Partys etc.. Auch über das Semester hinweg haben die ESN Leute super viele Events organisiert: Zum Beispiel Wandern in den Collis, Wandern in den Dolomiten, Städtetrips, Skifahren, Sprachkaffee, Cinque Terre, etc. Hier sollte man wirklich sehr schnell sein, da viele der Events schon 1-2 Minuten nach Anmeldestart voll sind. Eines meiner absoluten ESN-Highlights war die Bootsparty. Hier sind wir durch die Lagunen von Venedig gefahren und haben unter dem Sternenhimmel getanzt.

Ich hatte mich auch in einigen Whatsapp-Sportgruppen z.B. Yoga angemeldet und habe auch hierüber Leute kennengelernt. Über Facebook bin ich mit Leuten ins Gespräch gekommen, die auch gerne Skifahren und ein Auto in Padua hatten. Dadurch war ich schon vor Semesterstart zum einen in Cortina d’Ambesso und zum anderen in San Pellegrino beim Skifahren. Im Nachhinein würde ich mein ganzes Skiequipment mitnehmen, dann hätte ich mir nichts ausleihen müssen.

Mit anderen Erasmusleuten/meinen Freund/innen war ich dann im Mai für ein paar Tage auf Sizilien. Darüber hinaus habe ich Trips nach Verona, Vicenca, Bologna, Florenz & Siena, Mailand, Neapel, Sorrent, Positano, Amalfie, Pompeji, zu den Colli Euganea, mehrmals nach Venedig (auf jeden Fall den Ausblick über die Stadt auf dem Einkaufszentrum mitnehmen), sowie von dort aus mit dem Boot nach Murano, Burano und Torcello gemacht, darüber hinaus ging’s mit dem Zug und Vaparetto zum Lido Beach (der Sonnenuntergang hinter Venedig ist der Hammer) und mehrmals mit dem Auto zum Sottomarina Beach. Auch den Gardasee haben wir uns nicht entgehen lassen. Wir waren auch Wandern in den Dolomiten und haben uns die drei Zinnen angeschaut.

Padua hat einen unglaublichen Charme: Straßenmusik, kleine Boutiquen, guter italienischer Kaffee, leckere Pizza und günstiger Aperol (ca. 3€) bei Sonnenschein. Und das alles ohne von Touristen überlaufen zu sein. Dadurch, dass ich im Sommersemester nach Padua gegangen bin, haben wir nach der Uni Barbecue Abende veranstaltet, uns für einen Aperitivo in der Sonne auf dem Piazza dei Signori oder für ein Eis in meiner Lieblingseisdiele La Romana (Crocante della Nonna war super lecker !) verabredet, sind auf den Markt am Piazza del Frutta gegangen, sind für warme Sommernächte nach Portello (vor allem Mittwochs), haben im Il Ciosco unter freiem Sternenhimmel und bei 30 Grad (nachts ! :D) getanzt, waren im Aquapark, sind zu einem Weingut gefahren, waren auf dem Sherwood Festival (oftmals Eintritt nur 1€ für italienische Künstler*innen auf riesigem Areal) und haben auf dem Pride Village getanzt, haben uns für ein Picknick auf dem Prato della Valle oder in einem der Parks getroffen. Ein paar Café/Bar/Restaurant-Tipps: Gelateria Romana, Gelateria Portogallo, Caffè Diemme, Pedron Caffè, Gillo, Steampower, Goppion, Pizzeria Marechiaro, Pizzeria al Duomo, Hostaria Piave, Brutal, Caffè della Piazetta, Corta Sconte, etc.

Universität

Vor Start des Auslandssemesters habe ich einen Mini Einführungs-Italienischkurs gemacht. Dieser hat ca. 1,5 Wochen gedauert. Da habe ich schon einmal die Basics gelernt, um mich vorzustellen oder in einem Restaurant etwas zu bestellen. Daran anknüpfend wollte ich auch unter dem Semester meine Italienischkenntnisse mit dem „Laboratorio di Lingua Italiana-L2“ noch weiter ausbauen. Als Lehrerin kann ich Elena Folcato sehr weiterempfehlen. Da ich mir aber meinen Fuß gebrochen hatte und für einige Wochen nach Deutschland zurückmusste, habe ich einige der Präsenzstunden verpasst, wodurch sich Lücken gebildet haben, die ich leider nicht mehr schließen konnte. Durch diese Ausnahmesituation, war es in meinem Falle in Ordnung weniger ECTS-Punkte zu machen. Für das Selbststudium habe ich mir dann ein Pons Italienischlehrbuch geholt. Ich würde definitiv empfehlen sich mit der italienischen Sprache auseinanderzusetzen, da man Gelerntes direkt im Alltag anwenden kann.

Weitere Kurse waren: Cultural Developmental Psychology (6 ECTS): Mein absoluter Lieblingskurs in diesem Semester. Die Professorin hat super englisch gesprochen und die Inhalte sehr spannend rübergebracht. Ich konnte bei diesem Kurs sehr viel mitnehmen! (DCP-Erweiterungsseminar) Intercultural Psychology (6 ECTS): Der Professor hat leider kein gutes Englisch gesprochen und die Veranstaltung bestand hauptsächlich aus studentischen Vorträgen. Inhaltlich fand ich es aber spannend. Der Arbeitsaufwand war etwas geringer im Vergleich zu anderen Veranstaltungen. (DCP-Erweiterungsseminar) Managerial Lab 1 (6 ECTS): Employer Branding Projektarbeit in Kooperation mit einem italienischen Unternehmen. Zuerst haben wir die Theorie gelernt, dann ging es an die praktische Umsetzung und Anwendung. Ich empfand den Aufbau der Veranstaltung am Economics Institut super. Allerdings habe ich seit Ende der Veranstaltung noch keine Rückmeldung von der Professorin erhalten. (freie Spitze)

Fazit Ich würde mein Auslandssemester auf keinen Fall missen wollen: Ich habe unglaublich viel über die italienische Kultur erfahren, bin viel gereist und habe interessante und neue Inhalte im Studium gelernt. Ich habe so viele tolle Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus kennengelernt, Gespräche über uns und unsere Kulturen geführt, und intensive Freundschaften geknüpft. Ich kann jedem ein Auslandssemester in Padova nur weiterempfehlen 😊