Titel
Generisch intendiert, spezifisch interpretiert – Führt das Generi- sche Maskulinum zu einem Male Bias in der Interpretation von Bildern und gleicht der Genderstern diesen aus?
AutorInnen
Lotov, S., Bewersdorff, P., Katharina Eizenhöfer, E.
Abstract
Das generische Maskulinum wird im Deutschen als geschlechtsübergreifende Form verwendet. Einige Studien zeigen jedoch, dass es einen Male Bias begüns- tigt, also eine stärkere kognitive Repräsentation von Männern gegenüber ande- ren Geschlechtern. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob dieser Effekt auch bei der Bewertung von Bildern vorliegt. In Anlehnung an Körner et al. (2022) sahen die Teilnehmenden zunächst einen Satz im generischen Maskuli- num oder mit Genderstern und bewerteten anschließend ein Bild (nur Männer, nur Frauen oder gemischt) hinsichtlich der Passung zum vorangegangenen Satz. Die Hypothesen, dass bei Sätzen im generischen Maskulinum die Bilder, die nur Männer zeigen eher als passend und schneller bewertet werden, konnten nicht bestätigt werden. Auch die Hypothese, dass die Nutzung des Gendersterns die Reaktionszeit bei der Bewertung von Bildern mit beiden Geschlechtern ver- kürzt, konnte nicht bestätigt werden. Eine mögliche Erklärung hierfür ist die Homogenität der Stichprobe. Diese war sowohl bezogen auf das Geschlecht als auch bei Bildung, Alter und Vertrautheit mit Gendern hoch. Außerdem könnte der Versuchsaufbau eine serielle Suche als Entscheidungsprozess für die Bewer- tung des Bildes begünstigt haben. Dadurch könnte der Fokus der Versuchsper- sonen nicht nur auf den Personen und deren Geschlecht, sondern auch auf dem Hintergrund und der Tätigkeit liegen. Zusätzlich lassen der Verlauf der Re- aktionszeiten und die Anzahl der Missings vermuten, dass die Aufmerksamkeit der Versuchspersonen über das Experiment abgenommen hat. Dies könnte ebenfalls zu Verzerrungen geführt haben.
Schlagworte
Bild-Bewertung, Male Bias, Reaktionszeit