Southampton SS 2016 (BSc)

xNo longer available: Southampton, Sommersemester 2016 (Bachelor)

Ich habe versucht, diesen Erfahrungsbericht so praxisorientiert wie möglich zu gestalten, um zukünftigen Interessenten einen guten Einblick in das, was auf sie zukommen könnte, zu geben und möglichst bei der Vorbereitung auf einen Aufenthalt in Southampton behilflich zu sein.

Bewerbung

Zur Bewerbung an sich muss eigentlich nicht viel gesagt werden, da es auf der Homepage des psychologischen Instituts ausführliche Informationen gibt. Es lohnt sich jedoch auf jeden Fall, mit der Erasmus-Koordinatorin Frau Lorenz zu sprechen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, worauf es bei der Bewerbung ankommt, ob man eine Zweitwahl angeben sollte, für welches Semester man sich am besten bewirbt, etc. Zur Wahl des Semesters: Ich habe mich dafür entschieden, im Sommersemester nach Southampton zu gehen und obwohl ich natürlich keinen Vergleich habe, würde ich es wieder so machen. Dies hat mehrere Gründe. Diejenigen, die zum Wintersemester hergekommen sind, hatten Weihnachten in ihrer Semesterzeit, und soweit ich das mitbekommen habe, ist so gut wie jeder über diese Zeit nach Hause geflogen. Kann natürlich auch schön sein, bei einem Aufenthalt, der aber sowieso schon so kurz ist, finde ich, sollte man die Zeit hier auch ausschöpfen. Außerdem hat nach Weihnachten direkt die Klausurenphase angefangen, weshalb die Leute dann mehr oder weniger nur noch für ein paar Wochen zum Klausuren schreiben/lernen hergekommen sind. Ein weiterer Nachteil des Wintersemesters: man „verliert“ sein Zimmer relativ direkt nach Ende des Semesters und kann deshalb schlecht länger bleiben. Anders als bei uns in Deutschland schließt das Sommersemester ohne Pause direkt an das Wintersemester an. Da man natürlich sein Zimmer weitervermieten will (dazu später mehr) ist man mehr oder weniger gezwungen direkt auszuziehen. Im Sommer gehen die Mietverträge meistens bis Ende Juni. Da das Semester Anfang Juni zu Ende ist, hat man somit mehr Luft nach hinten. Zwei weitere Vorteile hat das Sommersemester für mich: 4 Wochen Osterferien, in denen man sehr gut reisen kann, und ganz wichtig: der Sommer kommt! Southampton liegt eben trotzdem noch in England, und im Sommer regnet es deutlich weniger als in den Wintermonaten. Ich würde daher jedem das Sommersemester empfehlen, es haben aber sicherlich beide Semester ihre Vorteile!

Vorbereitung

Da man sich egal ob für Winter- oder Sommersemester des kommenden Jahres zu Beginn des Jahres bewirbt, hat man, wenn man im Sommersemester geht, sehr viel Vorlauf. Generell bekommt man zum Einschreibungsverlauf etc. genug Informationen von der University of Southampton, sodass der Prozess reibungslos verlaufen sollte.

In Bezug auf das Studium zu Hause ist wichtig sich klarzumachen, dass das Semester hier beginnt, bevor das Semester in Heidelberg zu Ende ist (was eventuell auch ein Nachteil des Sommersemesters ist). Mein Semester in Southampton ist am 25. Januar gestartet und ich bin am 21. Januar hergeflogen. Ich hatte in Heidelberg in den meisten Seminaren 3 Fehltermine und konnte logischerweise keine Klausur schreiben. Es haben sich aber alle Dozenten mehr als kooperativ gezeigt und ich hatte keinerlei Probleme.

