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Bericht zum Internet-Tutorium SS 1998

Internet-Tutorium SS 98

 vorgelegt am 27. 7. 1998 vonAngelika Wittig
 



Inhalt:

 

1 Ziele der Veranstaltung

1.1 Vermittlung von Medienkompetenz

1.2 Die Zielgruppe

2 Durchführung der Veranstaltung

2.1 Aufbau und Organisation

2.2 Inhalte der themenzentrierten Plenarveranstaltungen
 

2.2.1 Literaturrecherche/ Suchmaschinen

2.2.2 Jobsuche/ Berufsfelder der Zukunft

2.2.3 Newsgroups und Ethik-Fragen

2.2.4 Klinische Psychologie/ Psychotherapie

2.2.5 Experimentieren im Netz

2.2.6 MUDs

2.3 Das Chat-Projekt

3 Evaluation der TeilnehmerInnen

4 Kritische Reflexion

4.1 Fazit

4.2 Verbesserungsvorschläge und Ideen

Literatur

 


Internet-Tutorium SS 98

 

Im Sommersemester 1998 fand am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg zum ersten Mal ein ÎInternet-Tutoriumâ statt. Der vorliegende Bericht will in aller Kürze über Ziele, Inhalte, Verlauf und Ergebnisse der Veranstaltung informieren und Ideen und Verbesserungsvorschläge für nachfolgende Veranstaltungen dieser Art formulieren.

 
1 Ziele der Veranstaltung

1.1 Vermittlung von Medienkompetenz
 

Das Internet kann entsprechend der aktuellen und der zu erwartenden zukünftigen Entwicklung als eines der maßgeblich wichtigen Medien der Zukunft bezeichnet werden. Medienkompetenz, bezogen auf das Internet, wird von Batinic, Galais und Moser (1998, S. 126) verstanden als die Fähigkeit eines Menschen, "die für ihn relevanten Informationen im Medium ohne größere Umwege [ zu finden ...] und deren Qualität (unter anderem Aktualität, Informationsgehalt und Glaubhaftigkeit) sicher beurteilen [ zu können ...] ".

Eine so verstandene Medienkompetenz wird zukünftig vermutlich eine Schlüsselkompetenz sein, sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch im täglichen Leben. Dies gilt auch - und gerade - für PsychologInnen. Denn neben einem schnellen und umfassenden Informationszugang und Informationsaustausch bietet das Internet eine Fülle psychologiespezifischer Aspekte, die medienkompetenten PsychologInnen neue Berufs- und Forschungsfelder bieten werden. Hier sind z. B. zu nennen: Experimentieren im Netz; Therapie und Beratungsangebote Îonlineâ; das Internet als Kommunikationsmedium (aus sozialpsychologischer Sicht); das Internet als pädagogisches Medium (aus lernpsychologischer Sicht); das Internet als Informationsmedium (aus kognitionspsychologischer Sicht).

In diesem Sinne sollte das Internet-Tutorium psychologiespezifische Medienkompetenz vermitteln, d. h., die TeilnehmerInnen sollten Grundkenntnisse, Such- und Auswahlstrategien erwerben, für psychologierelevante Themen und Fragestellungen in diesem Bereich sensibilisiert werden und nicht zuletzt sollten Offenheit, Neugier, sowie die Fähigkeit und Motivation zum selbstgesteuerten Weiterlernen gefördert werden.

1.2 Die Zielgruppe

 
Ziel des Internet-Tutoriums war es, den Nutzerkreis am Psychologischen Institut zu vergrössern, um auf lange Sicht die breite Studentenschaft an das Internet heranzuführen. Die Hauptzielgruppe des Tutoriums waren deshalb Internet-Neulinge mit grundlegenden Kenntnissen im Umgang mit dem PC aber ohne jegliche Erfahrung mit netzbezogenen Aktivitäten. Ihnen sollten Einstiegshilfen gegeben und Berührungsängste genommen werden. Ein besonderer Schwerpunkt lag darauf, Frauen anzusprechen, da weibliche Personen bislang im Internet unterrepräsentiert sind.

