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MEINE ERFAHRUNGEN AM INSTITUT


Ich studiere in Heidelberg auf Diplom und bin gerade dabei, mein Studium abzuschließen. Studieren in Heidelberg heißt, sich zu hause fühlen zu können, aber heißt auch, mit einem stetigen Leistungsdruck umgehen zu müssen. Die familiäre Atmosphäre des Instituts korrespondiert mit der familiären Atmosphäre der Stadt. So müsste man schon ein gewisses Einsiedlertum leben, um nicht bald ständig bekannten Gesichtern zu begegnen. Diese Gesichter sind allerdings sehr homogen. Die Heidelberger Universität im Allgemeinen und das Psychologische Institut im Speziellen ziehen einen bestimmten Typ Mensch an, der ehrgeizig ist, auf Leistung wert legt, Karriere machen will. Natürlich generalisiere ich hier unrechtmäßig, aber in der Tat führen der Ruf der Stadt und die NC-Beschränkung vieler Fächer zu einer stark selektierten Studierendenschaft. Wer Vielfalt sucht, ist hier nicht unbedingt optimal aufgehoben. Natürlich ist jeder der Heidelberger Psychologiestudierenden einzigartig, aber die Gemeinsamkeiten sind hoch.

Ebenso hoch sind die Erwartungen aller an den Studienerfolg. Eine 2 vor dem Komma einer Prüfungsnote ruft großes Entsetzen bei allen Beteiligten hervor und wird mit Leidensmine berichtet. Wer ein Studium ohne Betonung auf Leistung sucht, ist hier nicht unbedingt optimal aufgehoben. Allerdings wird dann Psychologie als NC-anspruchsvolles Fach im Allgemeinen nicht der Königsweg sein. Ich als Diplomstudentin hatte die Möglichkeit, während meines Studiums in andere Fächer hinein zu schnuppern und mich breitgefächert weiter zu bilden. Den Bachelor-Studenten geht es vor allem in den ersten Semestern anders. Aber mit Eigeninitiative findet hier jede/r Studierende seinen/ihren Weg, da bin ich sicher. Was mir an der Heidelberger Psychologie gefehlt hat, war ein kritischer, stärker geisteswissenschaftlich-philosophischer Blick auf mein Fach. Psychologie wird in Heidelberg sehr quantitativ-naturwissenschaftlich gelehrt und erforscht. Qualitative Methoden spielen keine Rolle und theoretische Psychologie kann man überhaupt vergessen. Wer sich also kritische Reflektionen darüber wünscht, was den Menschen im Innersten zusammenhält, ist hier nicht unbedingt optimal aufgehoben. Ich persönlich mag im Großen und Ganzen diese empirisch-quantitative Herangehensweise und kann mit anderen Ansätzen, etwa der Psychoanalyse, oft wenig anfangen. Vielleicht ist das schon Teil der Sozialisation als Heidelberger Psychologie-Studentin, die meine Präferenzen geformt hat.

Mein Studium ist ein großer Teil meines Lebens, aber bei weitem nicht alles. Heidelberg bietet großartige Möglichkeiten, sich draußen in der Natur zu bewegen, zu klettern, zu biken, zu laufen. Die Pfalz ist nah und Frankreich auch. Heidelbergs kulturelles Angebot lässt manchmal zu wünschen übrig, aber schnell ist man im fast großstädtischen Mannheim – oder auf unserem Heidelberger Hausberg, dem guten alten Königsstuhl.





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