Projekt "Energiemanagement"

der Universität Heidelberg

am Psychologischen Institut



 

Über die sieben Lichtlügen

 

Zum Thema Beleuchtung kursieren -- vom Laien bis zum Elektrofachmann -- einige weitverbreitete Vorstellungen, die in bezug auf die moderne Beleuchtungstechnik grundfalsch sind. Die Aussagen beziehen sich auf moderne stromsparende Fluoreszenzlampen (z.B. Kompaktleuchtstofflampen und Dreibandenlampen). An dieser Stelle soll deshalb einmal mit den größten Vorurteilen aufgeräumt werden. Das Gesagte gilt ebenso für Leuchtstofflampen ("Neon-Röhren") neueren Typs.



Behauptung 1:


"Einschalten von Fluoreszenz-Lampen (FL) braucht mehr Energie als eine Stunde Betrieb."



.. und so ist es:

Das Einschalten verursacht keinen Mehrverbrauch an Energie, Abschalten bringt immer eine Energieeinsparung. In der kurzen Zündzeit von rund einer Sekunde würde ein derartiger Energieverbrauch -- wie oben behauptet -- zum Beispiel bei einer 36-Watt-Lampe eine Leistung von 130.000 Watt verursachen; das würde sofort die Hauptsicherung eines ganzen Gebäudes zum Schmelzen bringen.



Behauptung 2:


"Häufiges Schalten von FL-Lampen verkürzt die Lebensdauer massiv."

.. und so ist es:

Bei qualitativ guten Lampen (mit elektronischem Vorschaltgerät und Warmstart) liegt die Lebensdauer bei 12.000 Stunden, wenn die Lampe im Dauertest jeweils nach 15 Minuten für fünf Minuten aus- und dann wieder für 15 Minuten eingeschaltet wird. Im normalen Büroalltag bedeutet dies zum Beispiel neun Jahre Lebensdauer, wenn täglich 16 mal das Licht an- und abgeschaltet wird. (Angaben: Philips)



Behauptung 3:


"Fluoreszenzlicht flimmert."

.. und so ist es:

Moderne Leuchten sind mit elektronischen Vorschaltgeräten ausgerüstet. Diese bringen die Röhre mit einer Frequenz von 40.000 Hertz zum Leuchten. Das menschliche Auge nimmt Schwingungen nur bis 60 Hertz wahr. Alte Röhren oder auch Fernsehgeräte werden lediglich mit 50 Hertz betrieben; das liegt unter der Empfindlichkeitsschwelle des menschlichen Auges, deshalb nehmen wir Flimmern wahr.



Behauptung 4:


"Fluoreszenzlicht wirkt kalt und matt."

.. und so ist es:

Es gibt verschiedene Lichtfarben und Lichtspektren bei FL-Lampen. In vielen öffentlichen Gebäuden oder am Arbeitsplatz werden zum Teil aus Kostengründen oder auch aus Unwissen mindere Qualitäten und/oder grelle Lichtfarben eingesetzt. Mit sogenannten 3-Banden-Lampen und Lichtfarbe "warmweiß" oder "extrawarmweiß" wird ein Licht erzeugt, das bezüglich Farbwiedergabe vom Glühlampenlicht nicht unterschieden werden kann.



Behauptung 5:


"Fluoreszenzlampen kann man nicht dimmen."

.. und so ist es:

Die Helligkeitsregulierung ist auch mit FL-Lampen möglich. Die entsprechenden Geräte sind am Markt erhältlich, aber aufgrund der kleinen Stückzahlen zur Zeit noch relativ teuer. Dies könnte sich in absehbarer Zeit ändern.



Behauptung 6:


"Fluoreszenzlampen sind teuer."

.. und so ist es:

FL-Lampen sind zwar in der Anschaffung teurer als konventionelle Glühlampen, sie sind aber bezüglich der Betriebskosten sehr viel günstiger. Die gesamten Kosten sind sind bei Fluorezenz-Lampen deutlich geringer. Zum Beispiel spart man etwa 142 Mark, wenn man eine 60-Watt-Glühlampe durch eine Energiesparlampe ersetzt -- über die Lebensdauer der Lampe hinweg gerechnet. (Euro= DM/1,95583)




Glühlampe



FL-Lampe

Anschaffungspreis

1 Mark

15 Mark

Leistung

60 Watt

11 Watt

Lebensdauer (Stunden)

1.000

10.000

Energiekosten
für 10.000 Stunden Betrieb

180 Mark

30 Mark

Gesamtkosten

190 Mark

48 Mark

Einsparung

-

142 Mark

Bezug: Haushaltsstrom 0,30 Mark pro kWh



Behauptung 7:


"Niedervolt-Halogenlampen sind Sparlampen."