Ein weiterer Grund für die Konzentration auf Internet-Neulinge war der Gedanke, daß das Internet auf unkundige Personen (sicherlich teilweise bedingt durch die polarisierende und sensationsträchtige Berichterstattung in Print- und Rundfunkmedien) oftmals den Eindruck eines unüberblickbaren Dschungels macht, dem man allenfalls als Informatik-Student oder Computer-Freak gewachsen ist. Manche Menschen meiden deshalb von vorneherein den Kontakt zu diesem Medium; anderen fehlen Strategien, die ungeheure Datenmasse in irgendeiner Form kontrollieren zu können, und oft wirft man die Flinte nach einigen frustrierenden Stunden der vergeblichen Suche nach einer vermeintlich Îkleinenâ Information ins Korn.

Hat man dagegen erst einmal einen gewissen Kenntnisstand bezüglich Netznutzung erreicht, setzen explizite und implizite Lernprozesse ein (vgl. Döring, 1998), mit dem Erfolg steigen Lust und Motivation, die erneuten Kenntnisgewinn nach sich ziehen. Kurz gesagt: Die ersten Schritte sind meistens die schwersten.

Wir wollten also diejenigen StudentInnen, die bereits Neugier und Spaß am Medium - und auch einige Kompetenz - entwickelt haben, ihren selbstgesteuerten Lernprozessen überlassen und stattdessen den AnfängerInnen ÎHilfe zur Selbsthilfeâ leisten.

 
2 Durchführung der Veranstaltung

2.1 Aufbau und Organisation
 

Entgegen unserer ursprünglichen Intention war die TeilnehmerInnen-Gruppe bezüglich ihres Leistungsstandes und Vorwissens sehr heterogen. Da wir vermeiden wollten, fortgeschrittene TeilnehmerInnen von der Veranstaltung auszuschließen, kam ein unregelmäßiger Wechsel von Kleingruppen- und Plenarveranstaltungen zustande. In den Kleingruppen, die im Computerraum des Instituts (CIP-Pool) stattfanden, wurden den ÎAnfängernâ praktische Hilfen gegeben, das ÎHandlingâ verschiedener Internet-Funktionen vermittelt und jede(r) Teilnehmende konnte die Schritte am eigenen PC mitverfolgen und selbst ausprobieren.

Die ÎFortgeschrittenenâ waren mit den ÎAnfängernâ zusammen zu den Plenarveranstaltungen eingeladen, wo psychologierelevante Aspekte des Internet auf einer eher theoretisch-informativen Ebene dargestellt wurden. Die Plenarveranstaltungen fanden in einem Hörsaal statt, wo die Möglichkeit bestand, den PC-Bildschirm per Beamer an die Wand zu projizieren.

Eine dritte Form der Veranstaltung waren drei Chat-Termine mit Psychologie-Studierenden anderer Universitäten unter der Leitung namhafter Internet-Experten im psychologischen Bereich (Nicola Döring, Ulf-Dietrich Reips, Ralf Ott, André Hahn, Joachim Funke).

Zusätzlich wurde eine tutoriumseigene Mailingliste eingerichtet, in der Informationsaustausch und Terminplanung stattfanden sowie erste Erfahrungen mit E-Mail gemacht werden konnten. Weiterhin wurden www-Seiten des Tutoriums erstellt, auf denen aktuelle Termine und Link-Sammlungen zu einigen der inhaltlichen Veranstaltungen zu finden waren.

Die Sitzungen bauten im einzelnen folgendermaßen aufeinander auf:
 

1: Begrüßung, Klärung von Fragen, Planung des Vorgehens aufgrund der heterogenen Gruppe

2: Kleingruppe im CIP-Pool: Vertrautwerden mit dem Novell-Netz-System, grundlegender Umgang mit dem Netscape Navigator (Bookmarks, URL-Eingabe, Einstellungen)

3: Kleingruppe im CIP-Pool: Netscape-Mail (mit vielen Übungen), Erklärung der Funktionen einer Mailing-Liste und Subskription aller TeilnehmerInnen in die tutoriumseigene Mailing-Liste Îstud-netâ

Sondertermin: IRC-Treff mit Psychologie-Studierenden aus Berlin und Zürich

4: Plenum zu den Themen ÎLiteraturrecherche im Internet/ Suchmaschinenâ

5: Kleingruppe im CIP-Pool: weitere Tips und Tricks im Netscape-Mail-Programm (Reply, verschiedene Verzeichnisse, ...), Klärung von Fragen und Problemen

