Southampton WS 2017/18 (MSc)

xNo longer available: Southampton, Winter semester 2017/2018 (Master)

Ich habe mein ERASMUS-Auslandssemester von Ende September bis Ende Januar an der University of Southampton in England absolviert. Da ich Masterstudentin im Master Developmental and Clinical Psychology an der UniversitĂ€t Heidelberg bin, gestaltete sich die Auswahl an englischsprachigen UniversitĂ€ten nicht allzu groß, was fĂŒr mich allerdings kein Problem darstellte. Die Bewerbung an sich verlief recht unkompliziert und ich konnte noch spontan alle Unterlagen (Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben etc.) rechtzeitig einreichen. Ich habe zunĂ€chst viele klinische Kurse des Masters Clinical Psychology gewĂ€hlt, wobei die von mir gewĂ€hlten Seminare schon recht voll waren und ich mich am Ende fĂŒr Seminare anderer Fachbereiche entschieden habe.

Wohnungssuche

Vor meiner Abreise habe ich mir durch die App SpareRoom ein privates Zimmer in einer Wohnung gesucht. In Southampton gibt es entweder die Möglichkeit, in student halls zu wohnen (recht teuer), oder sich privat in einem shared house ein Zimmer zu suchen. Dadurch dass ich vorher nicht vor Ort war, gestaltete sich die Suche als nicht allzu einfach, da viele von Studenten bewohnte HĂ€user nicht gepflegt werden, und Schimmel / schlechte Ausstattung / korrupte Vermieter vorkommen können. Die UniversitĂ€t bietet die Möglichkeit, kostenlos vor Unterschreiben eines Mietvertrags diesen zu begutachten, und auf Fehler oder illegale Klauseln zu untersuchen. Dies habe ich leider erst im Nachhinein erfahren, da ich das Pech hatte einen Vermieter zu bekommen, welcher illegale Klauseln im Vertrag hatte (bspw. wurden wir als PutzkrĂ€fte „angestellt“ und bekamen eine bezahlte Summe nur dann zurĂŒck, wenn sein „Putz-check“ zufriedenstellend verlief) und somit eine rechtliche Absicherung im spĂ€teren Verlauf nicht ganz eindeutig war. Die UniversitĂ€t bietet bei solchen Problemen eine kostenlose Rechtsberatung, welche man unbedingt in Anspruch nehmen sollte. Jeder Vermieter ist verpflichtet, die Kaution bei einem Scheme (zB das TDS-Scheme) zu hinterlegen. Dies macht allerdings nicht jeder Vermieter, sodass man darauf ein Auge haben sollte um abgesichert zu sein. Die Mieten in Southampton sind etwas teurer als in Deutschland, sodass man fĂŒr ein privates Zimmer mindestens um die 350 Pfund inklusive bills einrechnen muss, eher noch mehr. Die UniversitĂ€t in Southampton befindet sich im Norden, die Innenstadt eher im SĂŒden. Zwischen diesen Teilen gibt es den Stadtteil Portswood, in welchem sich die meisten Bars und Clubs befinden. Ich habe ein wenig sĂŒdlich von Portswood gewohnt, wobei ich nur 15 Minuten in die Stadt brauchte (zu Fuß), 5 Minuten nach Portswood, aber ca 30 Minuten zur Uni. Ich fand die Lage super, weil ich mit einem Fahrrad problemlos zur Uni kam, nachts aber einfach zu Fuß nach Hause kam und einen großen Aldi in der NĂ€he hatte.

UniversitÀt

Ich war grĂ¶ĂŸtenteils in Seminaren des Masters health psychology, und habe 2 große Seminare mit jeweils 10 ECTS (biopsychosocial aspects of health & psychosocial aspects of illness), und 2 kleinere mit jeweils 5 ECTS belegt. In dem ganzen health psychology Master befanden sich sonst nur 7 Studenten, sodass die AtmosphĂ€re innerhalb der Seminare sehr gut war. Die Professoren und Lektoren sind in Southampton sehr bemĂŒht und unterstĂŒtzend bei jeglichen Fragen. Gut fand ich, dass jede Woche 3-stĂŒndige Blöcke innerhalb jedes Seminars stattfanden, und diese von Experten (bspw. Neurologen) gehalten wurden. Auch wenn der Dozent so fast jede Woche wechselte, bereitete sich jeder sehr gut auf seine Sitzung vor und hatte ein breiteres Spektrum an spezifischem Fachwissen. Qualitative Forschung wird in England viel mehr betrachtet, sodass ich dort einen Kurs besuchen konnte in dem ein eigenes qualitatives Projekt durchgefĂŒhrt wurde. Ansonsten war ich noch ein einem Blockseminar zur Cognitive Behavioural Therapy, welches im Rahmen eines Curriculums zur Weiterbildung als Psychotherapeut angeboten wurde, sodass das Seminar sehr praktisch war und man Techniken der VT gelernt und geĂŒbt hat. ZusĂ€tzlich gab es noch ein skills training, bei dem es um wissenschaftliche (Endnote, kritische Betrachtung von Literatur, ..) und praktische Aspekte ging. Insgesamt hatte ich 2 Tage in der Woche den ganzen Tag Uni, konnte aber den Rest der Woche fĂŒr mich nutzen.

