Madrid WS 2021/22 (BSc)

Madrid, Wintersemester 2021/2022 (Bachelor)

Vorbereitung auf das Semester

Ich habe mich schon zu Beginn des dritten Semesters mit einem Erasmus auseinandergesetzt da mir klar war, dass ich diese Chance auf jeden Fall wahrnehmen will. Leider war ich ein wenig zu spät und hatte die Bewerbungsfristen für die Universitäten außerhalb Europas schon verpasst (diese enden schon Mitte September). Ende November begann ich jedoch mir alle nötigen Dokumente für die Bewerbung für ein Auslandssemester innerhalb Europas zusammenzusuchen.

Als ich Ende des dritten Semesters dann die Zusage für den gewünschten Platz in Madrid bekommen hatte, meldete ich mich direkt für einen Spanischkurs am ZSL an. Da die UAM eine spanischsprachige Uni ist, war es mir wichtig ein gutes Spanischlevel zu haben, um mich in der Uni schnell zurechtzufinden. Es gab zwar auch einige Kurs die auf Englisch angeboten wurden, diese klangen jedoch nicht sehr spannend.

Ende Juli öffnete die Uni das Portal, um sich in Kurs einzuschreiben, da ich leider etwas zu spät dran war, bekam ich nicht alle Kurse, die ich mir anfangs ausgesucht hatte. Die spannendsten Kurse (Optativas) waren hier sehr schnell voll.

Um eine Wohnung habe ich mich erst sehr spät gekümmert, was jedoch kein Nachteil war. Zwei Wochen vor Ankunft in Madrid habe ich über die App „Badi“ zwei online Wohnungsbesichtigungen gemacht und auch direkt die zweite Wohnung genommen. Bei der Wohnungssuche habe ich vor allem auf die Lage geachtet. Ich habe nah an einer der Stationen der S-Bahn gewohnt, die direkt an der Uni hält und nah des Stadtzentrums, wodurch ich von allem fußläufig ungefähr 20 Minuten entfernt war.

Studium an der UAM

Das Studium gestaltet sich etwas anders als in Deutschland da sich die Kursnoten aus verschiedenen Leistungen zusammensetzten (Präsentationen, Seminare, Essays und einer Klausur). Die Art zu Lernen und Lehren erinnerte mich ein wenig an die Schule, dadurch wurde ich jedoch gefordert mein Spanisch auf weiter Bandbreite zu nutzen. Anfänglich unterschätzte ich die Sprachbarriere, da ich vor allem beim Lernen auf die Prüfungen viel mehr Zeit in Anspruch nehmen musste als normalerweise. Ich hatte meine Kurse so gelegt, dass ich nur viermal in der Woche auf den Campus musste. Da die Fahrt immer mindestens 45 Minuten in eine Richtung dauerte, war dies sehr entlastend. Da mein freier Tag ein Montag war, konnte ich außerdem auch einige Wochenendtrips machen, ohne dass ich Kurse verpasste (in einigen Kursen gab es Anwesenheitspflicht).

Das Klima in der Uni habe ich als offen, modern und herzlich wahrgenommen. Der Campus lädt mit seinen Sportangeboten, Liegewiesen und den Cafeterien (die Cafeteria der Psychologischen Fakultät ist die Beste auf dem ganzen Campus) ein, zwischen oder nach den Vorlesungen Zeit zu verbringen. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Uni versucht, sehr integrativ und engagiert zu sein (Behindertengerechte Wege und Gebäude, genderneutrale Toiletten und viel politisches und soziales Engagement). An der Uni hatte ich viele spanische sowie internationale Freunde und habe mich so sehr wohl gefühlt.

Das Angebot der Erasmus Netzwerkes war gerade zu Anfang sehr umfassend. Am meisten Spaß gemacht hat das Integration Weekend, bei welchem man mit 70 Personen auf eine Hütte fährt und sich dadurch sehr gut kennenlernt.

Leben in Madrid

Madrid ist zwar eine Großstadt, jedoch sehr übersichtlich und kompakt. Für alle Personen unter 26 gibt es ein Monatsticket für 20 Euro mit welchem alle Busse, Bahnen und weitere Fortbewegungsmittel genutzt werden können, die sich in der Comunidad Madrid bewegen. Insgesamt ist Madrid eine sehr fußgängerfreundliche Stadt und achtet außerdem sehr darauf, die Innenstadt so autofrei wie möglich zu halten. Deshalb ist der ÖPNV auch sehr gut ausgebaut.

Neben dem Monatsticket gibt es sonst auch sehr viele Vorteile für Personen unter 26 und/oder Student*innen. Museen, Theater, Opern und weitere Kulturangebote sind reduziert oder oft auch kostenlos, was ich sehr viel genutzt habe. Allgemein hat mich die Fülle an Angeboten begeistert und meinen Entdeckergeist geweckt. Es gibt viele kleine Ausstellungen, Kinos und Theater, die in der ganzen Stadt verteilt sind.

Neben den ganzen Kulturangeboten ist die Stadt an sich sehr schön. Es gibt viele Plätze, Parks und Aussichtspunkte, an denen ich viel Zeit verbracht habe (Retiro, Parque de oeste, Parque de siete Tetas, Templo de Debot, Puente de Toledo, Casa del Campo). Auch die Viertel um das Stadtzentrum herum sind jedes für sich besonders. Im Laufe meines Aufenthalts bin ich immer mehr in unterschiedlichsten Stadtteilen aufgehalten, die auch weiter entfernt vom Zentrum liegen und habe dadurch die Stadt auf viele verschiedene Weisen kennen gelernt.

Da ich ein großer Techno Fan bin, war ich von der Fülle an Angeboten begeistert. Jede Woche gab es große Veranstaltungen mit sehr bekanntem Lineup. Aber auch für jeden anderen Musikgeschmack gibt es viele verschiedene Veranstaltungen (Jazz, Rock etc.). Das Nachtleben hatte an sich viel Variation von Drag Shows über Flamenco Shows und Clubs, bis hin zu Bars, in denen man Spiele oder Billard spielen kann, war alles dabei.

An den Wochenenden habe ich oft Kurztrips in die umliegenden Städte und Dörfer gemacht, die alle innerhalb einer Stunde erreichbar sind. Hier gibt es historisch wichtige Schlösser oder einfach hübsche Straßen und leckeres Essen. Außerdem war ich auch oft in den nahegelegenen Gebirgen wandern. Ich habe diese Trips aus der Stadt genossen, da Madrid trotz allem auch manchmal viel sein kann.

Ein großer Pluspunkt Madrids ist außerdem die zentrale Lage in Spanien. Ich habe drei größere Reisen gemacht (dies war vor allem durch Feiertage und Brückentage sehr gut möglich): Valencia, Granada und den Norden von Spaniens (Bilbao, San Sebastian, Pamplona und Zaragossa). Blabla Car und Busreisen waren eine gute Alternative zu den leider sehr teuren Zugverbindungen.

Persönliches Fazit

Ein Erasmus Semester in Madrid zu machen, war wirklich eine sehr gute Entscheidung. Neben den Freundschaften, die ich geschlossen habe, hatte ich auch die Chance in einer der schönsten und lebendigsten Großstädte zu leben. Ich habe versucht mein Semester voll auszukosten und habe viel Energie in dieses halbe Jahr gesteckt. Als Fazit kann ich sagen, dass ich sehr glücklich über die Chance war und diese auch zu 100% ausgekostet habe. Madrid ist für mich in dieser kurzen Zeit zu einer Heimat geworden und ein Ort, an den ich immer wieder gerne und sicher zurückkehre.