Madrid WS 2021/22 (MSc)

Madrid, Wintersemester 2021/2022 (Master)

Vorbereitungen und Zimmersuche

Ich wollte eigentlich seit Beginn meines Studiums einmal ein Semester im Ausland verbringen – am liebsten in Spanien, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern – aber es kam immer etwas dazwischen. Während des langen Lockdowns im Wintersemester 2020/2021 habe ich mich dann endlich beworben, auch wenn meine Hoffnungen auf ein Präsenzstudium in einem anderen Land zu diesem Zeitpunkt nicht gerade hoch waren.

Die Bewerbung an der Uni Heidelberg war relativ unkompliziert. Etwas schwieriger verhielt es sich dagegen mit dem Teil des Bewerbungsverfahrens an der Universidad Autónoma de Madrid. Ich hatte mich auf den Masterstudiengang „Máster Universitario en Psicología General Sanitaria” beworben und zunächst hieß es auch, ich könnte daran teilnehmen. Dann gab es allerdings einiges Hin und Her bezüglich der Anerkennung des offiziellen Sprachnachweises vom ZSL Heidelberg (Spanisch C1), ohne die ich mich nur für Bachelorkurse hätte einschreiben können. Ich füllte mein Learning Agreement also insgesamt vier Mal aus (mal nur mit Bachelorkursen, mal mit Bachelor- und Masterkursen), es kam noch eine Verwarnung, dass ich meine Bewerbungsunterlagen nicht eingereicht hätte (meine E-Mail war bei ihnen untergegangen) und es gab so manchen Moment, in dem ich dachte, es geht doch noch etwas schief. Am Ende ließ sich aber alles klären und ich konnte sogar einige Masterkurse belegen. Lasst euch also davon nicht entmutigen! Es dauert nur manchmal etwas länger und läuft etwas chaotischer ab, als wir es vielleicht gewöhnt sind.

Ich hatte bereits gelesen, dass Zimmer in Madrid sehr teuer sind, und hatte vor meiner Abreise auch kaum Zeit, mich um eine Unterkunft dort zu kümmern. Eine sehr praktische Lösung in diesem Zusammenhang war für mich deshalb, zunächst erst einmal für den ersten Monat ein kleines AirBnB in zentraler Lage (nahe der Puerta del Sol) zu mieten. Das war für zwei Personen kaum teurer als die durchschnittlichen Mietpreise dort. Der einzige Nachteil war, dass ich dann bereits nach zwei Wochen ein Zimmer gefunden habe und so kurzzeitig doppelt „Miete“ zahlen musste. Ich war trotzdem sehr froh über die Entscheidung, mir die Zimmer vor Ort anzusehen, da einige Wohnungen wirklich sehr anders waren, als sie auf den Fotos wirkten. Teilweise kosteten Zimmer ohne Fenster, mit Glaswänden zum Gang, mit fehlenden Türen o.ä. bis zu 600€ im Monat. Am Ende fand ich über Idealista aber doch noch ein sehr schönes Zimmer (es gibt sie, die halbwegs bezahlbaren Zimmer mit Fenstern und Türen), ebenfalls in der Nähe der Puerta del Sol.

Leben in Madrid und Spanien

Mein Zimmer war in einer WG mit sechs anderen Leuten, mit denen ich mich sehr gut verstanden und viel unternommen habe. Ich kann das Viertel „Barrio de las Letras“ zum Wohnen sehr empfehlen. Einerseits ist es direkt an der Station Puerta del Sol, von der aus fast alle U-Bahnen und S-Bahnen (Cercanías) fahren. Das ist sehr praktisch, da der Campus der UAM relativ weit außerhalb Madrids liegt, mit der Cercanía C4 ist er aber innerhalb von etwa 20 Minuten. Andererseits war diese Wohngegend aber auch großartig, da sie zwischen dem etwas alternativeren Vierteln La Latina und Lavapiés und dem Ausgehviertel Malasaña liegt. Madrid ist zwar eine sehr große Stadt, aber die verschiedenen Ausgehviertel, Shoppingstraßen usw. sind vom Zentrum aus alle fußläufig erreichbar. Ich musste abends fast nie die Bahn nehmen, um von einer Tapasbar oder einem Treffen mit Freundinnen und Freunden zurück nach Hause zu kommen.