Kurswahl

Kurse habe ich im Herbst gewählt. Erasmus empfiehlt, 4 Kurse zu belegen, was meiner Meinung nach auch gut zu schaffen ist. Die Kurse haben hier deutlich mehr Workload als in Deutschland, weshalb man mit 4 Kursen auch gut ausgelastet ist. In vielen Kursen hat man zusätzlich zu einer Klausur am Ende des Semesters auch noch eine Midterm-Klausur oder schreibt eine Hausarbeit. Was für ein Modul an Leistung zu erbringen ist, steht aber in der jeweiligen Beschreibung dabei. Eine Übersicht der Module ist hier zu finden:

http://www.southampton.ac.uk/psychology/undergraduate/courses/c800_bsc_psychology.page?#modules

Generell kann ich nur empfehlen, das „Curriculum Innovation Programme“ zu nutzen. Das Programm erlaubt es einem pro Semester ein nicht-psychologisches, interdisziplinäres Modul zu belegen. Bei der Kurswahl ist zu beachten, dass die Organisatoren nicht darauf achten, inwiefern sich verschiedene Kurse überschneiden. Leider kann man bevor der Einschreibungs- und Anmeldeprozess für die verschiedenen Portale der Uni abgeschlossen ist auch keine Zeiten der verschiedenen Module einsehen. Sobald man die verschiedenen Schritte des Anmeldeprozesses durchlaufen hat, kann man die verschiedenen Zeiten der Module einsehen. Hier der Link zu der Seite:

https://timetable.soton.ac.uk/Module/

Auf dieser Seite habe ich auch noch mehr Module entdeckt, als in der Übersicht, die man über den ersten Link bekommt. Ich habe daher als ich auf diese Seite zugreifen konnte noch einige meiner Kurse ändern wollen. Da man allerdings in den ersten beiden Wochen noch Kurse wechseln kann, ist das kein allzu großes Problem. Gut zu wissen ist vielleicht nur, dass man hier, anders als bei uns, nicht in Seminare gehen und fragen kann, ob noch Platz ist. Die Platzvergabe läuft über ein System, das automatisch, sobald sich jemand aus einem Kurs austrägt, Personen in der Warteliste nachrücken lässt. Am besten wählt man also einfach erst mal nach Interesse und sobald man dann eingeschrieben ist, kann man überprüfen inwiefern der Stundenplan realisierbar ist.

Wohnungssuche

Generell gibt es in Southampton zwei Möglichkeiten als Student zu wohnen. Man kann sich für einen Wohnheimsplatz der Universität bewerben oder man kann privat wohnen. Es gibt Wohnheime (Halls) für Selbstversorger und welche, in denen Essen im Preis inbegriffen ist. Generell sind die Halls jedoch deutlich teurer als privat zu wohnen. Die meisten Leute in meinem Umfeld haben wie ich in einem Haus mit anderen Studenten gewohnt. Gute Möglichkeiten, ein Zimmer zu finden, sind verschiedene „Housing groups“ auf Facebook sowie die Erasmus-Facebook Gruppe, da viele nach dem ersten Semester wieder gehen und einen Nachmieter für ihr Zimmer suchen. Generell ist es von Vorteil, ein Zimmer zu suchen bevor man nach Southampton kommt. Die wenigsten Zimmer sind noch kurz vor Semesterbeginn frei und zumindest mir hat es auch ein bisschen Sicherheit gegeben im Vorhinein zu wissen, dass man ein Zimmer hat, in das man einzieht. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, würde ich empfehlen, mit britischen Studenten zusammenzuziehen. Ich selbst habe in einem Haus mit vier anderen Erasmus-Studenten gelebt. Das war definitiv keine schlechte Wahl, aber da man sowieso größtenteils nur mit Erasmus-Studenten zu tun hat, wäre das denke ich eine gute Möglichkeit gewesen, näher mit heimischen Studenten in Kontakt zu kommen. Der Hauptcampus der Universität liegt relativ weit vom Zentrum der Stadt entfernt, weshalb man bei der Zimmersuche gewissermaßen wählen muss. Viele Studenten leben in Portswood, was relativ Uni-nah liegt und gleichzeitig gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants etc. bietet. Ich selbst habe etwas weiter Richtung Zentrum gewohnt, unmittelbar in Aldi-Nähe, was meinem Geldbeutel definitiv gut getan hat. Außerdem war ich nach Ausflügen in die Stadt schneller wieder zu Hause, musste dafür aber ca. 25 Minuten zur Uni laufen. Hier muss denke ich jeder für sich entscheiden, wie die Prioritäten liegen. Preislich zahlt man hier etwas mehr als in Heidelberg. Die meisten Zimmer liegen rund um 300 Pfund pro Monat. Wichtig ist allerdings zu beachten, dass hier nicht wie in Deutschland eine monatliche Pauschale für Strom, Heizung etc. gezahlt wird, sondern am Ende des Monats Rechnungen mit dem exakten Verbrauch kommen. Diese Beträge müssen daher noch auf die monatliche Miete draufgerechnet werden. Meistens kommt man monatlich auf ca. 350 Pfund.

