|
|
|
|
KATHRINS ERFAHRUNGEN AM INSTITUT
Es ist Ende Juli. Das bedeutet
Prüfungszeit für alle Bachelor-Studenten. Bei einem
Gang durch die Universitätsbibliothek in Heidelberg sieht man
zu dieser Zeit leider nicht viel vom häufig angepriesenen
„lebendigen Geist“. Die meisten Studenten, unter
ihnen auch viele Psychologen, hocken vor ihren ausgedruckten
Power-Point-Folien und Zusammenfassungen und versuchen mehr oder
weniger verzweifelt für all die Fakten, Kennziffern und
Abläufe noch einen Platz in ihrem Kopf zu finden.
Mit dieser nicht besonders geistreichen Aufgabe, wird sich jeder
Bachelor-Student mindestens zweimal im Jahr für einige Wochen
bis Monate konfrontiert sehen. Dabei heißt es nicht auf
Verständnis zu setzen, sondern sich Wissen anzueignen, das
durch Multiple-Choice abgefragt werden kann. Bücher
müssen dafür nicht gelesen werden, sondern lenken
vielmehr davon ab, die Fakten in den Kopf zu bekommen.
Ich persönlich (als Bachelor Studentin im 5. Semester),
empfand diese Erfahrungen in der Lernzeit jedes Mal wieder
ernüchternd. Da lernt man jede Menge interessante Gebiete
kennen, hat aber niemals Zeit dazu, sich wirklich vertieft mit etwas
auseinanderzusetzen, sondern muss nur oberflächlich einige
Power-Point-Unterpunkte auswendig zu lernen. Zum Teil erlebe ich
– verglichen mit der Schulzeit – unter den
Studierenden eher einen Rückschritt an dem Willen, sich
instrinsich motiviert tiefergehend mit einem Thema zu
beschäftigen. Die Vorstellung, dass die klügsten
Köpfe diejenigen sind, die besonders gut und effektiv
auswendig lernen können und eben nicht die wertvolle Lernzeit
mit lesen „vergeuden“, hat sich bei vielen
Studierenden und Dozenten anscheinend schon durchgesetzt.
Und trotz dieser negativen Erfahrungen habe ich in der
diesjährigen „Bachelor-Evaluation“
angegeben, dieselbe Entscheidung (nämlich Psychologie in
Heidelberg zu studieren) wieder zu treffen. Das Auswendiglernen ist
zwar eine Hürde, die jedes Semester genommen werden muss,
allerdings lässt sich auch zusätzlich viel Positives
erwähnen. So ist in Heidelberg die Studentenzahl bei ca. 100
Studenten pro Jahrgang relativ klein, was dazu führt, dass man
sich untereinander gut kennt und auch in gutem Kontakt zu den
Dozierenden steht. Als besonders positiv erlebe ich dabei, dass der
Großteil der Dozierenden offen für neue Ideen und
Änderungswünsche (am Bachelor) ist. Zudem
wächst pro Semester die Anzahl der Freiheiten, wodurch es auch
möglich ist, eigenständig die Initiative zu ergreifen
und zusätzliche Seminare zu wählen, um dadurch dann
doch seinen individuellen Interessen nachzugehen. Dabei ist auch
festzuhalten, dass es durchaus viele sehr motivierte Dozierende gibt,
die in dem Seminaren bemüht sind, den Studierenden die
Möglichkeit zur interaktiven Wissensaneignung und Diskussion
zu ermöglichen.
Somit kann ich abschließend dazu ermutigen, sich von den
Erfahrungen der ersten Bachelor-Jahrgänge nicht abschrecken zu
lassen, sondern sich selber aktiv dafür einzusetzen, dass der
Bachelor-Studiengang stetig verbessert wird.
|
|