Erfahrungsbericht

Kopenhagen 4EU+, Summer semester 2025 (Master)

Vorbereitung, Planung und Bewerbung Ich habe mich rund ein Jahr vor meinem Auslandssemester beworben. Die Universität Heidelberg erwartet von ihren Studierenden relativ viele Unterlagen und ein Empfehlungsschreiben - fangt also früh genug an, die Unterlagen zusammenzustellen. Das war zwar sehr umständlich – den Aufwand aber auf jeden Fall wert. Im April habe ich dann meine Zusage erhalten. In meinem Jahr konnten sie alle Studenten annehmen, die nach Kopenhagen wollten - das war klasse. Die Kurswahlen fanden bei mir dann im Dezember 2024 statt. Deshalb: Schaut unbedingt schon bevor ihr nach Kopenhagen fahrt, regelmäßig in eure Uni-E-Mails, um keine Fristen zur Kurswahl zu verpassen. Wohnen Ich habe mein Zimmer über die Housing Foundation gemietet und in einem Shared Apartment in der Sigynsgade gelebt. Die Housing Foundation ist kein Teil der Universität, aber eine gemeinnützige Organisation die Zimmer und Wohnungen in Kopenhagen vermittelt. Alles ist gut organisiert, allerdings auch relativ teuer. Für deren Raumvergabe wurde ich automatisch angemeldet, als ich als Austauschstudent genommen worden bin. Die Zimmer werden dann an einem Tag gegen Ende November vergeben. Dabei bekommt man an dem Stichtag irgendwann einen Link, über den man sich dann ein Zimmer buchen kann. Es gilt: First come, first serve! Am besten blockt man sich also den Tag an dem der Link kommen soll, um bei der Zimmervergabe schnell einen Platz zu sichern. Ich habe in einer Dreier-WG gelebt und 715€ Miete pro Monat gezahlt. Meine Wohnung gefiel mir sehr gut, sie war zentral und für Kopenhagen nicht so teuer. Der Nachteil: Mit wem man zusammenlebt, ist Zufall – das kann gut gehen, muss es aber nicht. Außerdem leben in dem Wohnblock nicht nur Studenten, sondern vor allem Familien. Wenn ich mich mit Freunden treffen wollte, musste ich dadurch meist schon ein Stück fahren. Die meisten meiner Mitstudierenden lebten in den Engvej Studios (Einzelapartments nahe vom Strand, schön aber teuer), im Mariendalsvej (relativ zentrale WGs in Frederiksberg) oder im Signalhuset (auch WGs, aber relativ außerhalb, ähnlich teuer wie mein Zimmer). Studium in Kopenhagen Das „Spring“-Semester begann im Februar. Die Universität hat mehrere Standorte, die in der ganzen Stadt verteilt liegen. Besonders beeindruckt hat mich das Campusleben: Die Uni war jederzeit zugänglich und wurde durch Formate wie die Friday Bars (studentisch organisierte Veranstaltungen mit Musik und Getränken) zu einem echten sozialen Ort. Die Psychologie liegt am City Campus, in einem schönen alten Gebäudekomplex, in dem früher mal ein Krankenhaus war. Da ich mir aufgrund der strengen Regelungen vom KLIPP Master kaum etwas anrechnen konnte, habe ich nur eine Seminarclass in der Arbeits- und Organisationspsychologie von dem Department of Psychology belegt. Dieses Seminar war sehr gut strukturiert und inhaltlich spannend. In dem Kurs wurden die Studierenden durch kleine Präsentationen und Gruppendiskussionen aktiv miteingebunden – das gefiel mir sehr gut. In Dänemark sind Klausuren als Prüfungsformat eher unüblich, stattdessen musste man meist schriftliche Hausarbeiten abgeben. Zusätzlich zu diesem Kurs habe ich ein Seminar über globale Krisen vom Department of Anthropology und einen Danish Culture Course (DCC) besucht. Gerade die DCC kann ich empfehlen, hier werden im Laufe eines Semesters kostenfreie Exkursionen angeboten und man lernt viel über die dänische Kultur. Dabei kann man bei diesen Kursen auch einen Schwerpunkt auf nordische Mythologie und Architektur legen. Der Arbeitsaufwand von meinem DCC über nordische Mythologie hielt sich in Grenzen und der Kurs wurde sehr freundlich bewertet. Leben in Dänemark Das Leben in Kopenhagen ist sehr schön aber vor allem eins: teuer. Für ein Bier in einer Bar zahlt man meist zwischen 8-9 Euro, ein Kaffee in einem gemütlichen Café so 6 Euro. Im Auslandssemester war ich außerdem im Durchschnitt mehr unterwegs und habe dadurch mehr Geld ausgegeben als in Heidelberg. Meine Lebenserhaltungskosten waren ungefähr 50% höher als in Deutschland. Darauf sollte man eingestellt sein, wenn man ein Auslandssemester in Kopenhagen in Betracht zieht. Dazu kommt, dass mir die ERASMUS+ Förderung in meinem Jahr leider nur noch für drei Monate ausgezahlt wurde. Trotz der hohen Preise gibt es aber auch Wege, etwas zu sparen. In der Mensa am Südcampus gibt es ab etwa 13:40 Uhr 50 % Rabatt auf übrig gebliebenes Essen. Viele Dänen gehen außerdem zu sogenannten Community Dinners, etwa im Absalon oder im Studenterhuset, wo man für wenig Geld gemeinsam essen kann. Die Fortbewegung in Kopenhagen lief meist reibungslos und schnell. Viele Dänen bewegen sich in Kopenhagen mit dem Fahrrad fort. Für die weniger sportlichen unter uns gibt es die selbstfahrende Metro. Die Stationen sind über die ganze Stadt verteilt und du kommst im Nu zu deinem Ziel. In Dänemark nur Englisch und nicht Dänisch sprechen zu können, funktioniert sehr gut. Sogar mit älteren Dänen konnte ich gut kommunizieren. Das Wetter in Dänemark ist im Durchschnitt etwas kälter und regnerischer als in Heidelberg. Ab Mai gefiel es mir in Kopenhagen dann aber gut, die Stadt bekommt ein ganz anderes Flair und viele Hafenbäder laden zum Schwimmen ein. Zur Vernetzung mit anderen Studierenden kann ich nur das Erasmus Student Network (ESN) empfehlen. Das bietet gerade zu Beginn des Semesters viele Veranstaltungen an, in denen man leicht andere Austauschstudierende kennenlernen kann. Hier habe ich die meisten meiner Freunde gefunden. Fazit Insgesamt kann ich ein Auslandssemester in Kopenhagen für jeden empfehlen, der es sich leisten kann und möchte. Die Stadt und die Menschen haben mich sehr in ihren Bann gezogen. Nicht umsonst ist Kopenhagen 2025 zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt worden.