6: Plenum zu den Themen ÎJobsuche/ Arbeitsmarktâ und ÎBerufsfelder der Zukunftâ

7: Plenum zu den Themen ÎNewsgroups/ Ethische Randbereiche des Internetâ

8: Moderierter Pre-Chat zum Thema ÎEmotionsausdruck und Emotionsvermittlung im Chatâ

9: Moderierter Haupt-Chat zum Thema ÎEmotionsausdruck und Emotionsvermittlung im Chatâ

10: Plenum zum Thema ÎKlinische Psychologie/ Psychotherapieâ, danach 30 min Kleingruppe im CIP-Pool: Klärung von Fragen und Problemen

11: Plenum zum Thema ÎPsychologisches Experimentieren im Netzâ, anschließend ca. 30 min Kleingruppe im CIP-Pool: Letztmaliges Umstellen der Profile

12: Plenum zum Thema ÎMUDs und deren psychologische Implikationenâ, danach ca. 30 min Kleingruppe im CIP-Pool: Netscape-Composer

13: 45 min Kleingruppe im CIP-Pool: Klärung letzter individueller Fragen und Probleme, an-schließend Abschlußplenum
 

2.2 Inhalte der themenzentrierten Plenarveranstaltungen
 

Für die Darstellung der nachfolgenden Themen wurden neben eigenem (Erfahrungs-) Wissen und aktuellen Internet-Recherchen als Literatur die Bücher von Krüger und Funke (1998) sowie von Batinic (1997) herangezogen.

2.2.1 Literaturrecherche/ Suchmaschinen

 
Im ersten Teil der Veranstaltung wurde exemplarisch an den www-Seiten des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI) gezeigt, wie die Online-Recherche von Büchern, Zeitschriften und Zeitschriftenartikeln sowie deren Standorten mithilfe verschiedener Datenbanken möglich ist. Auch der JASON-Dienst zur Online-Bestellung von Zeitschriften und Artikeln wurde vorgestellt.

Im zweiten Teil der Sitzung sprach Prof. Funke über die hervorragende Bedeutung von Suchmaschinen, um die Menge der im Internet vorhandenen Informationen sinnvoll handhaben zu können. Die Arbeitsweisen der Search Engines sowie die Existenz von Îintelligent agentsâ wurden erwähnt; als praktisches Beispiel diente die Meta-Suchmaschine der Universität Hannover.

2.2.2 Jobsuche/ Berufsfelder der Zukunft
 

Zunächst wurden drei psychologierelevante Internet-Jobbörsen vorgestellt: die Web-Seiten des Arbeitsamtes, den Online-Stellenmarkt der ZEIT und die über die DGPs verfügbaren Stellenangebote. Die unterschiedlichen Schwerpunkte der drei Jobbörsen wurden herausgestellt (so publiziert die DGPs fast ausschließlich Stellenangebote im wissenschaftlichen Bereich). Die Praktikumsbörse der DGPs für Psychologiestudierende fand gesonderte Erwähnung.

Im Anschluß daran stellte Prof. Funke mögliche Verbindungen des Internet mit Fachwissen und Interessengebieten von PsychologInnen, wie z. B. Markt- und Werbewirkungsforschung im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung des Internet, lern- und gedächtnispsychologisch gelungene Gestaltung von www-Seiten etc. Sofern sich PsychologInnen an solchen Punkten engagieren, können sich hier interessante neue Berufsfelder ergeben.

2.2.3 Newsgroups und Ethikfragen
 

Anfangs wurde die Möglichkeit vorgestellt, über den Server der Universität Heidelberg Newsgroups zu abonnieren; auch über die in diesem Bereich übliche ÎNetiquetteâ wurden die TeilnehmerInnen informiert. Über die durchaus diskussionswürdige Möglichkeit der Zensur von Newsgroups mit bestimmten Îunerwünschtenâ Inhalten und die Intransparenz des Umgangs damit gelangten wir zu den politischen und ethischen Randbereichen des Internet wie Pornographie oder Neonazismus. Die Problematik der momentan fast unkontrollierbaren Zugriffsmöglichkeit von Kindern und Jugendlichen auf solch einschlägige Internet-Seiten wurde ebenso diskutiert wie die Frage, ob Zensur in diesem Bereich der richtige Weg sein kann (und ob sie bei der weltweiten Vernetzung überhaupt ihren Zweck erfüllt).