Als ich im Spätsommer 2021 in Madrid ankam, war das wie eine andere Welt: die Impfquote war sehr hoch, Covid spielte kaum eine Rolle, die Universitätskurse fanden in Präsenz statt, alle Läden, Theater, Bars und sogar Clubs hatten geöffnet und neben der Maskenpflicht gab es kaum Einschränkungen. Und in Madrid gibt es unendlich viele Angebote. Ich glaube, es ist fast egal in welchem Viertel man wohnt – sofern es noch halbwegs zentral liegt, findest du überall viele Museen, Läden, Bars, Restaurants und Cafés. Der einzige Nachteil ist, dass es neben dem Retiro-Park relativ wenige, zentral gelegene Grünflächen gibt. Allerdings liegt Madrid auch sehr nah an einem richtigen Gebirge, sodass man problemlos am Wochenende mit der Cercanía oder einer der zahlreichen Buslinien in die Berge fahren und wandern gehen oder eine der hübschen umliegenden Ortschaften besuchen kann. Ich habe das Leben in Madrid mit all seinen Facetten – vom Essen und Ausgehen bis zu den sportlichen und kulturellen Angeboten und Museen – sehr genossen. Besonders praktisch war für mich aber auch die zentrale Lage der Hauptstadt. Fast alle Züge und Fernbusse fahren hier entlang, sodass ich in vielen Wochenendausflügen über den Verlauf des Semesters verschiedenste Regionen Spaniens besuchen konnte. Über ein langes Wochenende (zwischen zwei Feiertagen) mieteten wir auch einmal ein Auto, wodurch wir die beeindruckende Nordküste und das grüne Galicien in einer Rundfahrt besuchen konnten.

Studium in Madrid

Ich wollte mein Erasmussemester in Spanien verbringen, da ich mein Spanisch verbessern wollte und ich glaube, wenigstens grundlegende Sprachkenntnisse braucht man in Spanien auch auf jeden Fall – zumindest an der UAM. Es gab zwar einige wenige Kurse auf Englisch, aber der allergrößte Teil der Seminare findet auf Spanisch statt. Auch für organisatorische Fragen, Emailverkehr mit Dozierenden und sogar für Veranstaltungen des Erasmus Student Networks der UAM waren Spanischkenntnisse vorteilhaft bis unabdingbar.

Das Studium in Madrid habe ich als etwas verschulter wahrgenommen als bei uns: in vielen Kursen gab es wöchentliche Hausaufgaben und anstelle einer großen Abschlussprüfung hatte man oft die Wahlmöglichkeit schon während des Semesters mehrere kleine Prüfungen zu schreiben. Insgesamt haben mir die Seminare aber sehr gut gefallen, unter anderem auch, da sie teilweise etwas praktischer orientiert waren, als ich es aus Deutschland kenne, mit vielen Übungen und Anwendungsbeispielen. Besonders war außerdem, dass es sehr viele Gruppenarbeiten gab. Das war insofern praktisch, als dass es mir die Möglichkeit gegeben hat, auch mit den spanischen Studierenden enger in Kontakt zu kommen. Einen Masterkurs, der immer von 15:00 bis 20:00 Uhr über 5 Stunden ging, fand ich allerdings sehr anstrengend – einerseits da ich es nicht gewohnt war, so spät noch zu lernen aber vor allem auch, weil ich es besonders auf Spanisch fast unmöglich fand, mich so lange zu konzentrieren.

Neben den Kursen an der psychologischen Fakultät belegte ich noch einen Spanischkurs und nahm am Universitätschor teil. Die Chorteilnahme fand ich besonders schön, da wir über die Weihnachtszeit einige Konzerte in den Kirchen Madrids hatten und ich die Universität und Stadt so noch einmal von einer anderen Seite kennenlernen konnte.

Außerdem gibt es auf dem Campus viele verschiedene Mensen und Cafeterien, die teilweise durchaus gute Angebote hatten. So konnten wir uns zum Frühstück immer für nur 2€ einen Kaffee, ein „Tostada con Tomate“ (Toast mit Tomate) und einen kleinen Orangensaft holen. In der Cafeteria der psychologischen Fakultät gab es außerdem auch ein paar vegetarische Mittagsangebote.

Fazit

Ich habe mein Semester in Madrid sehr genossen. Insbesondere nach drei Semestern Onlinelehre, war es toll, an der UAM noch einmal in die Uni gehen, in der Mensa essen und mit Dozierenden und anderen Studierenden in Kontakt kommen zu können. Außerdem konnte ich viel spanisch üben und sprechen und in den Museen und auf meinen Reisen auch noch einmal viel über die Kultur und Geschichte Spaniens lernen. Besonders Madrid ist als Ausgangspunkt für Reisen und mit seinem riesigen Angebot an Museen, Restaurants, Bars usw. glaube ich ein perfekter Ort, um Spanien kennenzulernen.