Erfahrungsbericht zum Auslandssemester 

xNo longer available: Southampton, Wintersemester 2011/2012 (Bachelor)

Ich studiere Soziologie und als Begleitfach Politische Wissenschaft. Im 5. Semester habe ich mich dazu entschlossen, ein Auslandssemester zu absolvieren. Leider bietet das Institut für Soziologie England im Erasmusprogramm als Austauschland nicht an, so dass ich mich bei verschiedenen Instituten der Universität Heidelberg auf ein Erasmus – Stipendium beworben hatte. Das Institut für Psychologie hat meine Bewerbung akzeptiert und ich konnte für ein Semester nach Southampton gehen.

Southampton ist eigentlich wenn nur bekannt durch die Titanic, die dort abgefahren ist bevor sie untergangen ist oder man kennt diese Stadt als moderne Industrie – und Hafenstadt.

Ich habe mich zuvor recht wenig über das englische Leben und die Stadt selbst informiert, was meiner Meinung nach auch nicht schlimm war, da es nur einen geringen kulturellen Unterschied zu deutschen Städten gibt.

Jedoch habe ich mich zuvor um ein Zimmer gekümmert, was ich auch jedem empfehlen würde, der nach Southampton geht, da es über 30.000 Studenten gibt und sich Vieles auf dem Unigelände abspielt, so dass es sinnvoll ist, in Universitätsnähe zu wohnen.

Es gibt verschiedene Suchmaschinen wie zum Beispiel gumtree.com, wo man viele Angebote findet. Unter anderem auch empfehlenswert für Fahrradsuche oder ähnliches. Apropos, ein Fahrrad sollte man sich auf jeden Fall besorgen, da das Verkehrssystem außerhalb der Innenstadt nicht so ausgebaut ist und es nicht viele Busse gibt, die regelmäßig und kostengünstig (ca. 2 Pfund pro Fahrt, wenn man kein Semesterticket hat) fahren. Ich hatte das Glück, dass mein Vermieter mir ein Fahrrad zur Verfügung gestellt hat, aber man findet auch recht schnell Räder über das Internet oder durch andere Austauschstudenten.

Allgemein sollte man sich bei Facebook auf der Erasmusseite (ESN Southampton) anmelden, da viele Informationen sofort dort geteilt werden und man andere Leute fragen kann. Auch die ersten informellen Treffen wurden über Facebook organisiert.

Die Universität hat Ende September begonnen, jedoch bin ich bereits Mitte September geflogen, damit ich mich in Ruhe einleben konnte. Ich würde es auch jedem empfehlen, denn viele internationale Studenten haben länger als eine Woche gebraucht, um ein Zimmer zu finden. Viele englische Vermieter akzeptieren keine Studenten, die nur ein Semester bleiben. Deswegen sollte man sich vorher genau Besichtigungstermine für die ersten Tage ausmachen bzw. Studenten anschreiben, die schon in Southampton sind und ggf. ein freies Zimmer kennen. Vieles hat sich durch Freunde oder Freundesfreunde ergeben.

Ich konnte nachdem ich zwei Nächte in einem Bed & Breakfast geschlafen habe, in mein neues Zimmer ziehen, was direkt gegenüber des common (großer Park) lag und ich nur ca. 10 Minuten mit dem Fahrrad zur Uni gebraucht habe.

An der Uni habe ich mich direkt in den ersten beiden Tagen gemeldet, damit das Certification of Host University sofort unterschrieben werden konnte. In der ersten Woche bin ich ein wenig um Southampton gereist und habe mir Orte wie den New Forest, die Isle of Wight, Portsmouth, Bournemouth, Winchester oder Salisbury angeschaut. Southampton hat eine sehr gute Verkehrsanbindung im Süden Englands, so dass man alles recht schnell mit dem Bus (z.B. National Express, Greyhound oder Megabus) erreichen kann. London liegt nur 1 ½ Stunden von Southampton entfernt und manchmal gibt es bereits Züge oder Busse für einen Pfund. Aufgrund dessen würde ich auch bis London Gatwick oder Heathrow fliegen und von dort den Bus oder Zug nehmen, da es wesentlich günstiger ist, als direkt mit flybe nach Southampton zu fliegen. Ebenfalls ist es manchmal vielleicht sogar noch günstiger mit dem Zug nach London Pancras zu fahren, da es keine Gewichtsvorgaben für das Gepäck gibt und die Fahrt von Aachen Hbf nach London Pancras normalerweise auch nur 4 ½ Stunden dauert.

Da ich bereits meine Pflichtmodule für meinen Bachelor fertig hatte, konnte ich mehr oder weniger frei wählen, was ich gerne an Kursen belegen wollte. Ich habe einen Kurs in Politik (Social Policy) belegt namens Comparative Social Policy und zwei Kurse in Soziologie. Zum einen ein Intensivseminar namens Cyberlives? New technologies and social change und zum anderen einen Kurs über Migration – Migration in a globalising world. Zuvor hatte ich eine Auswahl an Kursen in dem Modulhandbuch der Universität in Southampton auf das vorläufige Learning Agreement geschrieben, von denen ich dann 3 belegen konnte.

