Madrid WS 2021/22 (MSc)

Madrid, Wintersemester 2021/2022 (Master)

Vorbereitung auf das Semester

Ich habe im Januar 2021 mit den Vorbereitungen für mein Erasmus Semester begonnen und die Unterlagen für meine Bewerbung vorbereitet. Schon zu Beginn des Wintersemesters (2020/21) habe ich eine Info-Veranstaltung der Uni besucht, bei der andere Studierende ihre Erfahrungen und Tipps zum Auslandssemester geteilt haben. Außerdem habe ich in den beiden Semestern vor meinem Auslandsaufenthalt den B1.2 und B2 Kurs in Spanisch am ZSL der Uni Heidelberg gemacht.

Von der UAM bekam ich dann den Link zur Seminarwahl. Ich war 1 Stunde nachdem der Link freigeschaltet war online, und da waren schon alle Kurse die ich im Learning Agreement angegeben hatte vergeben (hauptsächlich Optativas). Da ich in Deutschland im Master war, aber in Spanien (vorerst) nur für den Bachelor zugelassen wurde, waren die Grundlagenfächer im Bachelor weniger interessant für mich.

Bei der Wohnungssuche habe ich hauptsächlich auf idealista geschaut, was ähnlich ist wie wg-gesucht. Dort kann man super einfach nach Stadtvierteln filtern und auch individuelle Suchgebiete einzeichnen, was echt praktisch war. Allerdings sollte man darauf achten, dass viele Zimmer von Agenturen angeboten werden. Ich wollte eigentlich etwas Privates finden, was leider doch schwieriger war als erwartet, weshalb ich im Endeffekt über eine Agentur etwas gemietet habe. Von vielen anderen habe ich gehört, dass Badi sehr gut sein soll.

Studium an der UAM

Das Studium ist im Vergleich zu Deutschland meiner Meinung nach etwas verschulter. Es gibt eigentlich in jedem Kurs eine kontinuierliche Evaluation, die einen Teil der Note ausmacht und zum Beispiel aus kleineren Projekten, Berichten oder Präsentationen besteht. Mit meinem Sprachniveau kam ich in den Kursen relativ gut zurecht. Nach 2-3 Wochen hatte ich zumindest vom Verständnis kaum noch Probleme in den Vorlesungen. Die Kurse und Prüfungen fand ich vom Niveau her nicht wirklich schwierig, allerdings hat man meiner Meinung nach für die Kurse während des Semesters einen höheren Arbeitsaufwand, da die Projekte ihre Zeit erfordern. Die Prüfungen waren auch echt in Ordnung und auch sprachtechnisch kein Problem. Manche Lehrende erlauben aber auch, dass man auf Englisch schreibt. Im Zweifelsfall einfach nachfragen. Meiner Erfahrung nach waren die meisten Dozenten und Dozentinnen sehr offen und haben auch Verständnis für Erasmus Studierende. Ich habe zwei Optativas (Periciales forenses y pruebas de testigos & neuropsicología clínica) und einen Kurs aus dem vierten Jahr (Tecnicas de intervención) belegt. Zusätzlich habe ich noch einen Semesterbegleitenden Spanischkurs (2-mal wöchentlich) absolviert. Die Optativas fand ich super interessant und kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Técnicas war für mich als Grundlagenkurs eher weniger spannend, da ich ähnliches schon im Bachelor hatte. Für alle die sich einen solchen Kurs anrechnen lassen wollen aber sicher hilfreich, da er meiner Meinung nach ähnlich zu manchen Veranstaltungen in Deutschland ist. Ich habe meine Kurse so gelegt, dass ich nur an 3-4 Tagen pro Woche in die Uni musste.