Allgemein nützliche Informationen

Bekannter Weise ist England nicht Teil der Eurozone, was ein paar Komplikationen mit sich bringen kann. Neben dem ständigen Bangen um den schwankenden Wechselkurs (ich hatte in meiner Zeit eine Range von 1,25 bis 1,42) können auch lästige Gebühren bei Bargeldabhebungen und Überweisungen anfallen. Es lohnt sich deshalb sich vorher bei den jeweiligen Geldinstituten zu informieren. Ich habe mir vor meinem Aufenthalt extra ein Konto bei der Internetbank DKB erstellt, da diese weltweit kostenlose Bargeldabhebungen garantiert. Bei Überweisungen per Kreditkarte musste ich mich mit 1,5% Aufschlag für die Währungsumrechnung abfinden. Für die monatliche Miet-Überweisung kann ich Transferwise (ein online-Service für Überweisungen in fremde Währungen) empfehlen. Da bei einem Betrag von 300 Pfund schon einiges an Aufschlag dazukommen kann, war das für mich die günstigere Variante. Die meisten Erasmus-Studenten haben sich außerdem eine britische SIM-Karte zugelegt. Einige haben auch Auslandsdienste ihrer heimischen Anbieter genutzt, das sollte man im Vorhinein abklären. Die einfachste Variante sind die englischen Prepaid-Anbieter (Pay as you go). Am weitesten verbreitet ist Lebara, der auch vorteilhafte Auslandsanruf-Angebote anbietet.

Aufenthalt

Anreise und Ankunft

Southampton selbst hat zwar einen Flughafen, der von Deutschland allerdings nur von Düsseldorf aus angeflogen wird, weshalb ich über London Heathrow gekommen bin. Von dort aus kann man mit dem Bus (Coach) direkt nach Southampton fahren. Nationalexpress – das Pendant zu MeinFernbus – ist hier der am weitesten verbreitete Anbieter. Man kann theoretisch auch Zug fahren, das ist wie in Deutschland aber deutlich teurer. Ich bin bewusst einige Tage vor Semesterbeginn angekommen, um in Ruhe die Stadt und den Campus erkunden zu können, bevor die Uni losgeht. Es gab auch eine Einführungsveranstaltung für internationale Studierende sowie eine von Erasmus. Außerdem gab es vom psychologischen Institut eine Einführung in die verschiedenen Portale (analog zu Moodle, Heidi, etc.).
Zu Beginn des Semesters gibt es außerdem einige Dinge zu erledigen: die online beantragte Student ID Card muss abgeholt werden (benutzt man zum Drucken, um in die Bibliothek zu kommen, gilt als Mitgliedskarte für das Fitnessstudio, falls man beigetreten ist, und eben als Ausweis), man muss sein „Certificate of Stay“ unterzeichnen lassen und wie oben beschrieben abklären, inwiefern der gewählte Stundenplan realisierbar ist und gegebenenfalls Kurse wechseln. Das Learning Agreement, in dem die endgültig belegten Kurse enthalten sind, muss vom Erasmus-Koordinator unterzeichnet und per Mail an Frau Lorenz geschickt werden.

Studium

Generell hat man zwar „nur“ viermal pro Woche Uni (ich beispielsweise hatte nur dienstags und freitags Uni), aber wie gesagt muss für die Kurse deutlich mehr nebenher gemacht werden. So musste ich in allen Kursen wöchentlich Artikel/Buchabschnitte lesen. Die wichtigsten Seiten und Portale, die man für den Uni- und Psychologie-Alltag braucht, sind die folgenden:

https://sussed.soton.ac.uk/cp/home/displaylogin

  • allgemeine Seite, auf der man Stundenplan, Link zum Mail-Account, bevorstehende Veranstaltungen, Links zur Bibliotheks-Website, etc. findet

https://blackboard.soton.ac.uk/webapps/login/

  • das Pendant zu Moodle, hier findet man die Inhalte der einzelnen Seminare, Folien, Neuigkeiten, usw.