Der Unialltag ist ähnlich wie in Deutschland. Ich hatte Vorlesungen bzw. Seminare, in denen ich mich auch aktiv beteiligen musste. Alle meine Kurse waren sehr klein (ca. 25 Leute), so dass rege Diskussionen zu jeder Sitzung dazu gehörten. In dem Seminar haben wir jede Stunde in Gruppen gearbeitet und mussten am Ende der Sitzung unser Ergebnis mündlich vorstellen. In den Vorlesungen hingegen werden vereinzelt Fragen gestellt, ansonsten ist es eher ähnlich zu Vorlesungen in Deutschland. In 2 von meinen 3 Kursen war ich die einzige internationale Studentin, wovon ich aber wirklich profitiert habe. Zu Beginn war es ein wenig schwierig Kontakt zu englischen Studenten zu finden, aber durch Gruppenarbeiten habe ich in beiden Kurse nette Leute getroffen, mit denen ich mich später auch in meiner Freizeit verabredet habe.

Ebenfalls haben mir meine englischen Freunde auch sehr beim Verfassen von Essays geholfen. Ich musste 5 Essays und 2 Klausuren schreiben. Das Verfassen der Essays war sehr zeitaufwendig und es gab vor allem am Ende des Semesters Tage, die ich in der Bibliothek verbracht habe. Doch auch dort hat man viele bekannte Gesichter getroffen, so dass man sich austauschen und gegenseitig helfen konnte. Weiterhin habe ich wirklich sehr viel dazu gelernt. Die Kurse waren teilweise sehr leselastig und arbeitsintensiv, aber ich konnte mich nach und nach mehr einbringen, mit diskutieren und dabei auch meine Englischkenntnisse intensivieren. Jedoch wird schon erwartet, dass man dem Unterricht folgen kann und sich an den Diskussionen etc. beteiligt. Es ist empfehlenswert vorher vielleicht einen Sprachkurs an der Uni in Heidelberg zu belegen oder einen Kurs in Southampton zu machen. Ich habe einen Intensivkurs für akademisches Schreiben auf Englisch belegt. Der Kurs war zu Beginn meines Semesters und an diesem haben ausschließlich internationale Studenten teilgenommen. Ich würde ihn nicht noch mal machen, da er mir persönlich nur sehr wenig gebracht hat. Es war besser, englische Artikel zu lesen, mit anderen Studenten ins Gespräch zu kommen und einfach so viel wie möglich zu reden, lesen und zu schreiben.

Das Student Office meiner Fakultät war immer sehr hilfsbereit. Zu Beginn des Semesters erhält man eine Informationsmappe mit allen wichtigen Dingen. Jeder eingeschriebene Student hat seinen eigenen Ansprechpartner. Ich habe von meinem Ansprechpartner zu jeder Zeit Hilfestellung bekommen. Die Universität ist generell sehr gut organisiert und in den ersten 2 Wochen erhält man alle notwendigen Informationen. Ich würde empfehlen, an allen Informationsveranstaltungen für Erasmus Studenten oder auch für Erstsemester teilzunehmen, da man dort schon viele Leute trifft und oft so Aktivitäten geplant werden.

Die Uni Southampton hat ein riesiges Sport – und Freizeitangebot. Zum Beispiel gibt es für fast jeden Bereich Societies, wo man Mitglied werden kann. Ich war in der Erasmus-, Spanich- und Hill Walking – Society, was sehr viel Spaß gemacht hat. Jeder Student ist in einer Society aktiv. Zu Beginn des Semesters stellen sich alle Societies vor und man erhält alle wichtigen Infos über erste Treffen und Arten von Aktivitäten. Ebenfalls lernt man so auch noch mal andere Leute außerhalb der Uni kennen.

Bezüglich Finanzierung kann man sagen, dass das Erasmus – Stipendium auf jeden Fall nicht ausreicht, um Wohnung und Lebenshaltungskosten zu decken. Ich hatte einiges angespart und natürlich auch Unterstützung von meinen Eltern bekommen. Durchschnittlich habe ich ca. 750 Euro im Monat ausgegeben (Miete enthalten). Mein Zimmer war noch recht günstig mit 340 Euro im Monat inklusive Nebenkosten. Viele meiner Freunde haben 400 Euro oder mehr bezahlen müssen und leider oft auch für nicht hochwertige Wohnungen. Ich würde empfehlen, dass man sich ein wenig zur Seite legt, um auch ein wenig reisen zu können und an verschiedenen Aktivitäten der Uni etc. teilnehmen kann.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich es zu jeder Zeit wiederholen würde. Mir hat das Unisystem, die freundliche und hilfsbereite Art der Engländer und natürlich das Land an sich sehr gut gefallen, so dass ich mir sogar für mein zukünftiges Berufsleben vorstellen kann, eine Zeit mal in England zu leben und zu arbeiten.

Außerdem habe ich dort wirklich gute Freunde gefunden, mit denen ich auch zukünftig in Kontakt bleiben werde und wir zusammen bereits die nächste Reise planen.