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Geschichte der Entwicklungspsychologie in Heidelberg

Überblick

8. 8. 2022, Psychologisches Institut, Heidelberg

Die folgenden Seiten sind wie jede Geschichtsschreibung nicht endgültig. Die weißen Flecken sind unübersehbar. Wenn wir sie dennoch im Netz zugänglich machen, so geschieht dies, weil wir hoffen, Hinweise, Ergänzungen und Richtigstellungen zu erhalten, die zur Geschichte der Entwicklungspsychologie in Heidelberg beitragen. Bitte bedenken Sie, dass viele der bislang genannten Kollegen/innen nicht nur im Bereich der Entwicklungspsychologie gelehrt, geforscht und publiziert haben.

Bitte nennen Sie uns deshalb nur Ergänzungen, die einen eindeutig entwicklungspsychologischen Bezug haben. Lassen Sie sich dabei wie wir bei der Nennung von Lehrveranstaltungen, Forschungsbeiträgen, Publikationen u. ä. - dies gilt insbesondere für die vorinstitutionelle und die Zeit, in der ein Ordinarius das Fach als Ganzes vertrat - von Schlüsselwörtern wie Jugend, Kindheit, Lebensalter u. ä. in den Veranstaltungstiteln leiten. Kennen Sie entwicklungspsychologisch relevante Publikationen, so nennen Sie bitte nur die, die in der Heidelberger Zeit der betreffenden Kollegen/innen entstanden sind. Bitte wenden Sie sich an uns:

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Entwicklungspsychologie in Heidelberg

Personen, Strukturen, Forschung und Lehrinhalte

Zur Geschichte eines Fachs am Psychologischen Institut der Universität

Heidelberg von 1926 - 2001 (Werner Kany unter Mitarbeit von Sebastian Töpfer, Friederike Eyssel, Yue Zhang & Bärbel Maier-Schicht)

Diese Kurzdarstellung der Geschichte des Fachs >Entwicklungspsychologie< an der Universität Heidelberg kann und will nur Eindrücke vermitteln. Mit der Konzentration auf die Entwicklungspsychologie, deren Herausbildung als universitäre Teildisziplin selbst Teil der Fachgeschichte der Psychologie an der Universität ist, bleibt sie selektiv. Umfassendere Darstellungen der Heidelberger Geschichte des Fachs bieten Klüpfel und Graumann (1986) oder Müller (2000).

Veranstaltungen psychologischen Inhalts zählten lange vor der Etablierung der >Psychologie< als Studienfach an einem eigens für dieses Fach zuständigen Institut zum Lehrkanon der Universität Heidelberg. Hierbei wurden gewiss auch entwicklungspsychologische Themen und Fragestellungen behandelt. In der >Medizinischen Fakultät< reichen die Vorläufer (entwicklungs-)psychologisch bedeutsamer Forschungs- und Lehranstrengungen am weitesten zurück, aber auch die Wurzeln in der Philosophischen Fakultät waren für die Etablierung des Fachs Psychologie in Heidelberg bestimmend. Wesentlich jedoch, insbesondere für die Institutsgründung, wurde neben der angedeuteten Präsenz psychologischer Inhalte in den Nachbarfächern, das Schicksal der >Psychologie< an der Handelshochschule Mannheim. Das dortige >Institut für Psychologie und Pädagogik< wurde 1933 aufgelöst, seine Bestände nach Heidelberg überführt. Hier gingen seine Reste weder in der Medizinischen (Psychiatrie), noch in der Philosophischen Fakultät völlig auf, sondern blieben Fremdkörper, die nach einem eigenständigen Fach und Institut drängten. Den entscheidenden Anstoß zur Institutionalisierung der Psychologie in Heidelberg lieferte schließlich die Verabschiedung der Diplomprüfungsordnung für Psychologie im Jahre 1941. Hiermit ergab sich auch für die Universität Heidelberg in Konkurrenz zu anderen Hochschulen die Notwendigkeit zur Einrichtung des Studienfachs Psychologie.

Geschichtliche Etappen bestimmen sich über die zugrundegelegten Ordnungsgesichtspunkte. Diese leiten die Segmentierung des Zeitkontinuums in Zeiträume. Für die Geschichte der Psychologie in Heidelberg und somit auch der Entwicklungspsychologie ergeben sich aus der hier gewählten Orientierung an den Ordinarien drei Etappen, wobei die erste in zwei Teiletappen zerfällt:

I. Etappe: >Psychologie ohne Institut und Ordinariat<

Die erste Etappe zerfällt in zwei Zeiträume: Im ersten gab es weder ein Ordinariat noch ein Institut (I/1), im zweiten kein Ordinariat, aber ein Institut für Psychologie (I/2).

(I/1) Zunächst ist die Geschichte der Entwicklungspsychologie in Heidelberg in die der Etablierung und Emanzipation des Fachs an der Universität eingebettet. In den Jahren von 1926 bis 1941 - der vorinstitutionellen und ordinariatslosen Zeit - wurde das Fach Psychologie allein von Willy Hellpach vertreten, der seit 1926 als außerplanmäßiger (Honorar-)Professor das Fach in Heidelberg vertrat. (Für die Dauer einiger Semester stand ihm Dr. Meyer aus Mannheim zur Seite.) Ergänzungen - auch entwicklungspsychologischen Inhalts - boten in ihren Lehrveranstaltungen die Nachbarfächern Psychiatrie und Pädagogik.