Primäres Anliegen dieser Veranstaltung war, die TeilnehmerInnen in die Lage zu versetzen, die Dimension solcher Randbereiche im Vergleich zum gesamten Internet einschätzen zu lernen, zumal gerade diese oftmals verzerrt (entweder dramatisierend oder verharmlosend) dargestellt werden. Außerdem sollten die TeilnehmerInnen aufgefordert werden, ethisch und politisch fragwürdige Randbereiche des Internet im Auge zu behalten und einen verantwortungsvollen und offensiven Umgang damit zu suchen (d.h. weder Tabuisierung noch rigide Zensurbestrebungen).

2.2.4 Klinische Psychologie/ Psychotherapie
 

Themen dieser Sitzung waren Selbsthilfematerialien und Selbsthilfegruppen, die im Netz zu finden sind, Foren für den fachlichen Austausch unter TherapeutInnen, Selbstdarstellung von TherapeutInnen im Internet, Online-Beratungsangebote über E-Mail sowie Möglichkeiten und Grenzen für eine ÎPsychotherapie Onlineâ. Die Frage des Datenschutzes und der beruflichen Verantwortung von TherapeutInnen wurde gestellt und Vor- und Nachteile verschiedener (z.B. synchroner vs. asynchroner) Internet-Kommunikationskanäle bezüglich bestimmter Interventionsformen bzw. Klientengruppen dargestellt.

2.2.5 Experimentieren im Netz
 

Das Internet wurde als spannendes und komfortables Forschungsinstrument für PsychologInnen dargestellt, das eine ganz neue Dimension des Experimentierens (z. B. bezüglich interkultureller Fragestellungen) eröffnet und die Transparenz von Forschungsprojekten deutlich erhöhen kann. Allerdings bestehen bei Online-Untersuchungen empirischer oder experimenteller Art einige methodische Probleme, die bislang nicht immer befriedigend gelöst werden können (mangelnde Kontrollierbarkeit der Stichprobe, Selbstselektion der Versuchspersonen etc.). Umsetzungsmöglichkeiten experimenteller psychologischer Fragestellungen im Netz wurden anhand des Web-Labors von Ulf Reips (Zürich) veranschaulicht.

2.2.6 MUDs
 

Auf Wunsch einiger TeilnehmerInnen wurde eine kurze Einführung in die Welt der virtuellen Rollenspiele gegeben. Grund für diesen ÎExkursâ waren einige Gedanken aus dem Themenbereich ÎPsychotherapie Onlineâ gewesen, die die Erstellung klientenspezifischer MUDs betrafen. Zusätzlich wurde auf psychologische Implikationen von MUDs eingegangen wie Kommunika-tionsstruktur, Persönlichkeitsaspekte von MUD-Nutzern etc., zu denen jedoch bisher nur vereinzelte empirische Studien vorliegen.
 

2.3 Das Chat-Projekt
 

Auf Initiative von Ulf Reips (Zürich) entstand ein Chat-Projekt von Psychologie-Studierenden der Universitäten Heidelberg, Zürich und Berlin im Rahmen der jeweils vor Ort stattfindenden Internet-Lehrveranstaltungen. Es fanden insgesamt drei IRC-Treffen statt. Der erste Chat war offen und unmoderiert, diente dem gegenseitigen Kennenlernen, dem Vertrautwerden mit der speziellen Kommunikationsform im IRC-Kanal (viele parallele Themenstränge, Îaction descriptionsâ etc.) und der praktischen Übung.

