Southampton WS 2018/19 (BSc)

xNo longer available: Southampton, Wintersemester 2018/2019 (Bachelor)

Fazit meines Aufenthaltes: totally worth it! Inspiriert durch die positiven Erzählungen meiner KommilitonInnen von ihren Erasmusaufenthalten und getrieben von der Motivation, meine Englischkenntnisse zu verbessern und ein neues Land kennenzulernen, habe ich mich Ende 2017 dazu entschieden, mich für ein Erasmussemester in Southampton zu bewerben. Da dies Heidelbergs einzige Partneruni in GB für Austauschplätze als Psychologiestudierende ist, war mir direkt klar, dass es nicht einfach wird, einen von zwei Plätzen zu ergattern. Schließlich teilte mir Frau Lorenz dann mit, dass Southampton einen von zwei Plätzen kurzfristig gestrichen hat. Da ich nun aber unbedingt nach England wollte, beschloss ich mich fachfremd über alle möglichen Fächer (Anglistik, Biologie, Geographie) zu bewerben, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, wirklich nach England zu kommen. Wer fachfremd nach England geht, muss in der Regel drei von vier Kurse in diesem Fach belegen und kann nur einen interdisziplinären, also psychologischen Kurs besuchen. Da ich nur noch zwei Kurse und die Bachelorarbeit zu dem Zeitpunkt benötigt habe, hätte ich das wahrscheinlich in Kauf genommen. Von einer Freundin, die das so gemacht hat, habe ich nur positives gehört. Sie hat trotz anderen Faches überraschend interessante Kurse besucht. Wie man dem Titel des Berichtes bereits entnehmen kann, wurde ich überraschender und glücklicherweise für ein Erasmussemester in Southampton angenommen.

Nun machte ich mich also auf Wohnungssuche. In England werden Zimmer leider meist nur für ein ganzes Jahr vermietet, daher ist es nicht so leicht für vier Monate ein Zimmer zu finden. Da private Zimmer in der Regel jedoch deutlich günstiger als die Studentenwohnheime sind, lohnt es sich, darin Zeit zu investieren. Ich hatte in einer Facebookgruppe mein Glück gefunden, ansonsten gibt es auch äquivalente Portale zu wg-gesucht.de. Achtung vor Scams (!!!), nur Geld überweisen, wenn man sich über die Echtheit des Angebots sicher ist. Zu rechnen ist mit einer Miete zwischen 300 und 500 Pfund pro Monat, die Studentenwohnheimszimmer liegen ca. zwischen 500 und 700 Pfund. Als Back-up ist es durchaus sinnvoll, sich für ein Wohnheimszimmer zu bewerben. Was die Lage betrifft, ist der Stadtteil Portswood sehr empfehlenswert (liegt zwischen Campus im Norden und Bars in der Portswood Road, sowie dem Stadtzentrum südwestlich, außerdem große Supermärkte in Portswood). Ich bin nah am Campus in der Lilac Road 49 gelandet, wer den Kontakt zum Vermieter haben möchte, kann sich gerne bei mir melden. Was für mich am Ende den Aufenthalt ausgemacht hat, waren die Menschen und die Freundschaften, die ich geknüpft habe. Glüchklicherweise bin ich in einer internationalen WG mit einem weiteren Erasmusstudent aus der Slowakei, einem dort studierenden Polen und einer ebenfalls dort studierenden Litauerin gelandet. Dadurch konnte ich sozusagen zu Hause direkt schon Englisch sprechen und hatte persönlich zum ersten Mal intensiveren Kontakt zu Gleichaltrigen aus Osteuropa. Meine Maxime war es zu Beginn, möglichst wenig Kontakte mit Deutschen zu knüpfen, um nicht am Ende nur Deutsch zu sprechen. Dies ist mir ziemlich gut gelungen, jedoch hatte ich leider auf der anderen Seite wenig Kontakt zu Briten. Ich war also hauptsächlich mit Erasmusstudierenden unterwegs, was Vor- und Nachteile hat. Man lernt viele spannende und offene Menschen aus allerlei Nationen kennen, gleichzeitig macht man nicht die gleichen Sprachfortschritte, als wenn man Zeit mit Briten verbringt. Außerdem sind mir dadurch die Briten selbst über die 4 Monate ehrlich gesagt recht fremd geblieben. Wer also gerne auch Freundschaften zu Briten knüpfen möchte, ist sehr darin beraten, Societies beizutreten. In England bilden sich Freundesgruppen eher über Societies als innerhalb des Studienfaches.