Das System an der Uni ist insofern anders als in Deutschland, als dass die Seminare und die Betreuung wesentlich „verschulter“ sind und weniger FreirĂ€ume bei der Bearbeitung von Aufgaben vorhanden sind. Auch gibt es im Laufe des Semester viele kleinere Aufgaben, wie Essays oder TagebĂŒcher und am Ende noch einmal Klausuren, sodass ich ĂŒber den gesamten Zeitraum immer etwas bearbeiten musste. Letztendlich war ich sehr froh, dass ich hauptsĂ€chlich in gesundheitspsychologischen Seminaren war, weil der Fokus auf den psychischem Umgang mit physischen Erkrankungen (wie Krebs, Diabetes, chronische Schmerzen..) in Deutschland wenig thematisiert wird, und auch in der klinischen Arbeit mit Patienten sehr nĂŒtzlich sein kann. Auch die Anerkennung in Deutschland gestaltete sich als sehr unproblematisch, sodass mir alle Module anerkannt wurden.

Studentenleben

FĂŒr Studenten, und insbesondere internationale Studenten, bietet die University of Southampton sehr viel. Zu Beginn des Jahres, Ende September, finden viele „fresher“ Veranstaltungen statt, bei denen es viele Goodies und Infos zu allem möglichen gibt. Es gibt die Möglichkeit, einer riesen Auswahl an Societies (Windsurfing, Kunst, Bierbrauen, Tanzen..) beizutreten. Es finden weiterhin sehr viele ERASMUS-Treffen oder Treffen fĂŒr internationale Studenten statt, bei denen man sich recht schnell vernetzen kann. Die Stadt an sich bietet viele Clubs und Pubs (zu empfehlen sind hier der Hobbit und BrewDog), bei denen auch unter der Woche viel geöffnet hat. Die meisten sind zwischen Portswood und Innenstadt verteilt. Aber auch an der Uni gibt es ein CafĂ© und ein Pub, in denen regelmĂ€ĂŸige events stattfinden, wie zum Beispiel ein regelmĂ€ĂŸiges language cafĂ©, bei dem man sich mit Menschen aller Welt zusammensetzen kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass britische Studenten nicht allzu sehr an internationalen Studenten interessiert sind, und so die meisten ERASMUS-Studenten untereinander Kontakt hatten. Auch das empfand ich nicht wirklich als Nachteil, weil internationale Studenten wĂ€hrend ihres Auslandssemesters sehr kontaktfreudig sind, und sehr viele interessante Kulturen aufeinandertreffen.

Die Stadt Southampton an sich unterliegt nicht dem klassischen englischen Charme, ist aber fĂŒr Studenten recht komfortabel. Es gibt ein riesiges Shopping-Centrum in der Innenstadt, und sogar einen IKEA und Decathlon. Man bekommt so alles was man braucht, kann nett essen gehen oder sich in einem der vielen Pubs niederlassen.

Transport

Es gibt viele Möglichkeiten, nach Southampton zu kommen. Bei meiner Anreise bin ich von DĂŒsseldorf mit einem Nachtbus nach London (da ich viel GepĂ€ck hatte), und von dort mit einem National Express-Bus nach Southampton. Die Anbindung von London nach Southampton ist ganz gut (die Fahrt dauert ca. 2-3 Stunden), wobei man sich Online bei National Express noch recht spontan Tickets kaufen kann. Dies hat allerdings sehr lange gedauert, und ich wĂŒrde andere Wege nach London (Flug, Zug) empfehlen. Man kann auch direkt nach Southampton fliegen, dies ist allerdings wesentlich teurer. Auf dem RĂŒckweg bin ich mit dem Zug von London ĂŒber Belgien nach Mannheim gefahren. Insgesamt hat das nur 6 Stunden gedauert, und man ist bezĂŒglich der GepĂ€ckmenge nicht so eingeschrĂ€nkt wie beim Fliegen.

In Southampton selbst ist es empfehlenswert, sich ein Fahrrad zuzulegen. Viele Studenten verkaufen ihre FahrrĂ€der, und die Uni selbst hat einen Service bei dem FahrrĂ€der verkauft und repariert werden. Es fahren auch UniLink-Busse, wobei diese pro Fahrt 2 Pfund, und ein Tagesticket 3,50 Pfund kosten. Ein Monatsticket kostet umgerechnet ca. 40 Euro, es sei denn man wohnt in einer Hall bei denen ein Monatsticket im Preis mit inbegriffen ist. Ich bin die meisten Strecken gelaufen und zur Uni mit dem Fahrrad gefahren, was sehr gut geklappt hat. Im Norden Portswood gibt es einen großen Sainsburys (Supermarkt), und weiter unterhalb einen großen Aldi. In der Stadt selbst gibt es ebenfalls SupermĂ€rkte, sodass man nur wenn man an der Uni wohnt weitere Strecken zu einem grĂ¶ĂŸeren Supermarkt zurĂŒcklegen muss.

Reisen

Es gibt viele schöne StĂ€dte und SehenswĂŒrdigkeiten, die von Southampton gut zu erreichen sind. Dazu gehören zum Beispiel Bristol, Brighton, Winchester (sehr zu empfehlen), die Isle of White (mit dem Auto am Besten), Stonehenge, New forest
und natĂŒrlich London. Nach London lohnt es sich auch einen Tagestrip zu machen. Ansonsten bietet die ESN Gruppe viele Trips an, zum Beispiel nach Dover an die weißen Klippen und Canterbury.

Insgesamt bin ich sehr froh, ein Semester in Southampton verbracht zu haben. Den fĂŒr mich neuen Schwerpunkt an der Uni empfand ich als sehr bereichernd. Und auch so bietet die University of Southampton internationalen Studenten sehr viele Möglichkeiten, ein wirklich schönes und aufregendes Auslandssemester zu verbringen.