Die beiden folgenden Chats sollten sich mit dem Thema ÎEmotionsausdruck und Emotionsvermittlung im Chatâ befassen, beide waren moderiert (der Pre-Chat von Nicola Döring, Berlin; der Haupt-Chat von Ulf Reips, Zürich). Um neben der in IRC-Channels üblichen Small-Talk-Ebene eine vertiefende inhaltliche Diskussion zu fördern, wurde versucht, größere thematische Stränge in Sub-Channels zu verlegen (Pre-Chat) bzw. Themen- und Fun-Channels zu trennen (Haupt-Chat). Der Erfolg beider Interventionsversuche zugunsten einer inhaltlich orientierten, weniger sprunghaften Diskussionsweise kann nur schwer beurteilt werden. Die Chat-Protokolle sollen jedoch demnächst noch mit inhaltsanalytischen Methoden detailliert ausgewertet werden, wovon man sich einen etwas objektiveren Blick auf das Projekt erhoffen kann.

Die Meinungen über das Chat-Projekt insgesamt gingen stark auseinander, was sich u.a. darin zeigte, daß die Teilnehmerzahl der teilnehmenden Heidelberger StudentInnen an den Chat-Treffen drastisch absank, die verbleibenden TeilnehmerInnen aber bis zum Schluß enthusiastisch bei der Sache waren.
 

3 Evaluation der TeilnehmerInnen
 

Am Ende des Semesters wurden den 14 Studierenden, die bis zum Schluß aktiv teilgenommen hatten, Evaluationsbögen zum Tutorium ausgeteilt. Davon kamen 11 Bögen zurück und wurden nach qualitativen und quantitativen Gesichtspunkten ausgewertet. Evaluationsbogen und ausführliche Auswertung sind im Internet unter der Tutoriumsseite zu finden. Hier seien lediglich in aller Kürze die wichtigsten Ergebnisse zusammengefaßt:

Bezüglich der Plenarveranstaltungen existierte ein starker Zusammenhang zwischen eingeschätzter Relevanz des jeweiligen Themas für die Psychologie und dem persönlichen Interesse an diesem Thema. Beides wurde für alle Themen hoch eingeschätzt (`X zwischen 4.09 und 4.73 auf einer 5-stufigen Skala), mit Ausnahme der MUDs, die mittelmäßige Werte erzielten (`X=3.10 bzw. 2.90). Das Tempo innerhalb der Kleingruppe wurde unterschiedlich beurteilt, es gab aber kaum extreme Aussagen.

Die Existenz der Mailingliste wurde durchweg als äußerst praktisch bewertet (`X= 4.70), die begleitenden www-Seiten wurden als sehr hilfreich erlebt (`X= 4.56). Bei den meisten TeilnehmerInnen herrschte der Wunsch vor, daß noch mehr Links auf diesen Seiten angeboten werden (`X= 4.13).

Bezüglich der praktischen Fertigkeiten im Umgang mit E-Mail, www etc. ist, v. a. bei den AnfängerInnen, ein hoher Kompetenzgewinn feststellbar. Auch der subjektive Lernerfolg war hoch (`X= 4.00).

Der Spaß am Tutorium war bei den meisten TeilnehmerInnen hoch und die Einstellung dem Internet gegenüber hat sich durchweg zum Positiven verändert ( `X=4.55). Der Motivationsversuch scheint also geglückt zu sein.

Negatives Feedback gab es kaum, lediglich eine Äußerung bezüglich des Chattens, eine Bemerkung, die Sitzordnung im CIP-Pool sei für Gruppenarbeit ungeeignet und eine Kritik am späten Abendtermin. Anregungen zur Verbesserung bezogen sich darauf, für die Kleingruppe Handouts zu verteilen, da man sich nicht alle Schritte so schnell merken könne, die in den Plena besprochenen Themen später in der Kleingruppe zu üben und zu vertiefen, und auf weitere Wunsch-Themen wie Scannen, Plug-Ins etc.
 

