Southampton WS 2016/17 (MSc)

xNo longer available: Southampton, Winter semester 2016/2017 (Master)

Bewerbung und Vorbereitung

Um einen Auslandsaufenthalt muss man sich, wie allgemein bekannt, rechtzeitig kümmern und natürlich ist die Bewerbung mit einigem an Papierkram verbunden. Die Informationsseiten der Fakultät im Internet nennen einem aber alle wichtigen Anforderungen und Fristen und wenn man erst mal den Durchblick hat, geht es auch eigentlich leichter als gedacht, vor allem, da Frau Lorenz jederzeit schnell Hilfe bietet. Deshalb sollte man sich vom scheinbaren Aufwand im Vorhinein nicht abhalten lassen! Abgesehen von der Bewerbung gibt es im Vorfeld eigentlich nicht viel vorzubereiten - abgesehen natürlich von der Wohnungssuche.

Wohnungssuche

Deutlich komplizierter als die Bewerbung an sich gestaltete sich für mich die Wohnungssuche von Deutschland aus. Von ehemaligen ERASMUS Studenten hatte ich gehört, dass es empfehlenswert sei, bereits einige Wochen vor Start des Aufenthalts nach Southampton zu fliegen, um sich um eine Unterkunft zu kümmern. Eine übliche Methode ist, sich privat ein Haus zu suchen, das man sich gewöhnlich mit 3-5 Mitbewohnern teilt. Ich hatte jedoch zunächst versucht, in einem Wohnheim unterzukommen. Die Bewerbung für die Wohnheime läuft über die Website der Uni in Southampton und funktioniert ruck zuck - allerdings hört man danach nie wieder was, wenn man nicht selbst anruft. ERASMUS Studenten wird kein Platz im Wohnheim garantiert, allerdings stehen die Chancen prinzipiell nicht schlecht. In meinem Fall kam die Zusage aber zu spät und ich hatte mir bereits eine private Bleibe gesucht, was Vor- und Nachteile hat. Generell sind die Mieten ziemlich hoch, wobei Privat ein wenig günstiger ist (bei den Wohnheimszimmern kosten selbst die günstigsten über 400 Pfund im Monat). Im Wohnheim hat man außerdem ein wirklich kleines Zimmer und wenn man Pech hat, wird man einem Wohnheim zugeteilt, das recht weit von der Uni weg ist. Ansonsten würde ich aber einen Platz im Wohnheim empfehlen, zumindest wenn man nur ein Semester bleibt: Dort ist für Internet, Heizung und Strom gesorgt und auch ein Busticket, das extrem praktisch und auch notwendig ist, ist im Preis inklusive (kostet ansonsten für 1 Semester nochmal um die 100 Pfund). Eine private Unterkunft zu finden ist zwar nicht schwierig, denn der Wohnungsmarkt in Southampton ist ganz und gar nicht knapp, auch wenn manchmal etwas anderes vermittelt wird. Allerdings sind diese Häuser für deutsche Standards gewöhnungsbedürftig, und gerade wenn man nicht vor Ort ist, um sich das ganze vorher mal anzusehen, kann man Pech haben. Ich hatte zwar nette Mitbewohnerinnen und einen hilfsbereiten Landlord, trotzdem war es keine Freude sich immer wieder mit extremer Kälte wegen der schlechten Isolierung, Problemen mit Strom, Internet und heißem Wasser, und sogar Ratten im Haus rumzuschlagen. Das war allerdings nur meine persönliche Erfahrung und es kann sicherlich auch anders laufen. Ich habe in Portswood gewohnt, was von der Lage sehr zu empfehlen ist, da es genau zwischen Uni und Stadt liegt und viele nette Bars und zahlreiche Einkaufs- und sogar Shoppingmöglichkeiten bietet.

Die Stadt

Southampton an sich ist sicher kein Juwel Südenglands, für Studenten hat es jedoch einiges zu bieten. In der Innenstadt gibt es alles, was man braucht und mehr: 2 riesige Shoppingmalls, viele Restaurants, Bars und Clubs, einen IKEA und von Mitte November bis Ende Dezember sogar einen German Christmasmarket. Da die Innenstadt unten am Hafen aber ca 15-20 Bus- oder Fahrradminuten vom Campus entfernt liegt, hält man sich eher in Highfield und Portswood auf. Dort gibt es viele schöne Parks, durch Portswood fließt auch ein Fluss und es gibt nochmal einen kleineren wirklich netten Hafen. Außerdem kann man etliche Pubs besuchen und der beliebteste Club liegt auch in Portswood. Besonders praktisch ist, dass die Supermärkte auch Sonntags geöffnet haben. Southampton hat außerdem eine tolle Lage, wenn man den Aufenthalt auch für ein paar Ausflüge nutzen möchte. Zunächst hat Southampton einen eigenen Flughafen, von dem man mit FlyBe günstig nach Düsseldorf und München fliegen kann, ansonsten ist man mit dem Bus von National Express für unter 10 Pfund auch schnell (je nach Verkehr) in London. Winchester, die Isle of Wight, der Nationalpark New Forest und viele andere Ziele eignen sich hervorragend für wirklich schöne Tagesausflüge.