.. und so ist es:

Der Begriff "Niedervolt" bedeutet nicht wenig Energie. Diese Lampen werden zwar mit einer niedrigen Spannung (meist 12 Volt), dafür aber mit hoher Stromstärke betrieben (deshalb sind die Leitungen so dick). Eine 50-Watt-Halogenlampe hat zwar eine um etwa 50 Prozent höhere Lichtausbeute als eine gleich helle Glühlampe, ist daher um den Faktor drei schlechter als eine entsprechende Kompakt-Fluoreszenzlampe.




 


Abschalten in den Pausen!

 

Zum Start einer Leuchtstofflampe ist kurzfristig eine erhöhte Zündspannung erforderlich. Während des Betriebs wird die Spannung dann auf ca. 110 V gedrosselt. Häufig hört man, dass allein der Startvorgang so viel Energie verbraucht, dass dadurch die Einsparung durch das Abschalten bei Pausenzeiten von 10 - 15 Minuten zunichte gemacht würde. Dies stimmt jedoch nicht! Beim Startvorgang wird (üblicherweise durch einen Glimmzünder) die Leuchtstoffröhre zunächst "kurzgeschlossen". Dadurch fließt der Strom durch die Lampenelektroden und heizt diese vor. Der Starter unterbricht dann diesen Vorheiz-Stromkreis, wodurch im Vorschaltgerät (Spule) eine Spannungsspitze induziert wird, die ausreicht, um den eigentlichen Brennvorgang auszulösen. Dabei fließt der Strom durch die Gasfüllung der Röhre von einer Elektrode zur anderen. Der eigentliche Zündvorgang verbraucht keine zusätzliche Energie, da die Spannungsspitze von der Drosselspule bereitgestellt wird, wo sie "gespeichert" ist. Während dieses Vorganges ist die Stromzufuhr unterbrochen und kommt erst nach erfolgreichem Start des Brennvorgangs wieder in Gang. Lediglich während des Vorheizens der Elektroden fließt ein etwas höherer Strom, jedoch für maximal 2-3 Sekunden. Der Startvorgang verbraucht daher insgesamt nicht mehr Energie als der Betrieb der Lampe für maximal 10-15 Sekunden! An einer ausgedienten Leuchte, die mit einem Schukostecker ausgestattet wird, lässt sich dies auch einfach mit Hilfe des Strom-Messgeräts oder (genauer) mit einem Oszilloskop zeigen. Allerdings beansprucht der Startvorgang die Lampen und häufiges An- und Ausschalten setzt (besonders bei konventionellen Vorschaltgeräten und Glimmstartern) die Lebensdauer herab. Bei elektronischen Startern und Vorschaltgeräten tritt jedoch auch dieser Effekt kaum noch auf. Die Lampenhersteller stellen Kurven zur Verfügung, aus denen die Verkürzung der Lampenlebensdauer in Abhängigkeit vom Schaltrhythmus abgelesen werden kann. Bei bekannten Kosten für das Auswechseln der Lampen, für die neue Lampe sowie für den Strom kann man daraus die maximale Pausendauer ermitteln, ab der sich das Abschalten auch betriebswirtschaftlich lohnt. Bei für Schulen typischen Nutzungszeiten von 6 - 8 Std. pro Tag lässt sich daraus herleiten, dass auch bei ungünstigen Randbedingungen (bereits in der 5-Minuten-Pause das Ausschalten lohnen würde, auf jeden Fall jedoch in den großen Pausen. Plakate an der Tür können daran erinnern, oder es wird ein/e verantwortliche/r SchülerIn ernannt, der/die dafür zuständig ist.

 

Jedes noch so kurze Abschalten von Leuchtstofflampen spart Energie. Ab max. 5 Minuten lohnt sich das Ausschalten auch aus betriebs-wirtschaftlichen Gesichtspunkten unter Berücksichtigung der erhöhten Wartungskosten! Konsequentes Abschalten in allen Pausen kann den gesamten Stromverbrauch um 5 - 10% reduzieren!

 

 

Kontaktadresse: Joachim.Schahn@psychologie.uni-heidelberg.de

 

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Stand: Januar 2002