https://www.efolio.soton.ac.uk/login/?currentPage=/assignments/students/

  • efolio ist Psychologie-spezifisch. Hier reicht man eventuelle Assigments wie Hausarbeiten ein, kann an Studien teilnehmen (Teil der einzelnen Module ist „Research-Participation“) und findet die Studienordnung

Klausuren finden in einem bestimmten Zeitraum am Ende des Semesters statt. Die Termine für die Klausuren wurden bei uns um Ostern herum bekannt gegeben (ca. 1,5 Monate vor Beginn der Klausurenphase). Die Termine variieren beträchtlich (ich z.B. war bereits am 24.05. fertig, die Klausurenphase ging offiziell jedoch bis 10.06.). Man kann also erst ab diesem Zeitpunkt einschätzen, wann man fertig ist und eventuell noch Trips planen.

Campus-Leben

Eine riesige Bereicherung meines Aufenthaltes hier in Southampton war die Möglichkeit, ein richtiges Campus-Leben mitzubekommen. Psychologie ist auf dem größten Campus der Universität – dem Highfield-Campus – untergebracht. Hier finden sich verschiedene Cafés, Bistros, Shops, ein Fitnessstudio, Theater, Kino und vieles mehr. Montags findet ein wöchentlicher Markt auf dem Campus statt. Es gibt an der Universität über 300 Societies und 80 Sportsclubs, sodass wirklich für jeden was dabei ist: über Cupcake-dekorieren und Fotographie bis zu Quidditsch. Die Societies stellen eine weitere gute Möglichkeit dar, mit heimischen Studenten in Kontakt zu kommen und ich kann jedem nur empfehlen, einer der Societies beizutreten. Außerdem betreibt die Studentenvertretung der Universität ein Kino, das direkt auf dem Campus untergebracht ist. Hier werden relativ aktuelle Filme für wenig Geld gezeigt(üblicherweise einige Wochen nachdem sie in die „normalen“ Kinos kommen).

Southampton und Umgebung

Von Southampton selbst sollte man nicht allzu viel erwarten. Es ist eine Studentenstadt, weshalb es viele Restaurants, Bars und natürlich Pubs gibt, wunderschön ist es jedoch auch nicht unbedingt. Meiner Erfahrung nach ist es aber ein idealer Ausgangspunkt für viele Ausflüge: London erreicht man mit dem Bus für 5 Pfund in zwei Stunden und jede Menge andere Ausflugsziele befinden sich in naher Umgebung. Ich persönlich habe Brighton, Bournemouth, Winchester, Salisbury, Oxford, Bristol, Bath, und Camebridge gesehen. Außerdem habe ich mit Freunden zwei längere Trips nach Wales (Cardiff, Brecon Beacon National Park) und Cornwall (Newquay und Exeter, Dartmoor Nationalpark) gemacht. Die Newforest Nationalpark sowie die Isle of Wight sind auch in unmittelbarer Nähe und bieten wunderschöne Natur. Generell hätte ich vor meinem Aufenthalt hier nicht erwartet so viel schöne Städte und vor allem auch Natur zu sehen. Außerdem bietet Erasmus einige Trips und Aktivitäten an, die sich definitiv lohnen mitzumachen.

Fazit

Obwohl ein Auslandssemester natürlich immer mit gemischten Gefühlen verbunden ist – man lässt sein Freunde und Familie zu Hause zurück und wird in den meisten Fällen ein Semester länger studieren – kann ich es jedem nur wärmstens empfehlen, den Schritt zu wagen. Southampton mag nicht die schönste oder bekannteste Stadt sein, die Universität und Psychologie sind jedoch in England hoch angesehen (Psychologie ist unter den Top 10 in England). Außerdem bietet Southampton einen idealen Ausgangspunkt für viele Unternehmungen. Es bieten sich unglaublich viele Möglichkeiten und man wird wirklich außerordentlich gut unterstützt sowohl von der Heidelberger Seite von Frau Lorenz, als auch hier vor Ort. Ich weiß wirklich zu schätzen, die Chance gehabt zu haben, das Leben und Studieren an einer anderen Universität in einem anderen Land kennengelernt zu haben.