4 Kritische Reflexion

4.1 Fazit
 

Bei den TeilnehmerInnen, die den Evaluationsbogen ausfüllten, kam die Veranstaltung überwiegend sehr gut an. Erfreulich war v. a. auch der hohe Frauenanteil in der Veranstaltung. Man muß sich allerdings fragen, warum zum Schluß des Semesters von 26 TeilnehmerInnen nur noch 14 aktiv (davon 13 Frauen!) und 2 sporadisch Teilnehmende übrig waren. Am meisten fällt dabei auf, daß von 17 AnfängerInnen 12 bis zum Schluß aktiv dabeiblieben, von 9 Fortgeschrittenen dagegen nur 2. Das spricht dafür, daß die AnfängerInnen deutlich mehr vom Tutorium profitieren konnten, was ja auch unsere Intention war. Die Fortgeschrittenen waren wohl phasenweise unterfordert und außerdem nur sporadisch (während der Plena und Chats) eingebunden, so daß hier die Absprungquote höher war. Nachdem wir also anfänglich den Ausschluß von fortgeschrittenen TeilnehmerInnen vermieden hatten, stellte sich doch bis zu einem gewissen Grad eine Înatürliche Selektionâ entsprechend unseres Focus auf die Anfänger ein.

Die Struktur der Veranstaltung mit der Mischung aus Kleingruppen und Plena war gelungen und kann beibehalten werden. Leider ging in den Kleingruppensitzungen oft sehr viel Zeit damit verloren, daß im eben erst geschaffenen Novell-Netz des Instituts noch häufige Änderungen vorgenommen werden mußten. Zwischenzeitlich änderte sich der Zugriff auf das eigene Profil fast wöchentlich, was immer wieder zu Verwirrung führte. Mit Startschwierigkeiten dieser Art ist aber glücklicherweise für zukünftige Veranstaltungen nicht mehr zu rechnen.

Das Chat-Projekt sollte m. E. ebenfalls wiederholt bzw. weitergeführt werden, muß aber überdacht werden. Es gab durchaus positive Ansätze und Entwicklungen, aber auch Schwierigkeiten, z. B. unverhältnismäßig hohe Fun- und geringere inhaltliche Anteile; der Einbruch der Teilnehmerzahl an diesen Terminen sollte als Indiz gelten, daß dieses Projekt noch nicht hundertprozentig befriedigend verlief.
 

4.2 Verbesserungsvorschläge und Ideen
 

Zwei der Anregungen der TeilnehmerInnen sollten in nachfolgenden Veranstaltungen auf jeden Fall aufgegriffen werden: Das Austeilen von Handouts zu den Kleingruppensitzungen und die Verknüpfung einer Plenarveranstaltung mit einer nachfolgenden Kleingruppe, in der die besprochenen Themen vertieft und praktisch umgesetzt werden können. Bei der Durchführung mehrerer Tutorien wäre eine stärkere Trennung von Anfängern und Fortgeschrittenen wünschenswert, wobei das Tutorium weiterhin die Îbreite Masseâ der Studierenden und nicht die Internet-Experten ansprechen sollte.

Die MUDs sind wohl kein vorrangig wichtiges Thema und können zukünftig evtl. vernachlässigt werden.

Die subjektiv sehr unterschiedlichen Betrachtungsweisen des Chat-Projekts, die momentan vorherrschen, werden möglicherweise maßgeblich durch eine grundsätzliche Begeisterungsfähigkeit speziell für diesen Kommunikationskanal und die Lust am Small-Talk (oder das Fehlen derselben) mitbestimmt. Die Chat-Termine sollten deshalb vielleicht verteilter stattfinden, um den TeilnehmerInnen, die daran weniger Interesse haben, mehr Kontinuität zu bieten. Ansonsten sollte man - gerade bezüglich der Chats - mit frischer Energie, neuen Ideen und viel Spaß ins kommende Semester starten.

 
Literatur:
 

  • Batinic, Bernad (Hrsg.) (1997). Internet für Psychologen. Göttingen: Hogrefe.
  • Batinic, Bernad, Galais, Nathalie & Moser, Klaus (1998): Ein neues Berufsfeld für Psychologen: Vermittler von Medienkompetenz. In Thomas Krüger & Joachim Funke (Hrsg.), Psychologie im Internet. Ein Ratgeber für psychologisch interessierte User (S. 124-132). Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
  • Döring, Nicola (1997): Lernen und Lehren im Internet. In Bernad Batinic (Hrsg.), Internet für Psychologen (S. 359-393). Göttingen: Hogrefe.
  • Krüger, Thomas & Funke, Joachim (1998): Psychologie im Internet. Ein Ratgeber für psychologisch interessierte User. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
 


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Zuletzt bearbeitet am 03.12.2003 von JF.