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SS05 Kognitionspsychologie meets Ethnologie

(gemeinsame Veranstaltung Ethnologie/Psychologie)

  • Leiter: Prof. Dr. J. Funke & Prof. Dr. J. Wassmann
  • Zeit: 4st, Do 9-13 Vorlesung mit Übung
  • Ort: Psychologisches Institut, Hauptstr. 47-51, Alte Anatomie, Übungsraum B
  • Beginn: 14.04.2005

Kurzbeschreibung

Warum ist die Kognitionspsychologie wichtig für die Ethnologie und die Ethnologie wichtig für die Kognitionspsychologie?

Kultur, der zentrale Forschungsgegenstand der Ethnologie, manifestiert sich in zwei Bereichen. Zum einen materiell in Form von kulturellen Phänomenen, zum anderen mental in Form von kulturellen Inhalten. Kulturelle Inhalte beruhen auf mentalen Repräsentationen. Während kulturelle Phänomene öffentlich sind und sich deshalb ethnographisch leicht dokumentieren lassen, sind kulturelle Inhalte nicht direkt zugänglich, da man mentale Repräsentationen nicht beobachten kann. Die Dokumentation kultureller Inhalte innerhalb der Ethnologie beruht dementsprechend nicht auf direkten Beschreibungen, sondern auf indirekten Interpretationen über die Brücke kultureller Phänomene. Um dieser, in bezug auf kulturelle Inhalte schwierigen epistemologischen Ausgangssituation den willkürlichen Charakter zu nehmen, ist es wichtig, sich nicht nur darauf zu konzentrieren, was in den Köpfen von Menschen aus anderen Kulturen vor sich geht, sondern sich ein fundiertes Verständnis davon zu verschaffen, was in den Köpfen von Menschen überhaupt vor sich geht.

Was in den Köpfen von Menschen überhaupt vor sich geht, ist Forschungsgegenstand der Kognitionspsychologie. Innerhalb der Kognitionspsychologie werden menschliche Wirklichkeitserfahrung und menschliches Denken als Informationsverarbeitungsprozesse verstanden. Es geht neben Wahrnehmung, mentaler Repräsentation und Gedächtnis unter anderem darum, jene mentalen Fähigkeiten transparent zu machen, die es allen Menschen ermöglichen, eine Muttersprache zu erwerben und die sozialen und kulturellen Eigenheiten der Gesellschaft zu verinnerlichen, in die sie hineingeboren werden. Die letztgenannten Themen betreffen die Ethnologie in elementarer Weise, sie sind zentrale ethnologische Forschungsthemen. Die Ethnologie kann es sich deshalb nicht leisten, diese interdisziplinären Forschungen zu ignorieren: "... anthropologists' concerns place them right in the middle of the cognitive sciences, whether they like it or not, since it is cognitive scientists who have something to say about learning, memory and retrieval" (Bloch 1991: 184).

Doch auch die Kognitionspsychologie kann von einer Zusammenarbeit mit der Ethnologie profitieren. Innerhalb der Kognitionspsychologie wird der Tatsache, daß ein Großteil der untersuchten mentalen Repräsentationen und Prozesse kultureller Natur sind, kaum Beachtung geschenkt. Es wird häufig einfach Universalität postuliert, ohne die Möglichkeit einer kulturellen Generierung in Betracht zu ziehen. Kognitionspsychologen für die anspruchsvolle Frage nach der Spannbreite kultureller Variabilität zu sensibilisieren, ist eine Aufgabe, für die keine Disziplin besser als die Ethnologie geeignet ist. Sie hat den privilegierten direkten Zugang zum Fundus ethnographischer Daten und damit zu der Vielfalt menschlicher kultureller Besonderheiten.

Literaturempfehlungen

Themen

  • Historischer Abriss der Kognitionsforschung oder: Wie es seit den 50er Jahren sechs Disziplinen geschafft haben, neue Förderungsmittel aufzutun.
  • Wahrnehmung oder: Wie kommt die Welt in den Kopf?
  • Kategorisieren oder: Warum Ordnung im Kopf das Leben in der Welt erleichtert.
  • Gedächtnis und Mentale Representationen: wie ist die Welt in unserem Kopf organisiert?
  • Methoden zur Erfassung von Wissen oder: Wie kann ich das Wissen aus dem Kopf wieder heraus bekommen?
  • Erwerb von räumlichen Wissen oder: Wie finde ich mich in der Welt zurecht?
  • Denken und Problemlösen oder: Wie komme ich weiter, wenn ich nicht mehr weiter weiß?
  • Emotionen oder: Warum unsere Lebensbewältigung mit Kognitionen alleine nicht zu schaffen ist.
  • Kulturelle Modelle, Scripts und Schemata oder: Warum die Welt im Kopf eine verzerrte Welt darstellt.
  • Kultur, Sprache, Kognition: Grundlegende Gedanken über ein komplexes Wechselspiel.

Ein detaillierter Veranstaltungsplan wird zu Beginn des Seminars ausgegeben.

Seminarunterlagen online

  • Folien "Geschichte der Psychologie" liegen als PDF-File GeschichteFuerEthno.pdf [2.5 MB, 45 Seiten] vor (21.4.2005)

  • Folien "Methoden der Psychologie" liegen als PDF-File MethodenFuerEthno.pdf [1.6 MB, 58 Seiten] vor (21.4.2005)

  • Folien "Wahrnehmung" liegen als PPT-File 050512_Wahrnehmung.ppt [5.5 MB, 72 Seiten] vor; Autorinnen und Autoren: Lena Haubold, Ellen Hexges, Christian Johannsmann, Stefanie Kloock (12.5.2005)

  • Folien "Kategorisieren" liegen als PPT-File 050519_Kategorisieren.ppt [9.1 MB, 42 Seiten] vor; Autoren: Christoph Cyranski, Kjell Kühme, Lothar Zauner (19.5.2005)

  • Folien "Gedächtnis" liegen als PPT-File 050602_Gedaechtnis.ppt [2.0 MB, 158 Seiten] vor; Autorinnen: Ulrike Bürger, Maren Schulte, Sandra Müller, Heide Oesterle (2.6.2005)

  • Folien "Emotionen" liegen als PPT-File 050616_Emotionen.ppt [1.3 MB, 78 Seiten] vor; Autorinnen: Jenny Schwarzkopf, Katja Zacharova, Anna Müller, Patricia Seidel (21.6.2005)

  • Folien "Problemlösen" liegen als PPT-File 050623_Problemloesen.ppt [3.5 MB, 118 Seiten] vor; Autorinnen und Autoren: Christiane Bentz, Marina Blum, Benjamin Hepe, Daniel Schäufele, Maja Razmadze (21.6.2005)

  • Folien "Ego- versus Geozentrismus und sprachliche Relativität" liegen als PPT-File 050630_Sprachliche_Relativitaet.ppt [0.4 MB, 79 Seiten] vor; Autorinnen und Autoren: Lena Heinzmann, Melanie Kögel, Kristina Manz (29.6.2005)

Evaluationsangaben zum Seminar finden auf der Seite Evaluation der Lehre.

 
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Zuletzt bearbeitet am 14.07.2005 von JF.