Neben Societies ist auch eine Gym membership ein gutes Mittel um die Freizeit zu füllen. Damit lässt sich nicht nur in mehreren Uni Gyms trainieren, sondern auch das Uni-Schwimmbad nutzen oder ein Squash-Court (empfehlenswerter Sport zum asuprobieren!) oder Volleyballfeld mieten. Preislich ist eine Gym membership also auf jeden Fall lohnenswert. Southampton wurde nach der Zerbombung im zweiten Weltkrieg leider nicht wieder originalgetreu aufgebaut. Die Stadt hat wenige Sehenswürdigkeiten zu bieten und wirkt recht monoton (überall gleichaussehende zweistöckige Familienhäuser). Dafür lässt es sich aber für die Größe der Stadt sehr gut feiern gehen. Die Uni hat einen eigenen Club, eine Bar und übrigens auch ein Kino (Filme oft schnell ausverkauft). Neben Mainstream Charts lässt es sich auch auf Techno oder DnB (sehr populär in England) feiern gehen. Angesagte Clubs sind Oceana, Switch oder Jesters. Ansonsten gibt es zahlreiche Bars (Pre-Bar hat sehr günstiges Bier 😉).

Was mir viel Spaß bereitet hat, waren Tages- oder Wochenendtrips (von ESN oder selbst organisiert) nach Oxford (sehr sehenswert), Bristol, Brighton inklusive Seven Sisters und Winchester (15 min mit dem Zug). Wer gerne surft, kann sich auch in der kalten Jahreszeit für Surftrips anmelden, das habe ich selbst leider zeitlich nicht geschafft. Museen in Southampton kosten auch für Studenten und sind für den Preis nicht unbedingt lohnenswert. Dafür soll es in London tolle Museen mit freiem Eintritt geben. Was den Verkehr angeht, ist das bei uns so beliebte Fahrrad in Southampton quasi nicht vorhanden. Fahrradwege gibt es fast keine, und dem Auto wird meist auch als Fußgänger Vorrang gegeben. Daher habe ich mich nach einem verfehlten Versuch ein Rad zu leihen, dazu entschlossen, das meiste zu Fuß zu machen (Zimmer 10 min vom Campus entfernt) und manchmal zum Einkaufen oder für weitere Strecken den Bus zu nutzen. Nachts bietet sich in Gruppen außerdem Uber an.

Das Studium hat mich inhaltlich interessiert; im dritten Jahr gibt es ein breites Angebot an Kursen, vor allem an spannenden gesundheitspsychologischen Seminaren. Leider sind die Kurse und Seminare im Bachelor ziemlich voll, wodurch es etwas anonym wird und nicht so sehr Diskussionen aufkommen. Im dritten Jahr müssen die Psychologiestudierenden in den Kursen jeweils Referate (oft zum ersten Mal nach der Schulzeit) halten, meist einen Essay verfassen oder ein Plakat gestalten und noch eine Klausur schreiben. Dies liegt mitunter daran, dass das dritte Jahr dort zwei Drittel der Gesamtnote zählt. Wer in Heidelberg seinen Bachelor macht, braucht sich vor den Referaten jedoch keine Sorgen machen, oft bestehen die Referate aus 3- 5 minütigen Redebeiträgen, die von einer Vielzahl der Studierenden von Karteikarten abgelesen werden. Wer sich benotete Kurse anrechnen lassen will, sollte den Zeitaufwand für die Vorbereitung auf Klausuren nicht unterschätzen. Durch den Notendruck im dritten Jahr investieren die Studierenden dort viel Zeit in Klausurvorbereitung etc. Auch wenn das Niveau etwas niedriger als in Heidelberg wirkt, hat Southampton als Psychologieuni in England einen ziemlich guten Ruf. Dies merkt man am Engagement und an der Hilfsbereitschaft vieler Professoren und Dozenten. Falls man ein Anliegen hat, einfach hingehen und darauf ansprechen. Damit denke ich, habe ich die für mich relevantesten Punkte angesprochen.