Das ORI (Oficina de relaciones internacionales) steht den Erasmus-Studierenden bei der Kursbelegung etc. zur Seite. Auch wenn die Mitarbeiter*innen dort sehr nett und hilfsbereit sind, lief (zumindest bei mir) einiges nicht so wie es sollte. Da die Bewerbung schon während des 3. Semesters fällig war, hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht genug ECTs Punkte, um in Spanien für den Master zugelassen zu werden (da dort der Bachelor 240 Punkte hat). Vor meinem Auslandsaufenthalt wurde mir allerdings per Mail zugesagt, dass ich bei der Ankunft in Spanien in den Master wechseln kann, wenn dann genügend credit points eingetragen sind. Bei meiner Ankunft war die Person, die mir dies zugesagt hat, allerdings nicht mehr am ORI angestellt und nach langem hin und her und Gesprächen mit den Master-Koordinatoren, die mir auch sagten, ich könnte die Masterkurse besuchen, wurde mir letztendlich trotzdem nicht gestattet an den Masterkursen teilzunehmen. Das hat mich insbesondere zu Beginn sehr geärgert, da ich von den Masterkursen sicher sehr profitiert hätte, weil sie genau mein berufliches Interesse abdeckten. Die Bachelorkurse, die ich dann besuchen konnte, waren zwar auch interessant, aber haben mich in Hinblick auf meine Qualifikation nicht besonders weitergebracht.

Leben in Madrid

Ich habe mich während meines Auslandsaufenthalts komplett in Madrid verliebt. Normalerweise bin ich kein riesen Fan von Großstädten aber durch die kleinen, hübschen Straßen in den Vierteln von Madrid kommt dieser negative Part des Großstadtfeelings auch nicht durch. Dazu bietet Madrid dann aber die Vorteile einer Großstadt mit vielen Angeboten. Von interessanten Ausstellungen, vielen kleinen Bars mit Open Mics oder anderen Musikvorstellungen (zumindest in meinem Viertel), wunderschönen Cafés bis hin zu besonderen spanischen Festivitäten hat Madrid einfach super viel zu bieten. Darüber hinaus gibt es viele Parks, in denen man entspannen kann. Um unkompliziert überall hinzukommen ist es wichtig sich früh genug um die Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel zu kümmern. Damit könnt ihr für 20 € eigentlich überall hin (auch zur Uni) und seid super mobil. Ich habe in dem Stadtviertel Chueca, direkt an der Metro Alonso Martinez gewohnt. Das Viertel ist super schön, hat eine echt entspannte Atmosphäre und viele Bars und Cafés. Außerdem liegt es direkt neben Malasaña und ist auch nur 10 - 15 Minuten zu Fuß von Sol entfernt. Auch der Retiro ist in ca. 15 Minuten zu Fuß zu erreichen. Von der Metro Station aus hat man eine echt gute Anbindung an die Uni. Darauf würde ich bei der Wahl der Wohnung auf jeden Fall achten, da die UAM generell schon sehr weit außerhalb liegt. Die Stimmung auf den Straßen ist immer angenehm und man kann das spanische Leben richtig genießen. Sol ist zwar das Zentrum Madrids, aber hat meiner Meinung nach weniger Charme als die Viertel drumherum wie Malasaña, la Latina oder Chueca. Ich habe zuvor auch viel positives über das Viertel Lavapies gelesen, welches mich allerdings nicht so überzeugt hat.

Persönliches Fazit

Ich bin unglaublich froh, dass ich das Auslandssemester in Madrid gemacht habe. Auch wenn sich dadurch mein Abschluss verzögert, da ich ein Semester anhängen musste, war es die Erfahrung auf jeden Fall wert. Trotz administrativer Schwierigkeiten von Seiten der spanischen Gastuniversität lief zumindest von der Uni Heidelberg aus alles Organisatorische sehr gut. Insgesamt konnte ich mein Spanisch und auch mein Englisch durch den Kontakt zu spanischen und internationalen Studierenden erheblich verbessern. Ich habe viele neue Freundschaften geschlossen und freue mich schon darauf, meine Freunde aus Madrid im Sommer zu besuchen. Die Erfahrungen, die ich während des halben Jahres sammeln konnte, werden mir immer im Gedächtnis bleiben. Ich bin dankbar dafür, dass mir eine solches Erlebnis ermöglicht wurde.