Die Uni

Ich habe sehr viel Zeit auf dem Campus verbracht, der schön angelegt ist und auf dem vom Supermarkt bis zum Friseur alles zu finden ist, was man sich vorstellen kann. Es gibt sogar ein Fitnessstudio mit Schwimmbad, deren Benutzung in der Sportsmembership inklusive ist. Ich studiere in Heidelberg im DCP Master-Schwerpunkt, konnte jedoch in Southampton leider keine klinischen Kurse belegen, da die dort alle auf ein komplettes Jahr ausgelegt sind und ich nicht nur für ein Semester mitmachen durfte. Daher habe ich zwei Kurse des Gesundheits-Masters belegt und einen aus dem Bachelor, für den ich dann als Masterstudentin einige Zusatzleistungen erbringen musste. Das fachliche Niveau würde ich als eher etwas geringer als in Heidelberg einstufen, allerdings war der Arbeitsaufwand deutlich höher. Die meisten meiner Kurse waren pro Woche 3-stündig, der eine sogar mit zusätzlichem 1,5-stündigem Tutorium jede Woche und es gehörten jeweils Referate, Essays und Klausuren zu den Prüfungsleistungen. Auch die Erwartungen der Dozenten unterschieden sich von denen in Deutschland. So war es üblich, dass Referate abgelesen wurden und in den Klausuren, die hauptsächlich als Essays mit Einleitung, Hauptteil und Schluss geschrieben wurden, wurde „full referencing“ erwartet, also alle Autoren mit Jahreszahlen. Trotz dieser ungewohnten Prüfungsformate fand ich, dass die Qualität der Lehre wirklich ausgesprochen gut war. Jedes Seminar wurde von den Dozenten extrem gut vorbereitet und mit vielen unterschiedlichen und teilweise sehr kreativen Lernmethoden aufgelockert, sodass man viel aktiv war und viel gelernt hat. Auf die vielen Assignments, die ich schon unter dem Semester einreichen musste, bekam ich schnell und ausführlich hilfreiches Feedback.

Freizeit

Obwohl die Uni recht zeitintensiv war, blieb abgesehen von den letzten 2 Wochen vor den Klausuren immer genug Zeit für viele schöne Dinge. Gerade in der ersten Zeit, wenn in der Freshers Week die neuen Erstis aber auch alle anderen Studenten an der Uni begrüßt werden, ist jede Menge los. Die Students Union, die sozusagen die Fachschaft der ganzen Uni ist, bietet einem wirklich viel, von Willkommensgeschenken über kostenlose Veranstaltungen und Kursen zu allen möglichen Themen bis hin zu unglaublich vielen Partys. Am Anfang sind auch vom dortigen ERASMUS Netzwerk mehrere Treffen, sodass man schnell viele Freunde findet. Wenn man möchte, kann man in den ersten Wochen jeden Abend von der Uni organisierte Partys besuchen, auf denen ordentlich gefeiert wird. Man darf aber nicht vergessen, dass der ganze Spaß schon deutlich teurer als in Deutschland ist, es lässt sich aber aushalten, wenn man ab und zu den etwas abgelegenen ALDI der LIDL besucht, die preislich so ähnlich wie in Deutschland sind. Sehr zu empfehlen sind die Societies, die ebenfalls über die Students Union organisiert werden. Es gibt über 300 Stück, sodass für jeden etwas dabei ist. Ich war in der Lacrosse Society, was zum einen Training und Matches beinhaltete (durch die Auswärtsspiele konnte ich so auch unkompliziert Städte wie Wales, Cardiff und Portsmouth besuchen), aber ein sehr essentieller Teil waren dort, wie auch bei allen anderen Societies, die Socials, bei denen das ganze Team etwas zusammen unternimmt. Meistens bestanden die Socials aus Pre-Drinks und danach einem Club-Besuch, aber manche Societys gehen auch Eis Essen oder machen Ausflüge. Außerdem war ich im Chor, was ein tolles Erlebnis war, das in einem Auftritt beim Christmas Concert gemündet hat. Ich würde unbedingt empfehlen, mindestens einer Society beizutreten, weil man als ERASMUS Student sonst schnell in Gefahr läuft, gar nicht mit englischen Studenten in Kontakt zu kommen. Das ist allerdings auch nicht schlimm, denn gerade unter anderen ERASMUS Studenten habe ich gute neue Freunde gefunden!

Fazit

Insgesamt kann ich einen ERASMUS Aufenthalt in Southampton nur empfehlen. Ich würde vielleicht sagen, dass es für Psychologiestudenten im Bachelor sinnvoller ist als im Master, da zumindest für meine Interessen kaum passende Kurse zur Auswahl standen. Im Endeffekt konnte ich aber vor allem für mich persönlich sehr viel mitnehmen, ich habe viele tolle Erfahrungen gemacht, bin selbstständiger geworden, habe mein Englisch vor allem im schriftlichen Bereich sehr verbessern können und neue Freunde gefunden.