(8) Entwicklung und Validierung einer Skala zur Erfassung der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz (SPARK) sowie einer computerunterstützten Ökonomieversion (WinSPARK)

SPARK

Die beschriebenen Forschungsergebnisse sollen in einem Training zum Umgang mit unintegrem Argumentieren umgesetzt werden. Für die Evaluation des Trainings werden Instrumente benötigt, die trainingsbedingte Prä-Post-Unterschiede erfassen. Als ein entsprechendes Instrument wurde die ‘Skala zur Erfassung der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz’ (SPARK) entwickelt (Flender, Christmann, Groeben & Mlynski 1996). Unter passiver argumentativ-rhetorischer Kompetenz verstehen wir die Analyse- und Kritikfähigkeit in bezug auf argumentative, rhetorische, argumentationslogische und interaktive Merkmale. Zur Erfassung dieser vier Kompetenzaspekte enthält SPARK Aufgaben, die folgendes beinhalten: 1. die Identifikation und Benennung von argumentativen Regelverletzungen (Strategien unintegren Argumentierens), 2. das Erkennen rhetorischer (nach Expertenurteil argumentationsrelevanter) Stilfiguren, 3. die Einschätzung von Plausibilität und Relevanz potentieller weiterer Argumente sowie 4. die Identifikation von konfrontativen Sprecher/innen-Äußerungen einerseits und das Erkennen von gemeinsam geteilten Argumenten andererseits. SPARK liegt in zwei inhaltlich parallelen Versionen vor, die jeweils fünf konstruierte Argumentationsszenarien zu einem der beiden folgenden Themen enthalten: „Macht Fernsehen aggressiv?" (Version A) bzw. „Ist Intelligenz angeboren?" (Version B). SPARK wurde kriteriumsorientiert unter dem vorrangigen Aspekt der inhaltlichen Validität entwickelt und an 116 Personen unterschiedlicher Berufs- und Altersklassen auf der Grundlage eines cross-over-Designs mit einem Intervall von vier Wochen überprüft. Die Auswertung erfolgte nach Prinzipien der klassischen Testtheorie.

Die Ergebnisse sprechen insgesamt dafür, daß die inhaltsvalide Abbildung des vielschichtigen Konstrukts der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz gelungen ist. Mit einer Korrelation von .75 lassen sich beide Versionen A und B grundsätzlich für Wiederholungsmessungen verwenden. Im Unterschied zu den Gesamtversionen interkorrelieren Dimensionen und Szenarien eher gering. Dies läßt sich jedoch auf deutliche Schwierigkeitsunterschiede zurückführen, die in der Mehrzahl der Fälle inhaltlich begründbar und methodisch durchaus erwünscht sind, da SPARK als Niveautest auf unterschiedlichen Kompetenzniveaus differenzieren soll. Weiteren Ergebnissen zufolge bestehen hinsichtlich der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz deutliche (und erwartbare) Einflüsse von Schulbildung und rhetorischen Vorkenntnisse, jedoch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Insgesamt ermöglichen es die detaillierten Auswertungen, SPARK vollständig oder aber in Teilen zu verwenden.

WinSPARK

Mit Blick auf den erheblichen Umfang von SPARK einerseits sowie die unter Aspekten der ökologischen Validität problematische Möglichkeit des freien Blätterns andererseits wurde eine computerunterstützte Fassung (WinSPARK) entwickelt (Flender 1997). Diese beschränkt sich auf den Aspekt der ‘argumentativen Kompetenz’ und sieht dabei im Unterschied zur Papier-Bleistift-Fassung vor, daß argumentative Regelverletzungen innerhalb einer angemessenen Zeit und ohne die Möglichkeit einer späteren Korrektur identifiziert und benannt werden. Sämtliche Antworten werden automatisch erfaßt und einschließlich der berechneten Punktzahlen und Bearbeitungszeiten (jeweils Gesamt- und Mittelwerte) in einer gesonderten Datenbank abgelegt. Die Entwicklung erfolgte nach einem partizipativen Software-Entwicklungs-Design, das die Erstellung und Evaluierung eines Drehbuchs sowie eines darauf aufbauenden (mit dem Entwicklungssystem ToolBook generierten) Prototypen beinhaltete. Ein Evaluationsschwerpunkt bestand dabei in der ausführlichen software-ergonomischen Optimierung durch Mitglieder der Anwendungszielgruppe.

Die abschließende Äquivalenzuntersuchung (N=63) erfolgte nach einem Test-Retest-Design mit einem Intervall von zwei Wochen. Dabei wurden die Papier-Bleistift- und die Computerfassung für jede der beiden inhaltlichen Versionen (A bzw. B) in ausbalancierter Reihenfolge zur Bearbeitung vorgelegt. In die Auswertung gingen zusätzlich die Resultate der Validierungsstudie zu SPARK ein. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören die hohen Übereinstimmungen bezüglich der Mittelwerte und Standardabweichungen, die nicht nur zwischen den Computer- und der Papier-Bleistift-Fassungen der jeweiligen Version (A bzw. B) bestehen, sondern darüber hinaus auch im Vergleich mit den entsprechenden Kennwerten aus der SPARK-Validierung. Weitere Ergebnisse, wie beispielsweise das Fehlen geschlechtsspezifischer Unterschiede, konnten repliziert werden. Demgegenüber bestehen im Vergleich beider Fassungen deutliche Unterschiede bezüglich der subjektiven Präferenz: Mehrheitlich bevorzugten die Untersuchungsteilnehmer/innen die Papier-Bleistift-Fassung. Dies läßt sich auf die wenigen in der Computerfassung realisierten (begründeten) Einschränkungen hinsichtlich der Bearbeitungszeiten und Blättermöglichkeiten zurückführen. Im übrigen wurde WinSPARK jedoch als sehr benutzungsfreundlich empfunden. Damit kann WinSPARK insgesamt als ökonomisierte und äquivalente Fassung der umfangreichen SPARK eingesetzt werden.

Publikationen

Flender, J. & Christmann, U. (1999). Entwicklung und Validierung einer computerunter-stützten Ökonomieversion der Skala der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz. Medienpsychologie. Zeitschrift für Individual- und Massenkommunikation. 11, 1, 21-37.

Flender, J., Christmann, U. & Groeben, N. (1999). Entwicklung und erste Validierung einer Skala zur passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 20 (4), 309-325.

Berichte des SFB 245 und Examensarbeiten

Flender, J., Christmann, U., Groeben, N. & Mlynski, G. 1996: Argumentationsintegrität (XVIII): Entwicklung und erste Validierung einer Skala zur Erfassung der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz (SPARK). Bericht Nr. 97. (129 S.).

Flender, J. 1997: Entwicklung und Validierung einer computerunterstützten Ökonomieversion der Skala der passiven argumentativ-rhetorischen Kompetenz (WinSPARK). Unveröff. Diplomarbeit am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg.


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