(I/2) Im WS 1943/1944 stoßen wir im Personal- und Vorlesungsverzeichnis der Universität Heidelberg unter dem Dach der Philosophischen Fakultät erstmals auf ein Psychologisches Institut.

Dieses wurde laut Universitätsakten bereits ein Jahr zuvor im WS 1942/1943 eingerichtet. Während des folgenden Jahrzehnts (WS 1942/1943 - SS 1952) war Willy Hellpach erster Institutsdirektor. Da seinem bereits 1941 vorgebrachten Antrag auf die Einrichtung eines Ordinariats nicht entsprochen wurde, vertrat das anderthalb Jahre später eingerichtete Institut kein ordentlicher Professor. Hellpach blieb nach seinem Ausscheiden 1950 dem Haus als außerplanmäßiger Professor bis zu seinem Tod im Jahre 1955 weiterhin verbunden.

II. Etappe: >Psychologie als >Ein-Mann-Unternehmen<

Anfang der fünfziger Jahre, nach der Übergabe der Institutsleitung an Hellpachs Assistenten W. Witte, beschloss die Universität die Einrichtung eines Ordinariats für Psychologie. Auf dieses wurde J. Rudert als erster Ordinarius für Psychologie in Heidelberg berufen. Er nahm seine Tätigkeit laut Vorlesungs- und Personalverzeichnis im SS 1952 auf. Fünfzehn Jahre lang wurde die Psychologie in ihrer Gänze zunächst von J. Rudert, ab 1963 von seinem Nachfolger C. F. Graumann und ihren jeweiligen Mitarbeitern vertreten. Beide - wie auch ihre Mitarbeiter - boten in dieser Zeit stets Lehrveranstaltungen mit entwicklungspsychologischen Inhalten.

III. Etappe: >Psychologie mit Institut und mehreren Ordinariaten<

Mitte der sechziger Jahre beginnt eine Zeit, in der die inhaltliche Differenzierung des Fachs personellen Ausdruck findet: Dem bereits bestehenden Ordinariat, das aufgrund C. F. Graumanns Forschungsschwerpunkten und -interessen den Part der >Sozialpsychologie< übernimmt, werden weitere Lehrstühle zur Seite gestellt: >Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie<, >Klinische Psychologie<, >Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung<, >Allgemeine Psychologie und Psycholinguistik<. Während die Leitung des Instituts bislang Aufgabe des einzigen Ordinariats war, wechseln sich nun die Ordinarien als Geschäftsführende Direktoren ab. Den Ruf auf den als erstes geschaffenen zweiten Lehrstuhl >Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie< erhält 1968 F. E. Weinert. Nach seinem Wechsel zum MPI München wird M. Waller 1983 als sein Nachfolger berufen. Beide bieten gemeinsam mit ihren Mitarbeitern in den folgenden Jahren ein breites Spektrum entwicklungspsychologischer Lehrveranstaltungen und Aktivitäten.

Die Informationen dieser Webseiten sind folgendermaßen geordnet:

Im Wesentlichen orientieren wir uns an Personen - vor der Zeit des eigenen Lehrstuhls für Entwicklungspsychologie an den Direktoren des Hauses (W. Hellpach, J. Rudert, C.F. Graumann), nach der Einrichtung des Ordinariats für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie an den diesen Lehrstuhl vertretenden Ordinarien (F.E. Weinert, M. Waller ). Diese Personen bilden als „Informationskerne“ die oberste Informationsebene. Von diesen ausgehend können Sie jeweils auf eigenen Ebenen deren Lehre (für die Zeit des >Ein-Mann-Unternehmens< nur, insofern entwicklungspsychologisch relevant), ihre Mitarbeiter/innen, ihre Forschungsaktivitäten, die von ihnen (entwicklungspsychologisch) weiter qualifizierten Personen sowie Schlüsselpublikationen abfragen. Ergänzt werden diese Informationsebenen durch Lehraufträge und Gastvorträge.

In gleicher Weise sind die Informationen zu den Mitarbeitern/innen geordnet (Lehre, Mitarbeiter, Weiterqualifikationen, Forschungsaktivitäten). Sofern vorhanden wurden Links in das WWW eingerichtet, die den Zugang zu den Homepages ehemaliger Heidelberger/innen ermöglichen. Wer diese aufgreift, kann deren Heidelberger und weiteren Werdegang verfolgen. Ehemalige Mitglieder des Psychologischen Instituts können so ihre eigene (Heidelberger) Geschichte rekonstruieren, gegenwärtige sie weiterspinnen.

Wer mag, kann bevor er sich diesen fünf Personen zuwendet, die Reise mit Eindrücken von den Orten, an denen sie wirkten, beginnen.

Herrn Prof. (em.) Dr. M. Waller danken wir für die Überlassung von Hilfskraftmitteln.