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Die Gebäude des Psychologischen Instituts 

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Der Friedrichsbau in Heidelberg

(heute Sitz des Psychologischen Instituts der Universität Heidelberg)

Friedrichsbau Heidelberg

Bei Eröffnung der Anatomie (1849) stand noch die Dominikanerkirche. In deren Erdgeschoss zog nun die von Leopold Gmelin geleitete Chemie ein. Der Chor der Kirche blieb Hörsaal. Auch Bunsen hat dort ab 1852 gelehrt. Der Kirche waren zur Hauptstraße hin zwei kleinere Räume vorgebaut. Sie reichten auf den ehemaligen kleinen Klosterfriedhof hinaus. Diese Räume benutzte Bunsen als Schreib- und Arbeitszimmer. Von dort aus plante er den Neubau des Chemischen Instituts an der Akademiestraße. An die Stelle der Klosterkirche und der Klostergebäude trat der 1861 bis 1863 von Heinrich Lang, einem Schüler Hübschs, errichtete spätklassizistische Friedrichsbau, der seinen Namen nach dem damals regierenden badischen Großherzog Friedrich I. erhielt. Es ist das im Mittelteil dreistöckige Gebäude mit den zweigeschossigen Flügeln und den eingeschossigen Seitenbauten zur Hauptstraße hin, das wir heute noch vor uns haben. Am gefälligsten wirkt an ihnen das Rundbogenportal, mit dem auf kräftigen Konsolen ruhenden Balken darüber und dessen Türe, die von einem Dreiecksgiebel bekrönt wird. Auffällig sind sowohl die aus den Gebäudeflügeln vortretenden Risalite wie die doppelten Gesimsbänder, die in Höhe des Fußbodens und der Fensterbänke über das ganze, 25 Achsen breite Gebäude verlaufen.

Anatomiegebäude und Friedrichsbau stellen nach dem Weinbrenner-Bau des Marstalls die nachhaltigste Universitätserweiterung im 19. Jahrhundert dar. Bedingt durch den Aufschwung der Naturwissenschaften und deren Expansionsdrang bildete sich mit diesen Neubauten, die südlich der Hauptstraße durch das Chemische und das Physiologische Institut noch fortgesetzt werden, in der vorderen Altstadt ein neuer Schwerpunkt der Universität heraus. In den Friedrichsbau zogen 1865 das Pharmakologische, Mineralogische und das Physikalische Institut ein. 50 Jahre später wurde für die Physik ein eigener Neubau an der Albert-Überle-Straße jenseits des Neckars errichtet. Alle diese Institute und auch die anderen an der Akademiestraße litten unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg "bei der derzeitigen Frequenz der Universität und wegen des heutigen Standes der Forschung" so sehr unter Raummangel und waren in Bau und Einrichtung so veraltet, dass bereits 1912 konkrete Überlegungen zur Verlagerung ins Neuenheimer Feld mit Plänen publiziert wurden. Es mussten noch einmal 50 Jahre vergehen, bis diese Planungen halbwegs realisiert waren. Inzwischen hat das Psychologische Institut nicht nur die Alte Anatomie, sondern auch den gesamten Friedrichsbau in Besitz genommen.

Von der Hauptstraße aus war das Gebäude der Anatomie nie zu sehen. Erst wurde es von der Dominikanerkirche, dann vom Friedrichsbau verdeckt. Dennoch haben die Heidelberger den Freiraum vor dem Friedrichsbau immer "Anatomiegarten" genannt. Wer sich im Freicafé vor dem rechten Seitenflügel des Friedrichsbaus niederläßt, sitzt genau dort, wo sich einst der Chor der Dominikanerkirche und danach in diesem Chor das "Theatrum Anatomicum" befunden hat. Bis zur Hauptstraße erstreckte sich der Friedhof des Klosters.

(Alle Angaben nach Günter Heinemann: "Heidelberg". Heidelberg: Verlag Brigitte Guderjahn, 3. Auflage 1996. Die wiedergegebenen Texte entstammen den Seiten 412 - 415. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung vom Verlag.)